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  • Magdi - Tag 3

    August 10, 2019 in Ireland ⋅ 🌧 15 °C

    Ein Samstagmorgen an dem der Wecker um 6 Uhr klingelt... ein Traum 😏
    Aber was tut man nicht alles, um aufs Land rauszufahren. Zwar war der Shoppingtag 100 mal cooler als gedacht, aber ich freue mich trotzdem wie ein Schneekönig auf die Klippen und das Meer 😍
    Schmagdi ist scheinbar nicht ganz so aufgeregt und noch etwas gelähmt vom Guiness. & so kam es, dass uns ein Taxi statt der Bus in das Stadtzentrum fahren musste. 🙈
    Naja etwas Gutes hat dieser neue Umstand ja: Wur müssen in der Früh um halb 7 keinen vollgestopften Bus mit stinkigen Menschen ertragen. Außerdem: Man gönnt sich ja sonst nichts ! (Dieser Satz ist übrigens Motto des gesamten Wochenendes und fällt ca stündlich 😂)
    Einen Kaffee und eine halbe Stunde später kam dann endlich unser Paddywagon ums Eck getuckert... Gefahren wird der Minibus von einem übertrieben gut gelaunten Glatzkopf. Magdi ist sich sicher, dass die Glatze das Ergebnis von jahrelangem Kaputtfärben ist. Und außerdem ist sie felsenfest überzeugt: Dieser Typ hatte bis vor kurzem noch einen grünen Irokesenschnitt und Tunnel in die Ohren. & ich glaube damit hat sie 100 % recht 🤣

    Oh Leute und dann ging die Busfahrt los.. ich feier ja eigentlich gut gelaunte Menschen, die viel und gerne reden... Aber bitte bitte bitte bitte gebt diesen Leuten morgens um 8 kein Mikrofon!!!!!! 😩
    Der Glatzkopf brüllt alles was ihm gerade durch seinen kleinen Punkerkopf geht über Mikrofon durch den Bus. Um sein Geschwätz zu untermalen, hat er auf voller Lautstärke irisches Gedudel laufen. Und weil das alles noch nicht reicht, sitzt natürlich direkt hinter uns eine ältere australische Frau, die jeden Hirnpfurz vom Busfahrer kommentieren musste. Zusammenfassend: wir sitzen morgens um 8 in einem Bus, in dem auf 85 dB ein Konzert aus Fiddle, Flöte und Dudelsack stattfindet und in dem sich eine brüllende Frau und ein durchs Mikrofon redender Busfahrer unterhalten. Irgendwann gab es dann eine Pipipause und ohne Durchzählen fährt der kleine Punker punktgenau von der Raststätte weg. Der Bus war plötzlich halb leer und tatsächlich hatten wir die Australier vergessen. (Wir könnten schwören, dass da noch viele weitere gefehlt haben. Aber na gut 🤣)
    Vielleicht liegt es daran, dass wir langsam vollständig wach wurden oder wir haben uns daran gewöhnt .... aber plötzlich war die Busfahrt gar nicht mehr nervtötend. Wir freuen uns jetzt ejnfach auf die Klippen!!! 🤩
    Leider ist es so neblig, dass der Busfahrer vom Wandern auf den Cliffs of Moher abrät. Stattdessen sollen wir lieber nur die Bootstour machen und uns die Klippen vom Wasser aus anschauen. Oh, das klingt gut ! Wir lieben beide Boot fahren und da ich die Klippen schon 2 Mal von oben bestaunt habe, fand ich die Idee ohnehin richtig gut !
    Als wir auf das Boot warten, gucken wir auf das Meer. Das Meer war wild und es war so windig, dass allein schon Stehen eine Herausforderung war. Ich bin völlig fasziniert. Plötzlich höre ich von der Seite : “Becci, ich steige nicht in das Boot. Ich kenne das von Frankreich. Die Wellen sind zu stark.”
    Ich bin ein bisschen enttäuscht. Jetzt sind wir so weit gefahren ... & außerdem habe ich mir doch in meinem Kopf schon unsere romantische Bootsfahrt ausgemalt...... 🙃
    Dann kommt endlich unser Boot an und uns kommen die Passagiere entgegen, die bereits auf dem Meer waren. Unter ihnen waren kleine Kinder und Hunde. Alle sind Wohlauf. Und zum guten Abschluss sagt der alte Bootsmann noch mit vertrauensvoller Stimme : “Totally safe”
    Ich will mittlerweile unbedingt aufs Boot und auch Magdi ist überzeugt. 💃🏻😎🥳 Schließlich werden die ja wohl wissen, wann sie das Boot rausschicken können und wann nicht. ......

    Da wir so lange überlegt haben, ob wir wirklich einsteigen, ist im überdachten Bereich nur noch die Bank ganz Vorne an der Bootsspitze frei. “Oh cool, da können wir dann auch nach Vorne bisschen rausschauen”
    Als jeder sein Plätzchen gefunden hat, werden Kotztüten verteilt. Na tolle Wurst. Hier wird ja wohl keiner mit überempfindlichen Magen eingestiegen sein !!!!!!!!!!!
    2 Minuten später verstehe ich jedoch den Sinn der Tüten. Ich habe die Wellen komplett unterschätzt. Wir verlieren immer wieder den Kontakt zum Wasser und plumpsen im freien Fall wieder aufs Meer. (Deshalb war also vorne noch frei🙈) Die romantische Bootsfahrt fühlt sich eher an wie ein Fahrgeschäft vom Frühlingsfest. Nur eben, dass dieses Fahrgeschäft 1 Stunde lang gehen sollte und 1 sehr unberechenbare Komponente involviert ist: Das Meer. 🌊
    Man musste sich auch wirklich ordentlich festhalten. Als ich einmal mein Handy rausgeholt habe, um ein Video zu machen, bin ich erstmal dermaßen von der Bank gefallen..... 😱🙈

    WIE ZUM TEUFEL KONNTEN HIER HUNDE MITFAHREN ?!?

    Der Thunfisch von morgens macht in meinem Bauch einen Purzelbaum nach dem anderen. Aber gut.. es hilft ja alles nichts. Ich und Magdi geben uns alle Mühe, das Ganze als lustiges Abenteuer zu sehen. 😁
    Auch wenn die Wellen immer höher wurden und die “Freefall-Momente” immer länger... erstaunlicherweise hat man sich tatsächlich daran gewöhnt.
    Da wir ganz vorne sitzen, sitzen wir auch direkt neben der Tür nach draußen, die während der gesamten Fährt von einem Bootsmann zugehalten wird. Um mich ein bisschen von dem starken Wellengang abzulenken, beobachte ich den Typen, der wie Popey brav seine Tür zuhält. Es ist wie im Flugzeug: Wenn man schissig ist, dann muss man sich nur auf das glückliche Personal konzentrieren...
    Doch diesmal ging diese Taktik ganz schön nach hinten los!
    Ich beobachte wie ein weiterer Bootsmann dem Türsteher irgendetwas zuflüstert. Daraufhin reißt der seine Tür auf und geht auf das Bug hinaus. Ich kann es gar nicht glauben. Die Wellen klatschen nur so über das Boot und der Typ spaziert aufs Bug. Klitschnass kommt er panisch wieder durch seine Tür. Er holt die komplette Crew. Darunter auch der Weise, Alte, der uns mit “totally safe” aufs Boot gelockt hat. Selbst ihm steht die Panik ins Gesicht geschrieben. Ich höre nur noch wie der eine sagt “was, das Große links? Fuck!” & dann verschwinden die 4 Männer aufs Bug. Ständig begraben unter Unmengen von Wasser versuchen sie aufgeregt irgendetwas zu reparieren.
    Mir wird heiß und kalt, schlecht und schwindelig. So endet es also ? Mit einer beknackten Bootsfahrt?!?! So eine Oberkacke !!!

    Diese Gedanken werden von einem Mütterchen neben mir unterbrochen. Seit diese in Panik ist, gibt sie nur noch Gülle von sich. In Dauerschleife höre ich neben mir: “Da ist einer vom Boot gefallen und jetzt müssen sie ihn wieder aufs Boot ziehen und vorne am Bug wiederbeleben.”
    Am liebsten hätte ich sie angeschrien, dass sobald hier jemand vom Boot fällt, hier nichts mehr mit gemütlichen Reinfischen ist. Der wird von den Wellen gegen die Klippen geklatscht und das wars dann.
    Bei einem Blick in die Runee sehe ich wie die anderen brav in ihre Kotztüten speien. Statt Klippen, kotzende Menschen. Großartig🙈

    Die Männer machen ihren Job scheinbar gut und wir fahren zurück.
    Die Tour wird abgebrochen.
    So richtig traurig macht das jedoch niemanden.
    Mit so einem Adrenalinkick haben wir nicht gerechnet. Wir können unser Glück kaum fassen, als wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen spüren konnten. Ich war nie dankbarer und nie glücklicher!!!

    Im Pub in Doolin haben wir dann erstmal unseren Schock mit Wein und Baylee’s Coffee verdaut und auf unser tapferes Überleben angestoßen. Haha 😁
    Der letzte Stop der Tour war in Galway. Dort haben wir es uns in einem super gemütlichen Pub bequem gemacht. Da draußen gerade die Welt unterging, war das ein wunderbares Gefühl. Fast wie wenn man im warmen Wohnzimmer sitzt, während es draußen stürmt 😍

    Danach zuckeln wir zurück nach Dublin. Unser Busfahrer ist scheinbar eindeutig ein Morgenmensch. Im Bus dudelt nun im Hintergrund (!!!) entspannte Musik und es herrscht Ruhe und Frieden. So macht das doch alles Spaß. 🥰

    Ausklingen lassen wir den Abend mit einem Indoor-Picknick in meinem Zimmer. Irish Cream, Weißwein, ein Topf voll Gemüse und Kerzen 😍 Magdi meinte, so stellt sie sich das perfekte Date vor. & genau das war es meiner Meinung nach auch... das perfekte Date ❤️
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