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  • Day 84

    6 Tage Tough Mudder

    October 18, 2017 in Chile ⋅ ⛅ 26 °C

    Der Grund der meisten Touristen nach Patagonien zu reisen, ist der Nationalpark Torres del Paine. Hier gibt es nicht nur Gletscher und schöne Landschaften zu sehen, es besteht auch die Möglichkeit auf unterschiedlichen Wanderwege, mehrtägig die Natur zu erleben. Der beliebteste Weg, der die meisten "Highlights" des Parks Integriert, ist das so genannte "W". Er hat seinen Namen, da er auf einer Landkarte aussieht wie ein "W". Normale Dauer der Wanderung, 5 Tage. Da ich es entspannt angehen lassen wollte, machte ich 6 draus.
    Übernachtungsmöglichkeiten, wie Zeltplätze und Hotels gib unterwegs. So machte ich mich also auf den Weg. Rucksack gepackt mit Sachen für alle Wetterlagen, Schlafsack, Isomatte, Kocher und Essen für 6 Tage.

    Tag 1: Der erste Bus fuhr von Puerto Natales um 07:30 Uhr und war um 10 Uhr am Eingang des Nationalparks. Nach einer kleinen Einweisung zum Thema Feuer Verhinderung und dem abdrücken des Eintritts, ging es los zum ersten Zeltplatz, wo schon mein Zelt auf mich wartete. (Ich hasse Zelt Auf- und Abbau, vor allem wenn nur 5 Grad und Regen angekündigt sind. Daher habe ich den Service dazu gebucht.)
    Da es den ganzen Tag nur regnete und ich mich leicht kränklich fühlte, gab es erst einmal ein ausgedehntes Schäfchen und später einen Netten regen Spaziergang. Das sollte dann reichen für den Tag.

    Tag 2: Der frühe Vogel und so...
    Dadurch das ich fast den kompletten vorherigen Tag geschlafen hatte, ging es morgens um 7 Uhr los zu einer Tageswanderung. Programmpunkt, die 6km entfernten Torres del Paine (3 knapp 2000m hohe Granit Türme und Wahrzeichen des Nationalpark) zu erreichen und zurück. Das Wetter sah vielversprechend aus und so startete ich bei blauem Himmel und netter Aussicht auf die Türme. Der Marsch an sich war nicht ohne aber auch nicht überfordern und so ging es durch schluchten und Wälder.
    Nach ca einer Stunde bekam ich gleich einmal zu spüren was damit gemeint ist, wenn man von wechselhaften, extremen Wetter in Patagonien spricht. Die Windböhen waren so extrem, daß man sich teilweise mit Wanderstöcken aufrecht halten musste. Es regnete bei blauem Himmel, fing an zu hangeln und ging dann zu Schnee über. Das alles innerhalb von 3 Stunden. Am Aussichtspunkt angekommen wurde man dafür​ entschädigt. Der Blick auf die Türme mit einem vorgelagerten Gletschersee war schon beeindruckend. Ich hatte auch Glück dass zwischenzeitig alle Türme zu sehen waren. Sehr häufig sind sie von Wolken Bedeckt und nicht zu sehen.

    Tag 3: Es regnete die ganze Nacht durch und es schien auch nicht aufzuhören. An diesem Tag war ein ca. 15km Marsch mit vollem Gepäck angesagt. Also ging es morgens los. Alle Sachen wieder in den Rucksack, einigermaßen regendicht verpackt (sowohl der Rucksack, als auch mich) und ab dafür in den Regen. Es war eine eher entspannte Wanderung, wenn man von den ca. 14kg auf dem Rücken einmal ab sah. Der Regen wurde zum Dauer Nieselregen und so ging es gemütlich bergauf, bergab, mit einem schönen Panorama aus Bergen, Wasserfällen und wunderschönen blauen Seen.
    Leider hatte die Sache einen Hacken. Die kleinen Bäche, über die man am Vortag locker drüber gehüpft war, sind zu etwas stärkeren Flüsschen angewachsen. Egal wie, durch musste man trotzdem. So hieß es hindurch laufen, über Steine springen und einmal sogar an einem Baum halb drüber hangeln. Das Ergebnis, man war komplett nass.
    Die ersten 12,5km waren überstanden, da ging es leider erst richtig los. Der Wind nahm zu, so daß man zwischenzeitig den Halt verlor und die Anstiege würden heftiger. Ein weiterer Punkt war, daß nun alle Wege mindestens knöchel tief unter Wasser standen, bzw. in vielen Fällen selbst zu Bächen wurden. Na klar, irgendwo muss das Wasser der anfänglich so schön aussehenden Wasserfälle ja auch hin... Das Ergebnis, man brauchte für die letzten 2,5km gute 2 Stunden, war froh über jede Wegmarkierung die man noch sehen konnte und war komplett durchweicht. Spaß gemacht hat es irgendwie trotzdem, auch wenn ich es nicht täglich haben muss.
    Zur Belohnung im Camp gab es dann eine heiße Dusche und nicht ganz so leckeren curry Tütenfraß.

    Tag 4: Wieder schön früh den Wecker gestellt, da es an diesem Tag ins Valley Frances gehen sollte, dem Mittelteil vom "W". Es hatte fast die ganze Nacht geregnet und hörte auch am Morgen nicht auf. Also hieß es nach dem Frühstück, Rucksack gepackt, ab in die klammen Socken, sowie die nassen Schuhe, Muskelkater ignorieren und ab dafür. Es war ein wiederliches Wetter. Kalt, grau, Nieselregen. Am Valley Frances angekommen, erhielt man die Information dass aufgrund des anhaltenden Regens, das Valley unpassierbar sei und quasi unter Wasser steht. Wirklich schade aber so ging es direkt weiter zum nächsten Zeltplatz.
    Dort angekommen, riss die Wolkendecke plötzlich auf und so gab es als kleines Entschädigung einen sonnigen nachmittags Spaziergang am Gletschersee.

    Tag 5: Und wieder das gleiche Spiel, es nieselt, die Socken klamm, die Schuhe nass. Dieses Mal wehte dazu ein eisiger Wind aus Richtung des 12km entfernten Gletschers, mein Ziel für diese Tag. Die Wanderung an sich war ok, dass Wetter tat allerdings sein übriges es einem zu vermiesen. Nach ca 2 Stunden Wanderung konnte man allerdings schon einen ersten Blick auf den Gletscher Grey erhaschen und der war großartig. Trotzdem war ich froh als der Marsch vorbei war. Genau wie am Vortag kam auch jetzt wieder die Sonne zum Vorschein, was die 2 Grad Außentemperatur gleich angenehmer erscheinen ließ. Nachdem ich meinen Rucksack ins Zelt geworfen hatte, ging es weiter, den Gletscher besichtigen. Der Blick aus der Nähe entschädigte für alles. Unfassbar schön und irgendwie erschreckend diese Eismassen in den verschiedenen Blau- und Grautönen. Es hatte mich ca. 30 Minuten in den Bann gezogen, bevor mich die Kälte zum Rückweg zwang.
    Auf dem Rückweg wollte ich noch eine Kayak Tour zum Gletscher Buchen, was leider momentan nicht angeboten wurde. Darauf hin hatte ich versucht meine Fähre, die die 12km zurück fuhr, die ich an diesem Tag gelaufen war umzubuchen, um früher wieder zurück zu sein.
    In dem Moment hatte ich erfahren, das am folgetag evtl. gar keine Fähre fährt. Das hätte bedeutet um 05:30 Uhr aufstehen und zurück latschen...
    Um 21 Uhr gab es dann die Information das mein ursprüngliche Fähre, um 14 Uhr, doch fährt. Um mich am folgetag bis zur Abfahrt zu beschäftigen, entschied ich mich kurzerhand mir morgens um 6 Uhr den Wecker zu stellen um an einer Einwanderung​ auf dem Gletscher Teil zu nehmen.

    Tag 6: Auf dem Gletscher angekommen gab es  Spikes an die Füße, einen Helm und eine Eisaxt und los ging es. Und es war wirklich beeindruckend. Diese Massen an Eis, die Unterschiedlichen unfassbaren Blautöne und die unterschiedlichen Formationen die sich durch Sonneneinstrahlung gebildet hatten. Wir wollten alle nicht mehr runter vom Eis. (Diese Aussage würde mir auf einer Eisbahn nicht passieren!)
    Der Rückweg mit der Fähre war auch spektakulär. Sie machte einen Bogen Richtung Eiskante, so dass wir in ca 30 Meter Entfernung an der ca 40 Meter hohen Gletscherkante vorbei fuhr.
    Der restliche Rückweg bestand aus Trampen und Bus fahren, so daß ich ziemlich erschlagen um 21:30 Uhr im Hostel ankam. Dann hieß es nur noch raus aus den Klamotten (Ich weiß nicht ob einer eine Vorstellung davon hat, wie 6 Tage getragene und dauerhaft feuchte Wandersocken riechen können...) und anschließend ab in den nächsten Bürger laden, etwas anständiges essen und ein Bier trinken...

    Ps: Menschen die mich ein wenig kennen und schon einmal mehr mit mir unterwegs waren als eine Runde zum Treptower Park werden etwas vermissen. Und ja, wäre jemand dabei gewesen, ich hätte geflucht und gejammert. Kalte und nasse Füße den ganzen Tag, wunde Zehen und Hacken von den nassen Socken, blaue Flecken an den Beckenknochen vom Rucksack, Rückenschmerzen... Es machte nicht nur Spaß, aber es war es trotzdem wert.

    @cheffchen: für kurze Zeit bin ich glaube ich vom PCT-Gedanken geheilt 😂
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