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  • Day 131

    Januarfluss im Mai

    May 19, 2019 in Brazil ⋅ ☀️ 25 °C

    Tall and tan and young and handsome, dr A-lain vo Bärschwil goes walking... Wer kennt ihn nicht, den berühmtesten Bossa Nova Song von Antonio Carlos Jobim. (Hier als englisch-schweizerische Version damit er besser zum Foto passt.) Wir sind in Rio de Janeiro, der Weltmetropole mit über 14 Mio. Einwohner, wo sich Hochhäuser, unzählige grüne Hügel und kilometerlange Sandstrände gute Nacht sagen. Die Stadt, deren Bucht einst im Januar als Flussmündung verwechselt wurde und deshalb „Rio“ (=Fluss) und „Janeiro“ (=Januar) im Namen trägt.

    Unser brasilianischer Freund Plinio, den wir aus seinen Schweizerjahren kennen, holt uns am Flughafen ab und nachdem wir unser Gepäck abgeladen haben, bringt er uns gleich an ein Open Air Sambakonzert. Beschwipst wegen den obligatorischen Caipirinhas torkeln wir nachts die berühmte „Escadaria Selarón“ (eine bunte Treppe mit tausenden Keramikplättchen) rauf, zu unserem AirBnB im Santa Teresa-Quartier mit fantastischer Aussicht. Neben unserer Wenigkeit lebt dort auch ein Ameisenzoo im Zuckerglas.

    Eine unserer ersten Unternehmungen führen uns natürlich an den berühmtesten Strand der Welt: den vier Kilometer langen Sandstrand „Praia Copacabana“. Wie es sich gehört gönnen wir uns eine Kokosnuss und geniessen die Sonne und Alain auch das Wasser. Abends tanzen wir mit Plinio an einer Milonga am Praia Copacabana und lernen so schon ein paar brasilianische Tangueros kennen.

    Was haben Touristen sonst noch so auf ihrer To-Do-Liste? „O Cristi Redentor!“ Als echte Schweizer bezwingen wir das Hügelchen natürlich zu Fuss und nicht wie alle anderen mit dem Bähndli. Stellt sich dann aber raus, dass man die ganze Sache auch schweizerisch gut durchplanen sollte und frühmorgens los gehen und nicht erst um drei Uhr nachmittags. Denn die Dämmerung beginnt hier im Winter schon um 17 Uhr. Somit wird der eigentlich schöne Aufstieg durch den Dschungel etwas schummrig und ungemütlich, weshalb wir kurz vor dem Ziel die Strasse aufsuchen und uns mit dem Taxi runterfahren lassen. Da der Himmel bewölkt ist, hätte man sowieso keine bilderbuchmässige Aussicht gehabt. Bilderbuchmässig sind jedoch die unzähligen Äffchen, welche wir durch aufmerksames Hören und Schauen im Dickicht oben entdecken. So lohnt sich unsere halbpatzige Wanderung doch noch.

    Abends besuchen wir eine Milonga. Die Tänzer sind alle sehr freundlich. Wir tanzen den ganzen Abend. Ich bin so glücklich! Einzig frustrierend ist, dass der Smalltalk zwischen den Tangostücken nun auf portugiesisch geführt werden müsste, was ich leider einfach noch nicht beherrsche. Ich bin nicht gern Tourist ohne Sprachkenntnis des jeweiligen Landes. Weshalb ich unmittelbar danach eine Portugiesisch-Applikation auf dem Handy suche.

    Da das Wetter nicht die gleichen Pläne hat wie wir, bleiben wir ein paar Tage länger in Rio und buchen ein Zimmer im Catete-Quartier mit genug Platz zum trainieren. Denn Regen in Rio gleicht gefühlt den Wasserfällen in Iguazú. Unser Regenwetterprogramm besteht also aus Trainingseinheiten mit Tango, Salsa und Portugiesisch.

    Nun wird das Wetter doch langsam sandstrandfreundlicher und wir mieten AUF PORTUGIESISCH ein Auto. (Mein Portugiesisch-App und Alains ehemals verstaubte Portugiesisch sind super!) Wir erhalten ein nigelnagelneues silbriges Fahrzeug, welches auch nach „neu“ riecht. Aus Rio rausfahren ist ein Abenteuer für sich. Nicht ganz absichtlich verfahren wir uns auf die 13km lange Rio-Niterói-Brücke, offiziell die „Ponte Presidente Costa e Silva“ genannt. Kostet uns eine halbe Stunde, beschert uns jedoch eine prächtige Aussicht auf Rio. Nach etwa fünf Stunden Autofahrt kommen wir in Paraty an.

    Fortsetzung folgt. Até logo!
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