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  • Day 228

    Die Heimreise nach 228 Tagen Abenteuer!

    April 2, 2019 in Germany ⋅ ☀️ 11 °C

    Am 31.03. startet meine große Heimreise – zuerst geht es von Guatemala City nach San Jose (Costa Rica) - 6 Uhr morgens bin ich in Antigua aufgestanden, packte meine letzten Sachen zusammen, trank noch einen Kaffee mit Eugen auf der Dachterrasse, spürte ein letztes Mal ein Erdbeben unter meinen Füßen und dann ging es 7 Uhr auch schon los nach Guatemala Stadt und wieder mal musste ich mich verabschieden von einem mir sehr ans Herz gewachsenen Freund. Eugen wird sich morgen wahrscheinlich weiter nach El Salvador machen, ich werde seinen Blog hier fleißig lesen und seine Reise weiterverfolgen. 12:15 Uhr startete mein Flug und 14:11 Uhr landete ich San Jose und wurde vom Shuttle des Hostels abgeholt. Hier genieße ich die letzten Sonnenstrahlen, male ein wenig in mein Reisetagebuch, genieße eine letzte heiße Dusche vor der langen Reise und checke nochmal mein Gepäck. In der Nacht habe ich kaum geschlafen - ich war viel zu aufgeregt! Endlich - 5 Uhr klingelte mein Wecker und wir fahren wieder mit dem Shuttle zum Flughafen. Das Einchecken verlief total problemlos und ich hatte zum Glück nur 20kg :), gut geschätzt! 7:11 Uhr startet meine lange Reise über den Ozean in Costa Rica, mittags machen wir einen kurzen Stopp in Santo Domingo (Dominikanische Republik) und dann geht es direkt mit dem gleichen Flugzeug weiter nach Frankfurt. Als ich so im Flugzeug sitze, mache ich mir viele Gedanken und lasse meine ganze Reise nochmal Revue passieren – letztes Jahr Mitte August als ich mich etwas ängstlich aber doch voller Vorfreude alleine auf die Reise machte, die Tränen im Flugzeug und die viele Fragen in meinem Kopf wie „Was mache ich hier eigentlich? Halte ich es überhaupt alleine zwei Wochen aus?“. Mein Backpack noch voller Dinge, die ich nicht brauchen werde, mein Herz voller Neugierde und ich innerlich doch voller Freude und Lust auf neue Länder, neue Leute und neue Erlebnisse! Die Reise bedeutete mir viel, ich erfüllte mir einen großen Wunsch der lange in mir schlummerte und ich bin so stolz auf mich, dass ich das durchgezogen habe! Einfach glücklich sein, frei und zufrieden, mal für mich sein. Und das war meistens gar nicht so einfach :)! Ich habe die besten Menschen kennengelernt, bin mit ihnen ein paar Tage oder Monate gereist, habe neue Freundschaften geschlossen, traumhafte Orte gesehen, bin mit Haien und anderen Meerestieren geschwommen, habe viele Dinge das erste Mal in meinem Leben gemacht, musste schwierige Entscheidungen treffen, habe wahnsinnige Partys gefeiert, Wellen in verschiedenen Ozeanen gesurft, andere Kulturen entdeckt, habe die Grenzen meines Körpers ausgetestet und mich auf 5.200m gewagt! Doch es gab sie auch auf meiner Reise, die Momente, in denen einem das Leben in den Arsch tritt. Momente, in denen man eben nicht glücklich ist, in denen man sich scheiße fühlt, allein und verzweifelt. In denen nichts funktioniert. Momente, die man nicht in einem Foto oder im Blog festhalten möchte. Momente, in denen es auch ziemlich egal ist, dass man gerade eigentlich im Paradies ist und glücklich und zufrieden sein sollte. Auslöser für solche Momente gibt es viele – kleine und große, die jedoch alle wie das Ende der Welt wirken können: Wenn plötzlich das Heimweh schwer auf der Seele liegt, man bei lieben Menschen zu Hause sein möchte, weil sie entweder gerade die Zeit ihres Lebens haben oder genau das Gegenteil und man für sie da sein mag. Oder wenn man einen Menschen ziehen lassen muss, weil man nun einmal auf Reisen ist und es nur in eine Richtung geht: Immer weiter. Eine Nachricht von daheim, die die Vorstellungen vom ersten Wochenende in der Heimat durcheinander bringt. Die plötzliche Erkenntnis, dass die Reise viel zu früh ein Ende hat. Das Meer, das dann viel zu weit weg ist. Eine Nacht im Hostel, in dem nur Idioten mit dir das Zimmer teilen und diese dir auch nicht deine Ruhe lassen. Wenn es dir gesundheitlich sehr schlecht geht, dir niemand hilft und du nicht weißt wie es weitergehen soll. Wenn man den ganzen Tag lang nur zwei gute Wellen bekommen hat, den Rest der Zeit unter Wasser mit dem Surfboard am Kopf oder in den Rippen verbracht hat. Ja, alle diese Momente habe ich durch. Was dagegen hilft, sind liebe Menschen. Die tollen Menschen, die man auf der Reise trifft, die dir zuhören, die mit dir trinken, die alles ein bisschen besser machen, oder die Menschen, die daheim auch mitten in der Nacht müde ein Ohr für dich ans Telefon halten, die dir ein Stück Geborgenheit nur durch ein paar Worte schicken und die so auch alles ein bisschen besser machen. Manchmal muss man den Tränen freien Lauf lassen, sich in seinem Bett verkriechen, eine stille Ecke im Hostel suchen oder sogar ein Privatzimmer nehmen und heulen bis man schon gar nicht mehr weiß, warum eigentlich. Manchmal ist Ablenkung die richtige Taktik und die Party am Abend, die Gemeinschaftsküche oder das Lagerfeuer am Strand mit den anderen Reisenden die Rettung für den Tag und die Stimmung. Manchmal hilft eine feste Umarmung und gute Musik. Das Meer sowieso immer. Und eine Portion Humor und Gelassenheit – auch wenn letztere nicht immer einfach aufzutreiben ist. Nein, es ist nicht immer alles Glück auf einer Reise. Nicht alle Momente sind schön, nicht alle Erinnerungen positiv. Manchmal ist so eine Reise einfach frustrierend, zermürbend und zum Verzweifeln. Aber das ist auch gut so. Jede Erfahrung, jede Herausforderung, die es zu meistern gilt, zeigt, dass es immer weitergeht. Man sucht nach Lösungen, nach Wegen damit umzugehen. Man wächst an jeder schweren Situation, durch die man hindurch muss, an jedem doofen Gefühl, das in einem schlummert. Und es geht immer weiter. Und dann kommen auch wieder die zahlreichen positiven, schönen, fabelhaften Momente der Reise zurück. Man tanzt im warmen Regen, schwimmt in glasklarem Wasser, liest ein Buch unter einer Palme im weißen Sand, findet die perfekte Welle oder den einsamsten Strand, sieht hunderte von Sternschnuppen in einer kristallklaren Nacht in den Sternenhimmel, fährt im Bus und lässt die Haare im Wind fliegen und sammelt Erinnerungen wie andere Leute Briefmarken oder Münzen. Erinnerungen, die man ohne die schlechten Momente vielleicht nicht gemacht hätte. Und irgendwie ist dann wieder alles gut. Reisen verändert einen Menschen - und was diese Veränderungen hervorruft sind sicherlich nicht nur die positiven Erlebnisse. Auch, wenn ich sehr froh bin, dass diese bei weitem überwiegen und ich in gesund wieder daheim angekommen bin!
    Denn heute ist der Tag gekommen - es ist Zeit wieder nach Hause zu kommen, nach fast 8 Monaten (ganz genau 228 Tage) - glücklich, mit vielen Geschichten und neuen Freunden von der ganzen Welt im Gepäck, braungebrannt und mit weißem ausgeblichenem Haar kehre ich zurück. Danke, dass ich das erleben durfte! Danke an alle die ich auf meiner Reise getroffen habe und danke an alle zu Hause, die mich immer unterstützt und an mich gedacht haben! Ich werde auch immer für euch da sein, egal wo auf der Welt wir sind! Eine neue Reise folgt sicher bald :)!
    Am 02.04.2019 lande ich auf deutschem Boden. Überglücklich und total müde schließe ich Papa in die Arme, der mich mit Blümchen und Herzlich-Willkommen-Schild süß empfängt. In Herbartswind gibt es dann leckeres Brunch mit Leberwurstbrot und Gewürzgurken, Schwarzbrot, Lachs und Sekt. Abends kommt mein Schwesterherz Nani nach der Arbeit noch als Überraschung und am Samstag sehe ich den ganzen Rest der Familie! So schön, alle wieder um mich zu haben und in die Arme schließen zu können!
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