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  • Day 12

    Paradise Valley

    July 8, 2022 in the United States ⋅ ⛅ 28 °C

    Manchmal kommt es anders. Und vielleicht besser als man denkt.

    Wir durchqueren ganz Montana von Nord nach Süd, einen Bundesstaat, der größer ist als Deutschland, aber nur eine Millionen Einwohner hat. Endlose Weiten, leere Straßen, ab und an kommt ein anderes Fahrzeug entgegen, man grüßt sich herzlich. Dann kommen wir an bei 30 Grad und Sonne, eine Schotterstraße führt uns zu unserem Ferienhaus.

    Der ursprüngliche Plan wäre gewesen, in den nächsten zwei Tagen den berühmtesten, weil ersten Nationalpark der USA zu erkunden: Den großartigen Yellowstone Park, der uns vor über 10 Jahren schon begeistert hat mit Lake Yellowstone, Old Faithful, Mammoth Hot Springs, Hayden Valley und vielem mehr. Nun hat vor wenigen Wochen eine Flutkatastrophe verheerende Schäden angerichtet und den Nordeingang des Parks für den Rest des Jahres unpassierbar gemacht.

    Als ich im vergangenen Herbst begonnen habe, diese Reise zu planen, waren die Quartiere in den Lodges und Cabins innerhalb des Parkes schon sehr hochpreisig und ich fand in EMIGRANT, einer Ansiedlung, die sich bis zur zweiten Häflte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt, ein sehr großzügiges Ferienhaus, das vor allem durch seine Nähe zum Yellowstone Park (eben zu diesem jetzt unpassierbaren Nordeingand) attraktiv erschien.

    EMIGRANT liegt im "Paradise Valley", durch das sich der fischreiche Yellowstone River schlängelt. Auch diese Kulisse ist malerisch, umgeben von 3000 Meter hohen, auch jetzt im Juli noch schneebedeckten Bergen.
    Nach der Flut hat uns die Vermieterin kulanterweise eine Stornierung angeboten, weil unser ursprünglicher Reisegrund ja zwischenzeitlich obsolet geworden war. Nach kurzem Überlegen haben wir unsere Buchung behalten und das war eine gute Entscheidung.

    So haben wir die malerischen Kleinstädte LIVINGSTON und BOZEMAN kennengelernt, in deren Main Streets man den Flair des Wilden Westerns geradezu riechen kann, nur dass die früheren Saloons schicken Bars gewichen sind, vor denen keine Pferdekutschen mehr stehen, sondern Pick Ups und SUVs. Wir begegnen Grizzleys in einer Auffangstation, zum Glück nicht in freier Wildbahn, machen ein phänomenales Barbecue im Garten mit Panoramablick (leider ohne das erhoffte Bisonfilet, für das wir verschiedene lokale Metzgereien angesteuert haben), besuchen das "Museum of the Rockies" (wo so unglaublich beeindruckende Dinoskelette ausgestellt sind, dass sie für das Frankfurter Senckenberg Museum kopiert wurden) mit einer Living Farm, die mit kostümierten Darstellern das einfache Leben im 19. Jahrhundert darstellt, fahren eine unbefestigte Straße mitten durch die Natur, während die Ausblicke irgendwie an die Schweizer Alpen erinnern und entspannen, indem wir das luxuriöse Ferienhaus bei traumschönem Wetter genießen, bevor die Reise uns nun zunehmend in unwirtlichere Gefilde, die Hitze, den Süden, die Wüste ziehen wird.

    Morgen geht es weiter nach POCATELLO in Idaho. Während ich diese Zeilen schreibe bei einem eiskalten Pinot Grigio aus Kalifornien, läuft im Hintergrund eine generationenübergreifende UNO-Meisterschaft. Und ich bin sehr froh, dass wir hier sind und die vermeintlich großen Erlebnisse eingetauscht haben für die kleinen Wunder, die wir so sonst nicht erlebt hätten: Denn manchmal kommt es anders und ganz sicher besser als man denkt!
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