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  • Day 190

    "Yeah I'm free, free fallin' "

    March 13, 2019 in South Africa

    Wer in letzter Zeit mal einen Blick auf meine Footprints geworfen hat, dem wird nicht entgangen sein, dass ich mittlerweile seit bald einem halben Jahr unterwegs bin. Und das bedeutet, dass das Zwischenseminar meiner Entsendeorganisation SAGE Net ansteht. Dieses sollte, wie jedes Jahr, in dem verträumten Städchen Wortelgat stattfinden. Da aber der Küstenort einige hundert Kilometer in Richtung Kapstadt entfernt liegt, entschieden wir uns bereits ein paar Tage früher loszufahren, um auf der Strecke noch Pausen einlegen zu können.

    Am 12.03 ging es dann mit drei Autos los. Neben uns sieben Freiwilligen begleiteten uns zusätzlich bis zur ersten Station noch Lene und Simon, Freunde Kilians.

    Den ersten Abend verbrachten wir wieder in der Wildspirit Lodge, dem Backpackers im Nature’s Valley. Dort wurde gemeinsam gekocht, bevor es dann ins Bett ging. Dieses Mal hatten wir nicht nur einen eigenen Dorm für uns, nein es war ein richtiger Schlafsaal, da wir, wer mitgezählt hat weiß es, zu neunt unterwegs waren. Leider war dieser Schlafsaal in einem eigenen Gebäude etwas abseits von der Lodge. Aber das war etwas nervig, aber alles in allem kein Problem, da es am nächsten Tag schon weiter ging. Ziel: Oudtshoorn.

    Doch bevor wir weiterfuhren, stand uns noch ein ganz besonderes Ereignis bevor: Der Bloukraans Bungee Jump. Der Bloukraans Bungee Sprung ist der höchste Bungee Sprung der Welt von einer Brücke, denn es geht satte 216m in die Tiefe. Das einige von uns den Sprung machen wollten stand schon länger fest und auch wenn ich mir nicht immer hunderprozentig sicher war, ob ich mich wirklich auch in die Tiefe stürzen wollte, hatte ich spätestens seit Weihnachten keine andere Wahl mehr, da meine WG mir den Sprung zum Geburtstag geschenkt hatte. Also gesagt getan, meldeten wir uns morgens noch in der Lodge online an und fuhren mittags die etwa zehn Kilometer zu der Brücke zurück. Dort angekommen wurde jeder erst gewogen und bekam daraufhin die Klettergurte umgehängt. Danach ging es an den Rand der Brücke, wo man an einer Zipline zur Sprungplattform rutschte. Als ich an die Reihe kam riskierte ich ein paar Blicke nach unten und schon der erste Blick in die luftigen Tiefen und die harten im Wasser eingebettet Felsen ließen mich an meiner Entscheidung stark zweifeln. Aber nun gab es kein zurück mehr.

    Auf der anderen Seite angekommen blieb noch ein wenig Zeit zum Fotos schießen, wo wir uns mit ein paar älteren Chilenen unterhielten, die auf Rundreise in Südafrika waren. Und dann ging es los. Als erster Springer war Kilian dran. Nachdem der Guide seine Beine mit Polstern eingewickelt und das Sprungseil eingehakt hatte, wurde er zur Kante geführt und ... sprang.

    Danach waren ein paar andere Leute an de Reihe und kurz darauf schon ich.
    Nachdem ich mich noch mehrmals vergewissert hatte, dass die Halterung wirklich fest genug saß, wurde auch ich an den Abgrund geführt. Danach ging alles unglaublich schnell, einer der Männer neben mir zählte von fünf runter und dann sprang ich. Die ersten Sekunden waren mit Sicherheit die merkwürdigsten des ganzen Sprungs. Denn es fühlte sich wirklich an, als würde man ohne Sicherung ohne irgendetwas, dass einem im Notfall noch retten würde, springen. Ich hätte auch von einem Baum springen können und es wäre, bis auf den starken Luftzug dasselbe Fallgefühl gewesen. Nach zwei bis drei Sekunden hatte sich mein Körper gravitationsbedingt um 180 Grad gedreht, sodass ich nun mit dem Kopf zuerst fiel. Mit dem Gefühl wie Superman auszusehen streckte ich die Arme nach vorne und ballte zwei Fäuste, während ich dem Abgrund entegegenraste. Nach weiteren ein bis zwei Sekunden spürte ich das Bungeeseil ziehen und wurde kurz darauf wieder nach oben geschleudert. Das war das verwirrendste Gefühl an der ganzen Sache, denn ich wurde nicht so sauber von dem Seil wieder nach oben gezogen, dass ich weiterhin mit dem Kopf nach unten hing, sondern so stark, dass ich, zumindest glaube ich es, teilweise fast wieder aufrecht in der Luft stand. Nach wenigen Augenblicken schon hatte ich den Überblick von oben und unten verloren. Die Sekunde, an dem Aufschwung am höchsten Punkt angekommen war und man für einen Bruchteil einer Sekunde reglos in der Luft „steht“ und die darauffolgende Abwärtsbewegung, waren das Beste an dem gesamten Sprung, ein Gefühl völliger Schwerelosigkeit und ... Freiheit.

    Danach wurde es wieder etwas unangenehm, denn nachdem ich mich ausgependelt hatte, hing ich mit dem Kopf nach unten im Seil und wartete darauf, dass mich jemand wieder hochholte. Ich musste an die Worte von Nils denken, einem deutschen Studenten, den ich bei unserem ersten Besuch in der Wildspirit Lodge kennengelernt hatte und der an eben diesem Tag selbst den Sprung gemacht hatte und seiner Meinung nach, war das Schlimmste, der Augenblick, als er im Seil hing und das Gefühl hatte, rauszurutschen.

    Da hing ich also, noch gut hundert Meter über dem Boden und betete, dass man mich rechtzeitig einsammeln würde. Nach etwa einer halben Minute war endlich der Guide, der an einem Stahlseil herabgelassen wurde. Bei mir angekommen, hakte er mich bei sich ein und löste das flexible Bungeeseil von meinem Gurt, bevor es für uns beide wieder nach oben ging.

    Insgesamt muss ich sagen, dass der Bungee Sprung eine klasse Erfahrung war und so viel Spaß gemacht hat, dass ich es auf jeden Fall nochmal machen würde. Damit ist ein weiterer Punkt von der Liste mit Dingen, die ich dieses Jahr machen oder erlebt haben will abgehakt. Als nächstes: Der Krüger Nationalpark und die Jagd nach den Big Five (natürlich nur mit Kameras, ist ja klar ;).
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