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  • Day 373

    Farmleben in Costa Rica

    December 7, 2018 in Costa Rica ⋅ ⛅ 23 °C

    Hola zusammen und seid gegrüßt. ;)
    Nach so langer Zeit ist es auch mal wieder fällig ein neues Update von uns zu geben.

    Zu aller erst, ja es geht uns gut und wir sind gesund und munter!
    Der letze Bericht war noch aus Kolumbien. Wir hatten gehofft noch einen Gasteintrag zu bekommen, der unsere weiteren Erfahrungen aus Kolumbien widergespiegelt, aber das überspringen wir jetzt, sonst wird es zu viel.

    Von Kolumbien aus ging es für uns weiter über Panama bis nach Costa Rica, wo wir seit Anfang Oktober auch immer noch sind.
    Panama entpuppte sich für uns als nur ein kurzer Besuch. Wir haben uns die Hauptstadt Panama city angeschaut, waren am Surferstrand von Santa Catalina und sind dann noch bis nach Boquete gefahren. Alles sind ganz nette Orte, aber auch nichts besonderes aus unserer Sicht. Also haben wir nirgends mehr Zeit verbracht als es unbedingt notwendig wäre.
    Panama hatte für uns keinen besonderen Reisecharakter und hat uns auch nicht vom Hocker gehauen. Das bedeutete wir mussten uns neue Ziele stecken.
    Von Panama aus haben wir unseren vorerst letzten Workaway Job, in Costa Rica dieses Mal, gefunden.
    Eine besondere Erfahrung wie wir später merkten. Dies veranlasste auch unsere frühere Abreise aus Panama.

    Nächster Stopp Calle Leiva bei Turrialba.
    Hier erwartet uns eine 7 köpfige Familie, die ursprünglich aus den Staaten kommt, doch die Kinder sind hier geboren und kennen außer ihren Dschungel auch nicht viel mehr.
    Um die Familie stellvertretend kurz vorzustellen, da wären Juan (John) als Familienoberhaupt, Lara die Hauschefin, Marelin die Musikerin, Iyshin die oft Missverstandene, die Zwillinge Elias und Amado die den Laden hauptsächlich schmeißen und das Nestküken Lu, der öfter unter der Dominanz seiner Brüder etwas leidet.
    Die Familie lebt seit 17 Jahren hier im Dschungel und betreibt immer mehr ihrere eigene kleine Farm. Nein sie sind nicht komplett autark, aber viel mehr als die Meisten.
    So müssen sie auch noch Sachen wie gewisse Lebensmittel oder Kleidung von außen beziehen, das bedeutet auch sie müssen ihre Rechnungen bezahlen.
    Mittlerweile gibt es auch schon Strom, den sie bis vor 2 Jahren noch nicht hatten ^^
    doch das Häuschen in dem wir leben, wir haben nämlich unser eigenes kleines Häuschen, das ist immer noch ohne Strom. Dafür gibt es schöne Kerzenlicht Abende oder mal ein Lagerfeuer.
    Es kommt auch nur kaltes Wasser aus der Leitung, aber man gewöhnt sich dran...
    Internet gibt es hier auch keins, dafür müssen wir immer einen kleinen Spaziergang machen, um uns von einem WiFi Router etwas zu schnorren. Tut aber auch mal gut ohne den ganzen Tag vernetzt zu sein.
    Also wie ihr ahnt, wir leben recht spartanisch, dennoch fehlt es uns im Grunde an nichts.

    Die Umgebung ist wunderschön, sehr saftiges grün überall, total spannende Vögel oder Echsen zu sehen und etwas Abseits der Zivilisation.
    Wir haben einen großen Vulkan vor der Haustür und sind sonst von 3 Flüssen umgeben.
    Übrigens gab es in einer Nacht sogar ein Erdbeben wegen dem Vulkan, welches sich anfühlte als würde jemand am Bett draußen es schütteln, während man drin liegt.
    Aber keine Sorge nix ist passiert. Es war nach wenigen Sekunden auch wieder vorbei. Dennoch interessantes Gefühl, wenn der Boden unter deinen Füßen sich nicht mehr wie gewohnt oder erwartet verhält.
    Das Hauptgrundstück befindet sich etwas in einer Art Tal und ist von Weiden und Wälder drum rum umrundet, die ebenfalls der Familie gehören,dies wird aber mehr als Nutzfläche für die Tiere genutzt. In dem kleinen Tal befindet sich ein Fluss, der das Haus der Familie und unseres trennt.
    Unser Häuschen ist sehr schlicht gehalten. Es stehen drei Betten, ein paar Holzregale, ein Tisch und ein Badezimmer zur Verfügung. Vor unserem Haus haben wir eine Art kleine überdachte Terasse mit roten Ledersitzen, ein paar Säcken Zement, einer ausrangierten Waschmaschine und Feuerholz. Hier bereiten wir auch unser Essen am Wochenende über offener Flamme vor. Ein Steinwurf links von uns ist der Hühnerstall. Die Hähne stellen auf jeden Fall sicher, dass wir morgens nicht verschlafen, wenn sie uns mit ihren lieblichen krähen noch vor Sonnenaufgang wecken.
    Ansonsten schauen wir rundum nur in dicht gewachsenes Grün.

    Mit der Familie lebt nämlich eine Hand voll Kühe, einige Hühner und 7 Hunde. Also hier ist immer was los wie man sich vorstellen kann.
    Die Hunde sind Fluch und Segen zu gleich. Sie sind Top Alarmanlagen und beschützen einen hier immer, jedoch sind sie manchmal nachts von einem Opossom, anderen Hunden oder etwas anderem in Jagdstimmung und bellen wie Verrückte nachts. So bringen Sie regelmäßig irgendwas angeschleppt.
    Neulich hatten wir ein Opossum, davor ein Faultier und einen Tukan, alles wegen den Hunden hier. Nur der Tukan hat nicht überlebt, den Rest konnten wir vor schlimmeren Konsequenzen bewahren.
    Und als wir den Bullen und die Hühner schlachteten, haben sich die Hunde und die Geier über die Reste gestritten.
    Diese Geier sind echt riesig hier, lockere 1,5 m Flügelspannweite.
    Aber generell sind wir vom ersten Tag gewarnt worden, es gibt hier unter dem Holz und in den Gestrüppen sowohl Schlangen als auch Skorpione. Aus eigener Sicherheit Köpfen wir beides, wenn wir es vorfinden.
    Neulich ist Amado von einem Vespennest attackiert worden und weggerannt. Es haben ihn dennoch zwei Vespen am Kopf getroffen.
    Daraufhin hat er etwas gemacht, dass in Deutschland wohl illegal wäre. Er nahm einen Stock, wickelte ein Stück Jeans an die Spitze, schüttete Benzin drüber und brannte das Nest aus. - in kurzer Kleidung auch noch.
    Das hätten wir uns nie gewagt. Aber so läuft das hier scheinbar.

    Fremde finden den Weg in der Regel hier allerdings nicht her. Es ist zu abgeschottet.
    Das ist auch ein Grund warum die Kinder im Grunde keine Freunde haben. Sie sind zu abgeschottet von der außen Welt.
    Sie gehen auch nicht zur Schule. Das heißt nicht, dass die Kinder dumm sind, sie wissen sicherlich einiges vor allem was das Leben hier und was die Tiere und Pflanze betrifft, aber an sozialen Kontakten haben sie nur sich selbst.

    Die Familie arbeitet von Sonntag bis Freitag. Und bei der Arbeit die hier zu verrichten ist, müssen die Kindern eben auch mit anpacken.
    Hier wird eigenes Brot und eigener Käse, als auch Süßgebäck und Pizza selbst hergestellt, die sie auch auf dem Wochenmarkt verkaufen. Die Beete sind voll mit Salat und anderem Gemüse, die Kühe und Hühner müssen umsorgt werden, der Kompost muss gemacht werden, Feuerholz muss gefällt und verarbeitet werden, Konstruktionen wie Teichanbau ect stehen an und viele weiterer Projekte. Aber natürlich wird sich auch um das Haus und vor allem ums Essen den ganzen Tag rund um die Uhr gekümmert.
    Übrigends um auf dem Markt ihre Waren zu verkaufen, mieten sie sich einen Transfer einmal die Woche, denn ein eigenes Auto besitzt die Familie natürlich nicht.
    Also es ist immer genug für alle da, aber eben auch nicht mehr...

    Die Tage sehen so aus, dass wir morgens um kurz vor 6 einen Kaffe trinken und um 6 geht's dann los mit der Arbeit. Die Eltern verteilen die Aufgaben die für den Tag anstehen und schreiben diese auf ein Board an die Wand. Um 8 gibt es dann ein kurzes Frühstück bevor es wieder an die Arbeit geht und um 12 gibt es Mittagessen und dann ist für uns Feierabend. Den restlichen Tag haben wir Zeit zur freien Gestaltung. So verbringen wir die Nachmittage auch einfach mal mit den Kindern hier. Dazu gleich mehr.
    In der Regel arbeiten die Frauen im Haus und die Männer draußen.
    Die Arbeit draußen ist wirklich körperlich anstrengende Arbeit und sicherlich auch mit Vorsicht zu verrichten. So kann man sich einiges zuziehen, wenn man nicht aufpasst. Ein Blick auf die Hände sagt alles...
    Aber sie ist schöpferisch und man weiß abends was man geleistet hat.
    Außerdem ist man den ganzen Tag an der frischen Luft und betätigt sich körperlich, das hält fit. Für die Frauen, da das Haus halb offen gebaut wurde, ist man auch drinnen an der frischen Luft.

    Beispiele für Tätigkeiten die wir hier machen, sind Beete umgraben, einen Damm bauen für die neue manuelle Wasserpumpe, Pflanzen neu Pflanzen, den Kompost vorbereiten, sich um den Hühnerstall kümmern, einen Teich ausgraben, Unkraut beseitigen, Bäume fällen, Essen vorbereiten, Wäsche machen, das Haus sauber halten, die Kuh melken bzw auf andere Weiden bringen, Leitungen reparieren und vieles mehr. Es ist eben ein Landleben auf dem niemals alles erledigt ist, denn der Zyklus beginnt immer von neuem.
    Man darf auch keine Angst davor haben sich dreckig zu machen oder in Kontakt mit Tieren zu haben, denn das passiert hier ständig.

    Manchmal werden auch außerordentlich Aktivitäten festgelegt.
    So haben wir letzte Woche, wie oben erwähnt, einen wunderschönen Jungbullen geschlachtet und gestern zum Beispiel mehrere Dutzend Hühner bereit für den Froster gemacht.
    Beides waren sehr blutige, aber auch sehr bewegende Momente.
    Gehört eben zum Leben auf einer Farm dazu.
    Auf jeden Fall gibt es jetzt für eine ganze Weile wieder genügend Fleisch für die Familie.

    An den Wochenenden sollen wir unser Essen bei uns an der Hütte machen. Das heißt in der cocina de Leña, also in der Küche mit Feuerholz^^
    Da dauert ein Essen machen inklusive Feuerholz holen und vorbereiten, das Holz anbekommen und das Kochen schon mal seine Zeit. Dafür schmeckt das Essen dann besser ^^

    Jetzt noch mal zu den Nachmittagen mit den Kindern.
    Marelin und Iyshin zum Beispiel spielen beide Instrumente und nehmen sogar Gitarren- bzw Geigenunterricht.
    Marelin ist außerdem eine kleine Küchen/Kochfee. Es macht Spaß ihr bei der Arbeit zu zuschauen.
    Amado stellt Ketten her, die er am Wochenende auf dem Markt verkauft und Elias geht gerne Angeln, die gefangene Beute landet dann meistens auf dem Esstisch.
    So waren wir mit den Jungs zum Beispiel auch im Fluss schwimmen oder sind mit ihnen angeln gegangen.
    Ihnen fallen jede Menge Aktivitäten hier draußen ein. So auch verschiedene Spiele die wir nicht immer durchschauen. ^^

    Die Jungs haben ihr eigenes kleines Business und sind zu 100% für die Hühner verantwortlich mit allem was dazugehört. Und wenn sie mal welche verkaufen sollten oder gescheit handeln/ tauschen, dann ist der Gewinn für sie. Wir denken das machen die bereits ganz anständig.
    So ergab es sich auch mal, dass wir zusammen mit Ihnen in Turrialba neue Küken gekauft haben, so waren 44 für die Jungs uns eins für Simone. Mirabella und später Mirabello, als sich dann rausstellte, dass Simones Huhn ein Hahn ist.
    Luca ist grade dabei den Jungs den rubic cube beizubringen und Simone will sich noch die Kochrezepte der Mama abholen. Denn Sie ist eine sehr gute Köchin und ebenso gute Bäckerin.
    Und heute zum Beispiel schneidet Simone noch die Haare für Isychin und wir müssen neues Feuerholz sammeln gehen, damit wir am WE auch was kochen können.
    Also es ist immer was los hier.

    Generell ist das Leben hier sehr idyllisch und schön, aber es ist nicht unser eigenes und wir haben nun genug Erfahrungen hier gesammelt.
    Wir haben Costa Rica in Summe nicht sehr umfangreich kennengelernt, dafür hier einen tieferen Einblick in das Leben auf dem Land gehabt.
    Es wird also bald Zeit für uns, nach 2,5 Monaten Farm, die Weiterreise anzutreten.

    Die Idee die wir mit dem Boot hatten war wirklich schön und dass es mit unserem Kapitän Mirko sogar funktioniert hätte erfreut uns besonders, denn das heißt es wäre jeder Zeit wieder möglich sowas zu machen. Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit zu einem späteren Zeitpunkt nochmal, wer weiß.
    Wir hätten sicherlich gelernt wie man segelt und wären einen Traumstrand nach dem Nächsten angefahren, aber es passt nun doch nicht zu unserer weiteren Vorstellung der Reise. Reise heißt ja nicht Urlaub.
    Also haben wir schweren Herzens Mirko abgesagt und nun die weitere Reise über den Pazifik geplant. Die aktuelle Idee geht von Costa Rica aus nach Guatemala von dort über Beliz bis nach Mexiko bevor es über den Pazifik nach Australien gehen soll.
    Dort haben wir vor uns eine befristete Arbeitsstelle zu suchen und was danach kommt wird sich bis dahin zeigen.
    Das bedeutet wir müssen uns jetzt auch um Visas, Versicherungen, Jobs und weiteres kümmern....
    Das nur zu unserer aktuellen Vorstellung. ^^

    Leider haben wir es geschafft einige, wenn nicht die meisten Bilder unserer Reise zu löschen, aber vielleicht kann man dies zu einem späteren Zeitpunkt wiedertückgängig machen...
    Also jetzt nur die Bilder die wir noch haben.

    Wir hoffen ihr macht euch alle einen schönen gemütlichen Winter, habt eine schöne Adventszeit, besonders auf den Weihnachtsmärkten und lasst das Jahr noch Mal für euch review passieren.
    Für uns jedenfalls war's wohl eins der spannendsten Jahre die wir erfahren durften und wollen keinen Tag davon verpasst haben.

    Übrigens bereiten sich die Menschen hier auch auf Weihnachten vor. Wobei der christliche Anteil uns wesentlich geringer erscheint, als in den südamerikanischen Ländern.
    Dennoch, so sehen wir überall Lichterketten, Tannenbäume, aufblasbare Schneemänner und Fensterdekorationen bei den Leuten aufgehängt.
    Nur, dass es hier mind.25 Grad hat und alles von Palmen umgeben ist.
    Also so ein richtiges Weihnachtsgefühl kommt dabei nicht hoch. Hahaha

    Unser Weihnachten wird vermutlich in Guatemala sein. Und von dort aus werden wir an euch denken.

    Liebe Grüße aus Costa Rica
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