Satellite
  • Day 25

    Unfälle, Wellen, Inseln...

    April 23, 2018 in Indonesia ⋅ ☀️ 26 °C

    Hey ihr süßen Mäuse,

    wer auch immer das liest: cool, dass du noch immer am Start bist! Das mit dem regulären Posten geht bei mir immer mehr unter. Dafür gibt es jetzt ein richtig großes Update, weil wahnsinnig viel passiert ist!
    Am Tag nach meinem letzten Post hab ich mich zum ersten mal in den balinesischen Verkehr gewagt - zwar nur als Beifahrer aufm Scooter, aber hey: das ist trotzdem ganz schön crazy. Wir sind sage und schreibe 3 1/2 Stunden gefahren für eine 50km-Strecke. Wenn es etwas gibt, was ich an Deutschland (abgesehen von Käse) vermisse, dann, dass man echt schnell von A nach B kommt. Die Tour hat sich aber trotzdem wahnsinnig gelohnt. Sobald man ein paar Kilometer gen Norden gemacht hat und aus dem touristischen Zentrum Balis entflohen ist, ändert sich so ziemlich alles. Große Hotels, Betonbauten und sonstiges weichen der unglaublichen Vegetation und schicke Villen werden zu kleinen, halb eingestürzten Häuschen. Anstelle von Touristenscharen sieht man auf einmal Locals in ihrem normalen Lebensumfeld. Und das ist wirklich etwas komplett anderes. Gerade in der Ecke, in der wir wohnen, sieht man vor allem solche Locals, die ihr Einkommen in irgendeiner Form aus dem immer stärker aufblühenden Tourismus beziehen: Taxifahrer, Restaurantbesitzer, Kellner, Masseure, Souvenirverkäufer. Allesamt wirken sie authentisch in ihrer (für einen Deutschen) umwerfenden Freundlichkeit, doch gleichzeitig wird man nie so ganz den Verdacht los, dass es wohl doch nur ist, um eine bessere Chance auf Trinkgeld/einen Verkauf/whatsoever zu bekommen. Und das meine ich auch gar nicht negativ und es ist völlig legitim! Doch gerade diese Aufeinandertreffen machen es besonders schön, Balinesen zu sehen oder sogar kennenzulernen, die keine höheren Motive haben, wenn sie dich ansprechen.
    Irgendwo auf halber Strecke haben wir angehalten, weil die Umgebung einfach sehr schön war. Es gab einen Stand mit Süßspeisen und wir haben zwei relativ große Süßigkeiten-Sonstwasdinger gekauft. Nachdem die Verkäuferin uns mit Händen "5" signalisiert hat, haben wir ihr 5000 Rupiah gegeben, nur um dann zu realisieren, dass sie actually 500 Rupiah meinte (3 Cent). Das war die Weiterführung der schon zuvor gefundenen Erkenntnis, dass die Preise in Canggu, Seminyak und Kuta zwar für uns Europäer/Amis/Australier unglaublich günstig wirken, aber tatsächlich um ein vielfaches teurer sind als auf Bali üblich. Als wir dann ohen wirkliches Ziel durch die Gegend gelatscht sind, habe ich mich tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben wie ein Alien gefühlt. Viele haben auf uns gezeigt oder uns angestarrt und, auch wenn jede einzelne Person letztendlich herzlich gelächelt und/oder gegrüßt hat, war es ein unbehagliches Gefühl. Aber eine tolle Erfahrung, sich mal so zu fühlen! Vor einigen Monaten, als ich mal nachts alleine durch die äußeren Bereiche des Görlitzer Parks nach Hause gelatscht bin, habe ich mich zum ersten Mal so verwundbar gefühlt, wie sich Frauen vermutlich immer fühlen müssen, wenn sie spätabends alleine unterwegs sind. Als weißer Mann in Europa muss ich mich in meinem normalen Umfeld um nichts sorgen. Es sind solche kleinen Situationen, die diese Privilegien in perspective setzen. Ich finde es wichtig, sich so etwas ins Bewusstsein zu rufen und deshalb ist das eine Erfahrung, die ich in Erinnerung behalten werde. Dabei muss man nochmal betonen, dass alle Leute unglaublich freundlich waren. Und selbst angesichts dieses wohlgesonnenen Umstands war es noch unangenehm, als "anders" wahrgenommen zu werden.
    So, nach kuzer Detour weiter mit dem Tag. Wir sind zum Ulun Danu Bratan Temple gefahren, ein superheiliger (ich kenne da ehrlichgesagt nicht die Skala, aber anscheinend sind Tempel im Hinduismus unterschiedlich heilig) Wassertempel, der in einem Vulkansee auf 1200 Metern Höhe steht. Der Tempel an sich war ein wenig underwhelming für mich, was aber auch meine Schuld ist, da ich mir berühmte Dinge immer taaaaausend Mal größer vorstelle als sie am Ende wirklich sind. Von dort aus haben wir uns gegen 20:30 auf den Rückweg gemacht, den wir ohne Karte oder Internet irgendwie in der Dunkelheit meistern mussten. Angetrieben von Kaffe und Satay-Spießen, die wir geschenkt bekommen haben (so viel zum Thema balinesischer Herzlichkeit) hatten wir und etwa gegen 23:30 bis auf 4 Kilometer an unser Haus herangeirrt. Dann wurden wir leider von einem nicht ganz so achtsam hinter uns fahrenden Scooter-Fahrer am Hinterreifen erwischt, wodurch wir in unterschiedlich starker Ausprägung durch die Luft geflogen sind. Letztendlich, und wie das geht ist mir bis heute nicht klar, haben wir nur ein paar Kratzer abgekommen, die mittlerweile schon wieder verheilt sind. Trotzdem ein fader Beigeschmack, wenn man eh ein bisschen unsicher ist, ob man sich wirklich (NICHT literally) in den balinesischen Verkehr stürzen sollte. Nachdem wir zum Runterkommen vor der Weiterfahrt noch ein bisschen in der Whiskeybar, in der ich mit Kai schon mal war, Billard gespielt haben, waren wir so um 2 zuhause.
    Am nächsten Tag ging es dann leicht gerädert relativ früh aus dem Bett, weil unsere erste Surfstunde anstand! Thomas, Anton, Sonja und ich haben uns auf dem Weg zum Batu Bolong, einem echt geilen Surfstrand, gemacht und wir waren uns alle nicht so ganz sicher, was uns erwartet. Die Tagesziele waren sehr unterschiedlich, weil niemand wusste wie schwer dieses Surfen jetzt wirklich ist - und am Ende waren wir alle mega überrascht, dass wir uns tatsächlich echt gut angestellt haben. Der zweite Versuch ging direkt über gefühlte 20+ Meter und das Klischee muss ich wirklich bestätigen: Das erste mal Surfen ist ein unglaubliches Feeling, das man so schnell sicher nicht vergisst. Vor allem meine Arme und Schultern haben es auch ganz schön lange nicht vergessen. Nach 2 Stunden standen gerade mal 5 gesurfte Wellen auf meinem Konto, weil das rauspaddeln unglaublich anstrengend ist. Der Ozean musste auch erstmal nachgefüllt werden, weil ich schätzungsweise 26 Liter köstliches Salzwasser geschluckt habe. Aber hey, totally worth it! Danach sind wir ein bisschen durch Canggu gelaufen. Das Dorf hat einen ziemlich coolen Vibe und hier trifft man junge Leute aus aller Welt, die sich teilweise schon ziemlich lange in Co-Working-Spaces aufhalten und remote arbeiten, während sie abseits davon ein Traumleben führen. Es ist ein bisschen wie der Bali-Take auf Kreuzberg (die Reference ist zugegebenermaßen von Thomas geklaut), bloß mit mehr Sonne und weniger grummeligen Menschen. Richtig cool und seit gestern wohnen wir auch quasi direkt neben Canggu; dazu später mehr.
    Von Montag bis Donnerstag ist eher weng passiert, da wieder Arbeit anstand. Am Freitag stand dann das große Ausfliegen in der Beach-Inspector-WG an. Anton, Thomas und Neu-Mitbewohner Flo haben sich mit Scootern auf in den Dschungel im Norden gemacht, Rene ist nach Australien geflogen und Kai und Derryn sind ab nach Singapur. Ich bin früh morgens nach Padang Bai zum Hafen gefahren und hab von dort eine Fähre nach Gili Air genommen. Die Gilis sind drei winzige, direkt nebeneinander liegende Inseln vor Lombok. Gili Air ist etwa 1,7 km² groß, kann in gut einer Stunde zu Fuß umrundet werden und bietet eine so lückenlose Anenanderreihung von Strandbars und Hängematten, dass man sich quasi in seiner eigenen Privatbar niederlassen und einfach so richtig schön nichts machen kann. Das haben wir dann auch prompt erstmal getan und sind ziemlich schnell mit Mogli, dem 21-jährigen Besitzer, ins Quatschen gekommen. Generell sind alle Einwohner, die wir kennengelernt haben, total kommunikativ und so haben wir neben einer ziemlich coolen Jam-Session auch einige richtig nette Leute erlebt. Erkenntnis: Mogli, ein Typ mit einer hübschen Strandbar auf einer traumhaften Insel, ist absolut felsenfest davon überzeugt, dass er lieber einen Office-Job hätte, wie Sonja und ich ihn haben. Auf Basis unserer bereits etwa 3-stündigen Freundschaft fiel es mir schon schwer genug, mir Mogli glücklich in einem klassischen deutschen Büro vorzustellen. Letztendlich kann ich natürlich nicht sagen, dass er Unrecht hat, aber eines kann man daraus sicher ablesen: Träume sind wahrlich verschieden und sie hängen doch sehr davon ab, was wir bisher in unseren Leben erlebt haben. Ich will nicht sagen, dass ich mit ihm tauschen würde, aber irgendwie hatten wir doch beide gegenseitig Traumjobs aus unserer jeweiligen Sicht.
    Gegen Nachmittag haben wir uns dann in Richtung Beachvolleyballfeld aufgemacht. Es war definitiv das schäbigste Feld, auf dem ich je gespielt habe, aber a) gibt es apparently auf Bali kein einziges Feld und b) hat das Setting es locker ausgeglichen. Beim Spielen sind wir mit einer Besitzerin einer Tauchschule ins Gespräch bekommen und haben uns spontan für unseren ersten Tauchkurs am kommenden Morgen verpflichtet. Nach einer relativ kurzen Nacht sind wir dort auch tatsächlich hingestapft und nach 30 Minuten Theorie und 60 Minuten praktischer Übung im Pool waren wir überraschend schnell so weit, unseren ersten Tauchgang auf 12 Metern Tiefe zu machen. Wir wurden dann von den Dudes, mit denen wir gestern noch Volleyball gespielt hatten, in die Nähe von Gili Meno gefahren und sind in der Turtle Bay abgetaucht. Als wenn es nicht eh schon eine verrückte Erfahrung wäre, einfach nur zum ersten Mal für 45 Minuten durchgängig so tief unter Wasser zu sein, kam dann auch noch die wunderschöne Unterwasserwelt dazu. Wir haben 4 oder 5 Schildkröten gesehen die fucking riesig waren und teilweise keine 2 Meter von uns entfernt waren! Ein Wochenende zum ersten Mal zu Surfen und das folgende zum ersten Mal zu tauchen, hat mich dazu gebracht, meinen Bezug zum Meer echt zu überdenken. Bisher hat es mich nie sonderlich gereizt, aber jetzt kann ich mich kaum entscheiden, ob ich tauchen oder surfen will!
    Leider ging die Zeit auf Gili Air viel zu schnell rum und gestern mussten wir schon wieder zurück. Ich könnte mir auch gut vorstellen, einfach mal 2 Wochen dort zu verbringen und nur zu dösen, zu lesen und vielleicht mal ein wenig zu beachen. Balsam für die Seele, der es eh grad ziemlich gut geht. Vielleicht fahre ich am Wochenende einfach wieder hin. Bleibt nur das Dilemma, dass ich eigentlich noch zu viele Sachen nicht gesehen habe, als dass ich irgendwas doppelt machen sollte.
    Heute ging mal wieder eine Arbeitswoche los, diesmal jedoch etwas aufregender: wir sind umgezogen! In meinem Fall mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich hab mich wirklich gefreut, in eine neue Area zu ziehen, aber gleichzeitig war das Haus einfach ziemlich perfekt. Naja, nach gerade einmal 15 Minuten waren wir in der neuen Bude und ich muss sagen: ganz was anderes! Umgebung viel besser, Zimmer viel besser. Open Area/Workplace finde ich eher schlechter, aber vllt muss ich mich einfach noch dran gewöhnen. Und da wir nur 5 Schlafzimmer für 6 Leute haben, müssen immer zwei Leute sich ein Zimmer teilen. Jede Woche ein anderes Duo und wir haben für jede Woche die Zimmer neu verlost. Diese Woche lief 10/10 und ich schreibe diesen Blog gerade von dem total geilen Vorzimmer vor meinem Zimmer. Weil Wörter das Feeling nicht beschreiben können, reiche ich morgen bei Tageslicht mal ein paar Fotos nach. Läuft auf jeden Fall!

    Joa, so waren meine letzten Tage hier. Ich hab bestimmt die Hälfte vergessen, aber ist auch so schon ein ziemlicher Roman geworden.

    Cheerio!
    Read more