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  • Day 226

    Mit dem Kopf im Sand...

    April 18, 2019 in South Africa ⋅ ☀️ 16 °C

    Nachdem wir das südlichste Kap Afrikas am selben Tag noch hinter uns gelassen hatten, fuhren wir weiter ins wüstliche Oudtshoorn. Dort hatten wir ein Airbnb dicht an den Cango Caves gebucht. Nachdem wir uns in der kleinen Hütte eingerichtet hatten, fuhren wir auf eine naheliegende Farm um zu Abend zu essen. Ich hatte Krokodil, dessen Geschmack mich etwas an trockene und leicht faserige Pute erinnerte. Das Fleisch war sehr hell und auch wenn es als Delikatesse gilt, schafft es in meinen Augen nicht den Sprung in die Top Five der Fleischsorten.

    Am nächsten Morgen gingen wir zu den Cango Caves, wo Mama die normale Tour und Papa, Aja und ich die Adventure Tour machten. Wer genaueres über diese Tour lesen möchte, dem empfehle ich meinen Blogeintrag „Die Cango Caves“ und werde an dieser Stelle nicht genauer darauf eingehen, um anderen Ereignissen in diesem Beitrag den Vortritt zu lassen. Gesagt sei nur, dass die drei mit Bravour die Tour trotz gefährlicher Kletterei und Herumkriecherei bestanden. Alle hatten viel Spaß und waren beeindruckt von der alten Höhle.

    Nachdem wir die Höhle wieder verlassen hatten, fuhren wir zu einer Straußenfarm in der Nähe. Die gesamte Gegend um Oudtshoorn ist bekannt für ihre vielen Straußenfarmen. Da sie die idealen Wetterbedingungen für die Tiere bietet, welche heiße Temperaturen und wüstige Gegenden lieben, werden hier die meisten Tiere gehalten. Tatsächlich leben aufgrund dessen in Südafrika über 90 Prozent der weltweiten Straußenpopulation, wie uns auf der Farm erklärt wurde. Aber dazu später mehr.

    Nachdem wir auf der "Highgate"-Farm angekommen waren, meldeten wir uns für eine Tour an. Unsere Führerin begleitete uns zunächst zu zwei jungen Straußen und erklärte uns ein wenig über die verschiedenen Straußenarten, deren Körperaufbau und Verhalten. Es war sehr amüsant zu sehen, wie der kleine Kopf auf dem langen Hals, der wie eine Schlange hin und her schwang, auf und ab ging. Tatsächlich ist die Speiseröhre von Straußen extrem dehnbar. Alles was in den Schnabel passt, findet auch seinen Weg in den Magen. Und das ist auch wichtig, denn Strauße fressen viele Steine und andere scharfkantige Gegenstände. Diese verbleiben dann für lange Zeit im Magen, bis sie sich über die Jahre so verkleinert und abgeschleift haben, dass sie wieder ausgeschieden werden. Warum machen Strauße das? Wird sich jetzt der ein oder andere fragen. Strauße benötigen für eine funktionierende Verdauung feste Gegenstände im Magen, die bei der Zerkleinerung der Nahrung helfen. Meisten fressen sie daher Steine, da sie leicht zu finden sind und zudem während des Mahlprozesses wertvolle Mineralien freisetzen. Tatsächlich sammeln sich über die Zeit mehrere Kilo Steine im Magen eines Straußes. Die Führerin erzählte uns, dass bei der Schlachtung eines der Tiere (ja Strauße werden gezüchtet und stehen nicht unter Artenschutz), der Magen zum Überraschungsei werde. Denn nicht nur Steine wandern in den Schnabel der diebischen Vögel, sondern alles was glitzert, glänzt oder sonst irgendwie die Aufmerksamkeit der Tiere auf sich zieht. So wirktder gemeine Strauß vielleicht zuerst einmal etwas listig, wie etwa die Elster, die in Fabeln meistens auf der Suche nach Schmuck ist und dabei jeden notwendigen Trick anzuwenden bereit ist. Tatsächlich sind die Tiere von ihrer intellektuellen Seite her aber eher einfach gestrickt. Das Gehirn eines Straußes ist kleiner als sein Auge. Zwar besitzt der Vogel mit einem Auge von bis zu 5cm Durchmesser die größten Sehorgane aller Landlebewesen, aber für ein Gehirn fällt die Ausbeute in diesen Dimensionen eher schlecht aus.

    Doch nun genug zur Intelligenz des Straußes, denn dafür besitzen die Tiere einzigartige Talente. Neben einer Renngeschwindigkeit von bis zu 70km/h legen die riesigen Vögel natürlich auch die größten Eier. Mit zwei Kilogramm Gewicht und einem Volumen von etwa 24 Hühnereiern ist diese Tatsache auch durchaus nachvollziehbar.
    Unsere Besuchstruppe wurde daraufhin vor mehrere frische Straußeneier geführt, die im Schatten einer kleinen Krippe lagen. Nun durfte jeder der wollte einmal die Stabilität der Eier überprüfen und sich darauf stellen. Und tatsächlich, sie hielten.
    Im Übrigen sind die Eier auch Grund für den Mythos, Strauße würden bei Gefahr den Kopf in den Boden stecken. Eigentlich scharren sie nur um den unausgebrüteten Nachwuchs herum und wenden die Eier. Da diese meistens in kleinen Kuhlen liegen, sieht es bei kurzer Betrachtung so aus, als wurden die Riesenvögel ihre Köpfe in den Boden stecken.

    Als nächstes ging es für uns zu einer Eierbrutanlage. Damit die Straußendamen möglichst schnell neue Eier legen (alle zwei Tage eins und etwa 60 im Jahr) werden ihnen die neuen Kalkkokons schnell weggenommen und möglichst effizient in großen Metallcontainern ausgebrütet. Klingt allerdings spannender, als es tatsächlich war.

    Danach beobachteten wir, wie aus Straußenfedern Staubwedel hergestellt wurden (der Herstellungsprozess betrug etwa zwei Minuten), bevor wir uns wenige Monate alte Straußenkinder anschauen und auch anfassen durften.
    Das Geschlecht und somit auch die äußeren Merkmale zeigen sich bei den Tieren erst nach ein paar Monaten, weshalb die Kleinen alle gleich aussahen. Erst in ein paar Wochen werden die Männchen ihr bekanntes schwarzes Gefieder bekommen, werden die Weibchen das braune Kleid beibehalten. Der Grund dafür ist evolutionär bedingt. Da bei Straußen, wie bei den meisten Vögeln, beide Eltern für das Ausbrüten des Nachwuchses zuständig sind, hat es sich ergeben, dass die Federn des Männchens dunkel wurden, da dieser nachts auf die Eier aufpasste und so besser getarnt war, während das Weibchen tagsüber auf die Eier achtete und mit dem braunen Gefieder in den wüstenartigen Gegenden weniger auffiel. Obwohl Strauße wenige Feinde haben und ein kräftiger Tritt eines der Tiere einen Menschen der länge nach aufschlitzen kann, da sie eine Art Kralle an jedem ihrer Beine besitzen, sind sie beim Kampf gegen mehrere Gegner schnell überfordert. So sind Strauße in freier Wildbahn besonders Rudeln schnell unterlegen. Allerdings können sie bei ihrer Geschwindigkeit zügig entkommen, solange sie nicht umzingelt sind.

    Zum Abschluss durften wir noch ein paar ältere Strauße mit Maiskörnern füttern, wobei sowohl Mama, Papa, als auch ich von ihnen gekniffen wurden, als die Hand leer war.
    Danach gab es noch einen kurzen Blick in den Shop, wo es vor allem kunstvoll verzierte Straußeneier und Lederaccessoires zu kaufen gab – denn Straußenleder ist weltweit berühmt.

    Auf meine Nachfrage hin, ob es auch Eier zum Verzehr geben würde, wurde ich zu Pick`n`Pay referiert, wo lokale Farmer ihre Eier verkauften. Auf unserem Weg aus Oudthoorn raus, kaufte ich eines der Eier für 60 Rand.
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