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  • Happy Holi aus Dharan

    March 19, 2022 in Nepal ⋅ ⛅ 31 °C

    Nachdem wir gut in Kathmandu in Nepal gelandet sind und am Dienstag nach dem Besorgen von Wanderschuhen für die anstehenden Trekkings noch einen wunderbaren Abend mit Martin bei einer Führung durch die Altstadt von Kathmandu und einem genussvollen Essen in seinem Restaurant hatten (Fotos und ein Blogbeitrag zu Kathmandu folgen noch :-)), machten wir uns am Dienstag auf den Weg in den Osten des Landes.

    Um 5:00 fuhren wir mit dem Taxi zum Busbahnhof um dort gegen 5:30 in den Bus zu steigen. 13 holprige, kurvenreiche und sehr anstrengende Stunden später erreichen wir schließlich die Stadt Dharan.
    Während der Busfahrt lernen wir Nabil kennen. Nabil, ein gebürtiger Pakistani, der seit seiner Geburt in Katar lebt. Der muslimisch-gläubige junge Mann hat seine hinduistisch-gläubige nepalesische Freundin mit einem spontanen Besuch in ihrem Heimatort ganz besonders überrascht. Das Paar verbindet in ihrer Beziehung wohl mehr als nur zwei Welten :-)
    Am Abend gehen wir noch gemeinsam Essen und er zeigt uns das lokale Getränk „Tongba“ – gekochte und anschließend fermentierte Hirse wird in einen Metallbecher gefüllt und mit kaltem oder heißem Wasser aufgefüllt. Wir waren ganz fasziniert von dem Vorgang. Immerhin ist es möglich bis zu dreimal Wasser aufzufüllen und dabei stets aufs Neue ein alkoholisches Getränk zu bekommen ;-)

    Am Freitag war es schließlich soweit – das Holi-Festival findet in zahlreichen Städten Nepals und Indiens statt.
    Holi ist ein hinduistisches Festival und feiert das Frühlingserwachen. Holi ist das energischste indische Festival und wird mit viel Freude, Spaß und Humor verbunden. Selbst die strengsten Regeln der Teilung zwischen den Menschen verschiedener Kasten werden an diesem Festtag aufgehoben.
    Einige Jahre lang hat es in Anlehnung an dieses Fest auch in Österreich Holi-Partys gegeben und es ist bekannt als „Fest der Farben“, weil hier Farbpulver herumgeworfen wird.

    So haben wir uns am Donnerstag mit Kleidungsstücken speziell für das Holi-Festival eingedeckt, weil klar war, dass die nach diesem Tag nicht mehr brauchbar sein werden. Zusätzlich haben wir uns mit Farbpulver und kleinen Wasserspritzpistolen ausgestattet. Und auch wenn wir schon vieles über dieses Fest gehört haben, wussten wir dennoch nicht so genau, was uns an diesem Tag erwarten würde.
    So spazieren wir also von unserem Hotel zu Fuß Richtung Stadtzentrum und beobachten am Weg bereits Kinder, die in Gärten oder auch auf den Straßen mit Kübeln herumlaufen und sich gegenseitig mit Farben bespritzen. Einige bereits im Gesicht mit Farben beschmierte Mopedfahrer kommen uns entgegen und rufen uns freudig „Happy Holi“ zu. Und je näher wir dem Stadtzentrum kommen, desto umtriebiger wird es. Dort angekommen, kommen schließlich die ersten Jugendlichen auf uns zu und fragen nach einem gemeinsamen Foto. Vor dem Foto ist allerdings noch die für Holi übliche Beglückwünschung nötig. So beschmiert sich ein Jugendlicher seine beiden Handflächen mit Farbpulver, umfasst schließlich mein Gesicht und verschmiert die Farbe auf meinen Wangen, blickt mir in die Augen und wünscht mir „Happy Holi“. Eine wirklich sehr besondere Art der Begegnung mit einem völlig fremden Menschen. Ich tue es ihm schließlich gleich und es folgen noch viele weitere, bevor schließlich die ersten Fotos gemacht werden.
    Und schon sind wir mitten im Geschehen und Teil eines ganz besonderen Festes.

    Wir haben uns sehr bewusst dafür entschieden, dass Holi-Festival in einer abgelegenen und kleineren Stadt erleben zu wollen. Was wir dabei jedoch nicht am Radar hatten war, dass wir hier tatsächlich die einzigen zwei weißen Touristen sein würden. Entsprechend groß war die Neugierde der vielen jungen Nepali und es schien, als würden wir ganz besonders viele Farbe ins Gesicht bekommen. Dabei wurden wir unzählige Male gefragt: „Where are you from?“ und nach unserer Antwort hörten wir: „Australia -Oh it’s a beautiful country!“ Die Ergänzung: „From AustrIa in Europe“ änderte daran auch nur wenig. ;-)

    Das Spektakel wiederholte sich unzählige Male. Es kamen immer wieder Menschen auf uns zu, wünschten uns „Happy Holi“, beschmierten unsere Wangen mit Farbe, Fotos wurden gemacht und schöne Begegnungen fanden statt. Und so fand sich eine Farbschicht nach der anderen auf unseren beiden Gesichtern wieder. Es gab zahlreiche kurze und auch berührende Gespräche mit den Einheimischen und gleichzeitig tanzten wir mit hunderten von Menschen zu Livemusik am Hauptplatz von Dharan. feierten das Fest der Farben an einem Tag an dem Themen wie Kasten oder soziale Ungleichheit nicht wichtig sind.

    Schließlich machten wir uns ziemlich erschlagen von den ganzen Eindrücken wieder auf den Weg zurück zu unserer Unterkunft. Am Rückweg besorgten wir uns noch jede Menge Paratha-Brot als Stärkung, bevor wir in unserem Hotelzimmer versuchten Schicht für Schicht der Farbe wieder von unseren Körpern abzuwaschen, um dann langsam für uns zu realisieren, was wir da in den vergangenen Stunden alles erlebt haben und wie besonders und einzigartig diese Erlebnisse in unserer Erinnerung bleiben würden :-D

    Am Tag darauf – richtig k.o. - erledigten wir noch ein paar Besorgungen und am Sonntag, leider wieder viel zu früh, machten wir uns um 3:30 auf den Weg zum Hauptplatz um in unseren nächsten Bus nach Phikkal zu steigen.
    In Phikkal, einem kleinen Ort 14 Kilometer von der indischen Grenze entfernt, wo der Anbau von Tee das Leben vieler Menschen prägt, dürfen wir nun die kommenden zwei Wochen auf einer kleinen Teefarm verbringen und wieder in eine ganz andere Welt eintauchen :-)
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