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  • Day 73

    Karussell im Bett

    October 7, 2017 in Chile ⋅ ☁️ 9 °C

    Viele Wege führen nach Patagonien. Meine Wahl fiel auf eine kleinen Fähre, die sich ihren 1500km langen Weg, in 4 Tagen, durch Fjorde bahnt und zwischenzeitig auch das offene Meer passieren muss. Großartiger Luxus war nicht angesagt, die Fähre dient eher zum Transport großer Güter, Autos, LKW und manchmal auf Nutzvieh.

    Leider gab es die erste Hürde bereits vor dem check in. Es war nämlich kein Schiff im Hafen. So haben wir eine Nacht in einem netten Hotel, mit Meerblick, gesponsort bekommen. Die Aussage zu diesem Zeitpunkt, am kommenden Tag um 18 Uhr geht es los.
    Leider klappte auch das nicht. So folgte auf einen weiteren Tag warten, auch eine weitere Nacht im Hotel. Das Versprechen dieses Mal, es geht morgens um 10 Uhr zum Schiff, so daß wir um 14 Uhr auslaufen können.
    Am Folgetag um 18:00 Uhr war es dann tatsächlich so weit und wir verließen den Hafen.
    Aufgrund des ganzen Hin und Her, hatte sich inzwischen die Zahl der Passagiere ordentlich reduziert. So waren wir zu diesem Zeitpunkt nur noch 30 Personen auf einer Fähre, die für 120 Personen ausgelegt ist. Wir hatten also Platz.

    Tag 1: Das Personal auf der Fähre gab sich ordentlich Mühe, um uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Es gab eine Präsenz unserer Route und was uns alle erwarten kann. Danach hieß es, bei Regen und ordentlich Wind, Aussicht genießen.

    Tag 2: Es regnete immernoch. Allerdings navigiert die Fähre nun durch so schöne Fjorde, dass trotzdem alle Passagiere im Regen waren. Im Anschluss gab es erneut eine Präsentation, diesmal zur Natur in Patagonien, sowie einen Yogakurs.
    Zwischenzeitig gab es einmal kurz Aufregung und alles stürmten raus. Und da war er, mein erster Wal, ca 80 Meter hinter der Fähre zeigte er uns einmal seinen Rücken.
    Kurze Zeit später wurden präventiv Tabletten gegen Seekrankheit verteilt, da sich die Fähre Richtung offenes Meer bewegte und es deutlich anfing zu rütteln.
    Der Plan aller war, früh schlafen gehen und das offene Meer verschlafen. Das klappte anfangs auch ganz gut, bis es mitten in der Nacht überall knallte und rumpelte. Als ich darauf das Licht an machte, sah ich gerade wie sich meine gesamten Sachen quer durch die Kabine bewegten. Überall hörte mam Stühlen umfallen, sowie die Leitern der Etagenbetten und eigentlich alles an Board setzte sich aufgrund des Seegangs in Bewegung. Wir hatten das Meer erreicht. Es fühlte sich in etwa so an als ob man sehr besofgen im Bett Karussell fährt.

    Tag 3: Und es schien die Sonne. Es war immer noch kalt und windig, aber eben mit Sonne. Und so hieß es wieder die großartige Aussicht genießen auf Fjorde, kleine Inseln, schneebedeckte Berge und Vulkane sowie zwei Gletscher.
    Als wir am zweiten Gletscher vorbei fuhren (Gletscher Pengüin) trieben an uns zum Teil PKW große Eisbrocken vorbei. Einen etwas kleineren Eisblock ließ der Kapitän an Board holen, so daß es später Rum auf ca. 600 Jahre alten Gletscher Eis zu trinken gab.

    Tag 4: Der letzte Tag der Reise begann wieder verregnet, was sich aber zum Glück im Laufe des Vormittags änderte. Und wieder ging es vorbei an großartigen Fjorden und Inseln, Ausblicke auf Gletscher und Wasserfälle. Aufgrund des Wetterwechsels gab es diesmal on Top noch viele Regenbögen. Gegen 16 Uhr erreichten wir Puerto Natales und die schlussendlich noch schöne Fahrt hatte ein Ende.

    Ps: Alkohol war auf der Fähre offiziell verboten, weil in der Vergangenheit ein paar besoffene LKW Fahrer auf die grandiose Idee kamen, in ihrer Koje ein BBQ zu veranstalten.
    Jedoch schmuggelte jeder Fahrgast etwas mit aufs Boot. Dadurch hatte das ganze ein wenig was von Klassenfahrt...
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