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  • Day 5

    Bolonia - La Zarzuela 15.5.2018

    May 15, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 20 °C

    Geschafft! Was für ein Tag, alter Schwede! Aber eins nach dem anderen, wie man die Klöße isst.

    Wobei, ich fange mal mit dem Ende an; heute bin ich in meiner ersten AirBnB-Unterkunft bei Nandi. Hier setzen sich meine bislang uneingeschränkt guten Erfahrungen mit AirBnB nahtlos fort. Nandi ist ein Paradebeispiel für Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Sie hat mich wie einen alten Freund begrüsst, der absolute Hammer. Meine schmutzige Wäsche hat sie grußlos gleich mit in die Trommel gesteckt, und insbesondere heute kam ne Menge Schmutz dazu. Sie lebt hier mit Ihrem Mann Javier und ihrem Sohn Ciro. Die beiden sind auch so was von nett! Javier möchte mir sogar eine Jakobsmuschel für den Weg basteln! 😊

    Aber jetzt wirklich der Reihe nach.

    Heute morgen gut ausgeschlafen und erholt in die Klamotten gesprungen, den Rucksack übergeworfen und ab zum Auschecken. Gestaltete sich etwas schwierig, da niemand zum Auschecken da war. In Bolonia ticken die Uhren da etwas anders, das durfte ich schon gestern abend leidvoll erfahren, als ich noch etwas Spachteln gehen wollte. 3 Restaurants im Ort, 3 Restaurants geschlossen. Und es ist nicht so, daß noch keine Touristen am Start gewesen wären. Eine Banane, Kekse und ein leckeres Cerveza Grande samt köstlichen Oliven machten den Kummer dann doch noch erträglich. Zumal ich noch einmal mit einem phantastischen Sonnenuntergang über dem Meer mit Blick auf Afrika verwöhnt wurde.

    Der Weg führte mich dann direkt in die Hügel hinter Bolonia ins Binnenland. Hügel klingt niedlich, vielleicht zu niedlich, man könnte es auch kleine Berge nennen. Ich kam wieder gut in Wallung, blieb aber alles beherrschbar. Regelmäßig je nach Bedarf in kleinen Schlucken trinken und es passt. Als ich dann den ersten gelben Pfeil des Tages sah, war ich mir sicher, dass heute nichts schief gehen könnte. Von wegen.

    Die gelben Pfeile führten mich exakt auf der von mir gewählten Route die Hänge hinauf, zunächst auf Asphalt, dann auf Schotterwegen, die mit zunehmender Dauer immer mehr Schotter und immer weniger Wege wurden. Aber das nimmt man als braver Wanderer klaglos hin.

    Irgendwann hatte ich den Kamm überwunden und folgte den Pfeilen, die mir munter den Weg wiesen. Bis ich plötzlich vor einem stracheldrahtbewehrten Zaun stand. Prima. In dem Zaun war ein Durchgang, Betonung liegt auf WAR, der zwischenzeitlich ebenfalls unter Zuhilfenahme von Stacheldraht dicht gemacht wurde. Und das Beste: ein gelber Pfeil unterhalb des Stacheldrahtes teilte mir mit, ich solle durch den Zaun weiter geradeaus gehen. Sehr pfiffig.

    Ich überlegte kurz, checkte die Route und beschloss, mich nach links am Zaun weiterzubewegen, da das meiner groben Marschrichtung entsprach. Da begann der Spaß erst richtig.

    Der Untergrund wurde zunehmend schlechter, und ich bahnte mir meinen Weg durch Sträuche und Büsche am Zaun entlang. Irgendwann musste der doch mal enden. Jaja. Alles was endete, war plötzlich mein Weg, als ein weiterer Zaun mir den Weg nun in seitlicher Richtung versperrte. Wieder so ein putziges Stacheldrahtmodell. Ich hätte nicht gedacht, dass es auf meinem Camino dieses Jahr so schnell gehen würde, dass ich das erste Mal laut fluche. Denn nun musste ich den ganzen Hang wieder hoch, brav dem Zaun folgend, in der Hoffnung, dass ich oben dann weiter nach rechts kann. Alles bei brütender Hitze in der prallen Sonne.

    Ich kämpfe mich also wieder den Hang hoch, der zu großen Teilen aus Morast und Schlamm bestand, um dann oben WIEDER von einem Zaun gebremst zu werden! Rechts in der Ecke entdeckte ich ehemaligen Durchgang, natürlich sauber mit Stracheldraht verschlossen. Aber nicht ganz so sauber wie erhofft, denn es gelang mir, auf der einen Seite eine Stange freizuhebeln und dann quetschte ich mich durch die kleine Lücke, nachdem ich Rucksack und Stöcke rübergeworfen hatte. Juchuuu dachte ich, endlich kann es weiter gehen. Ein richtiger Weg vor mir, der mich wieder den Hang herunter führte. Bis zu einem grossen Tor inmitten einen weiteren Stracheldrahtzaunes. Aber mein Auge war mittlerweile bereits geschult - schon von weitem erkannte ich, dass auf dem Tor KEIN Stracheldraht war. Also ruckzuck Rucksack und Stöcke rüber und ich hinterher.

    Auf der anderen Seite wollte ich dann erstmal auf dem Handy checken, wo ich denn nun eigentlich war. Da traf mich fast der Schlag. Das Handy hatte keinen GPS-Empfang mehr! Ist mir noch nie passiert. Lag vielleicht daran, dass ich mich im Grunde mitten in einem Windräderpark bewegte. Gut, dass die gelben Pfeile da hin lotsten.

    Klagen half nichts, also erstmal weitermarschiert. Zwischendurch GPS gecheckt - nichts. Weiter marschiert, GPS gecheckt, nichts. So ging das ne Weile, bis ich dann mein Handy komplett runtergefahren habe, wieder hoch - nichts. Kein GPS.

    Also bin ich einfach weiter, bis ich irgendwann in einem Ort ankam. Dort mit qualmenden Socken und bis an die Knie mit Schlamm zugedreckt auf die erstbeste Bank im Schatten und mein Handy gecheckt. Und siehe da - GPS ging wieder! Und siehe weiter da - mein Zielort La Zarzuela war nur noch einen Kilometer die Landstraße weiter geradeaus entfernt. Da habe ich nicht geflucht.

    Ja, und jetzt sitze ich hier auf meinem Bett, frisch geduscht und habe alles von heute gebloggt. War das heute ein scheiss Tag? Ja. Aber ist mir eigentlich schon wieder so was von wurscht 😊

    Werde gleich mal runter zu Nandi und ihrer Familie gehen und mal schauen, wie es heute Abend so weitergeht.
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