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  • Day 15

    Aquarium, Manatees und die Golfküste

    November 15, 2019 in the United States ⋅ ☁️ 19 °C

    Die Schreckensnacht für Chris ist endlich vorbei!!! Nach gut 3 Stunden hin und her wälzen und immer wieder mit Anti-Mückenjuckcreme einreiben, konnte er dann endlich einachlafen. Hinzu kam noch, dass der heftige Regen teilweise so laut auf dem Camperdach prasselte, dass an Schlafen nicht zu denken war – und für so ein Wetter fliegt man dann um die halbe Welt – grumel… ☹. Gut das wir heute ein wenig länger schlafen konnten und die Übermüdung dann doch nicht ganz so gravierend war.

    Der Sicherheitswecker wurde auf 9 Uhr gestellt – den ganzen Tag wollten wir ja dann trotz dem miesen Wetter nicht verschlafen.

    Nach dem Aufstehen wurde hier diesmal wirklich schnell geduscht und sich parat gemacht, sodass wir diesen Platz schnell wieder verlassen konnten. Just by the way, der Platz als solches war schon ziemlich gut als Campground und auch in dem Statepark soll es wunderschöne Trails und Kanumöglichkeiten geben. Nur die wirklich drückende dunkle Stimmung und das Wetter setzten zumindest einem von uns doch so sehr zu, dass der Charme des Platzes überhaupt nicht ankam und er eher abweisend wirkte…

    Da sich das Wetter leider heute – wie bereits angekündigt – auch nicht wirklich in Richtung schön und sonnig bewegte, entschieden wir uns dazu erstmal von Aktivitäten im Freien abzusehen. Und somit rückte das hier recht gut bekannte und von den Reiseführern sehr gelobte Florida Aquarium auf unsere To-Do-Liste.

    Angekommen wurden auch wir dann endlich mal Opfer der Touri-Abzocke. Unser RV passte leider nicht in die Parkgarage des Aquariums. Also fragten wir einfach mal einen freundlichen Platzeinweiser nach den Oversize-Parkplätzen. Auf gemurmeltem Englisch gab er uns zu verstehen, dass wir ihm folgen sollen. Er stieg in sein Auto und fuhr mit uns im Schlepptau eine halbe Meile vom Eingang des Aquariums weg. Dort stießen wir auf ein eingezäuntes Brachgelände – wo bereits noch ein Wohnmobil von Cruise America stand – zumindest waren wir nicht die einzigen Dummen 😊.
    Unser netter Einweiser shuttelte uns dann auch wieder zurück und später auch wieder zum Parkplatz – für schlanke 20 Dollar. Keine Ahnung, wieviel er sich davon in die eigene Tasche steckte – aber die eigentlichen Parkplätze fürs Aquarium sollten 6 Dollar kosten – mit dem Camper hatten wir allerdings mitten in Downtown auch nicht viele Alternativen.

    Innen angekommen wurden wir bereits von diversen Kindergruppen lauthals schreiend begrüßt, der Tag nach dieser Nacht konnte also kommen…
    Ob hier immer so viele Kindergarten- und Grundschulgruppen verkehren oder ob es einfach nur negatives Karma war kann durch die Autoren im Nachgang leider nicht verifiziert werden 😊

    Die anfängliche Angst, dass dieses Geschreie uns das ganze Aquarium über verfolgt, legte sich aber bereits nach nur einer knappen ¾ Stunde! Irgendwie war unsere Aufmerksamkeitsspanne für die einzelnen Bereiche dann doch höher als die der Kleinen und im weiteren Verlauf strömten dann auch keine neuen Gruppen mehr hinein.

    Als erstes gingen wir durch das sehr eindrucksvoll hergerichtete Tropenhaus, vorbei an diversen Schildkröten-, Fisch- und (natürlich!) Alligatorenaquarien. Die hier in diesem Bereich frei fliegenden Vögel machten sich scheinbar einen Spaß daraus, immer genau da aus ca. 10 Metern Höhe hinzusch*****, wo gerade die meiste fetten Leute standen, wir standen immer genau daneben und hatten Glück 😊😊😊

    Ein recht einsamer Seeotter zog quietschfidel seine Bahnen durch sein Becken und entzückte die vorbeigehenden Menschen mit seinen akrobatischen Einlagen. Der Rückwärtssalto mit halber Schraube gehörte zu seinen Lieblingstricks und wurde gleich mehrfach hintereinander vollzogen.

    Durch das Tropenhaus oder in unserem Fall eher den „Schreipalast“ hindurch wurde es dann tatsächlich sehr angenehm ruhig und entspannt. Die einzelnen kleineren Aquarien waren farbenfroh und mit viel Liebe zum Detail hergerichtet. Besonders eindrucksvoll war in dieser Runde das große Haibecken. Neben mehreren Sandtieger- und Ammenhaien zogen noch viele andere größere Meeresbewohnern ihre Bahnen. Riesige Wasserschildkröten, diverse Rochen und Muränen sowie ein paar Groumper seien hier nur beispielhaft erwähnt und komplementierten das Bild dieses großen Beckens!

    Entlang der kleinen Seepferdchenbecken kamen wir dann zu einem eher diskutablen Bereich des Aquariums: dem Streichelbecken für Rochen… Man kann jetzt geteilter Meinung sein über den Kontakt von Mensch und Tier. Aber zumindest so, wie sich dieses Becken gestaltet, war es aus unserer Sicht nicht in Ordnung. In einem winzigen Becken tummelten sich kleine Katzenhaie und diverse Rochenarten, welche keine Wahl hatten, als von zahlreichen lauten Kinderhänden begrapscht zu werden – wir können uns nicht vorstellen, dass das für die Tiere schön und stressfrei ist - aber immer mal wieder wurde ein Schild aufgestellt, dass das Streicheln für 15 Minuten pausieren muss.

    Naja, aber auch das gehört hier in diesem Land leider zum Kommerz dazu und mehr als Wegschauen bleibt einem wohl nicht übrig.

    Nach 2 ½ Stunden hatten wir dann alle Bereiche des Aquariums erkundet und verließen den - alleine von außen schon echt sehenswerten – Komplex wieder. So langsam wurde das Wetter ein wenig – sagen wir mal – konstanter. Der Regen hatte größtenteils aufgehört und zumindest die kurze Hose und der Pulli waren wieder eine Option. Also entschlossen wir uns dazu, den Rest des Tages nicht nur drinnen zu verbringen und planten dementsprechend unsere Route weiter. Über das W-Lan des Aquariums wurde dann noch kurz der heutige Campground gebucht – wir entschieden uns nochmal für den wunderschönen Fort-de-Soto-Park – wo scheinbar zu unserem Glück gerade wieder jemand storniert hatte. Unser alternatives Ziel mit den Manatees zu schwimmen weiter m Norden fiel dann im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser und wir entschieden uns in der Tampa Bay zu verweilen.

    So ganz wollten wir die Manatees dann aber auch nicht sein lassen und nach einer knappen Stunde Fahrt erreichten wir das Manatee Viewing Center im südlichen Bereich von Tampa – am Apollo Beach. Dieses öffnet seine Pforten jeweils zum 01.11. jeden Jahres für ein paar Monate und gibt dem Besucher die Möglichkeit die großen Tollpatsche der Meere, welche in einem kleinen Nebenarm der Tampabay den „Winter“ verbringen, zu beobachten. Die hier aufgebaute Aussichtsplattform um das Infocenter waren ausnahmsweise mal komplett kostenlos, was sich wiederum an der Hingabe der Verwalter wiederspiegelte, die dieses scheinbar nicht aus kommerziellen Gründen betreiben.

    Ein schön gestalteter Raum informierte sowohl die kleinen als auch die großen „Kinder“ über das aktuelle Leben, den Ursprung sowie die Gefährdung der knuffigen Tiere.

    Auf der Aussichtplattform hatten wir auch tatsächlich das Glück in den Genuss zu kommen und ein paar der überwinternden Tierchen, zumindest teilweise, zu sehen. Immer wieder lugte eine kleine Schnauze, eine Flosse oder Teile des massigen Rückens aus dem wetterbedingt doch recht unruhigen und trüben Wasser heraus.
    „Leider“ gab es hier auch wieder ein „Streichelbecken“ für kleine Sandrochen. Im Gegensatz zu dem im Aquarium handelte es sich hierbei allerdings um andere Arten, welchen es augenscheinlich gefiel mit den Menschen zu spielen. Denn hier war das Becken so groß und auch tief gestaltet, dass die Tiere selbst die Wahl hatten, ob sie nah genug an die Menschen rankommen wollten oder nicht. Das Becken war umsäht mit Aufsehern und diese achteten penibel genau drauf, dass man sich an die Vorschriften hielt die Tiere grundsätzlich ihre Ruhe zu lassen, wenn sie eben diese auch haben wollten.

    Natürlich wollten auch wir wissen, wie es so ist einen Rochen zu streicheln. Und auf Grund der Aufmachung und dem gesamten Erscheinungsbild besiegte hier dann unsere Neugierde das schlechte Gewissen und wir streckten auch mal die Hand ins Wasser 😊.

    Niclas, der alte Tierflüsterer, hatte natürlich direkt Glück und eines der süßen Tierchen hatte es auf seine Hand abgesehen. Direkt beim ersten Versuch kam ein ca. 0,5 Meter großer Rochen zu ihm geschwommen und gab ihm die Flosse. Bei Chris sah der erste Versuch ähnlich aus und auch er hatte den selben Erfolg. Leicht getrübt wurde sein Erlebnis lediglich dadurch, dass er durch die Freude an der Sache selbst vergaß seinen Ärmel hochzuziehen und somit, trotz des erfolgreichen Rochen-High-5s, mit nun einem klatschnassen Pulliarm rumlief 😊.

    Wirklich sehr davon begeistert was Menschen sich für Tiere ins Zeug legen ohne direkt was dafür zu bekommen, machten wir uns bei dem immer noch recht miesen aber immerhin weiter trockenen Wetter auf in Richtung Pier 60 nach Clearwater Beach, um hier mit etwas Glück noch einen schönen Sonnenuntergang genießen zu können. Vielleicht zieht es ja zumindest am Horizont ein wenig auf – die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zu Letzt.

    Leider war uns das Glück hier nicht so holt und die Wolken verzogen sich nicht. Jedoch war die beeindruckende Brandung und der peitschende Wind inklusive der damit verbundenen Wasserspritzer im Gesicht trotzdem die Fahrt und den Gang über den Pier wert! Ein paar schöne Fotos später verließen wir auch schon wieder den Pier, da der Wind auf Dauer dann doch recht unangenehm war.

    Nach noch einem kleinen Schlenker an der Promenade entlang kamen wir auch schon wieder beim Camper an und die Fahrt ging zurück in Richtung Fort de Soto, wo heute wieder unser Nachtlager sein sollte. Aus der Seitenscheibe heraus konnten wir dann noch sehen, wie ein paar Sonnenstrahlen – bislang vergeblich – sich versuchten den Weg durch die Wolkendecke zu bahnen.

    Im Statepark angekommen checkte Niclas kurz ein, Chris erkundigte sich zuhause ob alles im Lot war und dann hieß es wieder: schnell einparken und ein schönes Feuer machen 😊

    Nachdem wir in der letzten Nacht etwas Pech mit dem Regen hatten und Teile des Camperlageraums etwas nass wurden entschlossen wir uns kurzer Hand das neue sowie das alte (leicht feuchte) Holz gemeinsam zu verbrennen. Dies gab dann ein wirklich schönes und langhaltendes Feuer, welches Chris schon ein wenig melancholisch werden und in Erinnerungen an die alten Zeltlagerzeiten schwelgen ließ 😊.

    Die letzten Fleischreserven in Form von Würsten und einem kleinen Braten wurden dann drinnen schnell zubereitet, der Bericht geschrieben und ein wirklich sehr schöner Tag, trotz des Wetters, ging wieder vorbei.
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