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  • Day 11

    La Cuerva - Las Cabezas de San Juan 21.5

    May 21, 2018 in Spain ⋅ ☀️ 22 °C

    Der Tag fing ziemlich ereignislos an. Habe mich gut erholt gegen halb 8 aus den Daunen geschält, wobei ich gestern eigentlich schon ganz gut erholt in die Falle gegangen bin. Die Annehmlichkeiten des Bades ausgiebig genutzt und dann in die Klamotten gesprungen. Der Rucksack packt sich auch von Tag zu Tag fixer, ich bin spätestens jetzt wieder voll im Camino-Modus. Das Auschecken bestand im Schlüssel auf den Empfangstresen legen und schon war ich durch die Tür. Da man frühestens um 9 auschecken konnte, nutzte ich die Gelegenheit noch, flugs die Einkäufe für den Tag im Supermercado zu erledigen. Bestand im Wesentlichen aus 1,5 l Aquarius Lemon, paar Würstchen und 2 Nektarinen. Den Weg dorthin wies mir ein Polizist, der etwas träge an einer Laterne lehnte. Ich dachte mir: Gib dem Mann ne Aufgabe.

    Dann ging es aus dem Ort hinaus und mir fiel schnell auf, dass heute die gelben Pfeile mit Abwesenheit glänzten. Hat mich nicht weiter beunruhigt, da mein Weg klar war, und die Pfeile aktuell eher willkürlich angebracht wurden. Mal hier, mal da, und als die Farbe aus war, wohl auch gerne mal gar nicht. Ich trabte also unverdrossen meines Weges entlang einer Bundesstraße auf einem wunderbar breiten Schotterweg, so dass ich mir keine Gedanken über die Wegführung machen musste.

    Irgendwann endete der Weg erwartungsgemäß vor einer Autobahnunterführung. Zwei Kreisel waren zu durchqueren, dann ging es auch schon nach etwa 10 km in den Ort Lebrija. Und siehe da - plötzlich ein gelber Pfeil an der Hauptstraße, der mich anwies, weiter geradeaus zu gehen. Bis Lebrija rein gar nichts an Pfeilen und dann folgten sie gefühlt alle 100 Meter. Man nimmt es hin.

    In Lebrija eine Bar mit Sitzplatz in der Sonne angesteuert und erstmal einen Cafe Americano geschlürft. Doppelter Kaffee schwarz mit ordentlich Zucker drin. Nicht, dass ich ihn nötig gehabt hätte, das nicht. Aber er schmeckt einfach so lecker 😎 Außerdem wusste ich durch das vorherige Routenstudium, daß das der letzte Ort bis Cabezas sein würde. Also ab da nochmal 20 km durch die Tundra.

    Es ging weiter über extrem komfortable Schotterpisten, die das Laufen zum reinen Vergnügen machten. Nach weiteren 10 km habe ich an einem Brunnen meine Mittagspause gemacht und bischen in der Sonne gechillt.

    Dann ging ich die letzten 10 km an. Zur Rechten konnte ich in der Ferne schon Cabezas ausmachen, zur Linken allerdings auch massive dunkle Wolken, aus denen entfernt Gewitterdonner grollte. Ich zog den Schritt etwas an.

    Nicht allzuviel später verabschiedete sich dann mein Internet für den Tag. Nicht tragisch, dachte ich, die Route ist ja im Handy gespeichert, also wofür brauche ich jetzt Internet. Grundsätzlich richtig. Dennoch war es mir nicht mehr möglich, meine gespeicherte Route aufs Display zu bekommen. Nichts half, kein Handy-Neustart, alle Bemühungen vergebens. Also blieben mir nur die Pfeile. Sofern noch welche kommen würden. Und wo Cabezas in etwa lag, wusste ich auch.

    Ich also weiter, schon etwas grimmig ob des Versagens meiner Wanderapp, da kam es zu dem, wovor viele richtig Muffe haben, wenn sie in der freien Wildbahn am Wandern sind. Ein großer freilaufender Hund. Der gehörte wohl zu einem landwirtschaftlichen Betrieb, der auf meinem Weg lag, und er wollte mir wohl mitteilen, daß er Fremde in SEINEM Revier nur sehr ungern antrifft. Sein Kläffen und die gefletschten Zähne sowie das Tempo, mit dem er auf mich zuschoß, erweckten in mir zumindest den Eindruck.

    Da ich in dem Moment aber eh gerade etwas übellaunig war, dachte ich nur: "Komm nur Sportsfreund, kommst mir gerade recht, dir geb ich fürs Knurren", blieb stehen, drehte mich frontal in seine Richtung, hob beide Stöcke über den Kopf und machte zwei, drei schnelle Schritte auf ihn zu. Die Töle war zwar ein schöner Brocken, aber so schnell, wie der plötzlich stoppen und sich umdrehen wollte und dabei fast noch gestürzt wäre, das sah schon fast zum Schreien komisch aus 😁

    Ich ging dann weiter, er stürzte wieder auf mich zu, und das Spielchen von Neuem. Und so ging das eine ganze Zeit, bis er wohl keinen Bock mehr hatte. Sein Glück, ich habe nichts gegen Hunde, sicher nicht, aber wäre er noch viel näher gekommen, hätte ich ihm das Fell gegerbt. Ich war in genau der richtigen Stimmung, ihm die Stöcke mit voller Wucht übers Haupt zu ziehen und das nicht nur einmal. Vielleicht hat er das geahnt und vielleicht hat er vorher schon mal auf die Art richtig Lack bekommen, keine Ahnung. Auf jeden Fall blieb es dabei. Das ganze Spielchen etwa einen Kilometer später nochmal mit einem anderen Köter, auch ein schöner Krawenzmann, aber der verlor deutlich schneller die Lust.

    Ich dann die letzten Kilometer nach Cabezas weitermarschiert, es kamen noch gelbe Pfeile, insofern war alles kein Problem. Bis ich dann in Cabezas war 😁 denn dort ging auch mein Google Maps nicht aaaaah 😂 also gut, überlegt, was man jetzt tun kann, da fiel mir links auf der Ecke ein Gemischtwarenhandel auf, der zum einen geöffnet hatte, was schon mal gut war, aber zum anderen auch ein Schild über dem Laden hatte, auf dem eine Internet-Adresse vermerkt war.

    Das roch nach WiFi, dachte ich mir und zack stand ich im Laden. Die Gute hinter dem Tresen verstand jedoch nur Spanisch und mein Übersetzer konnte nicht zum Einsatz gebracht werden, weil der wiederum Internet braucht 😎 sie hatte jedoch eine Nachbarin, die über dem Geschäft wohnte und die Englisch sprach. Schon war die mit im Laden und brachte mir sogar ihr Passwort für das WiFi aus ihrer Wohnung im ersten Stock mit 😁 schnell waren dann alle Fragen geklärt und ich trollte mich mit den besten Dankesbekundungen in Richtung Behausung.

    Ein kleines Hindernis galt es noch zu überwinden; den Schlüssel zu meinem Appartement gab es nicht in meinem Appartement. Sondern bei einer anderen Adresse. Die fand ich nicht sofort und dann hatte ich natürlich auch kein Internet mehr, ich war ja wieder unterwegs im Ort 😎 da habe ich einfach die nächstbesten Leute angesprochen, die auf der Straße rumstanden, habe Ihnen meine Reservierungsbestätigung unter die Nase gehalten, und siehe da: den Schlüssel gab es auf der Tankstelle gegenüber auf der anderen Straßenseite 🤓 und die Appartements waren direkt um die Ecke - beides gehörte dem gleichen Besitzer.

    Jetzt hocke ich hier in meinem Appartement in einem seeeehr bequemen Stuhl und habe fertig mit Blog für heute. Stand jetzt. 😎⚽💪🎉
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