Camino Portugues 2017

August - September 2017
A 26-day adventure by Andreas Read more
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  • Day 1

    Bald geht es los!

    August 26, 2017 in Germany ⋅ ⛅ 28 °C

    Ja, schon bald ist es soweit; ich werde wieder in den Süden fliegen und mich dort auf Wanderschaft begeben. Zwei Wochen nur, aber: Ich freue mich schon seeehr darauf. Jeden Morgen den Sonnenaufgang in der Natur erleben, alleine das ist schon unbeschreiblich schön. Immer wieder den Blick über weite Landschaften geniessen, abschalten und zugleich durchstarten, frei von Zwängen unterwegs sein, das macht den Reiz, eigentlich sogar den Zauber des Wanderns aus. Und noch so vieles mehr. Klar, nur für mich. Aber ich glaube, für viele andere auch.

    Ich werde den Camino Portugues gehen, von Porto nach Santiago, eine sehr schöne Strecke, unkompliziert, aber nicht einfach. Die Temperaturen in Portugal kratzen auch im September nicht nur an der 40-Grad-Marke, sondern übersteigen sie gerne auch deutlich. Dann ist Schluss mit Lustig. Wenn, ja wenn man dann ungeschützt durch die Botanik trabt. Zuverlässige Abhilfe schafft da ein Wanderschirm, fest am Rucksack installiert hat er mir schon mehr als einmal den Tag gerettet. Ein Blick rüber zu meinem Rucksack verrät mir, dass ich auch diesmal nicht auf seine Unterstützung verzichten muss. Bestens!

    Meine Ausrüstung habe ich schon beisammen, wer mich kennt, wird darüber nicht übermäßig überrascht sein. Es ist nicht mein erster Camino. Und eigentlich ist mein Camino Portugues im September auch eher eine Zeit der Vorbereitung auf meine Via de la Plata XXL 2018. Warum XXL? Ich werde die Via de la Plata nicht in Sevilla starten, wie das Usus ist. Als ich das erste Mal die Via de la Plata auf der Karte sah, dachte ich spontan: Wenn schon so weit im Süden Spaniens starten - warum dann nicht ganz im Süden? Am südlichsten Punkt Spaniens? Der Gedanke hat mich nie losgelassen, und als für mich feststand, dass ich 2018 die Via de la Plata gehen werde, stand auch fest, wo ich starten werde. In Tarifa. Liegt noch unterhalb des Felsens von Gibraltar, mehr Süden geht nicht. Da will ich hin, genau da will ich starten.

    Es wird 2018 eine besondere Tour werden, da bin ich mir sicher. Nicht nur wegen der schieren Länge von ca. 1300 KM. Ich möchte diese Zeit nicht nur in meinen Gedanken und Erinnerungen behalten, sondern auch in Worten und Bildern festhalten. Damit das auch hinhaut, werde ich das jetzt bald auf meinem Camino Portugues üben.

    So, gibt's für heute noch etwas Wissenswertes zu berichten? Hmmm, eigentlich nicht. Ich versuche jetzt hier noch ein paar Fotos meiner letzten spontanen Tageswanderung rund um Reichelsheim im Odenwald diese Woche einzupflegen, dann weiß ich auch in diesem Punkt, wie es geht.

    Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern hier viel Vergnügen und eine schöne Zeit mit meinem Blog. Vielleicht kommt bei euch ja etwas von all dem Schönen an, über das ich schreiben werde. Ich freue mich schon sehr darauf.

    Andreas
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  • Day 12

    Anreise 6.9.2017

    September 6, 2017 in Germany ⋅ ⛅ 18 °C

    Mittwoch morgen. 03.00 Uhr in der Nacht. Mein Wecker klingelt. Laut. Sehr laut. Allerdings stehe ich da schon unter der Dusche :) Ich werde nach meiner Rückkehr sicher erfahren, wie begeistert meine Nachbarn von der Weckfunktion meines Handys sind.

    Mein Rucksack stand abmarschbereit im Flur, nachdem ich es auch war, haben wir uns gemeinsam auf den Weg zum Bus gemacht. Der erschien auch pünktlich um 4.04, und da konnte ich es richtig geniessen, dass Ryanair nun auch von Frankfurt aus direkt startet. Keine Nacht, die man sich zuvor um die Ohren schlagen muss, um bloss rechtzeitig morgens um 6 in Hahn zu sein. So ist's recht.

    Am Flughafen war gut Betrieb, allerdings nur vor den Ryanair-Schaltern. Bin wohl nicht der einzige, der seinen Start mit dem Start von Ryanair am Frankfurter Flughafen zusammenlegte. Obwohl ich 2 Stunden vor Abflug da war, bat mich der Scherge vom Check-In doch direkt weiter zur Sicherheitskontrolle zu traben. Dort sei schon einiges los. Und dort WAR auch einiges los. Ging aber trotzdem flott, also Kompliment an Ryanair: guter Einstand am Rhein-Main-Flughafen.

    Das Bild trübte sich auch nicht während des Fluges, es ging sanft über die Wolken und der Pilot kannte wohl den Weg. Alleine, dass die Flugzeit zu 80% zu einer Verkaufsveranstaltung geriet, war vielleicht suboptimal. Nachdem ich aber der bemühten Stewardess auf ihre erste Frage, ob es denn auch etwas für mich sein dürfte, ein halblautes "Nein, Danke" entgegenknurrte, beschloss sie wohl, ihr Glück bei mir kein zweites Mal zu versuchen. Prima.

    Fast pünktlich landeten wir in Porto, und es dauerte nicht lange, schon stand ich gestiefelt und gespornt mit meinem Rucksack auf dem Rücken vor dem Terminal. 25 Grad und ein azurblauer Himmel ließen meine Stimmung nicht wirklich schlechter werden. Ein Blick auf die Route in meinem Handy und schon ging es los. Niedliche 10 km standen auf dem Programm, vom Flughafen direkt zum Camping Lavra im Norden Portos. Genau die richtige Streckenlänge, um bischen in Wallung zu kommen und erste Pilgergefühle zu geniessen. Es ging am Flughafen vorbei in Richtung Norden, dann unter (!) der Start- und Landebahn hindurch durch kleine Vororte Portos.

    Nach etwa 2 Stunden kam ich an; da ich für Pilgerverhältnisse dort ungewöhnlich früh aufschlug (11 Uhr) musste ich noch 1 Stunde warten, bis ich mir den Schlüssel für meine Bude krallen konnte. Ich residiere hier fürstlich, so etwas kann ich für die kommenden Tage knicken: die Butze hat Strom, Kühlschrank, Klima und ein fettes Bett. Außerdem muss ich die Hütte mit niemandem teilen. Ich will nicht maulen. Hier im Supermarkt eben noch bischen Vorräte für heute und morgen eingekauft, soweit ist erst mal alles im Grünen Bereich und ich werde jetzt etwas für meinen Teint tun ^^
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  • Day 13

    Lavra - Rates 7.9.2017

    September 7, 2017 in Portugal ⋅ ☀️ 24 °C

    Alter Schwede. 24 KM. An sich keine Herkulesaufgabe. Blöd war nur, dass kein Kilometer Feld- oder Waldweg darunter war. 24 Kilometer Asphalt. Es gibt unterwegs immer wieder mal diese Momente, in denen man sich ernsthaft fragt, wieso man sich all das antut. Der Moment dauerte heute etwas länger als sonst.

    Aber alles kein Beinbruch, irgendwann war es geschafft und meine Füße standen in Flammen. Nach der Dusche wusste ich allerdings schnell nicht mehr, was denn nun so schlimm war. Das ist das Schöne am Wandern, man streicht die etwas unangenehmeren Teile schneller, als sie kamen. Und den anderen geht es ja nicht besser :) das haben mir eben Desiree, Verena und Silvie bestätigt, mit denen ich eben hier im Innenhof der Herberge bischen geblubbert habe. Wobei alle drei recht sportlich sind, Silvie ist letztes Jahr den Camino del Norte gegangen. Als ihren ersten Camino :o der zählt zu den härteren, sie fand es aber nicht sooo anspruchsvoll. Ich werde wohl echt nicht jünger :)

    Jetzt bin ich aber wieder voll im Pilgerbusiness drin - losmarschieren, unterwegs rechtzeitig essen und trinken, ankommen, anmelden, Stempel krallen, duschen, Wäsche waschen und aufhängen, Rucksack durchsortieren, Bett beziehen, Einkäufe für den nächsten Tag erledigen, das kleine Pilger-Einmaleins - es sitzt wieder. Und natürlich das Bloggen nicht zu vergessen.

    Das Wetter war heute einfach nur Bombe, wieder. Seit ich in Portugal bin, habe ich bis auf den Morgendunst noch keine Wolke gesichtet, und das bei nicht mehr als gut verträglichen 25 Grad. Was will man mehr. Froh stimmt mich auch, dass sich diese Asphaltorgie von heute auf dem weiteren Weg nicht wiederholen wird. Sehr.

    So, jetzt werde ich mal zu dem Shop nebenan traben und meine Vorräte für morgen auffüllen. Dann gibt's wieder mehr vom Camino.

    Wie cool, habe eben mit Jan aus Holland gequatscht, er ist zwar schon Mitte 60, war aber 1974 beim Endspiel in München :D wir hatten uns viiiel über Fussball zu erzählen, nicht nur über den Fussball von früher :) und setzen das gleich um 19.30 Uhr beim Abendessen fort, zu dem wir uns verabredet haben. Er ist schon jede Menge Fernwanderwege gegangen, in Frankreich, Italien und klar, auch in Spanien. Schon interessant, was er so zu erzählen hat. Und das Restaurant ist genau auf der anderen Straßenseite :)
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  • Day 14

    Rates - Barcelos 8.9.2017

    September 8, 2017 in Portugal ⋅ ☀️ 21 °C

    Geht doch! Der Asphalt-Horror von gestern ist nur noch eine gruselige Erinnerung. Bei mir zumindest. Haben nicht alle unbeschadet überstanden. Gestern Abend schlich eine Frau mittleren Alters über den Hof, da musste man nicht studiert haben, um sofort zu erkennen: Totalschaden. Jan meinte trocken: "Die schafft es nicht." Ich habe es in dem Moment nicht hinbekommen, nicht zu grinsen. Böse, ich weiß B)

    Die Nacht war nicht durchgängig von erholsamem Schlaf geprägt. Leider. Schuld war ein Knabe mitte 60, der den ganzen Raum in Atem hielt. Sich selbst leider nicht. Ich kenne die medizinische Fachbezeichnung nicht, aber er hatte massive Atemaussetzer, die dann in ein kurzes unfassbar lautes Schnarchgrunzen übergingen, bevor er seinem Atem die nächste Auszeit verpasste. So ging das für 2 Stunden etwa. Irgendwann war gar nichts mehr zu hören und alle anderen wussten nicht, ob das nun ein Anlass zur Freude war oder ob er nun endgültig verschieden ist. Um es abzukürzen - er hat die Kurve noch mal gekriegt. Er sollte da aber mal besser einen Arzt drüberschauen lassen, könnte ich mir vorstellen.

    Also, die Nacht war überstanden und es konnte losgehen. Noch kurz mit den Mädels geplauscht, dann kam Jan um die Ecke, auch mit ihm noch kurz paar Worte gewechselt, schon war er durch das Tor und ich folgte nicht lange danach. So nett es ist, mit den Leuten abends bischen zu plaudern, so angenehm ist es dann doch aber auch, beim Laufen alleine zu sein. Man hat doch genug mit sich selbst zu tun, will die Landschaft geniessen, spontan Pausen machen, wenn einem danach ist, sich einfach unabhängig bewegen, und das wird deutlich schwieriger, wenn man zu Zweit oder in einer Gruppe unterwegs ist. Ganz abgesehen davon, dass man sich plötzlich in einem Gespräch wiederfinden kann, und man weiss nicht wirklich, warum. Und interessant findet man es am Ende auch nicht wirklich. Also: alleine laufen - zusammen ssss :D NEIN, CAROLA! Ich kann dich und die anderen beruhigen, Alkohol spielt hier keine Rolle, also zumindest bei mir nicht, geht auch gar nicht, will man nicht am nächsten Tag auf der Piste tausend Tode sterben.

    Die Strecke war teilweise wirklich schön und kurz war sie auch. 17 Kilometer. Da kann nichts schief gehen. Eigentlich. Aber war auch so. Bei der ersten Rast kam erst Jan dazu, dann noch Verena und zusammen haben wir uns Cola/Kaffee gegönnt und bischen geblubbert. Als erste trollte sich Verena, dann Jan mit dem Hinweis, ich würde ihn eh gleich einholen (was auch stimmte) und dann ich. Der weitere Weg nach Barcelos war teilweise wieder ganz schön und ehe ich mich versah lief ich schon in der Stadt ein. Dort saß Verena auf einem sonnigen Platz, vor sich ein lecker Käffchen. Ich setzte mich zu ihr und wir plauderten noch bischen über den Camino, ihr Studium und dann brach sie wieder auf - sie wollte noch eine Etappe dranhängen. Ich nicht :) also verabschiedeten wir uns, vielleicht bis Santiago, vorher werden wir uns sicher nicht mehr treffen.

    So, 14.30 Uhr, die Wäsche ist gewaschen und hängt in der Sonne, ich bin auch gewaschen und hänge gerade im Bett. Und blogge. Für jetzt soll's das erstmal gewesen sein.

    Der Camino fordert weitere Opfer. Ursprünglich wollte ich heute Abend mit Detlef und Daiwa abends etwas spachteln gehen. Der Wille war auf beiden Seiten da; gegen 18 Uhr wollten wir los. Hinzu kam dann noch ein Stoßtrupp junger Studentinnen inkl. eines Westfalen in meinem Alter. In halber Batallionsstärke rückten wir dann also pünktlich aus. Schon nach wenigen Schritten allerdings war eine massive Unwucht in Detlefs Gang nicht mehr zu leugnen. Wir hatten uns schon im Laufe des Tages über den Zustand seines Fußes unterhalten, da erschien die Situation zwar unschön, aber noch beherrschbar. Das änderte sich rasch. Detlef und Daiwa, deren Füße in einem nur unwesentlich besseren Zustand waren, schafften es zwar noch die etwa 400 Meter in die Innenstadt von Barcelos, als dann aber noch entspanntes Flanieren und Restaurantsuchen anstand, strichen sie die Segel und traten den Rückzug in die Herberge an. Zu den geschundenen Füßen gesellten sich dann noch diverse Kolleteralschäden unter anderem im Bereich des Rückens. Das ließ unter uns verbliebenen das Thema Rucksack und wie trage ich ihn richtig kurz hochkochen und ich bot den Leuten an, gerne den Sitz ihres Rucksacks zu überprüfen und gegebenenfalls neu einzustellen. Wieder zurück in der Herberge war das dann auch bei Zweien meine letzte Amtshandlung für den Tag. Ich schätze, die beiden werden nun in den kommenden Tagen ein ganz neues, von tiefer Zuneigung geprägtes Verhältnis zu ihren Rucksäcken entwickeln.
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  • Day 15

    Barcelos - Vitorino dos Piaes

    September 9, 2017 in Portugal ⋅ ☀️ 19 °C

    Ich bin hier gerade in einer der sicherlich coolsten Herbergen am Weg :D dabei ist es noch nicht mal eine offizielle Herberge - die Casa Fernanda ist ein privates Grundstück, auf dem Fernanda und ihr Mann 14 Betten zur Verfügung stellen, und zwar in einer richtig schönen, urigen Hütte in ihrem Garten, 10 davon in einem grossen Raum, eines (ziemlich lässig) hinter der Hütte halb im Freien und dann noch ein Kingsize-Bett in einem versteckten Räumchen, ebenfalls hinter der Hütte. Für die VIPs. Heute ist Jan der VIP. Er ist auch wieder da. Falls ich diesen Camino nochmal gehen sollte, dann kralle ich mir diese VIP-Suite, so viel ist sicher B) erwähnenswert ist sicher auch noch, daß die ganze Show hier komplett auf Spendenbasis funktioniert, und das beinhaltet nicht nur die Übernachtung, sondern zusätzlich auch noch Speis und Trank! Dabei sollte man unbedingt erwähnen, daß Fernanda selbst kocht. Dem Geruch nach zu urteilen, macht sie das auch ziemlich gut, aber nicht nur dem Geruch nach zu urteilen, die Augen fällen das gleiche Urteil. Sie kocht nämlich hier im Garten. Ebenfalls sehr cool. Getränke werden ebenfalls je nach Gusto zur Verfügung gestellt, sei es Wein oder Bier, und das Bier sogar noch kalt! :) Der Umstand, daß morgen mit putzigen 13 KM ein echter Katzensprung ansteht, lässt mich darüber nachdenken, ob ich mir nicht doch mal ein Bierchen genehmige. Mal sehen.

    Vorhin war ich mit Andrew und Lolly hier im Ort etwas Essen, Fernanda öffnet erst um 14 Uhr und wir waren schon gegen 12 Uhr hier. Zu diesem Zeitpunkt gab es bei uns keine zwei Meinungen darüber, daß die Nahrungsaufnahme unmöglich bis heute Abend vertagt werden kann. Zwei sehr nette Engländer, auch das gibt es augenscheinlich. Sie müssen nett sein, da sie mir ein hervorragendes Englisch attestierten.

    Fernanda erzählte mir, daß sie täglich ausgebucht ist; da ich das schon im Vorfeld in Erfahrung bringen konnte, habe ich sie gestern bereits angerufen und ein Bett für mich reserviert. Gut so. Seitdem ich hier bin, hat sie nämlich schon mindestens 10 Leute weitergeschickt, die ihr Glück bei ihr versuchen wollten. Doppelt ungünstig, da hier auch sonst gerade eher schlechter Betten zu schießen sind - im nächsten Ort, Ponte de Lima, 13 KM entfernt, startet heute ein großes Volksfest, das in der ganzen Region sehr beliebt ist. Eben hat sie die ersten Teller mit frittiertem Fisch serviert, köstlich. Ich habe den dumpfen Verdacht, dass das nun so weiter gehen wird. Gibt Schlimmeres.

    Achso, zum Weg sollte ich vielleicht auch paar Takte verlieren. Hmmm, aber im Grunde gab es da heute keine Sensationen zu vermelden, 21 mittelschwere Kilometer, ein knackiger Anstieg zur Etappenmitte hin, danach geschmeidiges Auslaufen hin zur Casa Fernanda. Und da lasse ich es mir jetzt gutgehen :D Später vielleicht noch mehr.
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  • Day 16

    Vitorino dos Piaes - Ponte de Lima

    September 10, 2017 in Portugal ⋅ ☀️ 21 °C

    Angekommen und eingecheckt. In Ponte de Lima gibt es für den gemeinen Pilger zwei Anlaufstellen: Eine Jugendherberge am Ortsanfang und eine Pilgerherberge am Ortsausgang. Die Pilgerherberge am Ortsausgang zeichnet sich unter anderem durch einen großen Schlafsaal direkt unter dem Dach aus. Hier kommt angewandte Mathematik ins Spiel: Viele Menschen + aufgestaute Hitze unter dem Dach = Kein Schlaf + gerädert in den nächsten Tag. Hinzu kommt noch, dass in Ponte de Lima dieses Wochenende ein großes Fest stattfindet, die Stadt rappelvoll ist und die Abschlussfeierlichkeiten inklusive Feuerwerk heute stattfinden. Eigentlich keine schlechte Kunde. Dumm ist nur, daß es in einer Pilgerherberge feste Zeiten gibt, zu denen man wieder im Gebäude bzw. im Bett sein muss, denn dann taucht der Schließer auf und macht die Hütte dicht. Die sind in der Hinsicht auch reichlich humorlos. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Gorbatschow muss mal gepilgert sein. Was die Situation in der Pilgerherberge heute Nacht zusätzlich verschärfen wird, ist der Umstand, dass heute Nacht auf dem Festplatz (quasi gegenüber der Pilgerherberge) gesungen wird. Bis in die Nacht hinein. Lange. Und laut. Leider nur ein Lied. Und viele Strophen hat das Lied auch nicht. Gefühlt eigentlich keine, sondern nur den Refrain. Auf der Suche nach Schlaf stößt man in der geschilderten Situation schnell an persönliche Grenzen.

    Um das zu vermeiden, habe ich mich in der Jugendherberge eingenistet. Doppelzimmer für mich alleine mit Frühstück für 23 EUR. Die Gesangsartisten sind weit weg und einen Schließer wird man hier auch nicht antreffen. So hat's der Papa gern.

    Der Weg hierher war beschaulich, zwei, drei kleinere Anstiege, nicht wirklich erwähnenswert. Die Landschaft gewohnt malerisch. Etwa 5 Kilometer vor Ponte de Lima überholte ich eine 3er-Gruppe, die ich immer wieder mal treffe und kam mit einer von ihnen ins Gespräch, Maila aus Regensburg. Schöner Name, kannte ich noch gar nicht, kommt aus dem Finnischen, erklärte sie mir; Freunde ihrer Eltern stammen wohl von dort. Sie war mit Turnschläppchen unterwegs, was mir sofort ins Auge stach. Grund dafür waren Blasen, obwohl ihre Wanderschuhe eingelaufen seien, wie sie glaubhaft beteuerte. In den Bergen, fügte sie hinzu. Da musste ich laut auflachen, weil ich in diesem Moment an ein Paar aus Österreich denken musste, die ich 2014 auf dem Camino Frances traf, und die genau das gleiche Problem hatten. Fitte Bergwanderer, Schuhe dort ewig eingelaufen und dann plötzlich massive Probleme auf dem Camino. Das Problem war bei denen und ist bei Maila das gleiche: Alle kennen nur die Fusshaltung bergan und bergab in ihren Schuhen. Die Fusshaltung auf gerader Strecke über längere Distanz ist allen aber in ihren Wanderschuhen unbekannt. Unglaublich, aber wahr. Mit Maila kenne ich nun schon 3 Leute, denen das passiert ist.

    So, ich werde nun mal gepflegt ins Örtchen schlendern und mich ein wenig in den Trubel schmeißen, mal schauen, wer mir da alles vor die Füße fällt. Später vielleicht noch mehr.
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  • Day 17

    Ponte de Lima - Rubiaes 11.09.2017

    September 11, 2017 in Portugal ⋅ ☀️ 18 °C

    9/11, passte heute irgendwie, also es gab keine Katastrophe, die Etappe heute war aber doch ziemlich hmmmmmm anspruchsvoll, also zumindest für einen Hillhater wie mich. Gut, dass ich dem Fest gestern nach einem Rundgang schnell den Rücken zugekehrt habe; von meinen Bekannten haben sich eigentlich alle schnell in die Falle verzogen, kaum jemand kann noch einen blasenfreien Fuß vorweisen. Tapes, Pflaster und Blasenpflaster, wohin man schaut. Echt krass irgendwie. Zumal das bei vielen dann in einen Teufelskreis mündet - frustriert wegen der Blasen und der Schmerzen kommt dann abends ordentlich Bier und Wein auf den Tisch, am nächsten Morgen grüsst der Kater, man bewegt sich unrund durch die Botanik und schwupps kommen zu den alten Blasen noch schicke Neue hinzu. Was abends wieder zu ordentlich Pilgerpils und Wanderwein führt. Teufelskreis eben.

    Wie gesagt, die Etappe heute hatte es faustdick hinter der Ohren bzw. in den Schuhen. Ich wusste bereits von letztem Jahr, dass auf dieser Etappe Kraxeln Trumpf ist, ich hatte aber etwas verdrängt, wie steil es phasenweise wird. Meine Erinnerung hat immerhin noch dazu gereicht, den Tag ausgeschlafen und im Vollbesitz meiner Kräfte zu starten. War auch besser so. Nachdem ich die Herberge um 6 Uhr früh verließ, erwartete mich eine Überraschung. Regen. Zwar kein Monsun, eher ein feinnieseliger Landregen. Aber immerhin. Nach den vergangenen Tagen hatte ich mit einer Fortsetzung des Traumwetters gerechnet. Naja, vielleicht doch eher darauf gehofft. Gut, für Regen bin ich gerüstet, zack, den Wanderschirm Rot für Regen gezückt, installiert und keine 2 Minuten später war ich unterwegs.

    Der Weg führte mich zunächst durch die Überreste des Strassenfestes des Vortages samt diverser Übriggebliebener, die weiter tapfer an ihrer Promillezahl schraubten. Das durchaus erfolgreich. Ich fräste mich also durch diverse Trinkergrüppchen, um dann nach ca. einer halben Stunde das Stadtgebiet zu verlassen. Es ging stetig leicht bergan und ich frohlockte innerlich schon, daß ich diese Etappe bestimmt viel krasser in Erinnerung hatte, als sie tatsächlich war. Es nieselte fröhlich und beständig weiter, was zur Folge hatte, daß ich auch keine wirklich schönen Fotomotive fand. Mit der Zeit nahmen die Anstiege sachte zu und nach gut 2 Stunden dachte ich dann nach jeder Biegung, daß ich jetzt doch eigentlich bald oben sein müsste. Ich warf einen Blick auf das Höhenprofil und stellte entsetzt fest, dass ich gerade mal 100 Höhenmeter hatte. Und weitere 300 auf den nächsten 4 Kilometern oder so auf mich warteten. Meine Laune war im Keller. Und dann kamen ein paar wirklich knackige Anstiege. Besonders schön an ihnen war, daß der Untergrund aus Felsgeröll und -brocken bestand. Dazu der Regen, also Kraxeln und Balancieren in einem Aufwasch. Keine Ahnung, wer so was gerne macht. Ich nicht. Da schwöre ich jeden Eid.

    Irgendwann war aber auch das überstanden und es ging bergab :D wie schön in diesem Fall. Etwa 2 Stunden später lief ich in der Herberge ein und knallte mich erstmal in die Federn. Später saß ich draußen in der Sonne, da kamen Andrew und Lolly des Weges geschlendert und setzen sich für ein halbes Stündchen zu mir. Sie sind in einer Herberge vor mir abgestiegen. Dort gibt es aber außer Betten wohl recht wenig, also kamen sie mal vorbei, um sich einen Kaffee zu krallen.

    Sonst ist heute eigentlich nichts besonderes passiert, ich habe meine Klamotten und den Rest für morgen schon wieder am Start und draußen beginnt so allmählich wieder das fröhliche Besaufen. Ach ja, das Wetter hat sich wieder eines Besseren besonnen - der Himmel ist blau und klar. Mal schauen, was der Tag morgen bringt.
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  • Day 18

    Rubiaes - Tui 12.9.2017

    September 12, 2017 in Spain ⋅ ⛅ 19 °C

    Ich bin in Spanien. Der Grenzübertritt verlief reibungslos - es galt lediglich eine Brücke über den Fluss zwischen Valenca und Tui zu überqueren. Das ganze wieder begleitet von einem angenehmen Landregen. Den scheine ich zur Zeit gepachtet zu haben. Halt, jetzt wird mir der Grund für den Regen klar! Ich bin wieder in Galicien! Wie konnte ich das vergessen. Ist aber nicht unangenehm, mein Wanderschirm kann gerade all seine Qualitäten zur Geltung bringen.

    Heute morgen ging es zeitig um 6 Uhr raus aus den Federn. Ich recht frisch, viele andere eher weniger. Selbst schuld B) das gilt zumindest für die Partypeople. Maila hat es nun auch erwischt. Gestern hatte sie wohl schon eine schicke Blase, erwähnte es aber nicht. Wollte vielleicht nicht als Jammerlappen da stehen. Heute morgen dann das Malheur: die Blase hatte sich über Nacht entzündet. Sie fragte mich nach Rat und ich gab ihr etwas von meiner Geheimwaffe - dem guten Tyrosur. Ein antibiotisches Gel, das unfassbar gut wirkt. Äußerst ergiebig und jederzeit anwendbar. Es war höchste Eisenbahn bei ihr. Falls es nicht schon zu spät war. Da ich zwei Tuben a 5 Gramm dabei habe, gab ich ihr eine, da sie heute eh nicht laufen kann und wir uns später nicht mehr über den Weg laufen können. Wieder ein Blasenopfer mehr.

    Ich startete dann gemütlich in den Regen, das Prasseln auf meinem Regenschirm hob meine Laune sogar noch. Ist einfach gemütlich, mit so einem Dach über dem Kopf durch die Botanik zu traben. Unterwegs traf ich bei einer Rast in Fontoura auf 4 Mädels aus Deutschland, denen der Schirm auch gut gefiel. Ich bilde mir ein, daß da etwas Neid mitschwang, als die eine meinte: "Clever gelöst". So angenehm der Regen für mich auch war, die Landschaft hüllte er aber durchgängig in einen grauen Schleier. So fand ich wieder wenig schöne Fotomotive und musste mich auf ein paar Schnappschüsse beschränken.

    Die Strecke an sich war heute wunderbar zu laufen, nur zu Beginn ein paar Höhenmeter aber dann ging es beständig bergab und das Laufen ging fast von alleine. Ich merke jetzt auch allmählich, wie die Kondition besser wird und die Füsse immer später anfangen zu brennen. Nach 17 km fühlte ich mich noch richtig frisch, als es durch Valenca ging. Dann über die Brücke nach Spanien und auf spanischer Seite erstmal das Grenzschild fotografieren. Haben noch drei weitere Pilger gemacht und wir 4 waren alle aus Deutschland stellte sich heraus.

    Dann ging es in die Stadt und ich schlenderte zu der Herberge, die ich mir ausgesucht hatte. Es gab noch Platz für mich, und als ich sah, daß hier eine Waschmaschine samt Trockner steht, wusste ich, was ich nach dem Duschen als Erstes machen würde. Wäsche ist nun gewaschen und getrocknet und ich dufte auch wieder. Nun erst mal Siesta und später vielleicht noch mehr.
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  • Day 19

    Tui - O Perrino 13.9.2017

    September 13, 2017 in Spain ⋅ ☁️ 20 °C

    Als ich vorhin in O Perrino ankam, hatte ich die Qual der Wahl, welche Herberge für heute mein sein soll. Ich hatte zunächst mit der öffentlichen Herberge geliebäugelt, sie aber nicht mit mir, da sie erst um 13.00 Uhr die Pforten öffnete. Ich war aber schon um 11.00 Uhr da. Ungünstig. Weiter zur Auswahl stand ein Hostel über einem Supermarkt, welches mit Einzelzimmern zu vernünftigen Preisen lockte. Als ich ankam, war aber weder der Supermarkt noch das Hostel geöffnet. Auch irgendwie ungünstig. Ich schlenderte also noch bischen durch den Ort, da kam mir plötzlich ein Teil der Mädelsfraktion aus Barcelos ohne den Westfalen entgegen. Von weitem schon gegenseitig erkannt und großes Hallo. Hätte nicht damit gerechnet, sie noch mal wieder zu sehen, sie hatten doch schon, das ein oder andere Zipperlein. Sie erzählten mir, daß sie in der privaten Herberge Camino Portugues absteigen. War aber nur ein Teil des Rollkommandos, vormals waren sie 6, jetzt noch 3. Gut, ich erst noch mal weiter durch den Ort geschlendert, da kam mir die Mädelskombo aus der Casa Fernanda entgegen, ungewöhnlich gut gelaunt und frisch und verkündeten, dass sie auf dem Weg in die private Herberge Camino Portugues seien. Aha. Es stellte sich heraus, dass sie diese Etappe mit dem Bus nehmen mussten, weil der Körper es so wollte. Gut, also dann die private Herberge, habe dann dort auch eingecheckt, und das Mädel an der Rezeption war ganz fasziniert von dem Regenschirm und konnte gar nicht verstehen, wie man so einen schweren Rucksack tragen kann. Ich hatte keinen großen Bock, alles auf Englisch zu erklären, von wegen Rucksackgewichr auf die Hüften und Gewicht wird Nebensache, also bat ich sie vor den Tresen, setzte ihr kurzerhand meinen Rucksack auf, den sie nur mir Mühe anheben konnte, stellte ihn schnell ein und freute mich über ihr ungläubiges Staunen, als sie sich mit dem Rucksack vor dem Spiegel drehte und wendete und sich fragte, wo das Gewicht hin ist. Als ich ihr dann noch den Schirm anklippste, war sie völlig happy. Schwupps stand noch der Chef daneben und noch eine andere Kollegin und das Ende vom Lied war, dass ich ihnen aufschrieb, wo man die Ausrüstung herbekommen kann und sie mir das beste Bett gaben :)

    Die Strecke heute war echt schön zu gehen, im Grunde fast alles flach und in abwechslungsreicher Umgebung, leider heute morgen auf den ersten Kilometern wieder von Regen garniert, so dass die Landschaft nicht so zur Geltung kam. Sind heute trotzdem mehr Fotos als gestern bzw. vorgestern geworden.

    Jetzt werde ich mich gleich mal bischen bei den Mädels umhören, wie es Ihnen in den letzten Tagen so ergangen ist und dann den Tag entspannt kommen lassen. Später vielleicht mehr.
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  • Day 20

    O Perrino - Arcade 14.9.2017

    September 14, 2017 in Spain ⋅ ⛅ 19 °C

    Zu Beginn erst noch mal ein Nachtrag zu gestern; nachdem ich in der Herberge eingecheckt hatte, habe ich mich noch mal auf einen geschmeidigen Gang durch die Einkaufsmeile von O Perrino gemacht. Dort saßen Marcel und Sarah entspannt in der Sonne vor einer Bar und süppelten gemütlich an ihrem Pils. Wurde eine witzige Runde 😁🍻😎 wir hätten noch länger tagen können, aber die beiden wollten noch eine Etappe weiter. Obwohl sie zwischendurch am schwanken waren und überlegten, doch im Ort zu bleiben 🤓 Sarah in einem Moment dieses Nachdenkens im Bild weiter unten 🤸

    Anschliessend schlich ich wieder in die Herberge zurück und dort wurde gemeinsam mit Stefans Mädelskombo gekocht. Stefan ist einer der wenigen hier in meinem Alter, kommt aus Castrop-Rauxel, Polizist, passt. Wobei ich sagen muss, dass ich mich am Herd nicht wirklich profiliert habe, meine Stärken lagen eher im Verputzen. Aber zu meiner Ehrenrettung sei angemerkt, dass ich den ganzen Abwasch gemacht habe. Immerhin 😁 Wir saßen dann noch zu 7 und verhafteten paar Bierchen und genossen den schönen Abend.

    Am nächsten Tag, also heute morgen, stiefelten wir dann alle 7 bei nettem Regen zusammen los. Auf dem Plan stand die Etappe nach Arcade, wo die 6 etwas außerhalb bereits 3 Doppelzimmer reserviert hatten. Ich wollte ursprünglich in der Stadt selber übernachten, unterwegs stellte sich aber bei Danny heraus, dass sie schon einen Ort vorher die Etappe beenden wollte, weil sie nicht komplett fit war. Also Planänderung und ich übernahm das freiwerdende Bett. Die Etappe war zu Beginn nicht gut ausgezeichnet, das behaupte ich jetzt mal, da ich zunächst den falschen Weg aus dem Ort wählte 😎 nette Leute aus dem Ort wiesen mir und Stefan aber schnell den richtigen Weg, Mehl gehabt 😁 die Mädels wollten im Ort noch bischen frühstücken, also gingen wir voraus. Und dank meines Umweges dann hinterher 😎

    Die Etappe war richtig schön, und auch das Wetter wurde wieder wie gewünscht - blauer wolkenloser Himmel bei 24 Grad - nur bei zwei kurzen aber knackigen Anstiegen kam wir ordentlich in Wallung. Wir geizten aber auch mit Pausen nicht, so daß alles im grünen Bereich blieb. Kurz vor dem Etappenziel ging es aber noch mal auf ganz kurzer Strecke grußlos von 0 auf 150 Meter hoch 😳 Aber auch das war dann geschafft und zur Linken konnten wir durch die Bäume einen schönen Ausblick aufs Meer genießen. Nicht viel später checkten wir in der Herberge ein, wo uns der Herbergsvater mit einer eiskalten Flasche für jeden begrüßte. Supercool! Jetzt heisst es noch mal powerchillen bevor das Restaurant um 20.30 Uhr öffnet. Soviel für jetzt.
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