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  • Day 10

    Via Francigena und Mittelmeerpromenade

    March 26, 2022 in Italy ⋅ ☀️ 19 °C

    E1'-Tag 175, 32km, ein kleines Stück auf dem Pilgerweg
    Heute soll es also auf der Via Francigena (VF) weiter gehen, jenem bekannten Pilgerweg, der von Großbritannien über Frankreich und die Schweiz kommend durch Italien zu einem der großen vier Pilgerorte - Rom - führt. Für mich wird es heute nur ein kurzes Stück auf diesem Weg sein, noch kürzer als geplant.
    Doch zunächst folge ich ihm auf schmaler Straße den Berg hoch. An einer Focacceria finde ich mein täglich Brot und kann so gut gestärkt weiter bergan ziehen. Der Weg hat reichlich Fernsicht in alle Richtungen zu bieten - La Specia, die weißen Steinbrüche Carraras, das Mittelmeer und ein weites Häusermeer voraus. Es geht Richtung Massa, nicht ohne vorher einer alten gotischen Kirche meine Aufwartung zu machen. Bisher waren die Bergkirchen immer verschlossen, diese hat geöffnet. Liegt's daran, dass sie an dem Pilgerweg liegt? In Massa besuche ich eine weitere Kirche, nicke vor dem ans Kreuz geschlagenen Jesus auf einer Kirchenbank kurz ein. Der Weg hierher machte müde, die Sonne brennt aus makellosem Himmel; es ist schon warm draußen, doch in der Kirche ist es schön kühl. Die stille Pause gibt Kraft. In Massa schlägt die VF den steilen Gang hinauf zur Burg vor. Diese Höhenmeter schenke ich mir, gehe lieber durch's Zentrum. Danach vereinigen sich unsere Wege wieder, führen ein Stück die viel befahrene Via Aurelia entlang, bis die VF wieder hinauf will. Der vor mir liegende Berg soll 250m hoch sein und der Pfad hinauf steil. Darauf habe ich keine Lust, meine müden Beine haben auf dieser Tour bereits genügend Höhenmeter geschrubbt! Ich hatte vor, dem VF heute zu folgen, doch hier ist Schluss! Ich plane spontan um, schlage den Weg Richtung Meer ein. Am Strandweg entlang zu gehen war bis vorgestern auch mein ursprünglicher Plan. Am erstaunlichen Lago di Porto vorbei geht es an einem Kanal entlang zum Strand. Was für ein Anblick! Ein langer Sandstrand, das weite Mittelmeer und im Rücken die hohen Felsen der Apuanischen Alpen. Hier könnte die Tour enden, es wäre ein würdiger Abschluss.
    Doch es geht weiter. Ein kurzes Stück laufe ich im feinen, weißen Sand, doch es ist zu anstrengend. Auf der Promenade geht es weiter, die sich über Kilometer hinzieht, ohne sich wesentlich zu verändern. Während auf der anderen Straßenseite die meist prachtvollen Villen und Hotels der ersten Reihe residieren, hindern Restaurants mit privaten Parkplätzen Sicht und Zugang zum Strand. Nur gelegentlich gibt ein Stichweg den Strand frei. Jetzt im März hat fast alles noch geschlossen, Menschen und Autos gibt es trotzdem reichlich, denn es ist Samstag und bestes Strandwetter. Am Strand liegen nur wenige, die meisten flanieren, gehen die endlose Promenade entlang oder fahren sie mit dem Fahrrad ab. Natürlich gibt es auch jede Menge teurer Schlitten zu bewundern. Wenn nicht hier, wo sonst? Auf die Dauer wird mir das Wandern entlang der Promenade trotzdem fad', denn es gleicht sich alles. Bevor ich durch den Parco La Versiliana, für mich überraschend mehr Wald als großer Park, streife ich noch durch die Straßen der zweiten Reihe. Hier hört die Pracht schon auf, es gibt gar ein paar Hotelruinen zu beklagen. Ein mieses Finale bereitet mir die lange Via Aqua. Bis zum Bahnhof sind's noch fünf eintönige Kilometer schnurgeradeaus. Gottlob geht es einen breiten Radweg entlang, der von hohen Bäumen beschattet wird. Ich hätte nicht gedacht, im März schon so froh über Schatten zu sein. Endlich in Pietrasanta angekommen, treffe ich vor dem Bahnhof wieder auf den Pilgerweg. Er wird weiter gehen nach Lucca, über Siena dann nach Rom. Ich aber steige in den Zug zurück nach La Specia, wo in meinem Appartement die Dusche auf mich wartet.

    Das ist dann auch das Ende dieser Wanderung durch die schöne Reviera di Levante. Weiter will ich nicht mehr, eine (lange) Tagesetappe vor Lucca, meinem eigentlichen Ziel dieser Tour, soll Schluss sein. Die zurück liegenden Berge waren wohl zu hoch, die Tagesdistanzen dafür vielleicht zu weit. Zwar habe ich noch einen Tag übrig, aber keine Lust mehr auf das Wandern. So ist das Ziel dieser Tour - Lucca - zwar nicht erreicht, aber Pietrasanta als vorläufig neuer, südlicher Endpunkt meiner Wanderung längs durch Europa klingt doch viel besser!
    Den letzten Tag will ich Urlaub vom Wandern nehmen, bevor es zurück nach Deutschland geht.

    Komoot: https://www.komoot.de/tour/718014850?ref=avs&am…
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