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  • Day 41

    Landflucht nach Novi Sad

    August 17, 2019 in Serbia ⋅ ⛅ 24 °C

    Vor meiner Abfahrt aus Bač (Batsch ausgesprochen) luden mich die Gastgeber noch auf einen türkischen Kaffee ein. Das alte Paar ist seit 48 Jahren zusammen und sie, die Donauschwabin, feiert morgen ihren 71ten Geburtstag. Die Vorbereitungen waren mir aufgefallen, so kamen wir ins Gespräch. Wie die meisten jungen Leute, sind ihre zwei Söhne in die Großstadt Novi Sad gezogen. Auf dem Land bleiben die Alten zurück. Es gibt aber auch Junge in der Kleinstadt Bač. Eine fröhliche Hochzeit mit Livemusik und Stretchlimousine konnte ich beobachten.
    In einer größeren Nachbarstadt hat auch der Automobilriese Magna ein Werk, das viele aus der Bevölkerung angezogen hat.
    Auf Empfehlung schaue ich mir vor der Abfahrt noch die Festung Bač an, oder besser gesagt, die Ruine. Ich las die Tafel mit all den wechselnden Herren: Römer, Barbaren, Ungarn, Mongolen, Serben, Türken. Hier war viel los. Wenn ich da an die deutsche Burg Eltz denke, die seit 800 Jahren in der Hand einer Familie ist, wird die Unruhe in der Balkanregion deutlich. Ein Franziskanerkloster mit bedeutender Bibliothek und das erste Krankenhaus der Region, gab es auch in dieser dörflich wirkenden, ehemaligen Königsstadt.
    Der Weg nach Novi Sad führt über Palanka (Plankenburg). Hier finde ich ein leichtes Mittagessen mit Salat und Hühnerfilet. Die Stadt ist aufgeräumt und lebhaft. Außerhalb der Stadt- und Dorfzentren werden die Unterschiede zur reichen Mitte Europas deutlich. Bei jedem Ort gibt es ein paar Feldwege, wo der Müll abgeladen wird. Straßenhunde sieht man hier auch öfters. Einige habe ich auch schon überfahren am Straßenrand gesehen. Ich habe sowieso schon einen halben Zoo mit Reifenspuren darauf gesehen: Echsen, Schlangen, Fretchen, Fuchs, Reh, Vögel und mehr.
    Die Etappe führte erst über die üblichen Landstraßen zwischen Feldern parallel zur Donau und dann über eine Straße auf dem Damm. Hier sah ich auch mal wieder den Fluss, der hier schnell und weniger breit fließt. Vor Novi Sad wohnen die Wohlhabenden am Ufer. Villen, Tennisplätze und Yachtclubs ziehen an mir vorbei. Der ein oder andere Bau zerrt am guten Geschmack; eine zusammengeschusterte Rieddach-Villa fängt meinen Blick im Vorbeifahren.
    Nach etwas Suche finde ich mein Apartmentzimmer in Novisad. Die Türbeschriftung nebenan und die Innenausstattung werfen die Frage auf, ob das Gebäude mal ein Puff war. Das Zimmer ist aber ordentlich und günstig. Morgen schaue ich mir die Stadt an.
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