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  • Über Lwiw durch die westliche Ukraine

    September 10, 2021 in Ukraine ⋅ ⛅ 21 °C

    Von Krakau sind wir vergangenen Dienstag in den Bus nach Lwiw (Lemberg) in die Ukraine gestiegen.

    Nach zweieinhalb Wochen in Polen haben wir nun die Grenze in ein neues Land überschritten. Dabei stachen uns vor allem zwei Unterschiede ins Auge: die weniger schönen Häuser und die schön glänzenden Zwiebeltürme der orthodoxen Kirchen.
    Nach einer gut 6-stündigen Busfahrt inkl. Grenzkontrolle und Uhrumstellen (+1 Stunde) erreichten wir den Lemberger Bahnhof. Mit einem Uber fuhren wir in die Altstadt zu unserem Appartment für die kommenden zwei Tage.
    Mit Handgesten und Google Translate verständigten wir uns mit unserer Unterkunftgeberin. Ein 40 m² Appartment in der Altstadt kostete uns pro Person und Nacht gerade mal € 12,-. Das Preisniveau mag auch deshalb so niedrig sein, da die Ukraine eines der ärmsten Länder Europas ist. Der wunderschönen historischen Altstadt von Lemberg ist das nicht anzumerken. Die in früheren Zeiten als "Klein-Wien" bezeichnete Stadt zeichnet sich durch viel Charme und Lebendigkeit aus. Es überraschte uns beide nach Krakau noch weiter im Osten so eine kleine Perle zu entdecken. Das vermittelt uns auch wunderbar, Anna, unser Tourguide durch den Stadtkern. Wir lernen eine Kaffeemine kennen 😅, den ehemals jüdischen Stadtteil und das armenische Viertel, wo wir später in einem Restaurant sehr köstlich Mittagessen waren. Und auch das "Russen-Bashing" kommt während der durchwegs humorvollen und von Leichtigkeit geprägten Tour nicht zu kurz, was angesichts der konfliktbehafteten Situation im Osten des Landes auch nicht verwunderlich ist.

    Neben der fremden Sprache führte die ukrainisch-kyrillische Schrift zu einem deutlicheren Gefühl von Fremdsein. Die Orientierung innerhalb der Stadt gestaltete sich somit auch deutlich schwieriger.

    Für die Weiterreise Richtung Rumänien buchten wir uns online ein Busticket. Mangels Alternativen wählten wir einen Nachtbus mit dem wir am Morgen des 10. Septembers in Solotwyno, der ukrainischen Grenzstadt ankommen sollten.
    Am Vorabend wurde ich telefonisch vom Busunternehmen kontaktiert und die Frau am Telefon teilte mir mit einfachen englischen Worten mit, dass unser Bus von Plattform 10 am Busbahnhof wegfahren würde.
    Nach den bislang immer schön großen Bussen stiegen wir dieses Mal um Mitternacht in Lwiw in einen Kleinbus mit etwa zehn MitfahrerInnen.
    Der Fahrer steuerte den Bus rasant durch die ukrainische Nacht. Es war ein wiederkehrender Rhythmus der unsere Fahrt sehr unruhig werden ließ. Holprig kurvten wir über die Straßen - wir schliefen für eine Weile ein, bevor der Beifahrer das Licht im Bus aufdrehte, der Bus zum Halten gebracht wurde und hektisch Menschen ausgestiegen und Gepäck verladen wurde. Kurze Zeit später schloss sich die elektrische Seitentür, das Licht wurde abgedreht und der Bus setzte sich wieder in Bewegung. Dieser Ablauf wiederholte sich einige Male und der Kleinbus leerte sich nach und nach. Bis zu jenem Moment als der Beifahrer mich ansah und etwas auf ukrainisch zu mir sagte. "Solotwyno?", fragte ich. Er nickte. Es war noch stockdunkel draußen. Der Blick auf die Uhr zeigte 5:20 und somit fast einenhalb Stunden früher als erwartet. Nachdem uns auch eine Mitfahrerin verständlich machte, dass wir bereits an unserem Zielort angekommen sind, stiegen wir aus und machten uns zu Fuß auf dem Weg zur ukrainisch-rumänischen Grenze.
    Die Grenzstadt lag dabei noch im Tiefschlaf. Wir spazierten an einigen Ferienhäusern mit Poolanlagen vorbei, sahen sehr alte und ärmliche Wohnhäuser, die neben modernen Tankstellen und Geschäftsfilialen standen. Nachdem Nervenkitzel sorgten schließlich die ersten Sonnenstrahlen für eine sehr schöne Atmosphäre bei der wir zu Fuß den Grenzfluss Theiß nach Rumänien überquerten.
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