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  • Day 133

    Medellin - La Catedral

    December 28, 2018 in Colombia ⋅ 🌬 21 °C

    Heute Morgen lerne ich bei einem Yuka-Queso-Arepa mit Rührei ganz brav ein bisschen Spanisch bis um 11 Uhr - dann holt mich Alejandro ab und wir machen einen Ausflug zu einem Ort in seiner Heimatstadt, an dem er selbst noch nicht war - La Catedral in den Bergen über Envigado. Es war und ist das erste und einzige Gefängnis, dass ein Krimineller für sich selbst baute. Tatsächlich hat es nur wenig mit einem Gefängnis zu tun. Die Weg dorthin führt etwa eine halbe Stunde durch Envigado steil den Berg hinauf und dann durch grünen idyllischen Wald mit engen, kurvigen Straßen - der Ausblick von hier oben auf die Stadt ist der Hammer. Seit 2007 ist La Catedral ein Alten- und Pflegeheim für mittellose Menschen - das Betreten ist seit Kurzem nur noch für Familiengehörige und Freunde erlaubt. Der Benediktinerorden „Monastica Santa Gertrudis“ baufte auf dem Anwesen eine Kapelle, eine Unterkunft, eine Bibliothek und eine Cafeteria. Ich habe gestern die Serie Narcos bei Netflix beendet, umso spannender nun für mich die Orte live zu sehen, an denen Kurioses passierte. Es lässt sich allerdings nur erahnen, wie es hier ausgesehen haben muss, denn es ist nicht mehr viel erhalten und es hat sich einiges verändert. Die Polizisten rissen einiges auf der Suche nach Geld komplett nieder und auch der Club ist nur noch in seinen Umrissen erkennbar. Gut erhalten ist ein Wachturm am Fluchtweg und der Hubschrauberlandeplatz, an dem Pablo Escobar Prominente und Politiker empfing. Er befand sich in seinem Gefängnis von Juni 1991 bis Juli 1992 - er entfloh nachdem bekannt wurde, dass er zwei Mitglieder des eigenen Kartells dort umgebracht und verbrannt hatte. Direkt neben den Gebäuden befindet sich ein Fußball-Kleinfeld - hier spielte Pablo Escobar wohl gegen die Spieler der großen Teams von Medellin und saß gerne auf der Bank davor und kiffte. Wir gehen ein Stück im Wald auf seinem Fluchweg bis wir eine wunderschöne Aussicht haben auf den "Salto del Ángel", ein Wasserfall idyllisch im Grün gelegen.
    Danach machen wir uns auf den Weg zu "El Rancherito", einem der Lieblingsrestaurants von Alejandro und vielen anderen Kolumbianern. Hier gibt es jedes traditionelle kolumbianische Gericht lecker zubereitet. Ich nehme eine "Cazuela tradicional" mit roten Bohnen, Chicharrón, Hackfleisch, Mais, Avocado, Platano, Kartoffel und Arepa und dazu eine Coco-Limonade und als Nachtisch Mazamorra, heute mal mit Panela. Sooo lecker!
    Später gehen wir noch in die Mall "Santafe" und "Oviedo" (die mit dem Apfel :)), weil es hier einen TIGO-Store gibt. Ich hatte ja meine SIM-Karte und das Internetpaket in einem kleinen Store in Poblado gekauft - da hat mir aber keiner verraten, dass man da seinen Namen und ID angeben muss, denn sonst sperren die einem die Karte, weil sie denken das Handy wurde geklaut. Seit heute ist meine Karte jedenfalls blockiert und funktioniert nicht mehr. Alejandro klärt das mit mir im Laden und es kommt raus, dass man als Ausländer sich gar keine Karte kaufen kann und das man sie nur mit einer kolumbianischen ID hinterlegen kann, Reisepass geht nicht. Sie haben hier wohl jeden Tag das gleiche Problem und ständig kommen Ausländer und beschweren sich, dass die Karte nicht mehr funktoniert. Und die kleinen Läden auf der Straße machen daraus ein Geschäft und verticken die Karten mit gefaketen IDs an Ausländer. Zum Glück kenne ich Alejandro und er gibt seine ID an und alles läuft wieder wie vorher. Perfekt! Als Belohnung gibt es noch ein Eis bei MIMOS - eine Eisladen-Kette die die Kolumbianer lieben. Das Auto von Alejandro hat inzwischen sein Bruder mit nach Hause genommen - hier in Medellin gibt es nämlich so genannte "pico y placa Zeiten" - diese ist von 17-19 Uhr und je nachdem was man für eine letzte Nummer hinten am Nummernschild hat (Alejandro hat eine 7), darf man an zwei bestimmten Tagen der Woche in dieser Zeit nicht mit dem Auto fahren in der ganzen Stadt. Wird man dabei erwischt (sie haben Kameras überall), muss man 300.000 Pesos zahlen (in etwa 100€ und viel Geld für die meisten hier).
    Abends geht es dann für mich also mit dem Bus wieder nach Hause. Im Exito kaufe ich noch ein paar Kleinigkeiten ein und dann geht es den steilen Berg hoch :). Zu Hause angekommen werde ich freudig begrüßt von meinem Freund Coco und gehe mit ihm auch noch eine Runde raus, er war ja heute ganz alleine daheim.
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