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  • Day 34

    Mit dem Nachtzug nach Hue

    December 27, 2016 in Vietnam ⋅ 🌫 20 °C

    Es ist 7:42, als meine Ohren beschwingte Klänge vietnamesischer Musik wahrnehmen, die aus den Bahnlautsprecher schallern. Ich öffne die Augen und Vietnams Landschaft saust immer noch an uns vorbei, aber es ist inzwischen hell...
    Olli schläft noch. In wenigen Minuten erreichen wir Dong Hoi. Wir wollen aber nach Hue und haben noch 3 Stunden Fahrt vor uns.

    10 Stunden früher.
    Nach 5 Tagen tollen Tagen Hanoi ziehen wir in Richtung Süden.
    Übers Internet haben wir den Nachtzug von Hanoi nach Hue gebucht. Mit dem Taxi fahren wir von unserem Hotel zum Hauptbahnhof. In meiner Vorstellung denke ich da einen großen Bahnhof mir vielen Gleisen... nicht wie der Berliner Hauptbahnhof aber so was wie Bahnhof Hannover oder so... in Realität hat der Hauptbahnhof von Hanoi gerade mal 2 Gleise. Auf dem einem geht es nach Sapa und auf dem anderen nach Hue. Selbst wenn man ein Trottel ist, hat man also ne 50/50 Chance am Ende im richtigen Zug zu sitzen.

    Ne halbe Stunde vor der Zeit, soll man am Zug sein. Deutsch, wie wir sind, sind wir da, pünktlich. Auf dem Weg zu unserem Waggon laufen wir an vielen ansprechend aussehen Schlafwagen vorbei. Aber schon klar, dass am Ende des Zuges noch die Holzklasse wartet und zwar auf uns. Mit der Ticketbestätigung bekamen wir noch einen Discount - wofür war nicht klar. Ich dachte nur: "Perfekt, da klingelt doch die Reisekasse."

    Mit unseren dicken Rucksäcken quetschen wir uns durch die engen Gänge und kämpfen uns zum Abteil vor.
    Betten: 4. Platz zum Gepäck verstauen: 0.
    30 Minuten lang hoffen wir, dass keiner mehr kommt. Bis ich draußen am Fenster eine fünfköpfige Familie vorbeilaufen sehe und bei mir so denke: "Wenn die Mal nicht mit in unserem Abteil sind". Und ich soll recht behalten. Ich erinnere noch mal.
    Betten: 4
    Wir: 2
    Stauraum für zwei große Rucksäcken: 0
    Vietnamesische Familie: 5

    Wir sind verwirrt. Ich frage den Schaffner, ob wir wirklich richtig sind. Er bestätigt. - später wird mir der gute Mann noch ein Zweibettabteil anbieten, für sage und schreibe 150 US$, wir haben gerade mal umgerechnet 70 € für unsere Fahrkarten bezahlt. "Der spinnt wohl", denke bei mir, lehne aber höflich ab. Dann schließt er die Tür von dem kleinen Abteil. Draußen dran steht: "Personal-Kabine". Dann bietet er dieselben Kabine der vietnamesichen Familie an. Die wollen auch nicht.

    Immer noch stehen wir zu siebend im Abteil. Olli und ich schieben unseren Rucksäcken unter den mit Plastikblumen dekorierten Tisch. Dann klettern wir hoch auf unsere Betten. "Zum Glück schlafen wir oben!" Wir beobachten das Treiben der Familie. Plötzlich verabschiedet sich der Vater. Mama, Oma und die beiden Kinder legen sich auch ins Bett.

    Wenige Minuten später setzt sich der Zug in Gang. 13 Stunden wird er für die 700 Kilometer bis Hue brauchen. Draußen ist es zu dunkel, als das man viel sehen könnte. Also schlafe ich zwei Bier und drei folgen "Better Call Saul" später ein. Es war wirklich sehr gemütlich und wir haben auch echt gut schlafen können. Vielleicht auch, weil wir unsere Schlafsäcke dabei hatten, denn bezogen waren Decke, Laken und Kopfkissen nicht.
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