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  • Day 181

    Verkehr in Südafrika

    March 4, 2019 in South Africa ⋅ ☀️ 25 °C

    Da zurzeit jenseits der Arbeit nicht viel Erzählenswertes passiert, gibt es auch heute einen eher informativen Beitrag zu einem Thema, dass mir sehr am Herzen liegt: der öffentliche Transport. Jeder kennt es: man sitzt minutenlang halb durchgefroren an der Bahnsation und wartet auf den nächsten Zug. Aus den 5 Minuten Verspätung werden zehn, fünfzehn und plötzlich fällt der Zug aus. Voller Ärger betrachten 20 Fahrgäste das gehaßte Informationsschild der Deutschen Bahn und während einige seufzend nach dem Mobilfunkgerät greifen, um sich ein Taxi zu bestellen, hetzen andere zur nächstgelegenen Busstation, um noch den nächsten Linienbus zum gewünschten Ziel zu erwischen. Kleine Kinder rufen ihre Eltern an, um von ihnen abgeholt zu werden, während sich der Rest in sein Schicksal ergibt und auf die nächste Bahn wartet, die wahrscheinlich erst in 30 Minuten abfahren wird. So zumindest ging es mir täglich an der Bahnstation Bad Honnef, während ich auf die Regionalbahn (wohl gemerkt Bahn nicht Zug, steht sogar vorne dran :) Richtung Unkel wartete. An alle die sich jetzt nur zu gut in diese Situation hineinfühlen können, weil sie es selbst schon unzählige Male erlebt haben, möchte ich an dieser Stelle nur sagen: Glaubt mir, es geht immer noch schlimmer. Denn auch wenn Südafrika drittstärkste wirtschaftliche Kraft Afrikas (mittlerweile hinter Ägypten und Nigeria gerutscht) und touristisch sehr gut erschlossen ist, ist der Transport und insbesondere der ÖPNV eine Katastrophe!
    Ich werde an dieser Stelle die gängigen Transportmittel vorstellen und, sofern möglich, mit den europäischen Pendants vergleichen.

    Für kurze Strecken innerhalb der Stadt gibt er mehrere Möglichkeiten, sich mit öffentlichen Transportmitteln fortzubewegen. Hauptverkehrsmittel sind dabei sogenannte Minibustaxis. Dabei handelt es sich um etwa zehn- bis zwölfsitzige kleine Transporter, meistens Toyota Quantums, falls jemand im Internet ein Bild dazu suchen möchte. Diese Taxis sehen zwar alle gleich aus, unterliegen jedoch keinem Unternehmen oder Verkehrsverbund, sondern Privatpersonen, welche sich ein bis drei Quantums kaufen und einen Fahrer einstellen. Der normale Preis beträgt 12 Rand (etwa 0,60 €), kann aber je nach Ortschaft und Nachfrage abweichen.
    Besonders für die finanziell schwachgesichterte soziale Schicht ist dies das wichtigste Fortbewegungsmittel. Meistens kommen die Fahrer selbst auch aus den Townships und haben dort auch einen gewissen Ruf, denn wer nicht zahlt, für den kann es sehr ungemütlich werden. Dennoch sind sie auf die Einnahmen angewiesen, denn den wenigsten Fahrern gehört ihr Taxi selbst und meistens gibt es einen mündlichen Vertrag mit dem Besitzer und Eigentümer des Taxiunternehmens, dass man jeden Tag durchnittlich 3000,00 ZAR an diesen übergeben muss, die Überschüsse dürfen behalten werden. Schafft man es nicht, das Geld zusammenzukriegen, so wird es von den eigenen Einahmen der nächsten Tage abgezogen. Dass setzt viele Taxifahrer unter Druck und sorgt dafür, dass sie hupend durch die Stadt rasen und so ungefähr alle existenten sowie vorstellbaren Verkehrsregeln brechen und über Bürgersteige fahren, mitten auf der Straße anhalten oder mit einem gemeingefährlichen Tempo durch 30er Zonen fahren, was in Deutschland zu sofortigem Entzug der Fahrerlaubnis und astronomischen Geldbußen führen würde. Aufgrund dessen sind die Minibustaxis auch zu einem großen Teil an Südafrikas Todesursache Nummer Eins beteiligt: Verkehrsunfälle.

    Geahndet wird ihre Fahrweise jedoch kaum, Grund dafür: viele Polizisten sind selbst nebenberuflich Taxiunternehmer. Ein weiterer Beweis dafür, dass das Land noch einen weiten Weg zurückzulegen hat, bis es endlich frei von Korruption auf Augenhöhe mit den anderen Industriestaaten ist.

    Ich bin bisher nur einmal in Kapstadt mit einem Minibustaxi gefahren und es war halsbrecherisch, weshalb ich diese Art des öffentlichen Verkehrs niemandem weiterempfehlen würde. Zumal besonders auf abgelegenen Strecken und Nachts die Gefahr als Weißer hoch ist, von den Taxifahrern ausgeraubt zu werden.
    Begleitet wird der Taxifahrer zudem immer von einem Schreier, dessen Aufgabe darin besteht, Gäste aufmerksam zu machen, indem er in einer unglaublichen Lautstärke das Ziel der Fahrt herumschreit und dabei so laut pfeift, dass einem beinahe das Trommelfell reißt. Außerdem kümmert er sich um alle Geldtransaktionen, denn es ist im Gegensatz zu klassischen Bussen nicht üblich, beim Einsteigen zu zahlen, sondern während der Fahrt. Gibt es keinen Partner, so muss sich der Gast, welcher sich auf den Beifahrersitz setzt, sich um den Ticketverkauf kümmern und auch das Rückgeld rausgeben (was erstaunlich gut funktioniert). Die Fahrt in dem Minibustaxis war auf jeden Fall ein Erlebnis, ist aber definitiv nicht weiterzuempfehlen.

    Für uns Freiwillige ist neben dem Mietauto vor allem Uber die bevorzugte Transportmethode. Für alle die es nicht wissen, da Uber aufgrund des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) von deutschen Straßen verbannt wurde: dabei handelt es sich um ein internationales Unternehmen, bei dem sich Privatpersonen als Taxifahrer registrieren lassen können und via App von ihren Fahrgästen kontaktiert werden. Bezahlt wird auch in der App, wovon Uber einen prozentualen Anteil an den Fahrer überweist. Die Methode ist schnell prakisch und man erfährt bereits vorher alles über den Fahrer, wie beispielsweise das Wagenkennzeichen und Bewertungen von vorherigen Mitfahrern. So banal das klingt, es sorgt für Sicherheit und Transparenz und darüber hinaus wird der Wagen dauerhaft getrackt. Deshalb ist es im Gegensatz zu dem normalen Taxi, wie man es aus Deutschland kennt und womit wir zum letzten lokalen Transportmittel kämen, wesentlich unwahrscheinlicher, von dem eigenen Taxifahrer abgezogen zu werden, was in der Gegend hier nicht grundsätzlich auszuschließen ist.
    Um es möglichst kurz zu halten, für die Langstrecke stehen Fernbusse und Flugzeuge zur Verfügung. Je nach Fernbus kann man wohl Glück haben oder auch nicht. Ich selbst bin noch mit keinem gefahren, aber da mich Ben bald besuchen kommt und von Kapstadt aus mit dem Bus nach PE fährt, kann er vielleicht in den Kommentaren ein kleines Statement dazu abgeben.

    Die südafrikanischen Airlines scheinen auch in Ordnung zu sein, auch wenn ich bisher nur mit Comair geflogen bin, die jedoch Zubringerflüge für große Airlines macht und dementsprechend einen gewissen Standart zu wahren hat. Deshalb kann ich noch nicht viel darüber sagen, insbesonders deshalb, weil ich noch nicht mit der südafrikanischen Hauptairline, „South African Airlines“, geflogen bin.

    Zu guter letzt gibt es auch noch Züge, allerdings ist das Streckennetz nicht besonders gut ausgebaut und sie gelten insgesamt als sehr unsicher. Einzige Ausnahme: Der Gautrain, ein Hochgeschwindigkeitszug von Johannesburg nach Mosambik, welcher grundsätzlich sicher und natürlich sehr schnell ist.

    Damit genug zum Thema Transport in Südafrika, ich hoffe der Artikel war nicht zu lang und kann jedem, der neu in Südafrika ankommt ein paar Tipps an die Hand geben.
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