Satellite
  • Day 4

    Der kleine Elefant im Tangoschuppen

    January 12, 2019 in Argentina ⋅ ⛅ 26 °C

    Schon am unserem Ankunftstag in Buenos Aires stürzten wir uns in unser Tangoabenteuer und fuhren zu meiner ersten argentinischen Milonga mit (=Tangoparty) mit Livemusik. Was ich in der Schweiz als sehr seriöse und ernsthafte Ü50-Angelegenheit erlebte, scheint hier um 180 Grad anders zu sein. Es gibt Tanguero/as jeden Alters, die Frisuren reichen vom strengen Dutt bis zu langen Rastas, man tanzt in schwindelerregend hohen Schuhen oder auch in Converses, Nikes oder Finken. Es wird auch fröhlich-laut geplaudert und die Stimmung ist sehr entspannt. Da der Saal ziemlich überfüllt war, verbrachten wir nur kurze Zeit auf der Tanzfläche und haben uns die restliche Zeit visuell und auditiv inspirieren lassen.

    An unserem ersten Morgen war Alain kaum zu halten und wir zogen los, um das „Touristenzeug“ abzuhaken. Zu Fuss durch schäbige, aber schön sonnige Strassen erreichten wir den Plaza de Mayo, gingen weiter entlang dem Río Darsena (klingt schön, ist aber nur eine braune Brühe) zum Hafen und schliesslich zu einem Naturreservat „Reserva Ecologica Costanera Sur“. Da wir das Touristentum sehr ernst nehmen, frass die obligatorische Fotografiererei viel Zeit, bis wir gemerkt haben, dass wir schon fast zu spät waren, wenn wir pünktlich und satt zu unserer ersten Tangostunde kommen wollten.

    Busfahren: die Bushaltestellen erkennt man an den säuberlich hintereinander stehenden Menschen am Strassenrand oder dank GoogleMaps. Vorbildllich steigt einer nach dem anderen ein und murmelt dem Chauffeur andächtig und unverständlich seinen Ausstiegsort und hält dann seine Prepaidkarte an den Piepserkasten. Wenn man keine Karte hat, fragt man einfach den Menschen hinter einem, der dann hoffentlich hilfsbereit seine Karte anpiepst. Zurückbezahlt-werden wollte er in unserem Fall nicht. Nett oder? Das Busfahren kostet zum Glück kaum einen Viertel Franken, so mussten wir nicht ein allzu schlechtes Gewissen haben. Da wir als zwei unbeholfene Touristentrottel viel Aufmerksamkeit im Bus erregt haben, wusste der halbe Bus wo wir hinwollten und so waren wir in sicheren Händen.

    Tangostunde: Oft findet vor den Milongas ein Tangoworkshop statt. Zwei sympathische junge Leute gaben uns musikalische Inputs. Ich als ungeduldige Anfängerin fühlte mich in diesem “Anfängerkurs” überfordert. Meine Frustrationstoleranz im Tanzen kann wirklich nicht gerade hoch genannt werden... Es wurde auch nicht besser als die Party losging und die Porteño/as (Buenos Airer/innen) ihre Schuhe schnürten. Wir waren wohl in einem Profitangoschuppen gelandet: alle haben “Tango gefühlt”, ausser ich. Jeder Schritt fühlte sich falsch an und sah wohl auch nicht halb so elegant aus wie bei den anderen. Als Tänzerin wieder ganz von vorne beginnen zu müssen und zu erkennen, dass es wirklich gar keine Abkürzungen zum Tango gibt, ist zurzeit Frust pur. Aber ich werde es lernen!!

    (Zum Glück hab ich meinen lieben Schatz der mir heute Frühstück gemacht hat und jetzt einen kleinen Mittagssnack vorbereitet. :-) E Guete!
    Read more