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  • Day 118

    Potosi

    November 21, 2017 in Bolivia ⋅ ☀️ 16 °C

    Nach einem sehr einfachen Grenzübergang war meine erste Station in Bolivien der eher unspektakuläre Ort Tupiza. Umgeben von einer wirklichen Wild West Landschaft, war die einzige Touristenattraktionen ein Ausflug zum angeblich letzten Ort der Überfälle von Butch Cassidy und Sundance Kid. Angeblich sollen sie auch in der Nähe auf einem Friedhof begraben liegen... Angeblich...

    Am Folgetag ging es daher weiter in die mit 4076 Meter höchstgelegene Großstadt der Welt, Potosi.
    In und um Potosi drehte und dreht sich alles um die vorhandenen Bodenschätze wie Silber, Lithium und Zink. In der Vergangenheit wurde dieser Ort kräftig von den spanischen Besatzern ausgebeutet und heute leiden die Menschen dort unter einer sehr starken Kurruption der Regierung. Die Minen werden heute in so genannten, selbst organisierten "Collektivos" betrieben. Aber auch dort ist nicht alles Silber was glänzt.
    Nach anfänglichem Zwiespalt, ob es eine gute Idee ist an einer Besichtigung einer Mine teilzunehmen, hatte ich mich dazu entschieden. Der Zwiespalt entstand aufgrund der Tatsache, daß die Besichtigung in einer aktiven Mine, während der Arbeit der Minenarbeiter stattfand. Als wir einen Anbieter fanden, der die Touren mit Ex-Minenarbeitern durchführte und einen drittel der Erlöse auch an die aktiven Minenarbeiter abführte, hatten wir uns dafür entschieden.
    Die Tour begann skurril und komisch. Wir hielten an einem Markt, um den Minenarbeiter die wir bei der Arbeit trafen "Gastgeschenke" zu kaufen. Skuril war die Kombination der Geschenke. Angefangen bei Getränken, über Koka Blätter, bis hin zu Dynamit! haben wir alles ganz easy auf dem Markt kaufen können.
    In der Mine angekommen war es eher ein beklemmende Gefühl und so liefen, kochen und kletterten wir durch die unbeleuchteten Schächte.
    Es war interessant und erschreckend zugleich. Die Minenarbeiter, die wir trafen, waren zum Teil völlig allein, für 8 - 10 und mehr Stunden unter Tage und hofften auf eine ertragreiche Ader. Unser Guide erzählte uns, dass er bereits mit 8 Jahren angefangen hatte in der Miene zu arbeiten. Heute sei es offiziell geregelt, daß die Minenarbeiter mindestens 18 Jahre alt sein müssen. Der jüngsten Arbeiter, den wir trafen, war 15 Jahre alt. Soviel dazu.
    Am Ende bleibt ein sehr bitterer Nachgeschmack und die Hoffnung, dass den Arbeitern durch den Tourismus wirklich etwas finanziell geholfen wird. Außerdem machte einen diese Erfahrung schon sehr demütig und hält einem, einmal mehr, vor Augen, wie einfach wir es in zuhause haben.

    PS: Auf dem letzten Foto ist unser Guide. Ja, er hat Dynamit im Mund! In seiner rechten Hand, hat er ein Zeug, das die Explosion noch stärker macht und in der anderen Hand, 96% Alkohol,der getrunken wird. Das ganze packet hatte mich kurz vorher ca. 4€ gekostet.
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