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  • Day 33

    Das Leben als Eco-Warrior

    November 29, 2017 in New Zealand ⋅ ⛅ 21 °C

    Ein Arbeitstag geht normalerweise um 8 Uhr morgens los. Die Hunde müssen gefüttert werden, danach steht die morgendliche Putzrunde im Cafe an und dann geht es aufgrund der wachsenden Anzahl an Touristen mit unserer Putzkolonne in unserem Putzauto immer häufiger zu den Lodges, die einmal vollständig gereinigt werden müssen. Das gestaltet sich nicht immer ganz so einfach, da die meisten Gäste nur eine Nacht bleiben und von daher nicht unbedingt den Anspruch haben, alles sauber zu halten. Wenn sie einem etwas Leckeres im Kühlschrank zurückgelassen haben, verzeiht man ihnen die Unordnung aber. Nach viereinhalb Stunden Bettenbeziehen, Kloputzen, Wischen und gelegentlicher Verzweiflung haben wir um halb eins eine einstündige Mittagspause inklusive Mittagessen, bevor es bis fünf in die zweite Runde geht. Wenn wir mit dem Putzen fertig sind, bekommen wir meist kleine Aufgaben wie die Müllentsorgung, Holzhacken oder -stapeln, frisches Fleisch für die Hunde zerkleinern, Gassigehen (was darin besteht, dass wir mit dem Auto vorweg fahren und die Hunde hinterherlaufen, bis sie einen Schwächeanfall bekommen und im Kofferraum zurückgefahren werden müssen), Schweinefüttern, Gärtnern, Wäschesortieren und was sonst gerade so anfällt. Alternativ hat man eine weiße Schicht, was meist die Trap Lines beinhaltet, oder man ist von elf bis neun zum Geschirrspülen im Cafe eingeteilt.
    Nach Feierabend ist immer jemand anders mit Kochen dran und nach dem Abendessen sitzen wir normalerweise alle zusammen in unserem Wohnzimmer und spielen Spiele wie Monopoly, schauen Filme oder unterhalten uns. Manchmal passieren aber auch außergewöhnlichere Dinge:
    In einer besonders sternenklaren Nacht saßen wir lange bei einem Lagerfeuer in unserem Garten und betrachteten die Sterne, die hier so viel intensiver zu leuchten scheinen, da ihre Helligkeit nicht durch Stadtlichter vermindert wird.
    Neulich kamen wir nach Hause und fanden einen riesigen, schwarzen Bullen in unserem Vorgarten vor. Er hatte sich seinen Weg durch ein paar Zäune gebahnt und döste nun Gras kauend und zufrieden vor unserer Einfahrt. In Anlehnung an den dreiköpfigen Hund in Harry Potter tauften wir ihn Fluffy und unter diesem Namen ist er nun auf der ganzen Farm bekannt. Nachdem er uns ein paar Tage Gesellschaft geleistet hatte, wurde sein Wohnsitz aber auf eine ausbruchsicherere Weide verlegt.
    Für ein wenig Weihnachtsstimmung füllten wir unser Wohnzimmer letzte Woche mit Weihnachtsdekoration und -musik. Das fühlte sich bei über zwanzig Grad und Sonnenschein aber einfach nur falsch an und das Gefühl von Weihnachten blieb und bleibt auch bis jetzt aus.
    Ein andermal brachte uns einer der Schäfer ein neues Waisenlamm, Lou, vorbei, das ich an die Flasche gewöhnen durfte. Erst versuchte es die ganze Zeit wegzulaufen, doch nach einer Weile und mit ein wenig Geduld ließ es sich schließlich füttern und schlief sogar auf meinem Schoß ein.
    Vor einigen Tagen begaben wir mit dem Besitzer der Farm auf eine dreistündige Kajaktour, um Blue Ducks zu zählen. Obwohl sie ausgesprochen scheu sind, hatten wir das Glück, eine handvoll der seltenen Vögel zu Gesicht zu bekommen. Ein wenig unglücklicher war, dass wir kenterten und Reikos Schuhe und Socken jetzt wohl auf ewig im Retaruke River hin- und hertreiben werden.
    Die zwei freien Tage in der Woche verbringt man des öfteren damit, seine eigene Wäsche zu bewältigen und zumindest den Versuch zu starten, das Cottage zu putzen. Der missglückt aber meist, da das Chaos schon wieder Einzug hält, bevor man überhaupt damit fertig ist. So kommt es, dass mittwochs nun unser nicht-jetzt-aber-vielleicht-nächste-Woche-Putztag ist. Wenn wir Glück haben, sind Plätze in einer der Aktivitäten frei, sodass wir kostenlos daran teilnehmen können. Das war bei mir und Reiko bis jetzt einmal der Fall und bescherte uns eine staubige und ruckelige, aber dennoch sehr informative und unterhaltsame Buschsafari in einem der vielen Mini-Jeeps.
    In dieser Art wird es jetzt wohl noch etwa drei Wochen weitergehen, bis wir endlich zu dem Travel-Teil unseres Work&Travels kommen wollen.

    Hier der Link zu dem neusten Video von einem unserer Mitfreiwilligen: https://www.youtube.com/watch?v=mX4t3HniF8o. Über ein Abo und einen Daumen nach oben würde er sich sehr freuen.
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