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  • Day 12

    Abenteuer am Entspannungstag

    September 2, 2019 in Croatia ⋅ ⛅ 26 °C

    Der heutige Tag ist eindeutig einer von den dreien, die zusätzlich eingeschoben wurden, nachdem die Rallye letztes Jahr viel zu hektisch für die Teilnehmer gewesen war. Es gibt keine Tagesaufgabe, außer sich zu entspannen ("Relax!"), und auch keine Road Missions, außer dem Auftrag, nicht mehr als 250 Kilometer zu fahren.

    Wir verbrachten den Morgen erstmal gemütlich auf unserem Luxus-Campingplatz, frühstückten ausgiebig, wuschen endlich mal Wäsche (damit die Schlüpfer auch reichen!) und versuchten irgendwie, mit der unerträglichen Schwüle klarzukommen. Egal was man machte, man schwitzte die ganze Zeit. Dabei knallte die Sonne nicht einmal so runter wie an den letzten Tagen, aber die Wolken und der Dunst machten es noch schlimmer...

    Schließlich brachen wir auf und fuhren an der Küste entlang bis nach Zadar, wo wir das Angenehme mit dem Nützlichen verbanden und in einem Einkaufszentrum sowohl die Kühle genossen als auch Fotos für das Roadbook entwickeln ließen. Danach fuhren wir weiter die Küste entlang (es war immer noch nicht erträglicher) und widmeten uns einer bisher ungelösten Aufgabe.

    Damals in Rumänien, vor neun Tagen oder so, sollten wir nämlich eigentlich als Tagesaufgabe im Apunesi-Gebirge eine Höhle suchen und darin Höhlenmenschen mimen. Da wir uns an diesem Tag aber lieber auf die Jagd nach verschollenen Brieffreunden als nach Mammuts gemacht hatten, war diese Aufgabe immer noch offen. Und das, wo wir doch so tolle Ideen für ein Höhlenmenschen-Outfit hatten! Da sich nun aber das Ende der Rallye nähert und es hier an der Adriaküste viele Felsen gibt, hielten wir heute nun angestrengt Ausschau nach einer Höhle.

    Am späten Nachmittag kamen wir an einem Felsen vorbei, der tatsächlich eine kleine Aushöhlung zu bieten hatte. Wir hielten sofort an und ich begann, durch Gras und über Steine (und einigen Müll) hopsend der Felswand weiter zu folgen, weil sich ja um die Ecke noch eine bessere Höhle verstecken könnte. Als ich dabei ein Stück kahlen Fels überquerte, sah ich dort einen braunen, glänzenden, mehrfach gebogenen Stock auf der Erde liegen - eine Schlange! Und zwar eine echte, keine Blindschleiche, locker einen halben Meter lang und dunkelbraun (ohne erkennbare Zeichnung).
    Ich erschrak ziemlich, da ich zum einen fast auf sie draufgelatscht wäre und sie zum anderen keine Anstalten machte, abzuhauen, sondern sich in meine Richtung umdrehte. Wahrscheinlich war ich so plötzlich aufgetaucht, dass es ihr für eine Flucht zu spät erschien und sie deshalb direkt zum Angriff überging... Zum Glück war ich eh noch in Bewegung und konnte meinen Schwung nutzen, um an ihr vorbei zu hopsen, woraufhin sie sich dann ins nächste Gebüsch verkrümelte.

    Nach dieser Begegnung kamen wir zu dem Schluss, dass die Mini-Höhle vorn an der Straße vielleicht doch für unser Unterfangen ausreichte. Dort hatten wir dann nur mit Dornen, der unerträglichen Schwüle, neben uns zerbröselnden Felsen (deshalb gibt es hier kaum Höhlen!) und der langsam einsetzenden Dämmerung zu kämpfen. Am Ende hatte Susanne blutige Beine und ich war klatschnass geschwitzt, aber wir hatten ein halbwegs brauchbares Höhlenmenschen-Foto fürs Roadbook hinbekommen.

    Liese war mit dem Zwischenstop jedoch nicht so ganz einverstanden gewesen: Im nächsten Dorf blieb sie mal wieder liegen. Wir haben ja so langsam schon Routine damit, also Sprit nachfüllen, Gepäck wegschieben, Motorklappe auf, Lappen nassmachen und den Passanten erklären, dass lediglich die Benzinpumpe abkühlen muss. Ein altes Männchen kam vorbei und schenkte uns ein paar Feigen (lecker!) und einer der Nachbarn empfahl uns sehr, doch lieber mal die Pumpe austauschen zu lassen, statt immer nur Kühlstops zu machen. Außerdem erzählte er, dass schon seit drei Monaten kein richtiger Regen mehr gefallen wäre. Am 15. August hätte es geregnet, aber nur eine Stunde lang. Seine Zisterne ist nun bald leer, einen Wasseranschluss hat er nicht, also wird er einen Wasserlaster bestellen müssen.

    Außerdem meinte er, dass es ja morgen endlich mal kühler werden soll, weil der Bora kommt. Bora, stimmt, irgend so ein Wind am Meer, das hatte ich schon mal gehört. Aber so, wie er davon sprach, klang es ein wenig, als wäre dann Ausnahmezustand...
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