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  • Vorbereitung und so

    November 1, 2019 in Germany ⋅ ☁️ 4 °C

    Hallo ihr alle,
    An dieser Stelle werden ich (Jonas) über ein paar Neuigkeiten von Judiths und meiner halben Weltreise berichten. Ich mache das besonders aus zwei Gründen, einerseits ist es mir für mich selbst wichtig die vielen Ereignisse der nächsten Monate schriftlich festzuhalten, damit nichts verloren geht und andererseits bin ich zu faul jeder Person einzeln zu antworten wie es mir gerade geht ;) Falls ihr also ein paar Infos haben wollt was so in unserem Leben los ist könnt ihr gerne mal ab und zu hier vorbeischauen. Über kleine Nachrichten freue ich mich/wir uns natürlich trotzdem.

    Langsam stellt sich die erste Vorfreude auf unsere Reise ein. Die ersten liebgewonnenen Menschen müssen verabschiedet werden und auch die Reisevorbereitungen gehen in die finale Phase, denn in etwas mehr als zwei Wochen gehen wir auf große Reise. Um 19:24 geht es am 18.11.vom Ostbahnhof in Berlin Richtung Moskau los.
    Deswegen dachte ich, schreibe ich doch mal einen ersten Artikel für unseren Reisebericht. Wer von euch also Lust hat etwas zu unseren Vorbereitungen zu erfahren und darüber warum wir das eigentlich alles machen kann sich gerne ein paar Minuten nehmen.

    Schon seit langem hatten Judith und ich den Wunsch eine gemeinsame lange Reise zu unternehmen und seit ca. zwei Jahren haben wir immer konkreter auf das Ziel Südostasien hingearbeitet. U.a. Durch den Film Weit (den ich jede*m von euch ans Herz legen kann) haben wir das langsame Reisen für uns entdeckt und wir recherchierten auf verschiedenen Webseiten wie wir über Land nach Südostasien kommen könnten. Unsere anfängliche Planung war es durch den Balkan, Türkei, Georgie und Aserbaidschan bis zum Kaspischen Meer zu fahren und von dort nach Zentralasien überzusetzen. Von dort wollten wir dann über Samarkand und Almaty nach China und von dort weiter nachVietnam. Wir haben echt viel Zeit damit verbracht zu recherchieren, wie wir auf die andere Seite des Kaspischen Meeres kommen könnten, denn es gibt keinen richtig geregelten Fährverkehr. Die meisten Berichte handelten von eher spontanen Mitnahmen durch Containerschiffe, bei denen man zwei Stunden vor Abfahrt informiert wurde und dann nicht genau wusste an welchem Hafen auf der anderen Seite man herauskommen würde. Deswegen entschieden wir uns irgendwann für die Route via Russland und Kasachstan.Lustigerweise sind wir über den DB Navigator auf diese Route gekommen, weil ich zu Spaß mal die Route Berlin-> Astana (was jetzt neuerdings Nur Sultan heißt) eigegeben habe. Und siehe da, es gab eine Verbindung mit einem einzigen Mal umsteigen. So war der Plan geboren über Russland und Kasachstan nach China und dann weiter nach Vietnam zu reisen.

    Natürlich machen wir uns schon seit Monaten Gedanken zu dieser Reise und überambitioniert wie ich bin habe ich einen ganzen Google Drive Ordner mit Informationen zu der Route, Finanzen, Visa, Impfungen und Packlisten angelegt. Diesen nutzen wir mal mehr mal weniger, aber haben schon einige Information seit Anfang des Jahres darin gesammelt. So hatten wir einen ungefähren Zeitplan im Kopf, was wann gelaufen sein muss (hat am Ende zwar nicht ganz funktioniert, aber so ist das halt mit Plänen). Im August begannen wir mit den ersten Impfungen. In Südostasien brauchen wir einiges an Schutzmaßnahmen, Hepatitis A+B, Typhus, Tollwut, Japanische Enzyphalitis, Menigokokken und Cholera, außerdem haben wir noch ein Präparat gegen Malaria beimTropeninstitut bekommen (das schöne ist, die TK übernimmt alle Kosten dafür, was bei mir mehr als 500€, bei Judith sogar noch etwas mehr waren).

    Dann begann die heiße Phase der Visabeantragungen, in der wir immer noch stecken. Wir wollten zuerst das chinesische Visum beantragen um sicher zu sein, dass unser Plan überhaupt funktioniert. Das ganze war ein ganz schöner Krampf, nicht nur dass ich einen so lückenlosen Lebenslauf vorweisen musste, wie ich es noch bei keiner Arbeitsstelle vorgewiesen habe, darüber hinaus brauchten sie Infos zu unseren Eltern und dazu ob wir jemals mit radioaktiven Stoffen Kontakt hatten oder daran geforscht haben. Das schwierigste war das Hochladen eines geeigneten Passfotots. Man denkt es würde ein biometrisches Foto reichen, doch haben Judith und ich eineinhalb Tage gebraucht um endlich den Fotoausschnitt und Hintergrund so angepasst zu haben, dass das Programm uns auf die nächste Seite gelassen hat. Denn ohne Passfoto durften wir der chinesischen Regierung nicht unsere gesamte Lebensgeschichte erzählen :(
    Zusätzlich kam hinzu, dass wir das ganze über eine Agentur gemacht haben, die eine denkbar schlechte Internetseite ohne jegliche wichtige Information hatten und ich insgesamt dreimal mit denen telefonieren musste um Fragen abzuklären. Das Problem, jede Agentur war online so schlecht aufgestellt... Wir hatten bei den insgesamt acht (!) Seiten wirklich Bammel, dass wir etwas falsch gemacht haben könnten (ich habe bspw. aus Versehen Potsdam als meine Heimatstadt bezeichnet - sorry Münster). Schlussendlich fiel uns dann aber nach knapp drei Wochen ein Stein vom Herzen und wir hielten unsere Reisepässe samt chinesischem Visum in den Händen. (Mehr zu den ganzen Hintergründen zum chinesischen Visum und unserer Einreise nach China gibt es übrigens, wenn wir erfolgreich eingereist sind).
    Dann ging das ganze für das russische Visum vom vorne los (zum Glück ohne Fotohochgelade, sondern nur mit Fotodraufgeklebe). Auch hier arbeiten wir der Einfachheit halber über eine Agentur. Theoretisch hätten wir beide Visa direkt bei den Botschaften besorgen können, was aber wirklich nervig und aufwendig ist, so mussten wir unsere Pässe nur jeweils an eine Agentur senden und mussten uns bspw. Beim russischen Visum nicht um ein Einladungsscheiben und die Beglaubigung unseres Rückkehrwillens kümmern. Nun fehlt uns nur noch das weißrussische Transitvisum, welches wir nächste Woche beantragen, Kasachstan ist zum Glück Visafrei für Deutsche...
    So viel zu den Visaangelegenheiten, um unser vietnamesisches und die folgenden können wir uns zum Glück vor Ort kümmern und die kosten auch nicht so viel wie das chinesische (155€), das russische (99€) und das weißrussische (60€).

    Ansonsten sind wir gerade am Packen und einkaufen, ich bin schon so gut wie fertig, während Judith noch das wichtigste Stück (der Rucksack) fehlt, aber der wird auch bald bestellt. Es ist ganz schön schwierig gleichzeitig minimalistisch zu packen und doch an alles wichtige zu denken. Eine genaue Packliste gibt es dann kurz vor der Abfahrt. Nur so viel, der Jägermeister zum mit den Kabinennachbarn anstoßen darf nicht fehlen und steht auch schon bereit.

    Nebenbei kümmern wir uns noch um alles mögliche wie Krankenversicherung, Visakarten, Hotel- und Bahnbuchungen, Umzug von Judith, alles zu Hause packen und vor allem Abschied nehmen. Es ist ganz schwierig für mich, mich für so lange Zeit zu verabschieden und durch jeden Abschied realisiere ich etwas mehr, dass wir bald ganz schön lange weg sind. Ich werde euch alle vermissen und freue mich über jede*n, der*die hier ein bisschen was von liest und vielleicht auch die Inspiration findet den nächsten Trip nach Georgien/Griechenland/Thailand/Schweden oder Portugal mit dem Zug zu machen.
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