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  • Day 214

    Hit the Road, Jack

    May 29, 2017 in the United States ⋅ ⛅ 24 °C

    Reisen ist ein ständiges Abschiednehmen. Diese Tatsache wurde uns erneut bewusst, als wir nach einer Woche Aufenthalt das Haus in Kanab verlassen mussten. Das Haus war klasse, es war ein super gelegener Ausgangspunkt für Tagesausflüge und es war gut, während dieser Zeit sich nicht überlegen zu müssen, wie die Routenplanung für den nächsten Tag auszusehen hat und wo man übernachten will. Es macht Spaß, "on the Road" zu sein, aber jeden Abend in gewohnte vier Wände heimzukommen, hat auch seine Vorzüge. Wir können nun besser verstehen, warum der Mensch vor 10.000 Jahren sesshaft wurde :)

    Wir fuhren raus aus Utah Richtung Grand Canyon. Dieser liegt in Arizona, genauso wie die Coyote Buttes, und schon da hatten wir es mit der Zeitumstellung nicht so richtig gerallt. Zu diesem Zeitpunkt war es nicht so schlimm, da wir uns nur kurz in Arizona aufhalten würden. Diesmal war es anders, und wir mussten uns etwas ernsthafter damit ausseinandersetzen.

    Das ist in Arizona nämlich nicht so einfach. Prinzipiell gilt (so wie auch in Deutschland auch) in den gesamten USA Sommerzeit (Daylight Savings Time", DST)....bis auf Arizona. Sie machten es einst mit, bis sie feststellten, dass eine Stunde mehr Sonne am Abend keine so gute Idee ist. Mehr Sonne bedeutet mehr Hitze, und das wiederum führt zu einem höheren Energieverbrauch durch Klimaanlage, sodass sie DST wieder abschafften.
    Das kriegt man ja noch einigermaßen auf die Uhr. Etwas komplizierter wird es allerdings wenn man weiß, dass das Navajo-Reservat, welches das größte indianische Reservat auf US-Boden ist und dessen Gebiet ein Viertel der Fläche Arizonas einnimmt, sich um die Vorgaben des Landes nichts schert und DST nutzt. Vollkommen undurchsichtig wird es aber durch die Tatsache, dass das Hopi-Reservat, welches innerhalb des Navajo-Gebiets liegt, auf DST wiederum verzichtet und Arizona-Zeit hat. Wie es der Zufall so will, liegen auch viele der POIs nicht nur im Navajo- oder Hopi-Gebiet, sondern zusätzlich auch entlang der Grenze Arizona/Utah. Da hat fast schon jeder Ort seine eigene Zeit, und du rallst irgendwann mal überhaupt nicht mehr, wie spät es gerade ist, da auch die automatische Zeitumstellung des Handys schon lange nicht mehr mitkommt.
    Am Ende war uns das einfach nur noch Wurst. Es war halt immer je nach Sonnenstand "irgendwas zwischen 4 und 6 Uhr" oder so ähnlich. What the fuck. Wir sind im Urlaub. Genauer muss man das nicht wissen.

    Wir kamen also "irgendwann mal zwischen 4 und 6 Uhr" am Grand Canyon an, und hielten uns knapp zwei Tage dort auf. Der Canyon ist sehr groß (um die 15km durchschnittliche Entfernung zwischen Nord- und Südrand) und es gibt keine Brücke zwischen den beiden Rändern. Diese können also nur getrennt besichtigt werden, die meisten POIs befinden sich allerdings am Südrand. Von diesem aus kann man übrigens auch nicht den Colorado-Fluss am Canyongrund sehen, denn es geht in verschiedenen Abstufungen 1.600m in die Tiefe... wir haben ja mittlerweile einige Canyons gesehen, aber die Bezeichnung "Grand" ist hier mehr als berechtigt. Das Ding ist einfach riesig.
    Wir waren am Memorial Day dort, eines der wichtigsten Nationalfeiertage der Amerikaner, es war also ein verlängertes Wochende und der Grand Canyon dementsprechend voll. Trotz der Bedeutung des Canyons als eine DER Sehenswürdigkeiten des US-amerikanischen Südwestens, als DAS Sinnbild amerikanischer Größe und Erhabenheit (die es zweifelsohne besitzt) waren wir trotzdem nicht total geflasht – und das lag nicht unbedingt daran, dass es an diesem Tag so voll war. Wir glauben, dass wir nun doch noch den bereits erwähnten Sättigungspunkt erreicht haben, was Steinformationen in verschiedenen Farben betrifft. Der Grand Canyon sollte trotzdem bei einer Reise durch den Südwesten der USA nicht fehlen – zumal er so groß ist, dass man kaum daran vorbeikommt.
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