J&J make a halbe Weltreise

November 2019 - February 2020
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  • Der bisher kälteste Punkt der Reise

    December 3, 2019 in Russia ⋅ ☁️ -10 °C

    Unsere zwei Tage in der Hauptstadt Sibiriens sind nun auch schon wieder vorbei. Bei eisigen Temperaturen besuchten wir eine im Nachhinein wirklich nette Stadt. Zwar haben wir nach zwei Tagen gefühlt alles gesehen, aber ich (Jonas) fühlte mich ganz wohl. Einziges Manko, unsere Rezeptionistin.

    Das Hostel war diesmal wirklich gut zu finden und wir waren froh, ins Warme zu kommen. Leider konnte die Dame an der Rezeption kein Wort Englisch, weswegen unser Start bereits etwas holprig verlief. Wir verstanden zumindest, dass sie unsere Pässe kopieren wollte. Was ihr darüber hinaus wissen müsst, bei der Einreise nach Weißrussland mussten wir noch einen kleinen Zettel, eine sogenannte Migration-Card, ausfüllen, ohne das wir jedoch wussten, dass diese für Weißrussland UND Russland gilt. Deswegen stimmen die Daten der Ausreise, sowie die Aufenthaltsorte nicht mit unser Reiseroute überein. Diese Migration-Card hatten wir bisher bei keiner Passkontrolle, ob am Bahnhof oder im Hostel gebraucht, doch unsere Rezeptionistin wollte auch diese kopieren. Wir dachten uns nichts dabei und gaben auch diese her. Ab da wurde es seltsam, wie wir es verstanden, warf sie uns vor, illegal eingereist zu sein/verstand nicht warum wir noch da wären/verstand nicht warum wir auf unserem russischen Visum keinen Stempel hatten /verstand nicht ... (wir rätseln noch heute). Übrigens haben wir wirklich kein Stempel auf dem russischen Visum, da es keine Grenzkontrolle zwischen Russland und Weißrussland gab. Die Rezeptionistin holte dann noch eine Frau, die zumindest etwas Englisch konnte. Ich erklärte es gefühlte zehn Mal, aber sie beharrte darauf, dass ein von uns handausgefüllter Zettel wohl wichtiger sei, als das OFFIZIELLE russische Visum, gültig bis zum 18.12...Anscheinend gab sie sich dann aber mit meinen Erklärungen zufrieden. Vorerst - denn den Rest des Tages und am nächsten Morgen erzählte sie es Kolleginnen, telefonierte lautstark und wir hörten immer nur "Belorussia", "Visa"... Wir fühlten uns sehr unwohl und ärgerten uns auch darüber, dass sie sich so brennend dafür zu interessieren schien. Neben dieser Sache hingen im Hostel auch einige Kameras und die Rezeptionistin war rund um die Uhr da, ich fühlte mich schon sehr beobachtet. Die Türen hatten zudem kleine Milchglasschlitze durch die man sehen konnte, ob jemand im Zimmer war oder nicht und wir hörten jedes Wort aus dem Flur. Alles in allem ein nicht so angenehmes Hostel.

    Überraschend angenehm waren dagegen die Temperaturen. Wie ein kleiner Post von mir euch zeigte, waren es zwischenzeitlich -20 Grad. Klar waren wir irgendwann durchgefroren und Judiths Zehen waren schon sehr kalt, aber insgesamt kamen wir doch ganz gut mit diesen Extremtemperaturen klar. Die beiden Männer aus dem Zug nach Jekaterinburg meinten aber, der Winter dieses Jahr wäre bisher sehr mild, wir hätten Glück. Unsere Kleidung hält auf jeden Fall echt warm und mit Skiunterwäsche und ein paar Schichten unter der dicken Winterjacke ist es wirklich aushaltbar, selbst das durch die Nase atmen funktioniert nach einiger Gewöhnung. Einen ausgedehnten Spaziergang konnten wir so auf jeden Fall machen.

    Die Stadt, war wie gesagt nicht allzu spektakulär. Doch ihre Geschichte passt sehr gut zu unserer Reise. Novosibirsk entstand nämlich im Zuge des Baus der Transsibirischen Eisenbahn, denn dort wurde eine große Brücke über den Fluss Ob gebaut (welcher in Novosibirsk ungefähr so breit ist wie der Rhein). Die Stadt ist also noch gar nicht alt (Ende des 19. Jh. erbaut) und deswegen sehr von der sowjetischen Architektur geprägt, die ab den 20er Jahren das Stadtbild einnahm. Trotz der Zerstörungswut der Bolschewiki (die uns auch in Ulan Ude wiederbegegnen wird) sind noch einige traditionelle Gebäude aus der Gründungszeit erhalten geblieben. Diese schönen Holzhäuser mit Verzierungen sind echt nett anzusehen und wir fanden einige in Seitenstraßen (und wohnten sogar in einem). Darüber hinaus gab es noch eine schöne Kirche im byzantinischen Stil, die uns beiden sehr gefiel und einen Park/eine Promenade an der Ob, die wir uns anschauten. Außerdem, wie könnte es anders sein, der allgegenwärtige Lenin. Direkt an unser heimischen Metrostation hielt ein überlebensgroßer steinerner Lenin eine Rede, hinter ihm Soldaten und ein Abbild des guten Arbeiters/der guten Arbeiterin. Direkt dahinter erhob sich ein toller Kuppelbau (die Oper) und eine Straße weiter ein süßer kleiner Park mit Karussell, Achterbahn, Parkbühne und verwinkelten kleinen Wegen. Eine kleine Oase in der trubeligen Stadt. Von diesen Oasen gab es im Vergleich zu den anderen beiden Städten deutlich mehr. Auch entdeckten wir Dinge, die wir bisher kaum gesehen hatten - Kinder und Kinderwägen. Tatsächlich es gibt sie also doch in russischen Innenstädten. Im Park spielten einige Familien im Schnee und dick eingepackte Kinder stolperten neben ihren Eltern her (übrigens oft ohne Handschuhe 😱) . Eine weitere witzige Beobachtung: die Kinderwägen sind nicht nur ausgestattet mit vier Rädern, wie bei uns. Nein, man kann diese auch einklappen und den Wagen so einfach auf Kufen stellen, echt praktisch bei den Schneemengen.

    Viel mehr ist in Novosibirsk auch nicht passiert, wir waren noch in mehreren super angenehmen Restaurant/Cafés, die uns etwas an Studistädte in Deutschland erinnerten (auch weil es insgesamt 24 Fachhochschulen und viele junge Menschen dort gibt) und machten uns dann auf die bislang längste Zugreise nach Ulan Ude (41h). Bevor wir losfuhren, schauten wir uns nochmal gründlich den Bahnhof an, der ein echtes Highlight war. Super schöne große Räume, viel Marmor, ein riesiger Raum voll mit Pflanzen und sehr schöne Verzierungen an der Decke (natürlich inkl. Hammer und Sichel).

    Nun liegen wir im Zug, lassen die schneebedeckte Landschaft an uns vorbeiziehen und freuen uns auf unsere nächsten Stationen.
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  • Die große Lüge mit der Temperatur

    December 5, 2019 in Russia ⋅ ⛅ -22 °C

    Ja, um dem reißerischen Titel direkt seinen Schrecken zu nehme, Novosibirsk war eindeutig nicht das kältetechnische Highlight. Obwohl Ulan Ude nur ein paar Grad kälter ist, merken wir doch schon deutlich die Unterschiede, beispielsweise an einfrierenden Haaren und Eiszapfen am Bart und Wimpern.
    Aber von vorne. Die Zugfahrt von Novosibirsk nach Ulan Ude war zwar lang, aber etwas unspektakulär. Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team was die Essenzubereitung oder das Bettmachen angeht und wir haben unsere Beschäftigungen, denen wir so auf den Fahrten nachgehen (Lonely Planet oder andere Bücher lesen, Netflixen, zocken und Nachrichten an Freund*innen schreiben). Dadurch kam uns die Fahrt auch nicht wirklich lang vor. Das Highlight war natürlich die Fahrt um einen Teil des Baikalsees am Morgen des zweiten Tages. Den hat Jonas aus einem kleinen Schlitz am Fenster beobachtet (weil das Rollo noch unten war) und Judith hat den ganzen See verschlafen. Der See sieht dabei eher aus wie ein Meer und war richtig schön. Es ist aber wie bei vielen Dingen, die wir hier in Russland gesehen haben: im Sommer wäre es sicher schöner und auch hier könnte man so viele tolle Dinge im Sommer machen (wandern, schwimmen, Outdoormuseen oder den wunderschönen See besuchen). Danach ging es durch bergige Landschaften und ins Tal des Selenga-Flusses (dem größten Zufluss des Baikalsees) bis nach Ulan Ude. Endlich hat sich die Landschaft also deutlich verändert und erinnert an das winterliche Voralpenland.
    Unser Hostel liegt praktischerweise direkt am Bahnhof, man muss nur über eine relativ hohe Brücke überwinden (kaum schaffbar mit Jonas' Höhenangst), welche in Deutschland schon längst wegen Einsturzgefahr gesperrt worden wäre. Große Löcher klaffen im Boden, einige davon rudimentär mit Metallplatten repariert und einige Steine passen nicht mehr ganz aufeinander. Außerdem ist hier alles vereist und dadurch muss man bei der Brücke auch noch extrem aufpassen nicht auszurutschen. Jonas ist jedenfalls froh, nur noch einmal über diese Brücke zu müssen.

    Den Ankunftstag verbrachten wir nur mit Einkaufen, kochen und uns von den zwei Tagen Zugreise erholen. Wir blieben lange auf, um noch mit Judiths Eltern unser Treffen in Vietnam zu planen (mittlerweile sind es schon 7 Stunden Zeitunterschied) und schliefen heute aus. Danach ging es bei -22 Grad auf zur Schneewanderung. Ja wir waren so verrückt und nahmen zur Pagode auf einem nahegelegenen Berg nicht den Bus, sondern liefen bei der Eiseskälte 3,5 km hin und zurück. Vor allem der Hinweg war aber recht unproblematisch (kein Wind, Sonnenschein und die Anstrengung vom Berghochlaufen halfen). Oben angekommen hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf ... ja auf Dunst, denn die Stadt lag unter einem Schleier aus Nebel begraben (wir merken hier in Ulan Ude auch das erste Mal wie, schlecht die Luftqualität in der Stadt ist). Immerhin hatten wir aber in das bergige Umland einen tollen Blick. Es war eine super gute Abwechslung zum Stadttourismus der letzten Wochen. Neben den traditionellen Holzhäusern, die den Berghang säumen, ist das Highlight die Pagode und ihr Außengelände. Dies gab uns einen guten Vorgeschmack, was uns die nächsten Monate erwarten wird und läutete unseren nächsten Teil der Reise ein. Eine große goldene Buddhastatue, Gebetsmühlen und eine wirklich schöne Pagode (zumindest von innen) bezahlten uns für unsere kleine Winterwanderung. Nach einer Stärkung in einem Café (wir wurden von drei Kellner*innen bedient, einer wartete dauerhaft an unserem Tisch falls wir etwas bräuchten, wir fühlten uns etwas beobachtet 😅) ging es bergab. Das war deutlich kühler (weil keine Sonne mehr, Wind und wenig Anstrengung). Durchgefroren mussten wir uns erstmal im Hostel auftauen. Dann ging es nochmal in die Innenstadt Ulan Udes. Eine nette Stadt. Nicht nur die Vorbereitung zu einer Eisskulpturenausstellung konnten wir bewundern, sondern auch die schönen Gebäude in der Innenstadt. Außerdem wurde hier die Idee, einen großen Kopf mitten in die Innenstadt zu stellen, aus Chemnitz kopiert (ja, wir sind uns da sicher, dass Chemnitz auf jeden Fall die erste Stadt damit gewesen sein muss 🤓). Statt einem übergroßen Karl-Marx-Kopf gibt es hier - na wen wohl? Natürlich Lenin - in Nischelgröße. Insgesamt empfanden wir Ulan Ude als wirklich etwas anders, als die vorherigen Städte. Die Gesichter zeigen einen eindeutig asiatischeren Einschlag und man merkt der Stadt an, dass sie deutlich kleiner und relaxter ist, als die drei Großstädte Moskau, Jekaterinburg und Novosibirsk.

    Nach kurzer Stadttour und Food-Shopping liegen wir nun im Bett und freuen uns auf Ulan Bator und Beijing. Den Abend haben wir schon mit Reise-Videos über China gucken verbracht 😄
    Nachdem wir nun tausende Kilometer östlich gereist sind, verlassen wir morgen die Transsibirische Route und fahren erstmals südlich - auf der Transmongolischen Route nach Ulan Bator 🚞 🎉🎉🎉.

    P.s. Da die App gerade spinnt gibt es noch ein paar Fotos mehr in einem zweiten Post.
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  • Goodbye Lenin

    December 6, 2019 in Russia ⋅ ☀️ -16 °C

    Nun haben wir einen großen Abschnitt unserer Hinreise nach Südostasien also schon hinter uns gelassen, mit dem Blick auf einen wunderschönen Sonnenuntergang in den Bergen Burjatiens schreiben wir diesen letzten Post aus Russland. Wir sitzen zu zweit in einem Viererabteil, weil es für diesen Abschnitt der Strecke keine dritte Klasse gibt und wir somit gezwungen waren, die teurere zweite Klasse zu buchen. Wir haben also den ungewohnten Luxus von Platz und Privatsphäre und sind gerade sehr zufrieden. Die Landschaft ist traumhaft, endlich gibt es mal was zu sehen! Nach tagelanger eintönig flacher, karger Landschaft in Sibirien nun jetzt Berge, dazwischen kleine Dörfer bestehend aus Holzhäuschen und eben haben wir eine Herde Wildpferde gesichtet!
    Diesen Post möchten wir aber dazu nutzen, noch einmal auf Russland zurückzublicken, auf unsere ersten Erfahrungen des gemeinsam Reisens und auf das was uns bisher so aufgefallen ist.

    Gemeinsam unterwegs sein:
    Wir sind bisher ein wirklich gutes Team, klar zicken wir uns ab und zu an (besonders wenn wir hungrig sind 😬), aber alles in allem läuft es echt gut. Ab und zu wird es leider sogar etwas stressig, den ganzen Tag Städte angucken und abends dann noch die nächste Station/Tag vorbereiten oder einen Blogeintrag schreiben/Fotos sichten. Da wollen wir noch besser werden und auch abends mal Zeit zum chillen haben (bspw. indem wir auf einen Schlag alle Hostels in China buchen wollen). Langsam ergreift uns beide der Großstadtkoller. Auch wenn natürlich alles super spannend ist, ist es ganz schön viel, ständig in diesen großen Städten herumzulaufen und ein Sightseeingobjekt nach dem anderen abzuhaken. Doch das wird sich bald auch ändern, wenn wir mehr an kleineren Orten und in der Natur sein können.

    Essen:
    Sicher denken einige von euch: vegan und Reisen - das kann doch nicht gut gehen, besonders nicht in Russland. Doch bisher lief es echt problemlos und wir denken, dass es ab jetzt noch um einiges einfacher wird. Das Frühstück haben wir immer selbst zubereitet, es gab Porridge mit Obst und Nüssen (🍌&🍎 gibt es hier überall). Meistens sind wir einmal am Tag essen gegangen und haben einmal gekocht. Für die Fahrten haben wir uns immer gut vorbereitet, meistens bei einem veganen Imbiss etwas zum mitnehmen für eine Mahlzeit geholt, Brot mit Veganer Salami/ Aufstrich und Gemüse gegessen oder eine Tütenmahlzeit verspeist. Dank Übersetzerapp und Happy Cow standen wir bisher vor keinen großen Problemen. Außer in der Pagode in Ulan Ude, in der wir einen Salat bestellten, der, wie es Salate so ansich haben, zu 70 Prozent aus roher Zwiebel und 29 Prozent aus winzigen, frittierten Kartoffelstückchen bestand, für das Grün gab es dann noch ein Prozent Koriander 😅. Außerdem gibt es leider nicht so viele deftige Snacks, auf denen wir verstehen was drin ist, und die Russen haben auch einen sehr weirden Chipsgeschmack. Meistens gibt es Chips mit BBQ, Pizza, Lauchzwiebel oder Krabben-Geschmack, wenn wir Glück hatten, gab es ausnahmsweise mal mit Paprika oder pure Chips. Aber unsere Gesundheit dankt es uns, dass wir nicht so viel Knabberzeug in uns reinfuttern (außer Oreos 😍)
    Typisch russisches Essen haben wir auch an einigen Stellen probiert und es war wirklich lecker. Sowohl das Borschtsch und die Pelmini in Moskau, als auch verschiedene russischen Gebäcke und Schichtsalate in Yekaterinburg oder die Manti in Novosibirsk und sehr viele Gerichte mit Buchweizen, alles war wirklich lecker. Nur den Vodka haben wir verpasst (jaja Schande über unsere Häupter 😱), da wir nicht lange draußen unterwegs waren oder was trinken gegangen sind und in den Zügen, glauben wir, Alkoholverbot galt.

    Die Zugfahrten:
    Wir haben uns wirklich in diese Art des Reisens verliebt. Klar schläft man nicht durch und im großen Abteil ist die Luft stickig und die Gerüche manchmal unangenehm. Klar ist die Toilette kein Luxus und man hört unweigerlich die Youtubevideos der Mitreisenden mit. Aber insgesamt ist es eine wirklich schöne Erfahrung und um einiges cooler, als zu fliegen. Wir sind mit jeder Zugfahrt glücklicher diese Route gewählt zu haben. Es ist ein ganz eigenes Gefühl mit 50 Menschen in einem Raum zu sein und durch die Gegend zu fahren oder zu viert in einer kleinen Kabine und aus den Fenster zu gucken. Das leise Rattern des Zuges und die sanfte Schaukeln sind mittlerweile zu liebgewonnenen Reisegefährt*innen geworden. Unser Alltag im Zug ist so angenehm unaufgeregt und wir haben Zeit zum relaxen und runterkommen, was wir nach den ganzen Großstädten wirklich nötig haben. Mal sehen as wir in den anderen Ländern für Erfahrungen mit dem Reisen machen.

    Was ist so ganz anders?
    Ein großer Unterschied sind die Sicherheitskontrollen. Besonders in Moskau gab es quasi in jedem Gebäude eine, jede Metrostation, jedes Museum ist ausgestattet wie ein Flughafen mit Metalldetektor zum Durchlaufen und einer Röhre zum Scannen des Gepäcks. An einigen An- oder Abreisetagen haben wir die großen Rucksäcke sicher 4 bis 5 Mal auf- und absetzen müssen. Die Kontrollen wurden aber mit der Reise weiter östlich weniger streng und in Ulan Ude wurden wir schon einfach nur noch durchgewunken. Auch die Polizeipräsenz in Moskau war ziemlich krass und manchmal auch etwas einschüchternd. Da kann man schon gut verstehen, warum nirgendwo auch nur ein kleiner Sticker an einer Laterne klebt.
    Außerdem scheinen die Russen und Russinnen eine weirde Liebe zu Hausschuhen zu haben 😅 In jedem Hostel mussten wir quasi noch vor Begrüßung und Check-in unsere Schuhe ausziehen und aus einer bereitgestellten Box mit Hausschuhen in allen Größen ein Paar aussuchen und anziehen. Und selbst im Zug haben 5 Minuten nach Abfahrt alle Leute bequeme Hosen und Hausschuhe an.
    So ganz anders war auch das Gefühl der Fremdheit, das wir beide bisher von keiner vorherigen Reise so kannten. Wir waren eigentlich überall immer die einzigen Leute, die kein Russisch konnten und die einzigen Tourist*innen. Sonst trifft man ja so ziemlich überall andere Europäer*innen oder andere Touris. Und die meisten Menschen hier haben auch eher reserviert reagiert, wenn sie mitbekamen, dass wir kein Russisch konnten. Wir konnten dann oft nicht einordnen, ob das nur an der Sprachbarriere lag. Zum Glück hatten wir aber ja auch einige wirklich nette Begegnungen. Und es tat uns oft auch wirklich leid, dass wir nur so wenige Worte auf Russisch konnten. Allerdings können wir auch echt sagen, dass das trotzdem nie Probleme gemacht hat. Irgendwie kann man immer, zur Not mit Händen und Füßen, erklären, was man möchte.

    Wir sind beide jetzt echt gespannt, was uns in Ulan Bator und China erwartet und sehnen uns nach Ruhe, Natur und warmen Sommernächte.
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  • Kahns, Buddhas und viele Dumplings

    December 7, 2019 in Mongolia ⋅ 🌙 -14 °C

    Hallo aus Ulan Bator ihr Lieben!
    Wir hatten heute einen sehr schönen und sehr langen Tag in der Hauptstadt der Mongolei.
    Die Nacht im Zug war dank der Grenzkontrollen (ja, zwei 🙈) nicht ganz so lang ausgefallen. Nicht dass ihr denkt, Russland und die Mongolei würden zusammen eine Grenze kontrollieren, ne ne, jedes Land hat seine Eigene.
    Um 7 Uhr kam unser Nachtzug am Bahnhof an und wir wurden vom Shuttle Service unseres Hostels eingesammelt (gibt nämlich keine Metro hier). Das war schon mal ziemlicher Luxus aber dann wurde es sogar noch besser. Das Hostel ist gerade nämlich überhaupt nicht ausgelastet (verstehen wir ja gar nicht, warum in der kältesten Hauptstadt der Welt mit extremer Luftverschmutzung im Winter nix los ist) und daher haben sie uns einfach ein ganzes Apartment mit eigenem Bad und Wohnzimmer und Küche gegeben, statt das einfache Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad, dass wir eigentlich gebucht hatten 😁.
    Wir haben uns dann nochmal kurz aufs Ohr gehauen und sind gegen 10 los zum Sükhbaatar Platz. Dort gibt es viele schicke Gebäude zu bewundern und eine riesige Dschingis Khan Statue vor dem Parlamentsgebäude. Danach haben wir uns aufgemacht ins National History Museum. Anscheinend haben wir einfach kein Glück bei unserer Museumswahl, denn auch dieses war wieder sehr mittelmäßig aufbereitet. Wir konnten Dinge in Vitrinen angucken und der Audio Guide mit unfassbar schlechter Aufnahme- und Wiedergabequalität hat erzählt, wann das wo gefunden wurde. Relativ langweilig also, und die Übergänge zwischen verschiedenen Abschnitten der Geschichte konnte man ohne Hintergrundwissen auch nicht verstehen. Trotzdem haben wir ein bisschen was mitnehmen können, vor allem der Teil über die friedliche Revolution in der Mongolei 1989 war interessant (auch hier wurde friedlich der Umbruch vom Sozialismus sowjetischer Prägung zur Demokratie geschafft). Die Verfassung der entstandenen parlamentarischen Demokratie lehnt sich an das deutsche Grundgesetz an und die Mongolei zeichnet sich seit der Unabhängigkeit durch eine sehr neutrale Außen- und Sicherheitspolitik aus. Auch reimten wir uns ein wenig etwas über die traditionelle Lebensweise zusammen und waren erstaunt wie weitläufig die Eroberungszüge der Mongolischen Reiterhorden im 13. JH waren.
    Anschließend waren wir in einem kleinen Café, das zu einem buddhistischen Tempel gehörte. Wir bestellten die mongolische Platte und bekamen einen großen Teller verschiedener Dumplings gebracht. Dazu hatten wir auch noch eine Suppe mit Dumplings bestellt, es wurde also eine kleine Dumpling-Party und wir waren danach sowas von satt.
    Am Nachmittag ging es dann noch zum Gandan Khiid. Das ist ein großes Areal mit verschiedenen buddhistischen Tempeln und war wirklich sehr schön. Die vielen Farben und die Ruhe in dem ganzen Großstadttrubel haben uns sehr beeindruckt.
    Dann waren wir auch genug gelaufen und wieder ordentlich durchgefroren. Nachdem wir uns im Hostel etwas aufgewärmt und ausgeruht hatten sind wir nochmal los, um Einkaufen und Abendessen zu gehen. Wir brauchten nämlich noch jede Menge Proviant für unsere nächste Zugfahrt. Denn morgen früh geht es auch schon wieder weiter! Hätte wir gerne anders gehabt, aber da der Zug nach Peking nur einmal die Woche fährt, hatten wir die Wahl zwischen einen Tag oder 8 Tage bleiben. Und da es um diese Jahreszeit auch mal locker -30° werden können und die Luftqualität durch die Kohleheizungen und andere Faktoren eine Katastrophe ist, haben wir uns für die schnelle Durchreise entschieden. Hier ging es uns ähnlich wie in Russland: im Sommer könnte man hier noch richtig schöne Touren im Umland machen, aber jetzt wo wir hier sind, sind die Möglichkeiten eben etwas begrenzt. Das ist schon etwas schade. Trotzdem sind wir froh über den einen sehr schönen Tag hier.
    Übrigens kann man uns spätestens jetzt auch überall als "Westler" identifizieren. Ihr glaub ja nicht, wie oft wir heute angestarrt wurden, uns haben random irgendwelche Leute zugewunken und auch nur uns wurde für die Besichtigung von einem der Tempel Eintrittsgeld abgeknöpft. Das fühlt sich schon echt merkwürdig an.

    Und nun noch einige Dinge die noch ein paar Sätze bedürfen. 🤓
    Jonas fiel den Tag über auf, wie vieleToyota Prius Autos im Straßenverkehr zu sehen waren. Ihr denkt euch sicher - na und ist doch nur ein Auto? Aber es ist wirklich krass zu beobachten. Auf einem Weg von ca 10 Minuten waren 4 von 5 Autos Toyota Prius. Wir rätselten herum und fanden nach einige Recherche im Internet Antworten, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Der Prius ist ein Hybridfahrzeug, das heißt es gewinnt aus Bremsenergie Strom, mit dem das Auto dann im Stadtverkehr bis ca 30 km/h fährt, also eine energiesparendere Variante des Individualverkehrs. Außerdem - und hier kommen wir zum Knackpunkt - wird auch der Motor mit Strom gestartet. Bei -30/-40 Grad friert gerne mal der Diesel/ das Benzin ein, vielleicht kennt ihr das aus dem Winterurlaub. Ein elektronischer Start ohne Diesel/Benzin ist natürlich super praktisch um überhaupt vom Fleck zu kommen, besonders in der kältesten Hauptstadt der Welt. Außerdem ist durch den Hybridmotor das Auto in der Mongolei Abgassteuer-befreit und deutlich günstiger als andere Autos. Dementsprechend importierte die Mongolei 2016 auch 50% der hergestellten Toyota Prius Modell weltweit. Fande ich einen krassen, unnützen Fakt 🤣

    Beim Thema Autos ist man ja quasi auch schon beim Thema Umweltvermutzung. Wie wir oben schon geschrieben haben, ist das hier ein riesiges Problem. Ulan Bator ist die Stadt mit der höchsten Luftverschmutzung weltweit. Nach einem Tag haben wir schon das Gefühl von kratzigen Hälsen und haben teilweise richtig gemerkt, wie schlecht die Luft war, die wir einatmete. Wir hoffen wirklich, dass das für uns in den riesigen Städten, die wir noch sehen werden, kein Dauerthema wird. (Ebenfalls ganz weit oben auf der Liste: Peking, Saigon und Hanoi)

    Und zum Abschluss noch etwas schönes, Ulan Bator erinnert Jonas auf eine romantische Art und Weise an Phnom Penh und weckt sehr schöne Erinnerungen, auch wenn Ulan Bator im Vergleich viel weniger wuselig ist und die Menschen sich an Verkehrsregeln halten (zumindest meistens). Wir sind nun wirklich gespannt, wie wir uns in China zurechtfinden werden. Morgen nach dem Grenzübergang gibt es dann noch ein kleines Grenzkontrollenspezial von uns beiden.
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  • Kurzes Update - wir sind in China

    December 9, 2019 in China ⋅ ☁️ -5 °C

    Wir sind soeben in China eingereist. Alles lief reibungslos und nun liegen wir wieder im Bett und warten, dass es in einer Stunde weitergeht. Nachdem umgespurt wurde und alle Mitreisenden kontrolliert wurden liegen wir nämlich 2 h vor der Zeit. Anstatt um 2 konnte wir bereits um 12 wieder in den Zug - was für eine Erleichterung 😅
    Dieses Mal sind wir mit einem britischen Pärchen in einem 4er Abteil und quatschen viel - eine schöne Abwechslung. Nun gehts erstmal ins Bett und dann steigt die Aufregung morgen in Beijing anzukommen 😍
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  • Viel Aufregung um Nichts

    December 9, 2019 in China ⋅ 🌙 -1 °C

    Viel Aufregung um Nicht. So lassen sich unsere Erfahrungen an den verschiedenen überquerten Grenzen zusammenfassen. Ob wir nicht schlafen konnten vor Aufregung an der ersten Grenze (Polen->Weißrussland), gar nichts passierte, weil keine Grenzkontrollen stattfanden (Weißrussland->Russland), wir uns umsonst Sorgen wegen unserer falsch ausgefüllten Migration Card machten (Russland ->Mongolei), oder vorher ein viel größeres Drama drum gemacht haben, als es eigentlich war (Mongolei -> China). Bisher waren die Grenzkontrollen vor allem überraschend unspektakulär. Auch deswegen wird dieser Bericht über Grenzübertritte sehr überschaubar.
    Denn außer, dass ein chinesischer Grenzbeamter Jonas Pass ein paar Sekunden zu lange hochhielt und dann auch noch einen Kollegen rief, gab es keine Schreckensmomente. Die Kontrollen des Gepäcks waren außer bei der Einreise nach China nicht der Rede wert (dort mussten wir aussteigen mit allem Gepäck und es einmal durchleuchten lassen). Bei der Ausreise aus Russland wurden wir bspw. gefragt, ob wir Medizin dabei hätte. Judith präsentierte eine unserer Medizindosen, musste alles herausnehmen und damit war es gegessen. Bevor sie auch die zweite Dose hervorholen konnte, war die Kontrolleurin wieder abgedampft und interessierte sich nicht mehr für uns. Auch die anderen Kontrollen liefen nach dem Schema ab: etwas streng gucken, mit einer Taschenlampe irgendwohin leuchten und die Bänke hochklappen, den Suchhund kurz reinlassen, lassen - fertig.
    Vor der Einreise nach China hatten wir ja etwas Bedenken (bspw. wegen der Spyapp, die angeblich aufs Handy gespielt werden würde). Doch eigentlich ähnelte es einer einfachen Kontrolle am Flughafen. Die Pässe und Visa wurden gecheckt, Judith wurde seeeehr lange mit ihrem Passfoto verglichen (zugegebenermaßen, das Foto ist etwas älter 😬) und die Fingerabdrücke genommen. Nachdem der Stempel im Pass war, gab es dann noch eine Durchleuchtung des Gepäcks, wobei sich niemand für unsere Taschenmesser und das leicht entflammbare NoBite Malaria-Insektenschutzmittel interessierte. Dann folgten drei Stunden Warterei bis der Zug umgespurt war. Die verbrachten wir im Bahnhof mit Dösen, im kleinen Supermarkt rumgucken und Serie schauen, denn um 22 Uhr Abends gab es außer uns 30 Hanseln aus dem Zug niemanden mehr und wirklich keinerlei Beschäftigung. Die Grenzbeamten marschierten noch ein paar Mal an uns vorbei (natürlich ordentlich in Zweierreihen) und unser Kabinennachbar Ben legte sich auf den Boden um ein Nickerchen zu machen, mehr passierte nicht.

    Nach diesen unspektakulären Erfahrungen haben wir zumindest keine Angst mehr vor den nächsten Grenzübertritten und freuen uns auf China.
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  • Wo bleibt der Kulturschock?

    December 10, 2019 in China ⋅ 🌙 0 °C

    Unsere ersten eineinhalb Tage Peking liegen hinter uns und bisher kommen wir überraschend gut mit der anderen Kultur vor Ort klar. Sicher liegt das auch einfach daran, dass es eine Großstadt ist, die sich in Vielem auch nicht sooo sehr von anderen Großstädten unterscheidet.

    Zu unserer großen Freude haben wir auf der Zugfahrt hierher diesmal Leute zum Unterhalten gefunden. In unserem Viererabteil ist nämlich ein sehr nettes britischen Paar, Ben und Melanie mitgefahren, mit denen wir etwas über unsere Erlebnisse quatschen konnten. Auch war die Aussicht zumindest zeitweise echt schön. Den Großteil der Zeit fuhren wir aber durch die Wüste Gobi und es sah wirklich alles haargenau gleich aus. Die Temperaturen, die man in einer Wüste erwartet, wollte unser Waggonführer dann wohl auch gleich nachstellen und heizte den Waggon auf angenehme 30 Grad. Schwitzend in der heißen, trockenen Luft vertrieben wir uns die Zeit. Das erste Mal, dass Jonas am zweiten Tag aus dem Waggon trat, konnte er auch direkt einen Erfolg vermelden. Zwischen den schönen Bergen und Tälern des nördlichen Chinas hatte er die chinesische Mauer entdeckt!. Alle standen wir am Fenster und bestaunten die Mauer aus der Ferne (wir freuen uns schon auf deren Besteigung am Freitag und Samstag). Bis nach Peking konnten wir bereits einige Großstädte anschauen und auch riesige Bauprojekte. Von kilometerlangen Baustellen bis zu riesigen Brücken für die Highspeed-Züge gab es viel zu entdecken. Wir erhielten zudem schon ein Gefühl für die Unterschiedlichkeit des Landes. Von Hochhäusersiedlungen bis zu kleinen Baracken waren es oft nur ein paar Meter.
    Dann der große Moment: Ankunft am Hauptbahnhof in Peking (auch hier gibt es wie in Moskau mehrere Bahnhöfe für verschiedene Richtungen). Es stellte sich heraus, es ist ein ganz normaler Bahnhof, mit vielen Menschen vor der Tür. Die Orientierung fiel sehr leicht dank englischer Schilder und nachdem wir Geld abgeholt hatten, kauften wir uns ein Metroticket und ab ging es zum Apartment.
    Dieses Mal kommen wir via Airbnb unter und hatten zuvor eine Beschreibung mit Fotos von der Station bis zur Wohnungstür bekommen. Es begann eine kurze Schnipseljagd, an dessen Ende wir in einem Hochhaus in einer winzigen Wohnung ankamen. Wir teilen uns diese mit den beiden Hauptmieter*innen, die wir bisher aber nur flüchtig gesehen haben. Die Wohnung ist süß eingerichtet und wir haben unsere ersten Bekanntschaften mit dem asiatischen Konzept der Dusche gemacht. Es gibt nämlich keine richtige Dusche, sondern man duscht im Badezimmer und macht dieses dann quasi auch komplett nass - etwas gewöhnungsbedürftig.

    Nach dem Ankommen versuchten wir dann noch zwei Restaurants zu finden, die wir rausgesucht hatten. Dies erwies sich als wirklich wirklich kompliziert, denn sie lagen in einer Hochhausgegend in der quasi jedes Hochhaus eine eigene Mall in den unteren Geschossen hatte. Zudem hießen die Gebäude auch noch fast gleich und die Kartenanzeige bei unserer App war ungenau (dachten wir zumindest). Zu allem Überfluss hatten wir noch kein mobiles Internet und ziemlichen Hunger. Kurzum suchten wir in drei verschiedenen Malls nach den magischen vier Schriftzeichen unserer Restaurants. Doch wir fanden nichts. Kaum ein englisches Wort war zu lesen und alles sah gleich aus. Wir verzweifelten, wurden dann aber von einem Sicherheitsmann gefragt, wo wir hinmöchten. Wir zeigten ihm die chinesischen Zeichen und er brachte uns zu dem gesuchten Restaurant. Doch nach zwei Stunden Sucherei hatte dieses natürlich schon geschlossen. So ging es mit sehr schlechter Laune nach Hause und es gab nur Tütengerichte und ein paar Chips zum Abendessen. Der erste Tag Peking war also schonmal ein Reinfall 🙈

    Dafür entschädigte der heutige Tag. Wir erholten uns erstmal von der langen Reise und dem wenige Schlaf der letzten Tage. Judith kränkelt zudem etwas mit einer Erkältung und so verbrachten wir den Vormittag mit Recherche und chillen. Danach ging es erstmal auf die Mission Simkarte besorgen, damit wir nicht wieder ohne Kartenapp irgendwo rumirren müssen. Das verlief sogar relativ unkompliziert, obwohl wir uns jetzt nicht sicher sind, ob wir 3GB pro Tag oder pro Monat haben, denn die Kommunikation zwischen uns und der Schalter-Frau fand über eine grauenhaft schlechte Übersetzungsapp statt. 😅🤣.
    Mittags ging es in ein Restaurant, welches wir über eine Youtuberin (danke @mirella) gefunden hatten. Und es entlohnte uns tausendfach für die gestrige Sucherei. Wir brauchten alleine 20 Minuten um uns zu entscheiden, was wir von der endlosen Auswahl an Gerichten, die wir noch nie gesehen und daher am liebsten alle probiert hätten, essen wollten. Schließlich entschieden wir uns für drei verschiedene Dinge und waren überwältigt. Zuerst wurden uns ungefragt ein Apperetiv aufgetischt: Erdnüsse und eingelegtes Gemüse, beides aber so speziell gewürzt, dass es wirklich etwas besonderes war. Dann folgte Tofu, wie wir ihn noch nie gegessen hatten, Auberginen und Paprika mit einer Sauce, die das Aroma der beiden Gemüse so passend unterstrich, dass wir beide der Meinung sind, noch nie vorher so leckere Aubergine gegessen zu haben. Außerdem gab es einen Schmortopf mit Tofu, Pilzen und fermentierten Kohl, welcher auch richtig lecker war. So etwas ist nicht zu vergleichen mit Tofu süßsauer oder Nudelpfanne in Deutschland. Für uns beide war es eine Offenbarung und wir haben die Messlatte für unsere weiteren Essenserfahrungen in China sehr sehr hochgelegt.
    Danach spazierten wir durch die Straßen und durch den nahegelegenen Park der Sonnentempel. Dieser Park ist vor allem auch ein Erholungs- und Sportgebiet innerhalb der Großstadt und es war angenehm ruhig. Anscheinend gibt es hier auch in jedem Park eine Art Outdoor-Fitnessstudio mit verschiedenen Geräten - sieht ein bisschen aus, wie ein Spielplatz für Erwachsene. Das faszinierende daran ist, dass da super viele Omis und Opis dran rumturnten! Fanden wir total gut, dass sie sich im hohen Alter so fit halten.
    Danach liefen wir zum Bahnhof, um unser Ticket nach Xi‘an zu buchen (das geht nämlich nur am Schalter). Nachdem wir das erfolgreich gemeistert hatten, ging es noch einkaufen und dann zum kochen nach Hause. Dabei erstanden wir ein paar vegane Snacks (kleine Küchlein mit Bohnenpaste bzw. Mandeln drin (beides süß) und Chips mit Gurkengeschmack - könnt ihr euch geschmacklich ungefähr wie süddeutschen Kartoffelsalat vorstellen 🤤

    Nach diesen ersten entspannten Tagen geht es dann morgen richtig los. Für die nächsten Tage stehen noch einige Dinge auf dem Zeitplan (Verbotene Stadt, Tianamen Platz, Himmelstempel, chinesisches Mauer). Danach können wir sicher nochmal mehr zum möglichen Kulturschock sagen, aber bisher kommen wir wirklich gut zurecht. Selbst die Rushhour in der Metro haben wir gut überstanden.

    Liebe Grüße aus dem Reich der Mitte
    Jonas & Judith
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  • Der teuerste Tee der Welt

    December 12, 2019 in China ⋅ ☀️ 1 °C

    Nach dem anstrengenden Ankunftstag und dem ruhigen Start am nächsten Tag, begann am Mittwoch das Sightseeing in Beijing.
    Erster Stopp: die verbotenen Stadt. Das Rätsel warum sie so heißt, löste sich sehr schnell. Bis zum Ende der Kaiserzeit durften Teile des Palastkomplexes nur von der Kaiserfamilie betreten werden. Einzig für Zermonien und Audienzen waren Teile der Stadt für Bürger*innen betretbar.
    Es ist ein wirklich beeindruckender Komplex. Das liegt natürlich an der Farbenpracht, aber vor allem auch an der Größe. Bis zum eigentlichen Eingang durchschritten wir bereits drei Tore und riesige Höfe. Laut Lonely Planet handelt es sich um die größte zusammenhägende Palastanlage der Welt mit über 200 Gebäuden und 9999,5 Räumen (nur der Himmel darf 10.000 Räume haben). Da wir zu geizig für den Audioguide waren, begnügten wir uns mit den Schautafeln und erfuhren einiges über die Ideen hinter den Bauten. Die traditionelle chinesische Architektur ist nämlich vom Symbolismus geprägt. Das heißt, dass jede architektonische Entscheidung eine Metapher für etwas ist. Krass ist z.B. der schnurgerade Weg/Straße, der durch den ganzen Palastkomplex geht und an dem man das Geodreieck anlegen könnte. Wahrscheinlich würde man keine Krümmung erkennen. Diese Straße, auf der nur der Kaiser laufen durfte, führt genau nach Norden und bis hin zum ehemaligen Außentor und dem Himmlischen Tempel. Diese Präzision war wirklich unglaublich.
    Die Tempel selber waren wirklich beeindruckend. Sie sind sehr schön verziert und beim genauen Hinschauen konnte immer etwas Neues entdeckt werden. Trotzdem war die 20. sehr ähnlich aussehende Anlage dann doch nicht mehr ganz so spannend. Auch die vielen Ausstellungen in den Räumen waren zwar interessant, aber halt vor allem auf Chinesisch. Wir schauten uns eine Ausstellung zu einem traditionellen chinesischen Saiteninstrument an, welches eines DER chinesischen Kulturgüter ist. Außerdem sahen wir viele alte Insignien der Kaiser und deren Kleidung. Beeindruckend war dabei vor allem der Zustand der Ausstellungsstücke. Entweder wurden sie sehr gut restauriert oder bereits vor Jahrhunderten sehr gut verwahrt, um für die Nachwelt erhalten zu bleiben. Nach all diesem Input waren wir dann aber froh, am Ende in einen sehr schönen Garten zu kommen. Nachdem wir noch die Außenmauer bestiegen hatten, begaben wir uns nach 4 Stunden zum Ausgang.
    Dort trafen wir auf drei Studierende aus Xi‘an, die uns einfach so ansprachen. Wir quatschten eine Weile und einigten uns dann darauf, gemeinsam einen Tee trinken zu gehen. Eine der Drei machte das Studium für traditionelle Chinesische Medizin, was Judith sehr spannend fand. Leider fehlte aber die Zeit, um sich länger darüber zu unterhalten. Wir quasselten so vor uns hin und kamen nach kurzer Zeit in ein kleines Hinterhof-„Café“. Es handelte sich eher um ein paar wirr eingerichtete Räume. Einer unserer Begleiter lotste uns sofort in einen durch einen Raumtrenner abgetrennten Raum und wir setzten uns. Als wir die Karte bekamen und jeder Tee um die 50-60 Yuan pro Person (7-8€) kosten sollte, fragte Judith sicherheitshalber nochmal nach, ob das der Preis pro Kanne sei. Es wurde bejaht, wir hätten uns zu diesem Zeitpunkt auch niemals vorstellen können, dass Tee so teuer sein könnte und tranken wir gemeinsam unserenTee. Die Kanne wurde immer wieder nachgefüllt und wir bekamen noch ein paar Sonnenblumenkerne mit Zucker und kleine Nektarinen. Die böse Überraschung kam mit der Rechnung. Für ein paar kleine Snacks und zwei Kannen Tee sollten wir 5 insgesamt 550 Yuan (~70€) bezahlen. Ohne ein Wimperzucken bezahlten die drei, wie alle hier, via WeChat ihre 42€ für ein bisschen Teetrinken. Wir dagegen musste ganz schön schlucken, als wir das Geld für zweimal richtig gut essen gehen für das bisschen Tee ausgaben. Jonas fragte nochmal nach und bekam die Antwort, dass wir auch für den privaten Raum mitbezahlt hätten. Wir ärgerten uns ziemlich über diese Ausgabe, haben aber immerhin etwas dazugelernt und finden es mittlerweile auch ziemlich witzig unseren teuersten Tee der Welt in Beijing getrunken zu haben. Wir reimten es uns so zusammen, dass wir auch den ganzen Abend für diesen Preis dort hätten verweilen können und quasi all-you-can-drink gehabt hätten, dann wäre es vielleicht ein gutes Geschäft für uns gewesen.
    Mit etwas gedrückter Laune begaben wir uns zum Essen. Dort wurde sie wieder deutlich gehoben, denn das Restaurant hatte einen angeschlossenen Shop, der nur vegane Produkte verkaufte. Wir deckten uns mit allerlei Leckerein ein. Es ist echt unglaublich was es hier für vegane Produkte gibt. Jegliche Art von Fleisch von Kebap-Spießen, Würstchen, Spareribs und Chicken-Nuggets, außerdem allerlei Dumplings und Gebäck, bis hin zu veganem Fisch und sogar Shrimps. Durch den buddhistischen Anteil der Bevölkerung, die zum Teil komplett oder zumindest zu Fastenzeiten vegan essen, gibt es hier einen recht großen Absatzmarkt für solche Produkte. Außerdem verkaufte der Shop auch hausgemachtes chinesisches Gebäck. Judith fährt vor allem auf gebackene Kugeln ab, die innen eine Füllung aus süßer Bohenpaste haben. Mit vollem Rucksack und gesättigt ging es nach Hause.

    Am nächsten Tag stand wieder ein Park auf der Liste. Wir besuchten den Tempel des Himmels Park. Ein Ort an dem der Kaiser allerlei Rituale durchführte. Außerdem übte sich die Kaiserfamilie dort auch in der Askese. Eigens dafür gab es einen eigenen Fastentempel, in dem sich die Kaiser auf wichtige Rituale vorbereiteten oder auch einen Rückzugsort zum Schreiben hatten.
    Der Himmelstempel selber ist eines der Wahrzeichen Pekings. Besonders ist seine runde Form und sein Standort auf einem Hügel. Von dort hatten wir einen tollen Blick auf die Stadt. Der Park war angenehm ruhig und wir schlenderten durch die verschiedenen Anlagen. Als Veganer*innen interessierten wir uns natürlich besonders für das Schlachthaus 😜.

    Es ist schon krass sich vorzustellen, dass durch diesen Park und auch durch die verbotene Stadt, vor wenigen Jahrhunderten noch die Herrscher dieses riesigen Reiches liefen und Vieles noch in dem Zustand erhalten geblieben ist, wie es auch früher genutzt wurde.

    Am Abend besichtigten wir noch eine Hutong. Huntongs sind die traditionellen Gassen der Stadt, die leider immer mehr den riesigen Wolkenkratzern weichen müssen. Vor einigen Jahren gab es noch über 6.000 Hutongs, nun sind es nur noch 1.000, Tendenz stark fallend. Einige werden auch neu gebaut, diese kann sich die eigentliche Bevölkerung dieser Gebiete aber nicht mehr leisten (kennen wir ja irgendwoher...). Wir besuchten eine touristisch sehr erschlossene Hutong, in der quasi jedes Haus einen kleinen Shop integriert hatte. Dort hätten wir uns nach Lust und Laune durchschlemmen können, wenn wir Chinesisch könnten 😅. So schlenderten wir durch die endlose Gasse und ließen die Gerüche und Geräusche auf uns einprasseln. Eine schöne Erfahrung zum Abschluss des Tages.

    Später recherchierten wir noch die letzten Kleinigkeiten für unsere Reise zur Mauer und gingen dann früh schlafen, um früh aufbrechen zu können.
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  • The Great Wall of China

    December 13, 2019 in China ⋅ 🌙 -3 °C

    Am Freitag wollten wir endlich die chinesische Mauer sehen. Die Recherche dafür war ganz schön viel Arbeit, weil wir ungern viel Geld für eine organisierte Tour ausgeben wollten. Es gibt in der Nähe von Peking mehrere Abschnitte der Mauer, die man besuchen kann. Diese sind unterschiedlich gut zu erreichen, unterschiedlich gut erhalten bzw. restauriert und unterschiedlich stark touristisch. Man kann zum Beispiel zu einem Abschnitt sehr nahe an Peking fahren (Badaling), der komplett restauriert wurde, wo man mit einer Gondel hochfährt und wo besonders im Sommer Massen von Touris sind. Auch könnte man richtige Extremtouren auf sehr verfallenen Teilen der Mauer machen, wo winzige Treppenstufen, auf denen man kaum stehen kann, mit einem Anstieg von 95%, nach oben führen - also fast senkrecht und sau gefährlich. Wir wollten gerne irgendwas zwischen diesen beiden Extremen und haben uns dann entscheiden, in das Dorf Zhuangdaokou zu fahren und von dort aus den Abschnitt bis ins nächste Dorf nach Huanghua Cheng zu laufen.
    Wir standen also früh auf und fuhren mit der Metro zum Busterminal. Von dort aus fuhr der erste Bus ein Stück raus aus der Stadt und wir mussten noch einmal ein Stück zur nächsten Busstation laufen. Dank Jonas ausführlicher Recherche und Apple Maps (Google Maps kommt nämlich nicht durch die Great Firewall of China und VPN funktioniert nur im WLAN) war alles kein Problem. Apple Maps zeigt einem sogar die Busstationen während der Fahrt an, sodass man verfolgen kann, an welcher man gerade ist - sehr praktisch, wenn man, wie wir, die Namen der Stationen nicht lesen kann.
    An unserer Station zum Umsteigen saß zu unserer Überraschung ein bekanntes Gesicht! Soraya aus der italienischen Schweiz kannten wir nämlich vom Sehen schon aus dem Zug von Ulan Bator nach Peking. Sie erkannte uns auch sofort. Wir fanden es alle sehr lustig, dass wir uns an dieser Station am Rande von Peking wiedergetroffen hatten. Natürlich wollte sie auch zur Mauer.
    Der Bus nach Zhuangdaokou war dann auch ein Erlebnis für sich. Sobald wir die ersten Dörfer erreicht hatten, stiegen immer mehr Menschen ein. Schnell war der Bus bis zum Anschlag gefüllt mit Leuten, die anscheinend gerade vom Markt kamen, denn alle trugen sie Tüten voller Obst, Gemüse, Fleisch und anderer Lebensmittel. Und alle schrieen sie fröhlich durch den Bus um sich mit jemandem am anderen Ende des Busses zu unterhalten oder zusteigende Leute aus dem nächsten Dorf zu begrüßen. Wir fanden die Szene sehr unterhaltsam.
    Der Aufstieg zur Mauer war dann auch schnell gefunden. Wir liefen bis dahin noch mit Soraya zusammen, dann lies sie uns etwas Vorsprung und ab da hatten wir die Mauer komplett für uns allein 😱.
    Zunächst ging es recht steil nach oben, immer abwechselnd über Treppen und Fläche, sodass wir schnell an Höhe gewannen und mit einem tollen Ausblick belohnt wurden. Wir hatten, wie eigentlich jeden Tag bisher, strahlenden Sonnenschein und eiskalten Wind. Der Abschnitt der Mauer war noch recht gut begehbar, obwohl schon deutlich verfallen. Der Weg führte immer wieder durch die typischen Wachtürme, die meistens sogar mehrere Räume haben. Ziemlich schnell hatten wir dann auch schon den höchsten Punkt erreicht und suchten uns ein Plätzchen fürs Mittagessen. Dort oben zu stehen, war für uns beide wirklich ein besonderer Moment. Hatten wir uns doch erst vor ein paar Wochen entschieden, unsere Route über Peking abzuändern und so kurze Zeit später standen wir dann schon auf der chinesischen Mauer. Ich (Judith) hatte vor der Idee der Zugreise auch noch nie China auf dem Schirm gehabt und nicht geglaubt, dass ich sobald mal in diesem Land sein würde.
    Anschließend machten wir uns an den Abstieg. Auf dem Weg trafen wir noch einen Franzosen, aber er, wir und die Schweizerin waren an diesem Tag die einzigen Menschen auf der Mauer. Der Abstieg ging dann auch recht schnell. Wir hatte natürlich viele Pausen für Aussicht und Fotos gemacht, aber die reine Laufzeit betrug bestimmt nur eine Stunde. Das war ein bisschen schade und wir überlegten kurz, noch ein Stück weiterzulaufen, aber ab diesem Punkt hätten wir alles wieder zurücklaufen müssen und wir wollten auch nicht zu spät zurück in Peking sein. Wir trafen unten Soraya wieder und liefen zusammen zum Bus. Diesmal war dieser voller Schulkinder auf dem Heimweg, die uns schüchtern, aber neugierig beäugten.
    Zurück in Peking gingen wir nochmal zurück zu dem veganen Shop mit dem leckeren Gebäck. Judith hat nämlich eine dezente Sucht nach der leckeren süßen Bohnenfüllung entwickelt. Dann ging es zum Abendessen in ein anderes Restaurant. Jonas hatte noch einen kurzen Schockmoment, weil er kurzzeitig glaubte, mit seiner Kreditkarte könnte etwas nicht stimmen - es stellte sich aber heraus, dass er nur an einem Automaten ohne Visa-Symbol versucht hatte, Geld abzuholen 🙄.
    Danach ging es zurück in unser Airbnb. Wir waren völlig erledigt, aber sehr glücklich über den schönen Tag 😍.
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