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  • Day 14

    Hiroshima

    April 18, 2018 in Japan ⋅ ☀️ 18 °C

    Es geht mir oft auf Reisen so, eigentlich weiß ich vieles vorher und trotzdem verstehe ich es erst mit der Erfahrung vor Ort wirklich. Obwohl mir auch dann natürlich klar wird, dass es nur immer Bruchstücke sind, die man begreift.
    Natürlich wissen wir, was in Hiroshima passiert ist. Und trotzdem muss man sich noch einmal bewusst machen, dass durch den Abwurf einer einzigen Bombe 140.000 Menschenleben ausgelöscht wurden ... und zwar auf die übelste Art und Weise: verschüttet, verbrannt oder hinterher an der Strahlenkrankheit zugrunde gegangen. Überlebende vergleichen die Situation nach dem Abwurf fast alle mit Höllendarstellungen. Hiroshima habe nur noch drei Farben gehabt: braun, rot und schwarz.
    Neben dem eigentlichen Friedensmuseum haben Überlebende noch einen Infopunkt errichtet, weil sie der Meinung waren, dass das eigentlich gut gemachte Museum nicht alle Fragen beantworte. Also herrscht auch hier keinesweg Konsenz über die Gründe und Bewertung des Geschehens. Sie berichten auch darüber, dass es bis 1952 eine von den USA initiierte Nachrichtensperre über die Bombe gab. Das heißt, dass zwar alle die Strahlenkrankheoten sehen konnten, aber sie nicht als Folge von Atomstrahlung diskutiert wurde. So gab es zwar viel Hilfe für die Stadt, aber keine richtige Anerkennung und Behandlung für Strahlenschäden. Interessant ist übrigens auch die Frage, ob man sich heute noch einer Strahlungsgefährdung aussetzt. Nach Aussage des Infopunktes habe die ernorme Hitze der Explosion dazu geführt, dass die Kernschmelze nicht vollständig abgelaufen sei und nicht das gesamte Strahlungspotenzial entfaltet worden sei. Zudem sei Hiroshima wenige Wochen nach der Katastrophe von einem verheerenden Taifun heimgesucht worden (auch das noch), der jedoch die Asche und viel verstrahlte Erde ins Meer gespült habe.
    Tröstlich war es vor allem den Ort an einem wunderschönen Frühlingstag zu besuchen und zu sehen, wir alles grünt und blüht. Im Friedenspark vor dem Museum gibt es verschiedene Erinnerungsstätten, die häufig auch Grabstätten sind. Hier brennt die Flamme der Erinnerung, es gibt eine Friedensglocke und ein rührendes Denkmal für ein Mädchen, das als 2-Jährige den Bombenabwurf wie durch ein Wunder überlebte, aber als 10-Jährige an Leukämie erkrankt und letztlich starb. Ihr wurden als Zeichen der Hoffnung und des Friedens Tausende von Papierkranichen gesandt. Auch heute noch basteln Kinder aus aller Welt Papierkraniche und stellen sie an dem Denkmal aus.

    Eine Statistik zum Schluss:
    Anzahl der Atomsprengköpfe 2017: USA 6800, Russland 7000, Frankreich 300, China 270, GB 215, Israel 80, Pakistan 140, Indien 120, Nordkorea < 20
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