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  • Day 71

    Ho Chi Minh City Tag 1

    March 17, 2019 in Vietnam ⋅ ⛅ 34 °C

    Wir assen im Hostel Frühstück und dann stand der Besuch im Vietnam Kriegsmuseum an. Ich wusste über den Vietnamkrieg bereits ziemlich gut Bescheid, war aber gespannt, welche weiteren Aspekte und Hintergründe mir der Besuch im Museum noch liefern wird. Oder wie nahe er mir gehen wird.
    Als wir im Museum ankamen, kündigte sich bei mir dann zuerst, das erste Mal der Reise, eine kleine Magenverstimmung an. Lea ging also schon mal vor und ich blieb am sicheren Örtchen :P Zum Glück legte sich mein Problemchen nach nicht allzu langer Zeit wieder und ich konnte meinen Rundgang im Museum starten.
    Es war heftig. Ich weiss nicht wieviel ihr über den Vietnamkrieg wisst, aber habt ihr beispielsweise schon einmal vom Agent Orange gehört?
    Es ist ein in Gift, das im Vietnamkrieg von den Amerikanern eingesetzte wurde, um grosse Nutzungsfläche etc. zu zerstören oder zu entlauben. Agent Orange bleibt aber noch lange in der Umwelt, hat eine fetotoxische Wirkung und bis heute trägt die vietnamesisch Bevölkerung noch unglaubliche Schäden davon. - Missbildungen, erhöhtes Krebsrisiko und Schwächen des Immunsystems.
    Auch drei Generationen später kommen Kinder mit Fehlbildungen zur Welt. Die Soldaten von Amerika bekamen Entschädigungen für ihre gesundheitlichen Schäden infolge des Agent Orange.Die vietnamesische Bevölkerung? Nichts. Amerika wurde nicht zur Rechenschaft gezogen.
    Eine Sammelklage gegen die USA wurde 2005 abgewiesen, da laut dem internationalem Recht „Agent Orange“ keine chemische Kriegsführung ist und somit kein Verstoss war.
    Wie ist das möglich?

    Auf jeden Fall war das für mich der heftigste Teil im Museum. - Räume gefüllt mit Fotos von verkrüppelten Menschen, verursacht durch Agent Orange.
    Ein Raum ging mir dabei besonders nahe. Es war ein Raum mit gemalten Bildern. Die Bildern stammen vom jährlichen Wettbewerb einer Schule. Kinder und Betroffene können ihre Gedanken und Gefühle zum Vietnamkrieg malerisch ausdrücken und mit den entstandenen Zeichnungen am Wettbewerb teilnehmen. Richtig berührend.
    Das finde ich glaub das Schlimmste bezüglich des Vietnamkrieges: Kinder der heutigen Generationen, die nichts, wirklich gar nichts, mit dem Krieg zu tun hatten, nicht mal zu der Zeit des Kriegs gelebt haben, müssen nun die Folgen davon tragen.

    In den anderen Räumen des Museums konnte man mehr über die Kriegsschicksale Einzelner lesen und generell mehr über den Krieg erfahren. Viele Bilder geben einem einiges an Material zu verarbeiten und zu denken.
    Lea und ich redeten noch lange darüber. Was wir aber beide einfach nur bemerkenswert und unglaublich fanden/finden: den Umgang, den die Menschen hier mit der Vergangenheit haben.

    Nach fast einem Monat Vietnam kann ich sagen, man hat das Gefühl Vietnam hat mit ihrer Vergangenheit Friede gefunden. Die Vietnamesen wollen Englisch lernen, sie haben Freude daran einem ihr „Hellouuuu how are you?“ entgegen zu trällern und ich habe nur selten jemanden mit traurigem Blick gesehen.
    Im Gegenteil; die Menschen hier wirken fröhlich und diese Fröhlichkeit scheint nicht nur oberflächlich. Sie beklagen sich nicht. Sie packen an. Ihr Blick ist eindeutig nach Vorne gerichtet.
    Die Frauen sind enorm selbstständig und arbeitstüchtig. Richtig coole taffe Frauen.
    Mir haben die Leute in Vietnam von Anfang an gefallen, aber nach dem Besuch im Museum ist mein Respekt für sie noch mehr gestiegen.

    Nach unserem Museumsbesuch gingen wir unsere letzten Kokosnusskaffees trinken, denn morgen geht es weiter. Für mich nach Kambodscha, für Lea nach Indonesien.
    Als ich im Hostel ,ein Bus buchte, fragte die Frau von der Rezeption mich, ob ich mich morgen von ihrer Nichte schminken lassen würde und anschliessend paar Fotos machen lassen würde. Die Nichte war nämlich Make Up Artistin und suchte noch ein passendes Gesicht für ihre Facebookwerbung.
    Zuerst war ich etwas skeptisch und fand es komisch, doch dann bekam ich Rabatt auf das Busticket und ausserdem würde es sicher eine interessante Erfahrung werden. Ich sagte zu.

    Unseren letzten Abend verbrachten Lea und ich mit gutem Essen und Trinken auf der Dachterrasse.
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