Via de la Plata 2018

May 2018 - April 2024
Sevilla. Eine besondere Stadt. Auch wenn ich erst gestern ankam, aber eines wurde mir schnell klar - diese Stadt übt eine ganz besondere Faszination aus. Wahrscheinlich auf die meisten. Sicher auf Menschen, die auf der Reise sind und hier nur Halt ma Read more
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  • Day 1

    Via de la Plata 2018

    May 11, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 22 °C

    Sevilla. Eine besondere Stadt. Auch wenn ich erst gestern ankam, aber eines wurde mir schnell klar - diese Stadt übt eine ganz besondere Faszination aus. Wahrscheinlich auf die meisten. Sicher auf Menschen, die auf der Reise sind und hier nur Halt machen. Auf ihre Einwohner sowieso. Sie lieben ihre Stadt. Das spürt man. Und sind unendlich stolz auf sie. Zurecht. Es gibt hier so viel zu sehen und auch zu erleben. Alleine die Kathedrale! Du stehst davor und bist zunächst von der puren Größe und all der Pracht völlig hin und weg. Man kann viel über ihre historische Bedeutung lesen und sich noch mehr Gedanken darüber machen, aber steht man vor ihr, ist das wie ein Sprung in die Zeitgeschichte. Ein großartiger Moment.

    Ich bin gestern mit dem Flieger nach Sevilla gekommen, und es ist toll hier. Aber so schön es hier auch ist, ich freue mich jetzt schon wie ein Schneekönig auf übernächste Woche. Dann bin ich etwa 10 Tage gewandert. In Tarifa gestartet und über Cadiz und Jerez nach Sevilla gelaufen. Ich befürchte, wenn ich dann durch die Straßen der Stadt trabe, dann werde ich mich mit den ersten 230 km Staub und Schotter in den Beinen erst so richtig in diese Stadt verknallen.

    Verknallt sind die Einwohner Sevillas aber übrigens auch. In ihre Hupen. Ich schätze, man gilt in Sevilla als unhöflich, wenn man beispielsweise seine Einfahrt in eine Kreuzung nicht mit einem mehrstimmigen Hupkonzert ankündigt und untermalt.

    Eine bezaubernde Stadt, die man einfach lieben muss.
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  • Day 3

    Ankunft in Tarifa 13.5.2018

    May 13, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 20 °C

    Der Tag verlief sehr entspannt, es galt auch keine Herkulesaufgaben zu meistern. Von Nic hatte ich mich bereits gestern Abend verabschiedet, da es heute zeitlich nicht mehr für Gemeinsames reichte. Also bin ich nach dem Aufstehen und Auschecken nochmal in aller Ruhe durch das sonnige Sevilla gestromert, natürlich in kompletter Wandermontur, den Rucksack brav auf dem Rücken, wo er sich am wohlsten fühlt.

    Sevilla hat sich noch mal von seiner Zuckerseite präsentiert, vor allem wettertechnisch. Die Sonne schien, als würde es kein Morgen geben. Das nahm ich gerne noch mal hin zum Abschied.

    Irgendwann fand ich mich dann im Busbahnhof ein, und räkelte mich in dem Cafe dort noch ein wenig in der Sonne, unterstützt von einer eiskalten Cola. Der Bus tauchte pünktlich auf und schon ging es wieder Richtung Süden. Offensichtlich war es dem Busfahrer eine Herzensangelegenheit, seine Passagiere von der Funktionsfähigkeit und Leistungskraft der buseigenen Klimaanlage zu überzeugen. Es waren zwar keine Eisrosen an den Fensterscheiben zu erkennen, nein, das nicht. Aber es fehlte nicht viel.

    In Tarifa schnell eingecheckt, dann noch mal schnell durch den Ort und an den Strand getrabt. Ist schon ziemlich beeindruckend, wie nahe Afrika hier tatsächlich ist und wie massiv sich die Küste über dem Wasser erhebt! Ich wusste nicht, dass die Küste dort so bergig ist. Jetzt schon. Nachdem ich dann noch ordentlich gespachtelt habe, liege ich jetzt schon leicht komatös auf dem Bett und schreibe noch meinen Blog für heute.

    Dafür, dass sich heute eigentlich gar nichts besonderes ereignete, ist das reichlich Text irgendwie. Also Schluss für heute, morgen geht es weiter.

    Oder eigentlich erst richtig los. Der 1. Wandertag steht an.
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  • Day 4

    Tarifa - Bolonia 14.5.2018

    May 14, 2018 in Spain ⋅ ☀️ 19 °C

    Geschafft! 😊 Eigentlich habe ich heute mit einem entspannten Einstieg in den Camino gerechnet, immerhin hatte ich das mit der Streckenführung so geplant. Kam dann doch alles etwas anders 😎 Heute morgen um 8.30 Uhr das Hostel verlassen und schnurstracks runter zum Hafen zum südlichsten Fleckchen Spaniens. Dort dann ein Selfie geschossen, was für mich gleichbedeutend mit dem Startschuss in meinen Camino war. Es hat in dem Moment tatsächlich auch ein bischen in mir gekribbelt, und das waren NICHT die Zwiebeln vom Vorabend.

    Schon ging es los, die Aufzeichnung meiner Tour lief in der App und es war ein Kinderspiel aus Tarifa heraus. Meine Begeisterung wuchs noch, als ich die ersten gelben Pfeile sah (gelbe Pfeile zeigen auf einem Jakobsweg die Richtung an, in die man besser gehen sollte, will man Umwege vermeiden). Ich wusste gar nicht, dass meine Streckenführung mit einem Jakobsweg übereinstimmt, zumindest teilweise.

    Dann kippte meine Begeisterung aber, als ich feststellte, dass sowohl mein Weg als auch die gelben Pfeile mich wieder an den Strand zurückjagen wollten. Strand ist ja nix Böses, allerdings war dort der Sand durch Felsbrocken in allen Größen und Schattierungen ersetzt worden. Au Backe. Da stand ich, sah das Elend zu meinen Füßen (ich musste zu allem Überfluss auch noch einen reichlich steilen Abgang hinab) und entschied mich dann, den Pfeilen und meinem Weg zu folgen.

    Naja. Also ich weiß bis jetzt noch nicht genau, was die Verantwortlichen geritten hat, ihre lieben Pilger DA runter zu schicken. Ein erstes Bußetun? Wäre dafür geeignet gewesen. Unten angekommen waren Blutdruck und Puls nicht mehr im Normalbereich. Das änderte sich auch nicht, als ich versuchte, mir einen Weg durch das Felsenmeer zu fräsen, und zwar, ohne mir die Gräten zu brechen.

    Nach 5 Minuten, die mir wie 50 vorkamen, hatte ich die Schnauze gestrichen voll und wollte wieder hoch. Dumm nur, dass oben nun ein Stracheldrahtzaun verlief. Ich konnte dahinter jedoch einen älteren Mann sehen, also dachte ich, naiv wie man eben nunmal gelegentlich ist, dass dort wieder ein Weg verläuft. Nachdem ich im Zaun oben auch eine Lücke zum Durchschlüpfen entdeckte, war die Entscheidung gefallen. Zack, hoch und durch den Zaun.

    Dann ging der Spass aber erst richtig los. Dort befand sich nämlich kein Weg, sondern ein einziges riesiges Areal mit stacheligem kaum zu durchdringendem Gestrüpp. Auch der alte Mann war weg. Was war dafür aber da? Kühe! Und Ochsen! Fette Brocken. Die schauten mich zwar schon reichlich blöde an, ich muss in dem Moment aber noch deutlich dümmer geglotzt haben. Ich versuchte denen aus dem Weg zu gehen und verstrickte mich dabei immer tiefer in diesem dornigen Dickicht, bis gar nichts ging. Ich also wieder zurück, da waren meine Freunde schon wieder weitergezogen, zurück zum Zaun und wieder runter ins Felsenmeer. Dort bin ich notgedrungen dann noch weitergekraxelt, bis der Sand zurückkehrte.

    Ich dachte schon, dass wäre mein Pech für den Tag gewesen, von wegen! Dann ging es am Strand plötzlich nicht weiter, ein kleiner Fluss floss vor mir ins Meer und ich beschloss, ihn zu umgehen. Das brachte mir paar Bonuskilometer Landstraße ein. Anschliessend ging es in die Hügel vor Bolonia. Dort machte ich noch ordentlich Höhenmeter und zwar fast ausnahmslos auf tiefem Sand. Die wahre Pracht. Ein einziges Rutschen und Balancieren ohne Aussicht auf Besserung.

    Aber dann war das auch überstanden und zwar unfallfrei. Hier in Bolonia habe ich dann erstmal geduscht und gebloggt, die Erinnerungen sind gerade noch so frisch 😎

    Jetzt werde ich mal ins Örtchen schlendern und nach Proviant für morgen schauen. Dann noch spachteln und bischen in der Sonne chillen. Das Wetter heute war übrigens bombe, kann man glaube ich auch auf den Fotos sehen 😁 Ach ja, im Laufe des Tages kamen ca. 350 Höhenmeter zusammen und statt der geplanten 21 km waren es dann 24,7 km, davon etwa 10 auf Sand 😎
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  • Day 5

    Bolonia - La Zarzuela 15.5.2018

    May 15, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 20 °C

    Geschafft! Was für ein Tag, alter Schwede! Aber eins nach dem anderen, wie man die Klöße isst.

    Wobei, ich fange mal mit dem Ende an; heute bin ich in meiner ersten AirBnB-Unterkunft bei Nandi. Hier setzen sich meine bislang uneingeschränkt guten Erfahrungen mit AirBnB nahtlos fort. Nandi ist ein Paradebeispiel für Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Sie hat mich wie einen alten Freund begrüsst, der absolute Hammer. Meine schmutzige Wäsche hat sie grußlos gleich mit in die Trommel gesteckt, und insbesondere heute kam ne Menge Schmutz dazu. Sie lebt hier mit Ihrem Mann Javier und ihrem Sohn Ciro. Die beiden sind auch so was von nett! Javier möchte mir sogar eine Jakobsmuschel für den Weg basteln! 😊

    Aber jetzt wirklich der Reihe nach.

    Heute morgen gut ausgeschlafen und erholt in die Klamotten gesprungen, den Rucksack übergeworfen und ab zum Auschecken. Gestaltete sich etwas schwierig, da niemand zum Auschecken da war. In Bolonia ticken die Uhren da etwas anders, das durfte ich schon gestern abend leidvoll erfahren, als ich noch etwas Spachteln gehen wollte. 3 Restaurants im Ort, 3 Restaurants geschlossen. Und es ist nicht so, daß noch keine Touristen am Start gewesen wären. Eine Banane, Kekse und ein leckeres Cerveza Grande samt köstlichen Oliven machten den Kummer dann doch noch erträglich. Zumal ich noch einmal mit einem phantastischen Sonnenuntergang über dem Meer mit Blick auf Afrika verwöhnt wurde.

    Der Weg führte mich dann direkt in die Hügel hinter Bolonia ins Binnenland. Hügel klingt niedlich, vielleicht zu niedlich, man könnte es auch kleine Berge nennen. Ich kam wieder gut in Wallung, blieb aber alles beherrschbar. Regelmäßig je nach Bedarf in kleinen Schlucken trinken und es passt. Als ich dann den ersten gelben Pfeil des Tages sah, war ich mir sicher, dass heute nichts schief gehen könnte. Von wegen.

    Die gelben Pfeile führten mich exakt auf der von mir gewählten Route die Hänge hinauf, zunächst auf Asphalt, dann auf Schotterwegen, die mit zunehmender Dauer immer mehr Schotter und immer weniger Wege wurden. Aber das nimmt man als braver Wanderer klaglos hin.

    Irgendwann hatte ich den Kamm überwunden und folgte den Pfeilen, die mir munter den Weg wiesen. Bis ich plötzlich vor einem stracheldrahtbewehrten Zaun stand. Prima. In dem Zaun war ein Durchgang, Betonung liegt auf WAR, der zwischenzeitlich ebenfalls unter Zuhilfenahme von Stacheldraht dicht gemacht wurde. Und das Beste: ein gelber Pfeil unterhalb des Stacheldrahtes teilte mir mit, ich solle durch den Zaun weiter geradeaus gehen. Sehr pfiffig.

    Ich überlegte kurz, checkte die Route und beschloss, mich nach links am Zaun weiterzubewegen, da das meiner groben Marschrichtung entsprach. Da begann der Spaß erst richtig.

    Der Untergrund wurde zunehmend schlechter, und ich bahnte mir meinen Weg durch Sträuche und Büsche am Zaun entlang. Irgendwann musste der doch mal enden. Jaja. Alles was endete, war plötzlich mein Weg, als ein weiterer Zaun mir den Weg nun in seitlicher Richtung versperrte. Wieder so ein putziges Stacheldrahtmodell. Ich hätte nicht gedacht, dass es auf meinem Camino dieses Jahr so schnell gehen würde, dass ich das erste Mal laut fluche. Denn nun musste ich den ganzen Hang wieder hoch, brav dem Zaun folgend, in der Hoffnung, dass ich oben dann weiter nach rechts kann. Alles bei brütender Hitze in der prallen Sonne.

    Ich kämpfe mich also wieder den Hang hoch, der zu großen Teilen aus Morast und Schlamm bestand, um dann oben WIEDER von einem Zaun gebremst zu werden! Rechts in der Ecke entdeckte ich ehemaligen Durchgang, natürlich sauber mit Stracheldraht verschlossen. Aber nicht ganz so sauber wie erhofft, denn es gelang mir, auf der einen Seite eine Stange freizuhebeln und dann quetschte ich mich durch die kleine Lücke, nachdem ich Rucksack und Stöcke rübergeworfen hatte. Juchuuu dachte ich, endlich kann es weiter gehen. Ein richtiger Weg vor mir, der mich wieder den Hang herunter führte. Bis zu einem grossen Tor inmitten einen weiteren Stracheldrahtzaunes. Aber mein Auge war mittlerweile bereits geschult - schon von weitem erkannte ich, dass auf dem Tor KEIN Stracheldraht war. Also ruckzuck Rucksack und Stöcke rüber und ich hinterher.

    Auf der anderen Seite wollte ich dann erstmal auf dem Handy checken, wo ich denn nun eigentlich war. Da traf mich fast der Schlag. Das Handy hatte keinen GPS-Empfang mehr! Ist mir noch nie passiert. Lag vielleicht daran, dass ich mich im Grunde mitten in einem Windräderpark bewegte. Gut, dass die gelben Pfeile da hin lotsten.

    Klagen half nichts, also erstmal weitermarschiert. Zwischendurch GPS gecheckt - nichts. Weiter marschiert, GPS gecheckt, nichts. So ging das ne Weile, bis ich dann mein Handy komplett runtergefahren habe, wieder hoch - nichts. Kein GPS.

    Also bin ich einfach weiter, bis ich irgendwann in einem Ort ankam. Dort mit qualmenden Socken und bis an die Knie mit Schlamm zugedreckt auf die erstbeste Bank im Schatten und mein Handy gecheckt. Und siehe da - GPS ging wieder! Und siehe weiter da - mein Zielort La Zarzuela war nur noch einen Kilometer die Landstraße weiter geradeaus entfernt. Da habe ich nicht geflucht.

    Ja, und jetzt sitze ich hier auf meinem Bett, frisch geduscht und habe alles von heute gebloggt. War das heute ein scheiss Tag? Ja. Aber ist mir eigentlich schon wieder so was von wurscht 😊

    Werde gleich mal runter zu Nandi und ihrer Familie gehen und mal schauen, wie es heute Abend so weitergeht.
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  • Day 6

    La Zarzuela - Benalup/Casas Viejas 16.5.

    May 16, 2018 in Spain ⋅ ☀️ 24 °C

    Die gute Nachricht: keine Zäune und ich bin angekommen.

    Die schlechte Nachricht: leider nicht unfallfrei.

    Das, wovor beim Wandern immer gewarnt wird, ist, sich auf Landstraßen zu bewegen. Ich kenne die Gefahren und meide Landstrassen daher beim Wandern so gut es geht.

    Heute war das leider nicht möglich. Die ersten 10 km war ich gezwungen, auf einer engen Landstraße zu marschieren, da links und rechts wieder mal alles mit Zäunen vermint war. Gut, man ist ja vorsichtig und kennt die Regeln, immer auf der Seite laufen, auf der dir der Verkehr entgegen kommt. Und kommt Verkehr, kurz stehen bleiben, um auf Nummer Sicher zu gehen.

    Klappte auch alles vorzüglich, bis mir wieder ein Auto entgegen kam. Der sah mich auch und schwenkte etwas nach links, um mich nicht zu gefährden. Plötzlich zog er aber wieder voll in meine Richtung, weil aus der Gegenrichtung ein LKW auf ihn zuschoss. Ich seh den auf mich zurasen und will einen Schritt nach hinten machen. Dumm nur, dass hinter mir direkt der Graben begann. Ich mich also sauber nach hinten in den Graben gelegt. Das Resultat habe ich mit zwei Fotos festgehalten. Ein Schnitt von ca. 8 cm quer über den Handballen, was noch ginge, aber leider auch eine tiefere Fleischwunde am Ansatz des rechten kleinen Fingers. Das ist übel, da ich so nicht wirklich mit meinem Stock arbeiten kann. Und den brauche ich. Im Rücken habe ich mir wohl auch etwas gezerrt, schwierig zu fotographieren, und mein linker Ellbogen zickt seitdem auch rum. Wie der Rest des Tages für mich war, brauche ich nicht zu beschreiben. Zumal es heute stramme 28 km waren. Oh Mann!

    Ja, keine Ahnung, was ich jetzt machen soll, antibiotische Salbe habe ich schon aufgetragen, aber die schützt nur vor Entzündungen und ist nicht dafür bekannt, größere Wunden über Nacht zu schließen.

    Ich werde jetzt mal die Nacht abwarten und sehen, wie es morgen früh aussieht. Dann entscheide ich weiter.
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  • Day 7

    Benalup/Casas Viejas - Medina Sidonia

    May 17, 2018 in Spain ⋅ ☀️ 23 °C

    Auf Regen folgt doch Sonnenschein :)

    Was gibt es Positives zu berichten: jede Menge!

    Und Negatives: im Grunde nichts!

    Zunächst mal zur gesundheitlichen Verfassung. Die Nacht hat wahre Wunder bewirkt. Zumindest was meinen Rücken und meinen Ellbogen anbelangt. Beide präsentierten sich heute in Bestform. Also habe ich mir bei dem Sturz wohl nur etwas kurzfristig eingeklemmt oder es hatte sich etwas leicht verschoben. Was auch immer, heute ist davon nichts mehr spüren.

    Meine rechte Hand ist natürlich immer noch lädiert, aber hier zahlte sich bei mir nicht zum ersten Mal das gute Tyrosur aus. Ein antibiotisches Wundgel, ohne dass ich nie wieder eine längere Wanderung antreten würde. Hilft übrigens auch ganz vorzüglich, hat man sich einen Wolf gelaufen. Am Abend aufgetragen und am nächsten Morgen ist die Entzündung wie weggeblasen. Das Zeug ist echt bombe. Habe es gestern also auch auf die Wunde und den Schnitt verteilt und das Beste gehofft. Es scheint gut anzuschlagen, da ich keine Entzündungssymptome wie Pochen oder Brennen feststellen kann. Und die Wunde nässt auch nicht. Sie sieht natürlich nicht besonders lecker aus, aber nachdem ich heute morgen ein Pflaster drüberklebte, gestaltete sich der Stockeinsatz erstaunlich gut. Mit bischen Tricksen: ich habe mit dem kleinen Finger nicht um den Stock gegriffen, sondern ihn quasi mit der Spitze auf dem Ringfinger geparkt. So hatte ich immer noch genug Kontrolle und vor allem Druck auf dem Stock. Das war meine größte Sorge, denn ohne Stöcke hätte ich auf die Distanz ein Monsterproblem.

    Soweit also das ärztliche Bulletin, jetzt zur Wanderung von heute.

    Soooo eine tolle Strecke! Das war heute Wandern vom Allerfeinsten, so wie zumindest ich das so liebe. Der Untergrund über große Teile der Strecke perfekt; schöne Feldwege, leicht sandig, feiner Schotter, der Weg war komplett flach (bis auf den letzten Kilometer), er wand und schlängelte sich durch die Botanik, keine ewig langen Geraden, wo man rein optisch nicht den Eindruck hat, man würde überhaupt voran kommen. So wie gestern. Ich will gar nicht dran denken. Und auch die Natur drum herum, alles blühte in den schönsten Farben, und unzählige Vögel trällerten munter vor sich hin. Und das beste daran - ich mitten drin.

    So machte das Laufen zum ersten Mal auf diesem Camino uneingeschränkt Spaß. Keine Zäune, die dich gängeln, kein Herzschlagwandern auf dafür nicht geeigneten Landstraßen, alles passte plötzlich zusammen. Nach knapp 10 km kam ich auch zum ersten Mal auf diesem Camino zwischendrin in eine bewohnte Ortschaft mit einer Bar am Wegesrand, die zudem geöffnet war. Zack, schon war eine Cola mit Eis mein und ich war happy. Habe dann gleich noch eine zweite hinterher laufen lassen.

    Der Weg verlief dann weiter erfreulich ereignislos, ich kam prächtig voran, es stellte sich endlich wieder echtes Caminofeeling ein; einfach laufen, sich ein wenig im Rhythmus der eigenen Schritte verlieren, wenn man dann quasi wie von selbst läuft, irgendwie im Flow ist, dann fängt man erst so richtig an, alles um sich ein Stück weit loszulassen und die Eindrücke der Natur viel intensiver, vielleicht auch intuitiver wahrzunehmen. Dann wird Wandern zum echten Erlebnis. So geht's mir zumindest. Heute endlich wieder 😊

    So ein Tag musste natürlich auch ein gutes Ende finden, was meine Behausung betrifft. Ach, wobei, das Ende der Wanderung hatte es dann doch noch mal in sich, allerdings nur auf rein sportlicher Ebene. Medina-Sidonia liegt auf einem Berg/Hügel, wie auch immer, und die ca. 200 Höhenmeter galt es dann nach 18 km schönster Flachlandstrecke innerhalb von 2 km zu erklimmen. Ging jedoch besser als befürchtet.

    Ja und dann meine Bude ist ein ganzes Apartment! Auch nicht schlecht, hatte ich so gar nicht mehr auf dem Schirm. Mit fettem Bad und Badewanne (mal Baden wäre ganz cool, obwohl, nee besser doch nicht wegen der Wunde) riesigem Doppelbett, Wohnzimmer mit Flat-TV und kompletter Küche. Also eine komplett eingerichtete Bude, brauch ich zwar nicht wirklich, aber es nervt auch nicht sonderlich.

    Jetzt werde ich mal duschen und später noch mal in den Ort, um dann richtig schön spachteln zu gehen. Ab 8 Uhr abends öffnen die Restaurants und steht man dann schon in der Tür, ist man gleich als Touri geoutet - zu dumm, dass ich auch noch einen Mörderappetit mitbringe, der Koch kann sich warm anziehen 😎
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  • Day 8

    Medina/Sidonia - Puerto Real/Cadiz 18.5.

    May 18, 2018 in Spain ⋅ ☀️ 24 °C

    Ich bin in Cadiz! 😊

    Cadiz ist der Ort, in dem ich heute übernachte. Zu Fuss leider so gut wie unmöglich zu erreichen, da Cadiz ziemlich einzigartig am Ende einer seeehr langen Landzunge liegt und somit in meine Wanderroute nicht zu integrieren war. Da bleibt nur Puerto Real auf der gegenüber liegenden Landseite und anschliessend von dort aus per Bus oder Taxi nach Cadiz zu gelangen. Ich habe mich fürs Taxi entschieden, da mich das auch bis vor die Tür meiner Unterkunft bei Rafael brachte. Ein bischen Luxus darf es dann auch mal sein 😎

    So war ich leider etwas zu früh vor Ort, ich hatte Rafael mein Kommen für 18 Uhr avisiert, eingedenk der Unvorhersehbarkeiten der vergangenen Tage vermutlich fast schon ein instinktiver Reflex, lieber ein wenig mehr Zeit einzuplanen. Der moderne Wanderer von heute macht jedoch stets aus der Not eine Tugend - also habe ich mich hier unweit der Wohnung auf eine sehr schöne Plaza gesetzt und nutze die Zeit, meinen Blog für heute reinzuklimpern.

    Vor dem Marsch heute hatte ich etwas Muffensausen, da es laut Karte über stramme 27 Kilometer durch unbesiedeltes Gebiet geht. Zaunängste klopften verhalten an, aber papperlapapp, da ging es jetzt durch und ich würde schon sehen, wie es läuft.

    Und was soll ich sagen: Es war eine wunderschöne Etappe! Im Grunde genommen eine perfekte Etappe, so wie ich mir das Wandern erträume. Dass das Wetter heute wieder alle Register gezogen hat, ist das eine. Ich rede von einem wolkenlos blauen Himmel, aber dennoch nicht mehr wie vielleicht 24 Grad und immer eine erfrischende Brise um die Nase. Schöner können die Rahmenbedingungen einfach nicht sein.

    Das andere aber war die Strecke. Kurz hinter Medina-Sidonia bog sie leicht rechts in Hinterland ab, und dann war nur noch Geniessen Trumpf. Ein breiter Feldweg in sehr gutem Zustand, perfekte Mischung aus Schotter, Sand und Asphalt, schlängelte sich durch eine traumhafte schöne, abwechslungsreiche Feldlandschaft mit sanften Anstiegen und wunderbaren Ausblicken. Ich konnte mich kaum sattsehen. Da wurde das Marschieren zur Nebensache, ich hätte ständig Fotos machen können. Paar sind es ja geworden 😎

    Nach ca. 2 Stunden die erste Rast, und wenn ich an so einem schönen Tag über etwas maulen wollte, dann darüber, dass es auf der ganzen Strecke keine Sitzgelegenheiten in Form von Bänken oder ähnlichem gab. Also dann eben auf dem Hosenboden und nach allen Regeln der Kunst 15 Minuten gechillt.

    Auf der 2. Hälfte der Strecke wurde der Weg etwas rauher, den Traktoren geschuldet, die sich den Weg offenbar schön häufiger bei Regen zur Brust genommen haben. Da bleibt dann kein Stein auf dem anderen und man darf sich durch die Überreste des Weges fräsen. Aber auch das endete bald, und ich hatte schnell wieder meinen normalen Laufrhythmus.

    Der brachte mich fast schon zu schnell nach Puerto Real, wo ich mich im erstbesten Pub mit 2 Cola mit Eis verwöhnte. Eine eiskalte Cola kann nicht besser schmecken als nach einer 6stündigen Wanderung, so viel ist sicher.

    Sicher ist aber auch, dass ich etwas Probleme mit dem Internet habe. Anscheinend habe ich so einen blöden Tarif, der im Ausland ein Datenvolumen hat, das gegen Null strebt. In den letzten Tagen konnte ich wenigstens noch Google Maps nutzen, um vor Ort zu meiner Behausung zu finden. Heute morgen wies mich mein freundlicher Provider bereits vor dem Zähneputzen darauf hin, dass für den Rest des Tages Internet mit 2 KB angesagt ist. Ungünstig. Also bin ich auf WiFi in der Unterkunft oder in Bars etc. angewiesen. Zumindest für den Rest des Monats. Und der hat ja noch bischen. Selbst so etwas normales wie Whatsappen geht gerade unterwegs nicht mehr. Bin ich in dem Punkt verwöhnt und zu anspruchsvoll? Na klar! 😎

    Jetzt werde ich allmählich mal wieder in Richtung Bude für heute Nacht dackeln, und schauen, was da so am Start ist. Hoffentlich ist Rafael ein Netter, ich hätte nämlich wieder Wäsche zu waschen 😁
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  • Day 9

    Cadiz - Jerez de la Frontera 19.5.2018

    May 19, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 23 °C

    Um gleich den Kreis zu schließen - Rafael war ein Netter, eine seiner ersten Fragen galt meiner Wäsche. Ich musste echt grinsen in dem Moment. Ansonsten hatten wir aber nicht so viel Kontakt, er war den ganzen Abend damit beschäftigt, mit einer Bekannten 3 (in Worten DREI) Ikea-Schränke aufzubauen. Der arme Teufel 😎

    Heute morgen ging es mit dem Taxi wieder rüber nach Puerto Real, wo ich wieder in die Wanderung einstieg. Schnell entdeckte ich die geliebten gelbe Pfeile und plötzlich nach einer Autobahnüberquerung stand ich am offiziellen Beginn der Via Augusta! Die führt wohl von Cadiz bis nach Sevilla und wohl auch darüber hinaus. Sevilla langt mir 😁 Für den Beginn haben sich die Verantwortlichen mächtig ins Zeug gelegt, eine Naturlandschaft wurde angelegt, alles picobello, ich habe insgeheim nach Gärtnern Ausschau gehalten, die unkrautzupfend durchs Gehege hopsen.

    Dann endete die Anlage und es ging wieder über schnöde Straßen durch weitere Hafengebiete. Irgendwann war Zeit für die erste Cola mit Eis. Dann ging es weiter durch städtisches Gebiet, immer an der Strasse entlang. Nicht wirklich prickelnd, aber auch nicht wirklich schlimm. Bei der Gelegenheit stellte ich auch fest, daß sich meine Kondition beim Laufen schon deutlich verbessert hat. Das ist bei mir nach rund 100 km immer der Fall. Der erste Tag spielt keine Rolle, der 2. und 3. Wandertag sind die echten Killer, weil sich der Körper dann auf die Dauerbelastung umzustellen beginnt. Das alleine verschafft einem schon viel Spaß. Hinzu kam an meinem 2. Wandertag noch meine Zaun-Arie und am 3. Wandertag der unnütze Sturz. Alles richtig gemacht.

    Aber dafür läuft es seither wirklich richtig gut und ich stelle gerade bei Steigungen immer wieder fest, daß sie mir immer leichter von der Hand respektive dem Schuh gehen. Leichte Steigungen nehme ich schon nicht mehr wirklich wahr.

    Aber wo war ich stehengeblieben, ach ja, es ging durch die Hafengebiete und später aus Ihnen heraus, als ich an eine Stelle kam, an der ich echt nur noch den Kopf schütteln konnte. Es sollte laut gelbem Pfeil geradeaus auf eine Landstraße gehen, die in Ihrer maximalen Breite vielleicht 4 Meter maß, keinen Standstreifen aufwies und bereits nach wenigen Metern in einer uneinsehbaren, bösartigen Kurve verschwand. Da haben die Experten mal wieder von der Tapete bis zur Wand gedacht. Wer in die Kiste hüppen will - bitte sehr, dort stehen die Chancen prima. Ich habe es fotografiert und aus gegebenem Anlass "Das Tor zum Jenseits" genannt.

    Natürlich habe ich mich nach rechts geschlagen und bin dann durch ein wildes Waldstück querfeldein gestiefelt, bis ich einen Hügel erklommen hatte. Von dort aus konnte ich im der Ferne bereits Jerez de la Frontera erspähen, juchuuu. Der Rest des Weges ging an Feldern vorbei, dann an einer Autobahn, bis ich schließlich Jerez erreichte. Dort erst mal eine Belohnungs-Coke, bevor es die letzten Meter zu meiner Behausung ging.

    Dort bin ich heute bei Micaela und ihrer Family zu Gast. Micaela hatte, kaum dass ich zur Tür rein war, ihr Handy draussen und beglückte mich mit den Freuden des Google-Übersetzers; ich wusste gar nicht, was da heute alles möglich ist! Du sprichst auf deutsch irgendwas rein, und das Teil übersetzt es dir sofort in die gewünschte Sprache und eine nette Stimme erzählt es dann dem anderen. So konnten wir uns perfekt unterhalten, ohne dass wir von der Sprache des anderen irgendwie einen Plan hatten. Die App war Sekunden später mein. Sie wird mir noch viiiiele gute Dienste in den kommenden Wochen leisten, da will ich hoch drauf wetten.

    Micaela ist auch meine letzte AirBnB-Unterkunft, habe ich festgestellt, dann kommen nur noch Hostels bis Sevilla, und ab Sevilla eh nur noch die gewohnten Albuergen. Und dann hoffentlich auch endlich mal andere Wanderer oder Pilger. Bis heute hat unterwegs noch niemand meine Wege gekreuzt. Aber wenn ich überlege, dass ich nächsten Donnerstag schon wieder in Sevilla bin, und dann zu Fuss von Tarifa aus dort hingelaufen bin, dann kann ich das selbst irgendwie kaum glauben. Die Zeit ist jetzt doch ziemlich schnell vergangen. Aber in Sevilla geht's dann erst so richtig los. Dort, wo alle auf die Via de la Plata starten. Ich freue mich schon sehr. Und bin gespannt.
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  • Day 10

    Jerez de la Frontera - La Cuerva 20.5.

    May 20, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 20 °C

    Heute haben die Socken derbe gebrannt 😎 mein erster 30km Marsch ist aber richtig gut gelaufen, ich bin fast schon etwas verwundert, wie gut. Nach gerade mal einer Woche schon 30 km am Stück abzureißen, hätte ich mir noch vor paar Tagen kaum vorstellen können. Zumal heute auch einiges an Asphalt dabei war, gerade aus Jerez raus, das zog sich wie Kaugummi.

    Ach ja, noch mal kurz zurück zu Jerez. Heute morgen frühstückte ich noch zusammen mit Micaela, ihrer Tochter und Simon. Simon ist ein 28jähriger Arzt, der bei Micaela zur Daueruntermiete wohnt. Wir haben zwar nur kurz gequasselt, weil er um 9 in die Klinik zur Arbeit musste, aber das war sehr nett. Mit Micaela und ihrer Tochter hatten wir zusammen viel Spaß beim Frühstück, haben gelacht ohne Ende, ging im Grunde eigentlich nur darum, dass sie es sich kaum vorstellen können, wie man zu Fuss durch ganz Spanien gehen kann, weil beide glaubhaft beteuerten, daß sie es zu Fuss nicht mal bis runter zur Kreuzung schaffen würden, ohne zu verdursten. Ich habe dann noch schnell ein Foto von beiden geschossen, sie werden meinen Weg hier im Blog nun auch mitverfolgen 🚶🌴🍀 schöne Grüsse an euch und Simon 🙋

    Dann ging es durch Jerez an einem ruhigen sonnigen Sonntagmorgen. Außer mir waren um diese Uhrzeit nur ein paar äußerst gut gekleidete Familien am Start, die zum Gottesdienst in die Kirche wollten. Und nicht nur zu dieser Gelegenheit sind die Spanier extrem gut gekleidet, auch abends, wenn man draußen in den Straßen unterwegs ist, flaniert und sich trifft - bis ins kleinste Detail durchgestylt. Die Damen extrem elegant, was habe ich hier schon für wirklich schöne Kleider herumlaufen sehen. Und Brillen erst. In allen erdenklichen Farben und Formen. Die Herren meistens klassisch in schwarzem Anzug, weißem Hemd und schwarzer Krawatte. Gerne auch mit Manschettenknöpfen in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Also in Sachen Mode macht den Spaniern sicher so schnell niemand etwas vor. Ich falle da mit meiner Wanderhose beige in Kombination mit Wanderstiefel staubig und Polohemd knitterig etwas ab. Aber nur etwas.

    Ja, also morgens noch in Jerez ein paar Fotos in den Kasten und irgendwann hatte ich die Stadt hinter mir und vor mir breitete sich wieder eine schöne Feldlandschaft in der Sonne aus. Viel passierte unterwegs nicht, außer dass ich hie und da mal eine kleine Pause einstreute, wenn sich irgendetwas am Wegesrand anbot, auf dem man auch ohne Yoga-Ausbildung halbwegs sitzen konnte.

    So zog der Tag ins Land und das Feuer immer wieder mal in meine Socken. Das Gute daran ist: je häufiger die Quanten qualmen, desto länger dauert es beim nächsten Mal, bis es wieder so weit ist. Kurz vor El Cuervo dann etwas Lustiges. Mein Handy mutierte plötzlich zum Radio! Ohne dass ich irgendwas gemacht hätte, tönte plötzlich Radio Luz aus meiner Hosentasche! Ich checkte das Handy, aber alles war wie immer. Na gut dachte ich mir, was kommt, geht auch wieder und steckte das Handy zurück. Nach 15 Minuten stellte Radio Luz dann auch seinen Sendebetrieb auf meinem Handy ein.

    Nach gut 7 Stunden war ich dann in El Cuervo. Mein erster Eindruck, als ich die ersten Häuser sah: Hier hätten sie problemlos alle Spaghetti-Western der Dollar-Trilogie mit Clint Eastwood drehen können. Diese typischen kleinen weißgetünchten Häuser, wie man sie aus den Filmen kennt, wenn Clint als namenloser Reiter mit zusammengekniffenen Augen und seinem Poncho in den Ort reitet.

    Das änderte sich dann im Ortskern deutlich, bzw. beim Betreten meines Hotels. Ein Traum in Marmor, alles todschick, da gibt es keine zwei Meinungen. Belastbare Fotos mache ich noch gleich.

    Ansonsten steht für heute nur noch chillen auf dem Programm, und das aus gutem Grund. Morgen folgen nochmal 30 Kilometer 😎
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  • Day 11

    La Cuerva - Las Cabezas de San Juan 21.5

    May 21, 2018 in Spain ⋅ ☀️ 22 °C

    Der Tag fing ziemlich ereignislos an. Habe mich gut erholt gegen halb 8 aus den Daunen geschält, wobei ich gestern eigentlich schon ganz gut erholt in die Falle gegangen bin. Die Annehmlichkeiten des Bades ausgiebig genutzt und dann in die Klamotten gesprungen. Der Rucksack packt sich auch von Tag zu Tag fixer, ich bin spätestens jetzt wieder voll im Camino-Modus. Das Auschecken bestand im Schlüssel auf den Empfangstresen legen und schon war ich durch die Tür. Da man frühestens um 9 auschecken konnte, nutzte ich die Gelegenheit noch, flugs die Einkäufe für den Tag im Supermercado zu erledigen. Bestand im Wesentlichen aus 1,5 l Aquarius Lemon, paar Würstchen und 2 Nektarinen. Den Weg dorthin wies mir ein Polizist, der etwas träge an einer Laterne lehnte. Ich dachte mir: Gib dem Mann ne Aufgabe.

    Dann ging es aus dem Ort hinaus und mir fiel schnell auf, dass heute die gelben Pfeile mit Abwesenheit glänzten. Hat mich nicht weiter beunruhigt, da mein Weg klar war, und die Pfeile aktuell eher willkürlich angebracht wurden. Mal hier, mal da, und als die Farbe aus war, wohl auch gerne mal gar nicht. Ich trabte also unverdrossen meines Weges entlang einer Bundesstraße auf einem wunderbar breiten Schotterweg, so dass ich mir keine Gedanken über die Wegführung machen musste.

    Irgendwann endete der Weg erwartungsgemäß vor einer Autobahnunterführung. Zwei Kreisel waren zu durchqueren, dann ging es auch schon nach etwa 10 km in den Ort Lebrija. Und siehe da - plötzlich ein gelber Pfeil an der Hauptstraße, der mich anwies, weiter geradeaus zu gehen. Bis Lebrija rein gar nichts an Pfeilen und dann folgten sie gefühlt alle 100 Meter. Man nimmt es hin.

    In Lebrija eine Bar mit Sitzplatz in der Sonne angesteuert und erstmal einen Cafe Americano geschlürft. Doppelter Kaffee schwarz mit ordentlich Zucker drin. Nicht, dass ich ihn nötig gehabt hätte, das nicht. Aber er schmeckt einfach so lecker 😎 Außerdem wusste ich durch das vorherige Routenstudium, daß das der letzte Ort bis Cabezas sein würde. Also ab da nochmal 20 km durch die Tundra.

    Es ging weiter über extrem komfortable Schotterpisten, die das Laufen zum reinen Vergnügen machten. Nach weiteren 10 km habe ich an einem Brunnen meine Mittagspause gemacht und bischen in der Sonne gechillt.

    Dann ging ich die letzten 10 km an. Zur Rechten konnte ich in der Ferne schon Cabezas ausmachen, zur Linken allerdings auch massive dunkle Wolken, aus denen entfernt Gewitterdonner grollte. Ich zog den Schritt etwas an.

    Nicht allzuviel später verabschiedete sich dann mein Internet für den Tag. Nicht tragisch, dachte ich, die Route ist ja im Handy gespeichert, also wofür brauche ich jetzt Internet. Grundsätzlich richtig. Dennoch war es mir nicht mehr möglich, meine gespeicherte Route aufs Display zu bekommen. Nichts half, kein Handy-Neustart, alle Bemühungen vergebens. Also blieben mir nur die Pfeile. Sofern noch welche kommen würden. Und wo Cabezas in etwa lag, wusste ich auch.

    Ich also weiter, schon etwas grimmig ob des Versagens meiner Wanderapp, da kam es zu dem, wovor viele richtig Muffe haben, wenn sie in der freien Wildbahn am Wandern sind. Ein großer freilaufender Hund. Der gehörte wohl zu einem landwirtschaftlichen Betrieb, der auf meinem Weg lag, und er wollte mir wohl mitteilen, daß er Fremde in SEINEM Revier nur sehr ungern antrifft. Sein Kläffen und die gefletschten Zähne sowie das Tempo, mit dem er auf mich zuschoß, erweckten in mir zumindest den Eindruck.

    Da ich in dem Moment aber eh gerade etwas übellaunig war, dachte ich nur: "Komm nur Sportsfreund, kommst mir gerade recht, dir geb ich fürs Knurren", blieb stehen, drehte mich frontal in seine Richtung, hob beide Stöcke über den Kopf und machte zwei, drei schnelle Schritte auf ihn zu. Die Töle war zwar ein schöner Brocken, aber so schnell, wie der plötzlich stoppen und sich umdrehen wollte und dabei fast noch gestürzt wäre, das sah schon fast zum Schreien komisch aus 😁

    Ich ging dann weiter, er stürzte wieder auf mich zu, und das Spielchen von Neuem. Und so ging das eine ganze Zeit, bis er wohl keinen Bock mehr hatte. Sein Glück, ich habe nichts gegen Hunde, sicher nicht, aber wäre er noch viel näher gekommen, hätte ich ihm das Fell gegerbt. Ich war in genau der richtigen Stimmung, ihm die Stöcke mit voller Wucht übers Haupt zu ziehen und das nicht nur einmal. Vielleicht hat er das geahnt und vielleicht hat er vorher schon mal auf die Art richtig Lack bekommen, keine Ahnung. Auf jeden Fall blieb es dabei. Das ganze Spielchen etwa einen Kilometer später nochmal mit einem anderen Köter, auch ein schöner Krawenzmann, aber der verlor deutlich schneller die Lust.

    Ich dann die letzten Kilometer nach Cabezas weitermarschiert, es kamen noch gelbe Pfeile, insofern war alles kein Problem. Bis ich dann in Cabezas war 😁 denn dort ging auch mein Google Maps nicht aaaaah 😂 also gut, überlegt, was man jetzt tun kann, da fiel mir links auf der Ecke ein Gemischtwarenhandel auf, der zum einen geöffnet hatte, was schon mal gut war, aber zum anderen auch ein Schild über dem Laden hatte, auf dem eine Internet-Adresse vermerkt war.

    Das roch nach WiFi, dachte ich mir und zack stand ich im Laden. Die Gute hinter dem Tresen verstand jedoch nur Spanisch und mein Übersetzer konnte nicht zum Einsatz gebracht werden, weil der wiederum Internet braucht 😎 sie hatte jedoch eine Nachbarin, die über dem Geschäft wohnte und die Englisch sprach. Schon war die mit im Laden und brachte mir sogar ihr Passwort für das WiFi aus ihrer Wohnung im ersten Stock mit 😁 schnell waren dann alle Fragen geklärt und ich trollte mich mit den besten Dankesbekundungen in Richtung Behausung.

    Ein kleines Hindernis galt es noch zu überwinden; den Schlüssel zu meinem Appartement gab es nicht in meinem Appartement. Sondern bei einer anderen Adresse. Die fand ich nicht sofort und dann hatte ich natürlich auch kein Internet mehr, ich war ja wieder unterwegs im Ort 😎 da habe ich einfach die nächstbesten Leute angesprochen, die auf der Straße rumstanden, habe Ihnen meine Reservierungsbestätigung unter die Nase gehalten, und siehe da: den Schlüssel gab es auf der Tankstelle gegenüber auf der anderen Straßenseite 🤓 und die Appartements waren direkt um die Ecke - beides gehörte dem gleichen Besitzer.

    Jetzt hocke ich hier in meinem Appartement in einem seeeehr bequemen Stuhl und habe fertig mit Blog für heute. Stand jetzt. 😎⚽💪🎉
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