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  • Grabenkämpfe in den Ardennen

    June 11, 2020 in Luxembourg ⋅ ⛅ 17 °C

    Jeder schöne Radweg hat einmal ein Ende. Die Vennbahn endet in Troisvierges im heutigen Luxemburg. So ziemlich mit dem Grenzübertritt erreiche ich zunächst den Burgplatz, den höchsten Punkt in Luxemburg. Naja, immerhin 558m! denke ich mir. Nach einer Rast hat mich der Vennbahnweg wieder. Zu meiner Mißgunst verläuft der Radweg hier aber nicht mehr AUF der Bahnlinie, sondern AN der Bahnlinie! Mit allen höhen und tiefen. *grrr*. Gestern noch wollte ich es mir lieber nicht vorstellen, heute gehört dieser kräftezehrende Grabenkampf für mich auch zum Alltag. Wenn man oben auf dem Berg steht sieht man die Täler nicht mal. Es ist eine sanfte Hügellandschaft. Mehr nicht. Naja, und dazwischen fehlen schnell mal 300 Höhenmeter.

    Wenn nicht Kaffee und Kuchen immer so total lecker schmecken würden ließe ich gern das ein oder andere Tal aus. Aber sie tun es nun einmal. Danach heißt es jedes Mal den Berg wieder hinauf zu kämpfen. Die Bahn schlängelt sich ein letztes Mal durch ein Tal. Es wurde früher ein Tunnel gebaut, der ist jetzt aber geschlossen. Fledermäuse! Man hat in dem Tunnel mindestens 13 Arten gefunden die hier überwintern. Darunter auch die Teichfledermaus. Sie steht auf der roten Liste und ist extrem selten. Zuvor wusste man gar nicht, dass es sie in Luxemburg überhaupt gibt. Gehört doch der halbe Tunel zu Belgien und der halbe zu Luxemburg. (So einfach kann man es sich machen...) Bati und seine Freunde haben neben einem Lehrpfad aber auch ein ideales zu Hause. Mehrere Quellen liegen im Berg. Die Wände bis zum Tunnel sind feucht und über und über mit Moos bewachsen. Ein idealer Lebensraum für Insekten und damit eben auch für Fledermäuse.

    Dass in diesen Bergen einmal die Ardennenoffensive herschte ist kaum zu glauben. Was wollte man im Krieg eigentlich in diesen unwirtlichen Berghängen? Die Amerikaner nutzten sie lange Zeit als Hinterland um Truppen zu versorgen, wieder aufzustocken und dergleichen. Dann kam der Einmarsch. Viele verloren ihr Leben auf der Flucht oder wurden beim Ausharren sogar noch aus den Kellern vertrieben. Es wundert daher heute wenig. Selbst nach 75 Jahren sehnen sich die Menschen nach Frieden und können überhaupt nicht verstehen wie politische Gruppen links und rechts der europäischen Mitte immer aktiver werden. Ich denke diese Gräben werden nie verheilen solange man nicht beiderseitig die Geschichte respektiert. Jetzt aber das hier und jetzt genießen, mitzugestalten und stetig verändern darf man aber in meinen Augen auch nicht immer nur politisch sehen. Daheim ist daheim, das will man sich nicht wegnehmen lassen. Aber man darf interessiert über den Tellerrand schauen. Wie so oft wartet da bestimmt ein Regenbogen voller Schönheit.
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