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  • St. Gereon und die wissende Säule

    August 6, 2019 in Germany ⋅ ⛅ 22 °C

    St. Gereon und die wissende Säule

    Sie ist schon von außen eine Erscheinung. St. Gereon. Ich bin zu Fuß unterwegs in Köln, unweit des Domes, als ich auf diese Basilika stoße. Sie gehört zu den zwölf großen romanischen Kirchen in Köln, wobei sie nicht einfach eine Kirche ist, nein, St. Gereon erhielt 1920 einen höheren Rang, als sie durch Papst Benedikt XV zu einer Basilica minor erhoben wurde, was die Bindung an den römischen Bischof und die Bedeutung dieser Kirche für ihre Umgegend betont. Das aber nur am Rande, denn das für mich persönlich wirklich faszinierende ist, dass die Entstehung dieser Kirche bereits im 4. Jahrhundert begann und sie damit eine der ältesten Kirchen Deutschlands ist, die noch Bestand hat.

    Ich öffne die Eingangstür, trete ein und befinde mich zunächst in einem Vorraum. Allein schon dort findet man unter anderem eine kleine Kapelle für sich, in der sich eine Figur der Maria mit dem Leichnam des gekreuzigten Jesus im Arm befindet. Ich setze mich kurz und lasse diese Szene auf mich wirken... Man kann, insofern Ruhe um einen herum ist und man sich auf dieses Bildnis einlassen kann, förmlich das Leid der Mutter spüren.

    Ich gehe auf das große Portal zu und habe Glück, der Kirchenraum ist geöffnet. Bilder von diesem kenne ich bereits aus Büchern und dem Internet, aber was mich beim Eintreten dann wirklich erwartet, ist unbeschreiblich. Ich betrete eine andere Welt. Der mehreckige Kuppelbau (Dekagon) mit seinen Farben an der Decke, so hoch, dass er förmlich in den Himmel zu wachsen scheint, der höhergelegene Chor, aus dessen Perspektive das Dekagon fast noch einmal imposanter wirkt, die bunten Fenster, ebenso wie das Alter dieser Kirche, welches man beim Anblick dieses Raumes regelrecht spüren kann, läßt mich andächtig oder besser gesagt, eher demütig werden.

    Direkt neben dem Eingang befindet sich etwas, bei dem man sich - laut einer Legende - gut überlegen sollte, näher zu kommen. Die Blutsäule. In dieser Legende heißt es, diese Säule weiß zu unterscheiden, ob jemand gut oder böse ist. Die Inschrift der über der Säule angebrachten Tafel scheint dies zu bestätigen, denn übersetzt steht dort sinngemäß, dass man es glauben soll, über diese Säule lief vor langer Zeit Blut und wer Schlimmes getan hat, wird dort seine Strafe erhalten. Man hatte also den Glauben, diese furchterregende Steinsäule werde diejenigen, die schwere Sünden begangen haben, richten.

    Wie aber kam es dazu...in dieser Legende soll über diese Säule das Blut der heiligen Märtyrer geflossen sein, welche zur Legion des heiligen Gereon gehörten. Und tatsächlich heißt es weiter, dass der merowingische König Thiederich plötzlich tot umfiel, nachdem er in einer Schlacht seinen Bruder Theudebert besiegte, seinen Bruder und seinen Neffen tötete, um an die Macht zu gelangen, und sich dann, seine ihn warnenden Ratgeber noch verhöhnend, vor diese "wissende" Säule stellte. Man fand lediglich eine Stichwunde bei ihm, aber niemand konnte erklären, wo diese herkam...

    Nicht, dass es für mich einen Grund gäbe, Angst zu haben, nun vor dieser Säule zu stehen, aber ein seltsames Gefühl ist es bei dem Gedanken an diese Legende dennoch...

    Immer noch von dem Gefühl erfüllt, was diese wunderschöne Basilika, welches für mich persönlich die schönste der 12 großen romanischen Kirchen in Köln ist und für mich direkt nach dem Dom kommt, in mir ausgelöst hat, trete ich wieder nach draußen und setze meinen Spaziergang fort.

    Ich kann euch einen Besuch dort wirklich nur empfehlen.

    Aber Vorsicht bei der Blutsäule...

    Eure Ramona
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