Satellite
  • Day 128

    Paraty: Am Ende der Cachaca-Route

    August 2, 2022 in Brazil ⋅ ⛅ 25 °C

    Bevor wir uns für eine ganze Woche in den Großstadt-Jungle von Rio de Janeiro stürtzen, wollten wir unbedingt den kleinen Urlaubsort Paraty besuchen.
    Der Ort hat ursprünglich mal aufgrund seines Hafens und den unzähligen "Cachacarias" (Brennereien des hier so beliebten Hauptbestandteils eines jeden Caipirinhas = Cachaca) in der Umgebung an Bedeutung gewonnen. Hier war ein wichtiger Umschlagsplatz für die damaligen Sklavenhändler aus Portugal.
    Heute ist der Ort ein beliebter Touristen-Magnet für wohlhabendere Brasilianer aus den nahegelegen Ballungsgebieten Sao Paulo und Rio de Janeiro.
    Die wunderschöne Altstadt, mit seinen hunderte Jahre alten Häusern und Kopfsteinplaster-Straßen, haben den bitteren Beigeschmack, dass hier alles unter wiedrigsten Bedingungen von meist angolischen Sklaven errichtet wurde, die mit portugisischen Schiffen aus Afrika nach Brasilien verschifft wurden.
    Eine Mitarbeiterin in einer Cachacaria erzählte uns von all dem Leid und Elend, welches hier von den portugisischen Kolonialherren über Jahrzehnte verübt wurde.😣
    Um zu den schöneren Seiten Paratys zu kommen:
    Unberührte Urwälder mit kleineren Wasserfällen, unglaublich leckere Restaurants (wir aßen hier an 3 von 4 Abenden in dem besten italienischen Restaurant, in dem wir seit Beginn der Reise waren), dutzende Traumstrände, die mit ebenso vielen Bootstouren bei einem Tagesausflug angefahren werden können.
    Sprich: Das pure, urlaubsparadiesische Brasilien, welches die ganze Welt kennt und zu Recht liebt.😍
    Wir hatten ein günstiges Airbnb gefunden, dass sich dann doch als Hostel mit Privatzimmern entpuppte. Zum Glück, sonst hätten wir nicht Roberto kennen gelernt, der Host in diesem kleinen Hostel mit nur 5 Zimmern. Roberto ist ursprünglich aus Rio, aber hat die laute Großstadt vor Jahren gegen das Naturparadies Paraty eingetauscht. Hier arbeitet er in Restaurants und Eisdielen, studiert Fotografie, lebt hier dank des Hostels umsonst und verdient damit nebei noch Geld. Eine Sache, die mir immer wieder total positiv in allen südamerikanischen Ländern, die wir bisher bereist haben, auffällt, sind die rahmenlosen Lebensmodelle der jungen und zum Teil auch älteren Leute. Hier scheint ein 9 to 5 Job vom 18. Lebensjahr bis zur Rente die absolute Ausnahme zu sein. Das hat natürlich auch mit den volatileren Wirtschaften zu tun und bedeutet sicher auch große Schattenseiten in puncto Sicherheit, aber die Abwechslung und unterschiedlichen Herausforderungen, nach denen sich viele junge Leute in unserem Land sehnen, ist hier das gängige Lebens- und Arbeitsmodell.
    Roberto schien es sichtlich zu gefallen☺️
    Wir nutzten die 4 Tage für eine der besagten Bootstouren zu den Traumstränden, besuchten Wasserfälle und eine Cachacaria und schlenderten durch die wunderschöne Altstadt.
    An einem Nachmittag bekamen wir dann noch etwas Spektakuläres zu sehen, welches wir so vorher noch nirgendwo gesehen hatten.
    Der zu dem Zeitpunkt sehr nah zur Erde stehende Mond, sorgte für stark ausgeprägte Gezeiten. Das führt in Paraty wiederum dazu, dass das Meer als ungebetener Gast über die Ufer tritt und zahlreiche Straßen überschwemmt und für einen halben Tag unpassierbar machte - Venedig-Vibes in Paraty! Nur die alten Pferde-Kutschen fuhren unbehelligt durchs Wasser🐴😄
    Mit einem Meter Meeresspiegelanstieg wird das Städtchen Paraty also sehr wahrscheinlich mehr oder weniger dem im wahrsten Sinne des Wortes dem Untergang geweiht sein😣🤷‍♂️
    Bis dahin wollen wir im nächsten Jahr aber auf jeden Fall nochmal wiederkommen ☺️
    Read more