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  • Day 1

    Die Reise

    September 5, 2018 in South Africa ⋅ ⛅ 11 °C

    Am 05.09.2018 bestieg ich in Frankfurt, zusammen mit meinen neuen Mitbewohnern Charlie, Anne, Toni und Lena, das Flugzeug, dass uns in unser neues Zuhause für die nächsten zwölf Monate bringen sollte.

    Zuerst ging es nach London Heathrow, wo wir gegen 21 Uhr ankamen, um direkt in eine Boing 747 umzusteigen, welche gegen 23 Uhr abhob.
    Über den Flug selbst gibt es wenig Spannendes zu berichten, es war laut, heiß und voll. Eingezwängt zwischen ständig vorbeirollenden Getränkewagen und einem Südafrikaner mit britischen Wurzeln, welcher den gesamten Flug über stillschweigend, den Kopf auf die Hände gestützt, zwischen mir und Charlie, saß, kann man die elfeinhalb Stunden Flug wahrlich nicht als Genuss bezeichnen und hemmte zunächst die Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer.

    Als die Boing um etwa 10 Uhr morgens zur Landung in Kapstadt ansetzte, kam wieder Bewegung in die Passagiere. Tatsächlich sprach mich sogar mein Sitznachbar an, wobei ich aufgrund seines starken Akzents große Teile seiner Fragen, sowie seinen Namen nicht verstand.
    Was ich jedoch verstehen konnte war sehr interessant, so erzählte er mir, dass er aus Kapstadt käme, jedoch schon an verschiedenen Orten in Südafrika gelebt habe, unter anderem auch in dem Stadtteil von Port Elizabeth, wo ich wohnen würde.
    Was mir ebenfalls in Erinnerung blieb war sein Ratschlag, dass Südafrika zwar wunderschön sei, „but always have a hand on your phone.“ Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass die Nelson Mandela Bay (Port Elizabeth und Umgebung) es in die Top 50 der gefährlichsten Orte der Welt mit Platz 46 geschafft hat. Aber dazu später mehr.

    Nachdem wir in Kapstadt angekommen waren, wurde mir so langsam erst bewusst, dass wir uns auf der anderen Seite der Welt, genauer gesagt etwa 9400 Kilometer von zu Hause entfernt befanden.
    Verschiedene neue Eindrücke strömten auf mich ein, die Luft roch würziger, die Umgebung war geprägt von mediterraner Vegetation und die Leute im Flughafen waren eine bunte Mischung aus Passagieren und Mitarbeitern aus aller Welt.
    Hier konnte ich auch schon erste Auswirkungen der Wasserknappheit in Kapstadt feststellen, so war beispielsweise nur ein Wasserhahn von vieren auf der Toilette angeschlossen.

    Der Anschlussflug brachte uns zum ersten Mal wirklich in Zeitstress. Nachdem wir unser Gepäck durch den Zoll gebracht hatten, realisierten wir, dass wir es niemals rechtzeitig würden aufgeben, die Sicherheitskontrolle passieren und den Flieger betreten können. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei dem sehr hilfsbereiten und netten Flughafenpersonal in Kapstadt bedanken, welches uns mit unseren Koffern durch die Handgepäckskontrolle schleuste und half, rechtzeitig die Maschine besteigen zu können. Wir wurden angewiesen, unsere Koffer neben dem Flugzeug stehen zu lassen, was in mir ein ungemütliches Gefühl hervorrief.

    Um 12:45 Uhr erreichten wir schlussendlich den Flughafen von Port Elizabeth (der Einfachheit halber werde ich von nun an die lokale Abkürzung PE verwenden) an welchem wir von unserem Projektleiter und Mentor Jonas abgeholt wurden.
    Ebenfalls dabei waren einige Mitarbeiter von Masifunde, welche zu Begrüßung von uns Freiwilligen ein Lied zusammen mit einem Tanz einstudiert hatten, welches Sie vor der Eingangshalle des Flughafens präsentierten.
    Besonders beeindruckt war ich von der Herzlichkeit und Offenheit der Leute. Die ganze Rückfahrt über wurde in dem Bus getanzt und gesungen, während Musik aus den Lautsprechern lief.
    Insgesamt konnte ich feststellen, dass dieses Land wesentlich mehr Gefühl und Intensität besitzt, als ich es von Zuhause gewöhnt bin. Dabei möchte ich Deutschland und ganz besonders meinen wunderschönen Heimatort Unkel nicht schlecht dastehen lassen, aber Kreativität besonders in den Bereichen Tanz, Musik und Kunst hat hier einen ganz anderen Stellenwert als bei uns. So wird beispielsweise überall gesungen und getanzt, egal ob man die Schüler auf dem Heimweg beobachtet, den Gärtner nebenan, der zwischen seinen Aufgaben Hip-Hop – Schritte übt oder ein kleines Konzert besucht, wo Bewohner des Townships ihre Arbeiten vortragen und das Publikum innerhalb von Minuten im ganzen Saal am Tanzen ist.

    Das Haus, in das wir zogen, liegt in der Fordyce Road und gehört zum sogenannten Suburban des Stadtteils Walmer in welchem ebenfalls das einzige stadtinterne Township und mein Arbeitsplatz liegt. Es ist geräumig und besteht aus fünf Schlafzimmern, drei kleinen Bädern, einer Küche und einem Wohnzimmer. Zudem haben wir noch eine kleine Terrasse und einen Garten, in welchem jedoch meistens Autos unseres Projektes stehen.
    Mein Zimmer liegt direkt neben dem Eingang und besitzt ein großes Bett, mehrere kleine Schränke, einen Schreibtisch und sogar einen Kamin. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, gingen wir mit zwei sehr netten Mitarbeitern von Masifunde, Manelisi und Siphokazi, einkaufen, um erste Lebensmittel und Simkarten zu bekommen.
    Nach über 30 Stunden auf den Beinen waren wir alle erschöpft, aber zufrieden, endlich angekommen zu sein und loslegen zu können.
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