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  • Day 16

    Curry Hammock State Park bis Key West

    November 19, 2018 in the United States ⋅ ⛅ 26 °C

    Das Ziel des heutigen Tages ist eines unserer absoluten Highlights auf dem Roadtrip: Key West. Bis dahin lagen aber noch – wie wir um 16:20 Uhr vom Tacho ablesen konnten – 67,4 Meilen schönster Florida Keys vor uns. Also planten wir den Tag so, dass wir erst am späten Nachmittag in Key West ankommen wollten. Die Reiseführer gaben Material für die Strecke her, dass wir auch locker 2 Tage dafür hätten einplanen können – mit Ausflügen aufs und unters Meer auch gerne 4-5 Tage. Da Stephan dafür ja aber nicht so zu haben ist, beschränkten wir uns (größtenteils) auf den festen Boden.

    Um 7 klingelte der Wecker. Der zu Beginn noch wolkenlose Himmel mit der aufgehenden Sonne lachte mich beim Wegschieben der Gardienen bereits an. Schnell die Sachen für das Waschhaus gerafft und raus aus der Tür – Stephan brauchte noch ein paar Minuten zum Wachwerden. Nach 3 Metern machte ich aber auch erstmal kehrt – es war unglaublich warm draußen – bestimmt schon 25 Grad. Also wurde die Boxershorts gegen die Schwimmshorts getauscht und der erste Weg führte an den Strand. Durch den feinen Sandstrand ging es in das kristallklare Wasser. Ab Knietiefe merkte man dann allerdings, dass hier Sumpflandschaft ist. Die Füße sanken in dem Sand-Schlick-Gemisch bis weit über die Knöchel ein und es ging nur langsam tiefer rein. Was solls – also einfach hier ins Wasser schmeißen. Ein „Flachköpper“ geht ja schließlich immer. Nach ein paar Minuten im Atlantik ging die Reise dann weiter zum ursprünglichen Ziel – den Duschen.
    Durch den morgendlichen Ausflug und dem dringend fälligen Rasieren brauchte ich heute Morgen ein wenig länger als sonst und so ging die Reise dann halt mal nicht um 8 Uhr, sondern 30 Minuten später los – erster Anlaufpunkt der 15 Minuten entfernte Sombrero Beach. Ein richtig schöner weitläufiger Strand diente uns fürs Frühstück und einem kleinen Ausflug ans Wasser.

    Um 10 Uhr wollten wir dann bei Pigeon Key sein. Dort sollte eine Bootstour zu der kleinen Insel Pigeon Historic starten, welche Anfang des 19. Jahrhunderts den Arbeitern der 7-Mile-Bridge als Basislager diente. Alternativ gebe es laut Reiseführer einen 3,5 km langen Trail über die alte 7-Mile Bridge. Diese war früher eine reine Eisenbahnbrücke, wurde aber nach dem Hurrikan 1935 so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass sie als Autobrücke wiederaufgebaut wurde und mittlerweile nur noch in Bruchstücken vorhanden ist. Die jeweiligen „Endstücke“ dienen als Pier zum Angeln bzw. als Trail nach Pigeon Historic. Also mit dem Boot hin und zu Fuß zurück – klang nach einem tollen Plan in unserem Kopf.
    Im Visitorcenter begrüßte uns dann jedoch bereits an der Tür ein Schild: „No tours today“. Drinnen erfuhren wir dann, dass das Schiffe einen Motorschaden hatte und gerade repariert wird. Eventuell ist es bis Übermorgen wieder funktionstüchtig. Nun gut, dann halt beide Touren zu Fuß – denkste. Auf die Frage, wo wir in den Trail starten könnten erfuhren wir dann, dass das leider auch nicht möglich sei. Dieser wurde durch den Hurrikan „Irma“ letztes Jahr leider so stark beschädigt, dass er nicht mehr als sicher gilt. Man arbeite an der Wiedereröffnung – aber das wird bestimmt noch mehr als ein Jahr dauern. Die Insel sei demnach aktuell nicht zu Besuchen – schade. Vielleicht fahren die Boote ja bis zur unserer Rückfahrt in 2 Tagen wieder – sofern wir dann ein wenig Puffer haben.
    Es war nach dem toten Mangrovenwald im Statepark gestern übrigens nicht die letzte Auswirkung von Irma, welche wir erfahren mussten. Beide Reiseführer wurden vor dem Hurrikan verfasst und im weiteren Verlauf erhielten wir immer wieder mal die Antwort, dass zumindest Teilbereiche noch wegen Sturmreparaturen gesperrt waren. Auch weitere Wälder waren abgestorben und noch immer sah man hier und da in den Wäldern und Sümpfen angespülten Dreck und Plastik welcher noch nicht beseitigt wurde. Durch diese Einblicke bekommt man zumindest eine ganz grobe Ahnung wie extrem die Auswirkungen auf die gesamten Keys letztes Jahr gewesen sein müssen. Und der Zustand aktuell liegt nicht daran, dass man in dem karibischen Flair vielleicht eher behäbig arbeitet. Man sah an vielen Ecken und Enden Arbeiter und Restaurationen. Es wird aber wohl noch Jahre dauern, bis zumindest die Infrastruktur wieder steht und vermutlich mehrere Jahrzehnte bis sich die Natur erholt hat.

    Da auf der Route – wie oben schon erwähnt – noch so viel zu tun ist, nahmen wir uns den nächsten Punkt vor. Die 7-Mile-Bridge selbst. Eigentlich ist sie nur 6,79 Meilen (10,93 km) lang – aber das wäre ja durchaus weniger einprägsam 😊
    Eine wirklich schöne Fahrt über die Brücke endete dann für uns auf dem Parkplatz unmittelbar nach Verlassen auf der rechten Seite. Der Pier von der alten Brücke auf dieser Seite war bereits wieder begehbar und so gingen wir diesen bis zum Ende. Von der Brücke aus konnten wir im flachen Gewässer sogar einen kleinen Bullenhai sehen – zumindest verriet die Tafel, dass es dort nur Bullenhaie und „Nurse Sharks“ gibt. Zuletzt genannter sieht auf den Bildern definitiv anders aus.

    Nach ca. 1 Stunde ging die Fahrt dann weiter in den Bahia Honda State Park. Hier erwartete uns der schönste Strand Amerikas laut Wahl von 1992 – wer diesen Preis übrigens einmal gewonnen hat, kann ihn nie wieder gewinnen. Somit kommen natürlich viele Strände mal in den Genuss Preisträger zu sein– aber alleine auf unserer Tour gibt es mehrere 100 Strände. Also muss er ja schon irgendwie besonders toll sein – war er auch. Definitiv.
    Aber auch hier waren die Auswirkungen von Irma noch deutlich zu sehen und große Bereiche des Statparkes waren noch gesperrt. Dennoch schaffte ich es innerhalb von 2 Minuten sowohl im Golf von Mexiko als auch im Atlantik zu schwimmen. Beide Meere treffen sich an der Spitze des State-Parks – wo man allerdings wegen der Strömungen nicht ins Wasser kann. Da half nur der „Umweg“ von vielleicht 200 Metern über Land.
    Neben den Stränden befindet sich auch noch eine alte Eisenbahnbrücke in dem State Park als Anlaufziel. Aufgrund der Strömung und der Tiefe des Wassers soll es laut Infotafeln um ein Vielfaches schwerer gewesen sein diese Brücke im Vergleich zur deutlich längeren 7-Mile-Bridge zu bauen. Heute dient sie lediglich nur noch als historisches Denkmal und Fotomotiv sowie als schöner Aussichtspunkt, denn der erste Teil ist noch begehbar. Als Fotomotiv mit einer einsamen Palme im Vordergrund und einer palmengesäumten Trasse wurde die Brücke weltberühmt. Die genannten Palmen stehen – bedingt durch Irma – nur noch teilweise. Aber trotz allem ein schöner Anblick – und so vergingen auch ganz schnell die nächsten 2 Stunden in dem Park. Hier hätte man auch durchaus den ganzen Tag verbringen können.

    Weiter ging die Reise – immer näher nach Key West kommend. Nächster Stopp: National Key Deer Refuge. Eine durchaus breitere Insel, welche als Einzige noch die Florida-Rehe beheimatet. Nur noch wenige 100 Exemplare soll es von den maximal 80cm großen, extrem Menschenscheuen Tieren geben.
    Nach einem netten Infogespräch im dortigen Visitorcenter empfahl man uns ca. 4 Meilen die Insel in Richtung Golf von Mexiko zu fahren. Dort gäbe es den größten Süßwassersee der Keys – manchmal auch mit Alligatoren und kurz dahinter einen Wandertrail zu einer Aussichtsplattform und einen ca. 2 km langen Rundweg. Mit viel Glück könne man auch eines der „Key Deers“ sehen. Das klang genau nach den Unternehmungen, welche wir für die späten Mittagsstunden angedacht hatten.
    Mit den Worten des größten Süßwassersees der Keys und den Bildern des zu Beginn der Reise bereisten 2. Größten Sees der USA, dem Lake Okeechobee (56km lang und 48km breit) im Kopf, steuerten wir zum „Blue Hole“ – so der Name des Sees auf den Keys. Tatsächlich huschte ganz schnell ein kleines Reh in einiger Entfernung über die Straße – wieder mal vom Glück geküsst – auch wenn so schnell die Kamera nicht im Einsatz sein konnte.
    Am Parkplatz vom See angekommen begannen wir den kurzen Trail – ca. 3 Minuten – welcher uns zum Blue Hole und der dortigen Plattform führte. Direkt unter der Plattform lag auch ein recht großer Alligator – immerhin schon einige Tage keinen mehr gesehen gehabt. Kurz vor seiner Schnauze paddelte auch munter eine Schildkörte in suizidaler Absicht– aber er war wohl satt. Wir hatten einen schönen Überblick über den größten See der Keys – geschätzter Fußweg um den See: 5 Minuten 😊 So sieht also ein Superlativ dann auf den Keys aus 😊.

    Und so fuhren wir weiter zum Wanderweg. Kurz zur Aussichtsplattform und dann auf zum Rundweg. Mitten durch die – teilweise tatsächlich auch noch sehr kaputte – Natur. Scheinbar hat nicht nur der Hurrikan, sondern auch ein Feuer hier seinen Teil zum aktuellen Aussehen beigetragen. Immer wieder verkohlte Stümpfe und abgeknickte Palmen und Mangroven prägten das dennoch schöne und beeindruckende Landschaftsbild. Irgendwie gehören Feuer, Wasser und Wind ja dann doch genauso zur Natur wie die Bäume und Tiere selbst.
    Wie bereits oben erwähnt sind wir ja nicht unbedingt vom Pech verfolgt. Das sollte dann auch weiter Bestand haben und so raschelte es im Grün, als wir um eine Ecke auf dem Trail bogen. Wie festgefroren standen wir um bloß kein Geräusch zu machen als ein neugieriges kleines Reh aus dem Dickicht und direkt anschaute. Ein paar schöne Fotos konnte ich machen, bevor es dann doch sehr schnell wieder dorthin verschwand wo es hergekommen war. Und wieder konnte ich einen Punkt auf meiner Liste abhaken – denn der Blick auf das weit entfernte Key Deer aus dem Auto heraus zählte ja nicht wirklich 😊.

    Als letztes Zwischenziel auf der Route wollten wir dann noch zu einem alten Tower fahren. Dieser wurde gebaut um Fledermäuse zu züchten und beheimaten, welche die Moskitos in der Umgebung speisen sollten – wenn ich so an mir und vor allem an Stephan herunter gucke eine grandiose Idee! Das klappte aber leider wohl nicht – die Fledermäuse spielten nicht mit und suchten sich immer wieder ein anderes Zuhause.
    Das Navi kannte den „Bats Tower“ und so steuerten wir laut Anweisung nach einigen weitere Meilen von der US 1 nach rechts ab auf die „Bats Road“. Klingt ja erstmal ganz gut. Wir fuhren sie bis zum Ende ab – von einem Turm keine Spur – vermutlich noch ein Opfer des Hurrikans. Den tatsächlichen Verbleib konnten wir nicht klären – aber ein denkmalgeschützter sehr alter Holzturm kann wohl durchaus einem so gewaltigem Sturm zum Opfer gefallen sein. Zumindest befanden sich auch keinerlei Hinweisschilder zu der „Attraktion“ an der Straße.
    Da es nun auch langsam auf den Abend zuging fuhren wir noch schnell die letzten Meilen zum Campground. Dieser befindet sich 4 Meilen vor dem „Ende der Welt“. Nach dem Eincheken ging es dann mit dem Uber schnell zum Mallory Square wo wir rechtzeitig bei den Menschenmassen eintrafen und in einer Bar noch einen Platz ergattern konnten – zum bezahlten Gucken schein die Leute dann doch zu geizig zu sein. Bei einem Cocktail gab es dann den Blick auf das Spektakel. Justament als die letzten Millimeter der Sonne hinter dem Horizont verschwanden brach ein Jubel und Klatschen aus – schon cool 😊.
    Im Anschluss gingen wir ein paar Blocks und erhielten einen ersten Eindruck von dem Flair der Stadt – und den in Weihnachtsdeko geschmückten Palmen. Daran habe ich mich bis jetzt nicht gewöhnt. Auf ein leckeres Abendessen, ein paar Bier und dem hier berühmten Frozen Drink mit Rum landeten wir dann bei bester Live-Country-Musik im Sloppy Joe’s. Auf jeden Fall einer der besten Bars in den letzten 2 Wochen – und laut Reiseführer angeblich die Stammbar von Ernest Hemingway. Das erfuhr ich allerdings erst beim Schreiben dieser Zeilen 😊.
    Auf eine kleine kubanische Zigarre – die durfte bei dem Flair dann doch nicht fehlen – ließen wir den Abend auf einer Terrasse einer Sportsbar beim Top-NFL-Spiel dann ausklingen. Nach den ersten beiden Vierteln ging es dann aber doch um 22 Uhr müde zurück zu unserem RV. „Schnell“ noch die heutigen Erfahrungen zu Papier gebracht. Morgen wird dann Key West erkundet.
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