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  • Napoleon sein Streifzug in Sachsen

    May 9, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 24 °C

    Wenn in Sachsen über große Feldherren der Geschichte gesprochen wird geht kaum ein Weg an August dem Starken vorbei. Jedoch eine der wenigen Möglichkeiten bietet sich gleich unweit des ehemaligen Tagebaurevier. Im Südosten Leipzigs liegt ein unscheinbares Feld auf dem eine der blutigsten Kapitel der königlich sächsischen Geschichte stattfand. Die Völkerschlacht bei Leipzig in 1813. Von Italien, Neapel und von einigen Rheinbundstaaten unterstützt durchstreifte der Franzose Napoleon Bonaparte voller Drang gen Osten zunächst das angrenzende Thüringen (Die Schlacht bei Jena-Auerstett am 14.Oktober 1813 ist ebenso berühmt). Mit dem Feldzug auf Leipzig regte sich aller Ort Wiederstand gegen die französische Vorherrschaft. Insbesondere die Königshäuser von Russland, Preußen, Österreich und Schweden zogen ihre Truppen zusammen. Am 16. Oktober 1813 lief hier auf diesem Feld das Fass sprichwörtlich über. Drei Tage dauerte der blutige Kampf allein bei Leipzig und über 126.000 Verluste gab es beiderseits zu beklagen. An dem kleinen Dorf Wachau erinnert heute nur ein Gedenkschild an die südlichen Kämpfe dieser 'Viel-Völker-Schlacht' und eine Kirchruine erinnert an das was nach dem Beschuss zwischen mehr als 1.500 Kanonen noch übrig blieb.
    Im Sonnenschein ist das fast schon ein richtiges Kleinod. Die Rosenfenster werfen ihr stilles Licht auf den Boden. Während ich am Altar stehe schaue ich aus den Fenstern heraus direkt auf das Schlachtfeld. Das ist für mich einer der schönsten Gedenkorte. Alle vollen 10 Jahre glaube ich wird an die Schlacht erinnert indem alles mit tausenden Schaustellern originalgetreu nachgestellt wird. Dem ist heut nicht so. Doch dieser Tage gedenken wir dem 200. Todestag Napoleons. Er brachte schließlich nicht nur leid über Europa und trug seinerzeit maßgeblich zur Entwicklung Europas bei wie wir es heute kennen. Ein Rückzug aus dieser Verantwortung war bereits zu Napoleon - nie geplant. Dessen, alle gemeinsam an einem Strang zu ziehen sollten wir uns bewusst sein wenn wir weiter in der bislang längsten Friedensphase in Europa leben wollen.

    Durch die angrenzenden Auwälder mache ich den nächsten Zeitsprung zu Hexen und Fabelwesen und weiter zu den Adelshäusern am Fluss der 'vereinigten Mulde'. Im Zentrum von Grimma ist allseits der Prunk sächsischer Fürsten wieder zu finden. Die Bewohner trotzen der ständigen Gefahr von Hochwasser und putzen ihre Stadt nachher noch schöner heraus als je zuvor. Neugierig stöbere ich durch die Gassen. Die Warteschlange mit angrenzender Eisdiele lasse ich an diesem Tag jedoch links liegen. Alle Menschen sind ut gelaunt und fröhnen dem Sonnenschein nach monatelanger Covid-Entbehrungen. Die Gefahr ist aber noch nicht vorüber und so entschließe ich mich nicht all zu leichtsinnig zu werden. Zumal der lange Heimweg wartet. Ca. 80km Flussradweg wollen noch entdeckt werden. Und wieder lehrt mich das Schicksal eines Besseren. Wenn schon Trainingsrunde dann nichts da mit 'Fluss'-radweg. Viel mehr soll ich einer Umleitung nach der nächsten folgen. Alle führen sie die Berghänge hoch und runter. Aus zwei Kilometern Fluss werden schnell sechs Kilometer Berg. Immerhin belohnt mich dadurch ein wunderschön restauriertes barockes Jagdhaus zu Kössern. Schnaufend gelange ich nach Sermuth wo sich Freiberger Mulde und Zwickauer Mulde vereinen. Im Deutschen kommt die Mulde nicht von ungefähr. Ein Tal das links und rechts steil ansteigt, bei dem es aber nicht zum Canyon gereicht hat. Das ist eine Mulde. Und irgendwo da durch muss ja auch noch der Radweg bzw. die Straße, die hier einige idyllische Dörfer und Städte verbindet. So geht es fortan raus aus dem Tal, und wieder runter, und raus aus dem Tal und wieder runter. Ich kann nur all zu gut verstehen wiso der Muldentalradweg zwar gut ausgeschildert und auch attraktiv anzuschauen ist. Aber Radfaher meiden diesen Fernradweg gern. Ich finde für die Region ist das sehr schade und ich hoffe es finden auch wieder mehr Interessierte hier her.
    Unterdessen sitze ich zu meinem letzten Zwischenstop auf einem Spielplatz. Ich denke wenig über die letzten zwei Tage nach. Eigentlich will ich nur noch nach Hause. Es geht seit Kilometern nur Bergauf - und das zum Schluss der Tour. Die volle Distanz spüre ich mittlerweile sehr wohl in meinen Beinen. Ich denke darüber nach was ich in diesem Sommer gern sehen möchte, wo ich quer durchs Land weiter reisen möchte. Bis zum Sonnenuntergang ist es nicht mehr lang. Dann will ich gern zu Hause sein. Die Sehnsucht, draußen sein und Geschichte er'leben'. Das bringt diese kleinen Streifzug zum Abschluss sehr schön auf den Punkt während ich die Sonne an diesem Abend verabschiede.
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