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  • Day 50

    Rettet den Kiwi

    January 5, 2019 in New Zealand

    Die letzte Nacht zählt definitiv nicht zu den besten, denn ich konnte nicht soo gut schlafen. Grund dafür war der in der Nase hängende Gestank der Plumpsklo's des Campingplatzes, welche zu den schlimmsten dieser Reise gehören. Beim toilettieren muss man unbedingt die Luft anhalten, ansonsten beißt es förmlich in der Nase. Und genau dieser Geruch geht mir auch nicht aus der Nase und hält mich sogar wach. Eine zweite Option für den Gestank war außerdem der Müll, der sich im Campervan mal wieder gesammelt hat und ich vergessen habe diesen rauszuschmeißen. Irgendwie habe ich dann schließlich doch noch in den Schlaf gefunden.

    Gegen halb acht wachten wir heute sehr gemütlich bei vorerst bewölktem Himmel auf. Nach dem Anziehen spielt Evi gleich wieder mit ihrem Puppenhaus, welches sie sich in einer leeren Pizzaschachtel aufgebaut hat aus zusammengesammelten Utensil: ein Schwamm ist darin das Bett, leere gefundene Nussschalen sind die Töpfe, Klopapier die Decken und eine leere Keksverpackung ist der Tisch, Muscheln die Stühle. Evelin ist so beeindruckend kreativ in meinen Augen!

    Wie bereits erwähnt, ist dieser Part des Nordens "Coromandel" der Südinsel sehr ähnlich - nicht nur in der hügeligen Landschaft mit Serpentinenstrecke, hier sind leider auch wenige Sandfliegen wieder unterwegs, einige hinterlassen mal wieder blutige Flecken.. und mir grauts schon jetzt vor dem nächsten Juck-Anfall 😧

    Evelin möchte nach unserem Haferbrei-Frühstück auf ihrer Terrasse im Busch heute gerne mal telefonieren. Da wir Papa zunächst nicht erreichen, sind erstmal Oma und Opa dran. Und Papa dann danach - Zack, nun ist es bereits halb zwölf #Huch 😅 Naja, es gab eben viel zu erzählen, von den Maori's bis zu geothermischen Wundern oder dem Puppenhaus natürlich.

    Ich wollte danach noch gerne zu einer Stelle hier am Fluss wandern, in dem man Dank einem großen Becken sogar gut schwimmen kann. Und nach 15 minütiger Wanderung dahin durch einen Palmen-Wald, waren wir am idyllischen Örtchen und ich entschied mich auch ohne Schwimmausrüstung und stattdessen in Unterwäsche spontan zu einem Tauchgang 😌

    Gegen 12:30 Uhr sind wir dann zurück am Auto gewesen und waren startklar für die Weiterfahrt. Natürlich führte auch der Rückweg wieder durch die besagten zwei Flussläufe von gestern, was irgendwie doch immer etwas abendteuerlich ist. Nach kurzer Fahrt über Schotterpiste, geht's erstmal in die Stadt, um unsere Gemüsevorräte im Supermarkt aufzufüllen. Beim aussteigen werde ich von einer Mama mit ihren zwei Kids angesprochen. Sie fragte mich woher ich komme und ob ich denn nicht wüsste, dass es in Neuseeland verboten ist, die Kinder samt Sitz vorne zu platzieren....... Natürlich habe ich mich unwissend gestellt und ich konnte mir noch eine Schilderung anhören, wie gefährlich das ist aufgrund dessen man den Airbag nicht ausstellen kann....... Ja nun, das war eine kleine Erinnerung an das war ich die ganze Zeit verdränge. Evi sitzt vorne, uns beiden gefällt es so viel besser... Und wir verunfallen ja sowieso nicht 🙌✊

    Anschließend wollte ich eigentlich an einen abgelegenen Strand fahren, allerdings mussten wir bereits vorher halten, denn der Anblick der Stadt "Tairua" war einfach zu schön! Die Fahrt ging weiter auf den vor uns liegenden Berg, mit wunderschöner Aussicht von da oben auf das tiefblaue Meer. Danach fahren wir wieder runter an die Strand-Fluss-Promenade und besuchen den dort gelegenen Spielplatz. Allerdings sind wir gar nicht darauf gegangen, sondern sind direkt vor zum Flussufer, um die Wassertemperatur zu testen. Hier gab es so viele tolle und vor allem kleine Muscheln, die uns in ihren Bann zogen. Toll war auch das angenehme Flusswasser und die windgeschützte Lage, sodass wir hier geblieben sind. Und dann fing Evelin im Stillen schon an rumzuwuseln, schob den Sand zusammen und sammelte eine verschiedenartige Muschelkollektion. Nach kurzer Zeit, in welcher wir unsere Kreativ-Seele baumeln ließen und einfach 'Machten' ohne groß Nachzudenken, hatten wir ein echt schönes Kiwi-Vöglein aus Sand und Muschel-Dekoration erschaffen. So schön der Anblick auch war, und selbst ein paar andere Kinder um uns herum unser Werk anstarrten und staunten, gibt es auch hier am Flussufer die unerbittliche Natur, welche nach der Ebbe die Flut nach sich zieht, und das Wasser sich Stück für Stück unserem Kiwi nähert. Evelin ist wild entschlossen der sich schnell anbahnenden Flut zu trotzen und so beginnt im Wettlauf gegen die Zeit der Kampf um den Erhalt unseres Werkes. Mit Sand baut Evi kleinere Mauern davor, welche natürlich ohne Rücksicht auf Verluste wegeschwemmt werden.. als nächste Maßnahme werden immer größere Steine angeschleppt und im Kreis um den Kiwi drappiert. Auch wenn ich das traurige Ende bereits kenne, schaue ich zu wie Evi versucht ihn vor dem Wasser zu schützen. Es dauert auch noch eine kleine Weile bis sie schließlich einsieht, dass das Wasser diesen Kampf gewinnt - Adios kleiner Kiwi-Kunstwerk-Kumpel. 🤗

    Am Ende waren wir bis 18 Uhr dort am Flussufer und haben mal wieder nicht gemerkt, wie die Zeit verfliegt und auch nicht mal was gegessen! Also auf geht's binnen 20 Minuten bei schönster Aussicht zum Campingplatz!
    Die tolle Küche hier mit all dem vielen Zubehör verleitet dazu, was aufwändigeres zum Dinner zu machen: es gibt Reis mit Fisch, Tomatensoße und Spiegelei - etwas zusammengewürfelt, aber Evelin haut sehr gut rein: "Es ist so verdammt warm, aber es schmeckt so gut!"

    Danach steht für mich natürlich das Abspülens auf dem Plan und Evi tollt in der Zeit auf dem Spielplatz. Ich dachte erst sie hätte Spielfreude dort gefunden. Allerdings kam sie wenig später rein zu mir und sagte, dass sie von den englischen Kids, die sie eh nicht versteht und sie zuplabbern, genervt ist.😅🤦‍♀️ Daraus resultiert bei ihr nun auch der Wunsch endlich mehr Englisch zu lernen. Mit Stift und Zettel gewappnet äußert sie dies also mir gegenüber und ich nehme Evi mit zum Wäsche-Waschen. Dort habe ich ihr zur Notiz der ersten englischen Wörter diktiert: I'm from Germany, I can't understand you.

    Zurück am Auto hat sie gebastelt und Märchen gehört, während ich unsere nasse Wäsche im Auto wieder verteile.
    Heute schlafen wir definitiv besser ein mit frisch-gewaschener-Wäsche-Duft in der Luft, statt dem Gestank von gestern!
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