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  • Grüße von Genosse Lenin

    November 22, 2019 in Russia ⋅ ⛅ -7 °C

    Langsam kommen wir ins Reisen rein und haben die letzten drei Tage die Stadt erkundet. Judith hat euch ja schon ein bisschen was über den ersten Tag berichtet. Ich hatte heute Lust mal was über die letzten zwei Tage zu schreiben.

    Gestern war der erste sonnige, aber auch richtig kalte Tag, bis zu minus 8 Grad waren es in den Straßen und wir packten uns in unser zweitwärmstes Outfit ein (das wärmste behalten wir uns noch für Sibirien auf ). Klamottentechnisch perfekt vorbereitet starteten wir in den Tag. Vormittags hatten wir uns für eine Free Guided Tour (also eine Stadtführung auf Spendenbasis) angemeldet. Als wir ankamen waren wir anscheinend die einzigen Teilnehmer*innen an der Tour, einzig unsere Führerin wartete auf uns. So hatten wir quasi eine Privatführung durch die Moskauer Innenstadt (für 5€ pro Person) und konnten alle unsere Fragen loswerden. Es war echt klasse und wir haben super viel gelernt und gesehen.
    Anschließend haben wir Genosse Lenin einen Besuch abgestattet, für alle, die Moskau nicht kennen, auf dem roten Platz direkt vor dem Kreml ist in Mausoleum für Lenin aufgestellt worden. Dort können ihn, seit seinem Tod vor über 85 Jahren die Menschen in einem gläsernen Sarkophag betrauern/besuchen/sich anschauen. Dies geschah als eine Art ersatzreligiöse Handlung um Heldenfiguren auch im unchristlichen Sozialismus nahbar und verehrbar zu machen. Es war schon eine komische Angelegenheit, vor allem weil Lenin aussah wie eine Puppe.
    Nachdem wir im GUM noch eine SIM-Karte für Russland erstanden haben (unendliches Datenvolumen und 100 Min für ca 8,50€ und 4G in sibirischen Dörfern) ging es zum Mittagessen in die Nähe. Bis wir dort jedoch vor unseren Burger/Wrap und dem veganen Blaubeer-Käsekuchen saßen mussten wir einige Hindernisse überwinden, u.a. die Straßenüberquerung. Erst fuhr eine riesige Autokolonne aus dem Kreml und blockierte quasi alle Straßen der Innenstadt (Vladimir lässt grüßen), als Vladi dann durch war gab es weit und breit keine Möglichkeit die vierspurige Straße zu überqueren. So mussten wir gefühlte Kilometer laufen bis wir endlich eine Unterführung fanden. Das geschafft suchten wir wegen mangelnder Kyrillischkenntnisse noch etwas nach unserem Essen, aber landeten schließlich in einem ganz netten Imbiss/Café mit tollen Stickern an der Klotür (einige Babelsberger Ultras waren wohl auch schonmal da). So gestärkt wanderten wir noch durch die Stadt und entdeckten einen Delikatessenladen in dem es deutsches Bier für 4€ und allerhand deutsche Süßigkeiten etc. gab ^^
    Da es schon dunkel wurde beschlossen wir ein weiteres To-Do in Moskau abzuhacken: einmal die Metro Circle Line fahren und sich jede Station angucken. Die Metro ist extrem tief gebaut worden und besonders die Bahnhöfe der Ringbahn sind super schön gestaltet worden (ja sowjetische Architektur kann auch schön sein), nur etwas eintönig war es nach ein paar Stationen. Dummerweise haben wir uns genau die falsche Zeit ausgesucht, natürlich konnten wir um 17:30 nicht vollkommen entspannt durch die Bahnhöfe der meistbefahrenen Metrolinie einer 12,5 Miollionenstadt laufen. Es war Rush Hour und das merkten wir in den U-Bahnen. So haben wir auf jeden Fall gelernt wie man sich auch in eine noch so voll Bahn noch hineinpresst.

    Da gestern der Kreml geschlossen war stand dieser heute auf dem Plan. Also ging es vormittags los zum Kreml. Etwas verwirrt waren wir durch die verschiedenen Tickets mit denen wir Eintritt in ein paar, ein paar andere oder gar keine der Gebäude bekommen würden. Am Ende entschieden wir uns für die Besichtigung der Kathedralen und des Innenhofs, was sich besonders bei dem anhaltendem Sonnenschein als eine sehr schöne Tour herausstellte. Ich hatte aber schon bald die vielen mittelalterlichen Malereien in den Kirchen satt. Jeder Zentimeter an den Wänden ist voller Bilder von irgendwelchen Heiligen, das wurde mit der Zeit etwas eintönig. Nach knapp zwei Stunden überkam uns der Hunger und wir steuerten unser nächstes Restaurant an, welches wir den Abend vorher gefunden hatten. Im Café Sok gab es u.a. Russische traditionelle Gerichte in vegan und vegetarisch. So kamen wir in den Genuss von Borscht und Pelmeni - wirklich lecker.
    Danach begaben wir uns auf einen Verdauungsspaziergang Richtung Gorki Park. Am Wasser entlanglaufend fanden wir eine absurde Statue am Zusammenfluss der beiden Teile der Moskva (siehe Fotos). Im Gorki Park angkommen waren wir ziemlich fertig und schauten uns nur einen kleinen Teil an, denn wir hatten noch großes vor. Vom Gorkipark ging es zum Bahnhof Moskwa-Kasanskaja (Moskau hat insgesamt 7 Fernbahnhöfe, die alle in andere Richtungen starten, wir sind bspw. am Beloruskaja angekommen, also dem Bahnhof Richtung Weißrussland). Am Ticketschalter für internationale Tickets kauften wir unser Ticket für den letzten Abschnitt der transmongolischen Eisenbahn - unser Ticket von Ulan Bator nach Beijing - nun halten wir es in den Händen und freuen uns riesig. Und das alles obwohl die Verkäuferin kein Englisch konnte. Glücklicherweise hatten wir die Verbindung auf dem Handy rausgesucht und mit Stift und Papier und einen "Up,Down" "Down,Down" ihrerseits klärten wir auch die Schlafplätze im Waggon. Nun ist es also offiziell: in zweieinhalb Wochen stehen wir in Peking.

    Mit dieser freudigen Kunde grüßen wir euch aus Moskau
    Jonas :)
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