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  • Day 16

    Tag 14: Von Tangermünde nach Burg

    April 23, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 17 °C

    Ein Trödeltag mit viel Sonne, den unter Naturschutz stehenden weitreichenden Auenwiesen, viel, viel Kultur und interessanten und netten Menschen.
    Als ich meine Unterkunft heute morgen verlasse, werde ich von einem auf dem Boden sitzenden, rauchenden (es riecht irgendwie so süßlich..), total zauseligen Typen angesprochen. Wo es denn hingehe, will er wissen. "Ah, zur Zuchspitze, det is doch och so'n Berch bei euch da dreben"....
    Und dann die Kaiser- und HansestadtTangermünde! Die so malerische Altstadt, die noch vollständig von einer Stadtmauer umschlossen ist, ist geprägt von alten Fachwerkhäusern, einem sehr schönen Rathaus, hochaufragenden Kirchen und insbesondere der Kaiserburg Kaiser Karls IV, der hier wohl regelmäßig residierte.
    Ich kann gar nicht aufhören Fotos zu schießen und mir die vielen Infotafeln durchzulesen, so auch die über die Putinnen. Keiner weiß, warum die beiden Türme auf der Stadtmauer so heißen,.. er wird doch wohl nicht??
    Ich verlasse die Stadt und damit vorerst auch die Elbe durch eine kilometerlange imposante Eichenallee mit uralten Bäumen und gelange in das für die hiesige Landschaft so prägende Biosphärenreservat der Auwiesen. Hier soll neben vielen anderen "Wirbellosen", wie der Mittlere Weinschwärmer und der Große Eichkarmin, sogar der als verschollen geglaubte Zweifleck leben...
    Leider radel ich noch ein bissl zu früh im Jahr durch das so gewässerreiche Gebiet, so dass ich die wohl so fantastisch blühenden Wiesen verpasse....und auch den Zweifleck...
    Na ja, dafür verpasse ich aber nicht den Heimatverein zum Erhalt der Bockwindmühle in Grieben. Heute ist Arbeitseinsatz und der 1. Vorsitzende lässt es sich nicht nehmen, mir die alte Mühle zu zeigen und ihre Funktion zu erklären. Schon toll, was ein Verein mit 40 Mitgliedern da geleistet hat. EU-Gelder beantragt, die Überreste der alten Mühle von der einen auf die andere Straßenseite verbracht ,sie nach alten Bildern wieder aufgebaut und für ihren weiteren Erhalt sorgend. Gern hinterlasse ich eine kleine Spende.
    Ebenfalls in Grieben werde ich dann mal wieder mit einer Fähre (die erste gab es hier wohl schon 1722) auf die andere Seite der Elbe gebracht. Es ist kaum zu glauben, aber bis in die zwanziger Jahre wurden solche Fähren mit Menschenkraft mit "Bundstaken und Riemen" über die Elbe geschoben.
    Und auch das mit der "Kettenschiffahrt" ist ne echte Bildungslücke bei mir. So zogen sich ab 1866 Dampfschiffe an einer im Fluss verankerten Kette stromaufwärts von Hamburg bis nach Dresden. Begegneten sich zwei Schiffe, mussten die Ketten mit einem komplizierten Manöver geöffnet und dann wieder geschlossen werden. Und auch das ist unvorstellbar, bis 1943 waren diese Kettenschiffe noch auf der Elbe unterwegs.
    Weiter geht es durch die Einsamkeit der Auwiesen, bis ich nicht mehr weiterkomme. Ich stehe an einer Schleuse und einer Fußgängerbrücke. Kein Fahrradweg. Also heißt es alles runter vom Fahrrad und dann....ja, und dann kommen zwei nette Männer und tragen mir alles, was ich so dabei hab, über die Brücke. Als Dankeschön ein kleiner Schnack und ich kann mein heutiges Ziel Burg bei Magdeburg ansteuern.
    Ein kleiner Schwenk noch zum Schloss Zerben, dem Originalschauplatz von Theodor Fontanes Romans "Effi Briest" und dann erreiche ich die Villa Wittstock, mein heutiges Zuhause. Sie gehörte Fritz Guichard, der mit "Unkrauttod ist des Unkrauts Tod" erfolgreich handelte...
    Auf morgen freu ich mich ganz besonders. Mein Freunde aus Dresden, Claudi und der Franzl, kommen nach Magdeburg und werden mich die nächsten Tage begleiten.
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