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  • Day 67

    Schiff ahoi!

    July 6, 2016 in Mozambique ⋅ ☀️ 8 °C

    Eigentlich hatten wir geplant, mit der alten MS Ilala von Nkhotakota ins nördliche Nkhata Bay zu fahren, aber die Ilala war zu unserer Entäuschung zur Zeit ausser Betrieb und eigentlich wusste sowieso niemand, wann genau sie wo abfahren würde. Der "Hafen" von Nkhotakota, wo das kleinere, modernere Ersatzschiff ablegen sollte, entpuppte sich dann als weitere Überraschung: Der Schiffssteg lag in Trümmern (Foto), sodass wir für 6000 Mk über einen Mittelsmann ein Ruderboot organisierten, welches uns dann um 1 Uhr morgens auf das Schiff rudern würde. Dieses könne aber auch erst um 3 oder auch 5 Uhr morgens ankommen, das wüsste man nicht so genau und zum Löschen der Fracht würden auch jeweils ein bis zwei Stunden vergehen...
    Wir buchten also ein kleines Zimmer direkt am "Hafen", wo man versprach, uns bei der Ankunft des Schiffes zu wecken. In nervöser Erwartung, in dieser Nacht wenig Schlaf zu bekommen, gingen wir früh zu Bett.
    Das Schiff kam dann bereits um 23 Uhr an.....
    Nun wurde es spannend: Unser Mittelsmann klopfte ungeduldig an unsere Zimmertüre und drängte uns zur Eile, damit wir als einer der ersten aufs Schiff konnten. Schlaftrunken schleppten wir kurze Zeit später unser Gepäck im Schein unserer Taschenlampen an den Strand, wo bereits dunkle Gestalten in Decken gehüllt mit ihren Körben, Säcken und Kartons etc. warteten und uns misstrauisch beobachteten. Die Stimmung war angespannt und als unser Mittelsmann wegen des Gepäcks plötzlich 10'000 Mk statt der vereinbarten 6'000 Mk verlangte, wurde es noch ungemütlicher. Wir beharrten aber auf unsere Vereinbarung und wateten bald darauf im Dunkeln durchs Wasser ins Boot.
    So und wohl viel intensiver müssen sich Flüchtlinge fühlen, welche in einer Nacht und Nebelaktion von einem Schlepper zum nächsten weitergereicht werden, dachten wir uns. Das Ruderboot setzte sich in Bewegung und schwankte, sodass wir um unsere aufgetürmten Rucksäcke bangten. Auf halbem Weg verlangte der Fischer dann plötzlich mit grimmiger Miene: "Give me 11'000 Mk".
    Auf unsere Zürückweisung erklärte er uns barsch, dass dies SEIN Boot sei und ihn die Vereinbarung mit dem Mittelsmann nicht interessiere. "Ok, so let's turn back and we'll take another boat", blufften wir. Schweigend ruderte sein Gehilfe weiter, während wir uns selber uneinig waren, nachzugeben oder es durchzuziehen. Sie waren eindeutig am längeren Hebel, ein kleiner Ruck und unser Gepäck wäre im Wasser gelandet. Als wir ihm schlussendlich 8000 Mk anboten, streckte er wortlos seine Hand nach dem Geld aus und wir ruderten weiter durch die Dunkelheit auf das Schiff zu. Uff, das war geschafft, jetzt nur nicht kippen und sicher das Schiff erreichen.
    Wir ergatterten vier gute Sitzplätzte, während sich das Schiff in den nächsten drei Stunden bis auf den letzten Quadratzentimeter mit Passagieren und Waren füllte. Viele Körbe voller Fisch, leere Fässer, eine Waschmaschine, ein ganzes Fischerboot. Ärmere Familien schliefen am Boden im Gang zwischen und auf dem Gepäck. Der Gang zum WC war jedesmal ein Balanceakt, vor allem mit Schuhgrösse 47, denn eine solch grosse Lücke war zwischen den Schlafenden kaum vorhanden. Irgendwann wurde es dann zum Glück Tag, wir steuert die Likoma Insel an, Waren wurden ein- und ausgeladen und nach 16 Stunden erreichten wir dann endlich Nkhata Bay, wo uns eine tolle Unterkunft erwartete.
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