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  • Tropisches Inselparadies

    February 4, 2020 in Cambodia ⋅ ☀️ 28 °C

    So, da sind wir wieder! Entschuldigt bitte die längere Pause hier. Unsere Abende in Phnom Penh waren immer so voll, dass wir nicht dazu gekommen sind, weiter zu berichten.

    Am 29.01. sind wir von HCMC in den Bus nach Phnom Penh gestiegen. Der Grenzübergang und das Visa on Arrival haben problemlos funktioniert und wir mussten noch nicht mal selbst etwas tun, weil die Busbegleiterin alle Pässe eingesammelt hat und alles geregelt hat (zugegebenermaßen hatten wir erst etwas Angst, dass das ein scam ist und wir dann viel mehr bezahlen, dem war aber zum Glück nicht so).
    Dann haben wir das erste Mal auf der Reise im Dorm geschlafen, weil die Preise für Doppelzimmer in Phnom Penh uns zu teuer waren und wir sowieso nur auf der Durchreise. Für die eine Nacht war es in Ordnung, aber ansonsten haben wir festgestellt, dass es uns eher stresst, wenn wir nach einen vollen, anstrengenden Tag keinen ruhigen Rückzugsort haben und keinen Platz, um unsere Rucksäcke richtig auszupacken. Zudem hatten wir einen sehr freundlichen "Mitbewohner" der uns, statt eines Hallos, zur Begrüßung gleich mal fragte, ob wir in China gewesen seien und das Corona Virus hätten. Nachdem wir mehrmal versichert hatten, dass wir schon lange aus China raus seien und es uns seither blendet ging und wir auch nicht in der Nähe von Wuhan waren, kriegte es sich wieder ein. Dafür ging er dann dazu über, uns wilde Verschwörungstheorien über das Virus zu erzählen. Das ist nämlich in Wirklichkeit - Leute, halte euch fest - eine chemische Waffe der USA, da war er sich ganz sicher.
    Wir sind noch ein bisschen durch Phnom Penh gelaufen und Jonas war völlig geschockt, was sich in den letzten Jahren alles verändert hat, seit er hier 2015 vier Monate gelebt hat (Ampeln! Hochhäuser! andere Tuktuks!). Dann waren wir noch sehr lecker und recht teuer indisch essen. Wir sind bisher ein bisschen verwundert, weil wir davon ausgegangen waren, dass Kambodscha nochmal günstiger sein würde als Vietnam.
    Am nächsten Tag ging es früh wieder los mit dem Bus nach Sihanoukville um von dort die Fähre nach Koh Rong Samloem zu nehmen. Der Minibus war voll mit anderen Westler*innen und wir sind dem in Südostasien sehr beliebten Tuktuk- bzw Taxiscam erlegen, bei dem der Busfahrer einen nicht an der Busstation, sondern ein ganzes Stück außerhalb rausschmeißt, wo dann eine Horde Tuktukfahrer wartet, die einen zu völlig überteuerten Preisen zum eigentlichen Ziel fahren. Leider hatten wir keine Wahl, da die Strecke zu weit zum Laufen gewesen wäre, Grab funktionierte in der kleinen Stadt nicht und wir waren noch nicht dahinter gekommen, dass es in Kambodscha noch eine andere Taxiapp, Pass, gibt. Nach endloser Diskussion ließ der Fahrer sich von 6 auf 4 Dollar pro Person runterhandeln. Wir haben später in der Pass App nachgesehen, die Strecke hätte eigentlich 2 Dollar gekostet und zwar wie üblich pauschal und nicht pro Person. Da auch noch zwei andere Frauen mit uns gefahren sind, hat er also für die Fahrt 16, statt 2 Dollar bekommen. Wir finden es immer schwer, bei sowas noch Verständnis aufzubringen dafür, dass die Menschen das Geld sicher nötiger haben, als es uns fehlen wird. In diesem Fall war es einfach völlig unverhältnismäßig, dreist und ein abgemachter Betrug - die eigentliche Busstation wäre fast direkt an der Anlegestelle der Fähre gewesen, wir hätten also gar kein Tuktuk gebraucht.
    Sihanoukville selbst ist eine komplette Baustelle. Es ist keine Übertreibung: jede Straße, durch die man fährt, ist aufgerissen, es gibt nur provisorische Möglichkeiten, von der Straße über die riesigen Löcher in die Häuser an den Seiten zu kommen. Und auch fast jedes Haus ist eine Baustelle. Jonas erklärt in seiner Reihe mit Hintergrundwissen zu Kambodscha (Teil 1), wieso das so ist.
    An der Fähre mussten wir noch einige Stunden Zeit totschlagen, da wir diese schon vorher gebucht hatten. Vermutlich hätten wir das auch bei Ankunft machen können, dann hätten wir einfach die nächste Fähre nehmen können.
    Am späten Nachmittag ging es dann endlich los. Die Fähre war etwas eine Stunde unterwegs, fuhr erst noch eine andere Station an und dann kamen wir am M'Pai Beach an. Direkt am Pier gibt es einige Bars, in denen sich zahlreiche Backpacker tummeln. Die Stimmung ist aber sehr gemütlich. Die Musik ist nicht zu laut und die Tische und Stühle stehen direkt am Strand im Sand. Überall hängen Lampions und Lichterketten. Die Insel hat sich erst vor wenigen Jahren dem Tourismus geöffnet und gilt als etwas entspannter und authentischer als die große Nachbarinsel Koh Rong, zu der die meisten Urlaubenden fahren und die als Partyinsel verschrien ist. Trotzdem war Jonas etwas überrascht, wie sehr sich Koh Rong Samloem, seit er das letzte Mal vor 5 Jahren hier war, auf den Tourismus eingestellt hat. Das kleine Dorf am M'Pai Beach hat sich sehr vergrößert, zahlreiche Westler*innen haben sich niedergelassen um eigene Cafés und Guesthouses zu eröffnen und auch die Einheimischen haben Shops und Restaurants eröffnet und leben wohl mittlerweile größtenteils vom Tourismus. Noch vor einigen Jahren gab es keinen Strom auf der Insel, es gibt keinen ATM, Wlan gibt es auch heute noch nicht in allen Unterkünften, auch kein Warmwasser (was niemanden stört, da es das ganze Jahr über heiß ist und das Wasser dadurch auch nie ganz kalt).
    Unser Guesthouse lag zwei Minuten vom Strand entfernt auf einem kleinen Hügel am Ende des Dorfs. Von der angeschlossenen Bar hat man einen schönen Blick aufs Meer.
    Die nächsten Tage waren wir damit beschäftigt, uns durch die Frühstückskarte eines veganen Cafés am Strand zu essen (es war unfassbar lecker und immer so viel, dass wir danach kein Mittag mehr brauchten) und die Strände in der Nähe zu erkunden. Obwohl der kleine Ort recht voll mit Backpackern war, waren die Strände so langgestreckt, dass wir oft einen ganzen Strandabschnitt für uns hatten. Vor allem am Clearwater Beach, zu dem wir eine Dreiviertelstunde einen kleinen unebenen Pfad durch den Dschungel laufen mussten, waren meist nur eine Handvoll anderer Menschen. Und die Strände auf der Insel sind absolute Traumstrände. Das Wasser ist kristallklar, türkis und sooooo warm. In den Buchten muss man ewig weit rauslaufen, bis das Wasser tief wird. Und der Strand besteht aus feinem weißen Sand und Palmen. Obwohl man denkt, dass es sowas nur in Reisekatalogen oder auf Instagramfotos gibt, haben sich tatsächlich Menschen die Mühe gemacht, Holzschaukeln an den Strand oder in das Wasser zu stellen, auf denen man das perfekte Urlaubsfoto schießen kann 😅.
    An einem Tag haben wir dann noch das Taxiboot zur Saracen Bay genommen, dem anderen großen Pier auf der Insel. Obwohl die Insel winzig ist, gibt es keinen Weg durch den dichten Urwald im Innenen der Insel und man muss daher mit dem Boot außen rum fahren. Vom Saracen Bay sind wir dann einmal auf die andere Seite zum Lazy Beach gelaufen. In dem fancy Resort direkt am Strand war Jonas damals mit seinem Onkel gewesen, bei dem er in Phnom Penh auch gewohnt hatte. Wir verbrachten den Tag dort an dem ebenfalls wunderschönen Strand.
    Eigentlich hatten wir nach den vier Tagen noch nicht genug Meerluft und Strandleben getankt. Kurz haben wir überlegt, ob wir in einem der Cafés und Guesthouses als Freiwillige gegen Kost und Logis arbeiten, das machen nämliche viele hier. Aber dann hätten wir so einige Reiseziele streichen müssen, um einige Wochen zu bleiben. Und um einfach so noch länger zu bleiben, fehlte uns das Geld, das Inselleben ist nämlich für kambodschanische Verhältnisse recht teuer und unser Bargeld war alle (wie gesagt, kein ATM auf der Insel).
    Am 04.02. waren wir also noch ein letztes Mal am Strand frühstücken, was den praktischen Nebeneffekt hatte, dass wir die Anlegestelle die ganze Zeit im Blick hatten. Um 12.30 kam dann unsere Fähre. Diesmal war es ein etwas kleineres Boot für ca. 20-30 Personen und es machte dem Namen "Speedferry" alle Ehre. Der Fahrer gab ordentlich Gas, wodurch das Boot nur so über die Wellen flog. Wir und die anderen Fahrgäste hatten tierischen Spaß daran, wenn das Boot zwischen den Wellen für einen kurzen Augenblick komplett vom Wasser abhob.
    Dann ging es zurück nach Phnom Penh, wo wir gegen Abend ankamen. Diesmal hatte wir ein Airbnb gebucht und staunten nicht schlecht, als wir von einer sehr durchschnittlichen kambodschanischen Straße (Durchschnitt = recht schlechter Zustand des Asphalts, Müll am Straßenrand und eigenartiger Geruch) durch ein Tor liefen und plötzlich in einem wunderschönen Innenhof standen. Der Boden war gefliest, zwischen den Häuserwänden hingen Laternen und Lampions und überall standen Pflanzen in Blumenkübeln. Eine Metalltreppe führte auf einen Balkon, von dem aus wir in unser Zimmer gelangten. Es war klein, aber sauber und modern. Wir finden es erstaunlich, wieviel besser man es es in einer großen, lauten, dreckigen und chaotisch Stadt aushält, wenn man abends eine kleine Oase als Rückzugsort hat.
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