Satellite
  • Day 74

    Huskiefarm 🐺

    July 13, 2021 in Sweden ⋅ ☁️ 23 °C

    Unsere Zickzackfahrt durch Schweden geht weiter in ost-nordöstliche Richtung. Nach einem gemütlichen Tag am See entschlossen wir uns verhältnismäßig spät am Nachmittag loszufahren. Richtig dunkel wird es Abends derzeit nicht mehr. Ein Hinweisschild an einer der vielen Schotterstraßen hatte uns am Vortag noch mitgeteilt, das wir die 65° Grad nördliche Breite überschritten haben. Der Polarkreis mit 66,57° ist demnach nur noch 94 Seemeilen in nördlicher Richtung entfernt. Unser Ziel war es in Richtung Europastraße 45 zu kommen.
    Wir fuhren relativ einsam ein- bis zweihundert Kilometer die Straße entlang, bis Nils plötzlich langsamer fuhr. Kurz nach einer Brücke liefen zwei Gestalten auf der Straße herum. Als wir näher kamen, erkannten wir ein braunes und ein weißes Rentier, die auf der Suche nach leckerem Grünzeug, von der einen zur anderen Straßenseite und wieder zurück spazierten. Von den Verkehrsteilnehmern ließen sie sich überhaupt nicht stören. Jessi nutzte die Gelegenheit um das auf Foto festzuhalten. "Jetzt fehlt nur noch ein Bär" sagt sie. Gefühlte 1000 Fotos später fuhren wir weiter und suchten einen Stellplatz für die nächste Nacht. Bisher haben wir immer frei gestanden und kamen daher auch nur selten mit anderen Menschen, insbesondere Schweden in tiefergehende Gespräche. Daher schlug Jessi vor, mal was neues auszuprobieren und sagte, es gäbe in ein paar Kilometern Stellplätze auf Huskiefarmen. Nils war etwas zögerlich, aber ließ sich dann doch überzeugen. Der erste Stellplatz war geschlossen, daher fuhren wir direkt weiter zum nächsten. Als wir beim zweiten Stellplatz in den Weg abbogen sahen wir zwei Frauen, die draußen vor dem Haus saßen. Eine stand direkt auf und kam auf uns zu. Schnell stellten wir fest, dass wir mit der Gastgeberin Deutsch sprechen konnten und erfragten, was die Konditionen für eine Nacht sind. Für eine Nacht ohne Strom aber inklusive Wasser und Huskiefarmführung einigten wir uns auf umgerechnet 15€. Nachdem wir geparkt haben wurden wir total herzlich begrüßt und gefragt ob wir noch einen Kaffee mittrinken wollen. Da konnten wir nicht nein sagen, obwohl es schon kurz vor 21:00 war. Bei den langen Tagen merkt man das aber nicht mehr. Etwas später kam dann noch der Lebensgefährte von der Gastgeberin vom Fliegenfischen zurück und setzte sich zu uns. Bei dem Paar handelt es sich um zwei Schweizer, die sich Ihren Traum von einer Huskiefarm in Schweden erfüllt haben. Im Winter bieten sie Schlittenfahrten mit dem Hundegespann an. Im Sommer bieten Sie Angelkurse und Wildtiertouren (auch Kanutouren) an.
    Die Videos und Fotos von den Schlittenfahrten und Polarlichtern haben uns am meisten begeistert. Sie haben uns empfohlen im Februar wieder zu kommen. Dass sei die beste Zeit dafür. Hundeschlittentouren im Sommer ginge selbst mit Radschlitten nicht, da den Hunden im Sommer viel zu warm bei einer Tour werden würde. Und anscheinend sind die Temperaturen hier im Moment abnormal hoch. Letzte Woche waren wo634 Grad. Jetzt sind es tagsüber 25. Auf der Farm gibt es 40 Hunde. Vom zwölf Wochen alten Welpen bis zur 15 Jahre alten Huskiedame ist alles dabei. Es gibt viele verschiedene Huskiearten und ein Tier ist ein Hybrid, der zu 75% Wolf ist. Imposantes Tier! Am nächsten Morgen durften wir den Wolfshund beim füttern sogar streicheln. Es ist unglaublich, wie gut unsere Gastgeber ihre Tiere kennen. Man könnte sie glatt als Hundeflüsterer bezeichnen. Wenn ein Hund bellt, wissen sie genau welcher der 40 Hunde das war und es herrscht in kürzester Zeit wieder Ruhe. Nur beim "Wolfsgeheule" entwickelt sich im Rudel für wenige Minuten eine ganz besondere Eigendynamik (s. Video).
    Am Nachmittag entschlossen wir uns dann weiter zu fahren. Das nächste Etappenziel war schon gefunden. Es fiehl uns nicht leicht zu fahren, da wir hier so herzlich aufgenommen wurden und sie sich viel Zeit für uns genommen haben. Sie hätten uns auch gerne noch in den nächsten Tagen Wildnesstouren angeboten. Unsere Entscheidung war getroffen aber die Idee im Februar mal zu einer Hundeschlittenfahrt zu kommen, ist auf jeden Fall eine Überlegung wert.
    Read more