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  • Day 81

    WWOOFing die Zweite

    January 16, 2018 in New Zealand ⋅ ☀️ 25 °C

    Nach einem multikulturellen Start ins neue Jahr – wir hatten Silvester mit Franzosen und Iranern verbracht – ging es am 02. mit dem Bus von Wellington nach Waikanae zu unserer neuen WWOOFing Stelle. Für die letzten zwei Wochen wohnten wir dort bei Diane und Trevor, einer 50 jährigen Amerikanerin und ihrem 20 jährigen Sohn, die seit 12 Jahren in Neuseeland leben, und halfen dafür 5-6 Stunden am Tag auf ihrer 0,2 km^2 großen Farm aus. Neben den beiden leben auf der Farm einige Schafe, Kühe, Alpakas, Hühner, Enten und zwei Katzen namens Beyonce und Jay Z und sie umfasst neben mehreren Weiden einen Gemüse- und einen Obstgarten. Wie Diane es schafft, das alles normalerweise alleine zu unterhalten, ist uns nach wie vor ein Rätsel, denn eine Farm ist vor allem eins: eine ganze Menge Arbeit. Das bekamen wir gleich in unseren ersten Tagen hier zu spüren, denn unsere Aufgabe war es neben der Versorgung der Kühe, Alpakas und Schafe, mehrere Zaunpfähle aus- und wieder einzubuddeln, was nicht nur ziemlich anstrengend sondern auch sehr zeitaufwändig ist. Unser Blick auf einen Zaunpfahl hat sich dadurch auf jeden Fall verändert. Als Belohnung dafür durften wir ein paar Tage später Pflaumenwein machen, Zitronen von den Bäumen aus ihrem Garten pflücken und diese für selbstgemachte Limonade pressen. Es ist so toll, einfach nur in den Garten gehen zu müssen, um frische Zitronen zu haben, zumal die besser riechen und schmecken, als alle Zitronen, die man im Supermarkt bekommt und man sich sicher sein kann, dass sie frei von Chemie sind. Abends nahm Diane uns mit zu einem typisch neuseeländischen Barbeque bei ihren Nachbarn. Jeder aus der Nachbarschaft, die ausschließlich aus Farmerfamilien besteht, steuerte etwas bei und so gab es ein reiches Buffet aus Gegrilltem, Salaten und Nachspeisen, sodass wir ganze zwei Stunden nur mit Essen verbrachten und ein neuseeländisches Dessert namens Pavlova kennen und lieben lernten.
    Die nächsten Tage verbrachten wir vor allem damit, eine der größeren Kuhweiden von Unkraut zu befreien. Die gelben Blumen, die die Hügel säumten, fand man nur so lange hübsch, bis man vier Tage lang jeweils fast sechs Stunden damit verbracht hatte, jede einzelne abzuschneiden, damit sie sich nicht vermehren. Der tolle Blick von den Hügeln aus und gelegentliche Begegnungen mit Kühen und Hasen vermochten die stumpfsinnige Arbeit aber etwas zu verschönern, obwohl letztere hier eine Plage sind und eigentlich nicht gerne gesehen sondern sogar des Öfteren geschossen werden. Für ein wenig Abwechslung wurden wir außerdem damit beauftragt, mit Dianes rotem Mini-Quad von ihr zu Feuerholz zerkleinerte Bäume zum Lagerort zu fahren, um sie dort zu stapeln und die Äste zu einem Brennhaufen aufzuhäufen.
    Da wir kein Auto haben und deshalb auch nach unserem täglichen Arbeitskontingent auf Dianes Farm festsaßen, worüber man sich bei der schönen Lage aber eigentlich gar nicht beschweren kann, freuten wir uns umso mehr, an unseren freien Tagen ein wenig die Gegend erkunden zu können. An unserem ersten freien Tag hatten wir die Möglichkeit, bei bestem Wetter auf dem 10 km langen Paekakariki Escarpment Track die Kapiti Küste entlangzuwandern. Mit einem steilen Abhang zur Straße hinunter linker Hand verlief der Weg in schwindelerregender Höhe auf der dem Meer zugewandten Seite der Hügel, wodurch sich ein uneingeschränkter Blick auf die Küstenlinie und Kapiti Island, eine Insel, die als Vogelschutzgebiet dient, ergab. Unseren zweiten freien Tag verbrachten wir an einem Strand in der Nähe und abends lud Diane uns auf unser aller erstes Fish&Chips ein, das wir uns auf einem Parkplatz mit Meerblick schmecken ließen. Zum Nachtisch buken wir später noch unser erstes eigenes Pavlova. Essenstechnisch meinte Diane es generell sehr gut mit uns: Es gab viel Gebackenes und Gartenfrisches und sie stellte sicher, dass wir einige typisch neuseeländische und amerikanische Speisen kennenlernten. Wir wissen nun also, dass man Pfannkuchen hier mit Zucker und Zitronensaft garniert, während Amerikaner eher Bananen und Bacon bevorzugen und dass es so einige vom Land abhängige begriffliche Unterschiede gibt (für den Gebrauch des Wortes Peanut Butter Jelly Toast wird man hier zum Beispiel seltsam angeschaut, da Jelly in Neuseeland nicht Marmelade sondern Gelantine bedeutet). Neben den Einblicken in die Esskultur waren natürlich auch die in die beiden Kulturen allgemein sehr interessant.
    Insgesamt können wir nur sagen, dass wir uns bei Diane sehr wohlgefühlt haben, ihre überaus große Gastfreundlichkeit sehr zu schätzen wussten und viele interessante Einblicke in das Farmleben und den neuseeländischen Lebensstil gewinnen konnten.
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