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  • Day 15

    Mockfjärd

    August 22, 2021 in Sweden ⋅ 🌙 10 °C

    Bei meiner Vorplanung hatte ich mich nicht sehr mit dem Gyllbergens Naturreservat beschäftigt. Es gibt ja so viele Naturschutzgebiete in Schweden. Vielleicht hätte ich es tun sollen, um zu wissen, was auf mich zukommt. Vielleicht lag's nur an dem extremen Starkregen, der vor ein paar Tagen hier niederging. Oder daran, dass ich gestern schrieb, ich hätte keine Lust mehr auf die knorrigen Waldpfade...
    Wie auch immer. Es kam ganz Dicke.
    Schnell geht es von meiner schönen Stuga im Tal den Hang hinauf. Ein Schild wies zum Draberget, dem höchsten Punkt im Reservat. Nur fünf Kilometer sind es dorthin. "Ein Klacks", denke ich am Anfang. Zwei Stunden später bin ich oben und völlig fertig. Die Stiefel sind von innen feucht, dabei hatte ich mir solche Mühe gegeben, die nassen Passagen zu umgehen. Einmal habe ich mir sogar die Stiefel ausgezogen, als ich über unter Wasser stehende Planken waten musste. Es gibt viele Hochmoore in den Gyllbergen, durch die der schmale Pfad führt. Und alle sind derzeit übervoll mit Wasser. Nach einer langen Pause an der netten Stuga auf dem Plateau des Draberget geht's weiter. Irgendwann gebe ich es auf, dem Wasser auszuweichen. Es wird mir egal, wie nass die Stiefel werden. Mit der Einstellung geht's leichter und auch schneller.
    Der Weg führt einen kleinen Abgrund hinab. "Das kann nicht richtig sein", denke ich und suche nach den roten Markierungen. Doch die letzte prangt am Baum unmittelbar vor dem Abhang. Also muß ich da jetzt runter. Aber ganz vorsichtig, damit der Rucksack kein Übergewicht bekommt. Es ist erst der Anfang. Weiter geht es durch eine Schlucht. Nasse Steine, umgestürzte Bäume, Wasser von oben, ein Rinnsal unten. Und ich mittendrin, darauf bedacht, mir keine Knochen zu brechen. Definitiv kein Weg, wenn man 10kg Gepäck auf dem Rücken hat. 400m ist die Schlucht lang, gebraucht habe ich eine gefühlte Ewigkeit. Was bin ich froh, als ich endlich durch bin! Ich denke aber auch: wow, war das ein tolles Erlebnis, ein richtiges Abenteuer.
    Als die nächste Rastuga auftaucht, ist damit das Ende des Naturreservates erreicht. Erst 10km sind geschafft. Gebraucht habe ich dafür fünf Stunden. Schuhe und Shirt können eine Weilen trocknen, während ich mich ins Gras lege. Wunderbar warm scheint die Sonne auf den freien Platz vor der Stuga.
    Ich nicker ein mit dem Wunsch, den weiteren Weg auf netten Waldwegen zu marschieren. Denn es sind noch immer 16km bis Mockfjärd.
    So kommt es zwar nicht, aber die Waldpfade sind harmlos und zum größten Teil auch trocken. Um 19 Uhr laufe ich in Mockfjärd ein. Ich will noch zum Supermarkt, doch der hat dicht. Nicht nur heute, sondern für immer. Das war es mit meiner Proviantnachversorgung! Gegenüber ist 'ne Pizzeria. Da gehe ich rein und esse mich satt.
    Nun brauche ich eine Unterkunft. In diesem Ort gibt es aber nichts. Ich wusste das und will zelten. Nur wo? Am Badplads, der etwas außerhalb liegt, werde ich fündig. Auf der Wiese baue ich mein kleines Zelt auf. Ich bin froh, endlich ruhen zu können. Das war ein harter, voller Wandertag. Kalt soll's werden, etwa 6°C.
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