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  • Day 69

    Wakefield/Abel Tasman NP, 31.10-04.11.18

    November 4, 2018 in New Zealand ⋅ ⛅ 9 °C

    Auch die restlichen Woche habe ich auf dem Hopfenfeld gearbeitet (Halloween wurde hier schlichtweg übergangen, es wird hier anscheinend nur in größeren Städten gefeiert). Obwohl die Arbeit dort recht eintönig ist, ist es zum Einen eine tolle Gelegenheit von der Frühlingssonne gebräunt zu werden (wenn es mal nicht regnet) und zum Anderen ist es super interessant, sich mit den anderen Arbeitern zu unterhalten. Ich habe Einiges über Israel erfahren (beispielsweise, dass man zur Begrüßung dort "Shalom" sagt und dass es einen verpflichtenden mehrjährigen Militärdienst für Männer und Frauen gibt), über Texas (es ist leider nicht mehr nur der Wilde Westen und nicht jeder galoppiert dort im Westernsattel durch die Gegend) und über Urugay. Außerdem war es echt lustig, welche Klischees andere Kulturen gegenüber Deutschland haben: wir Deutsche sind grundsätzlich unfreundlich, Deutsch hört sich für Ausländer sehr agressiv an und anscheinend müssen alle Deutsche direkt mit 18 von Zuhause ausziehen. Insbesondere Ersteres musste ich natürlich richtig stellen.
    Gustavo (Gus) aus Urugay und ich waren die Einzigen, die dieses Wochenende nicht auf dem Hopfenfeld arbeiten wollten, deshalb haben wir beschlossen, am Samstag zusammen einen Ausflug in den nahegelegenen Abel Tasman Nationalpark zu machen.
    Der kleinste Nationalpark Neuseelands ist wunderschön - Traumstrände, interessante Felsformationen, tropenähnliche Pflanzen, viele Vogelarten und kleine Höhlen. Da wir nicht dem mehrtägigen Wanderpfad gefolgt sind, sondern an der Küste entlang gelaufen sind, sind wir kaum irgendwelchen Menschen begegnet, mussten dafür über ziemlich steile Klippen klettern und durchs Wasser waten. Sechs Stunden Wanderung waren da schnell um, auch weil wir uns stundenlang über die Unterschiede vom Leben in Urugay und Deutschland unterhalten haben. Man spricht dort übrigens Spanisch wie fast überall in Südamerika, wir haben uns deshalb in Englisch unterhalten und wenn wir mal ein Wort nicht zu übersetzen wussten, hat Zeichensprache ziemlich gut geholfen. Was mich am meisten überrascht hat, ist ein ziemlich gutes Schulsystem in Urugay - sechs Jahre Grundschule und sechs Jahre College sind verpflichtend und kostenlos, auch die Uni ist nahezu kostenlos und alle Studiengänge ohne NC, allerdings muss man in die Hauptstadt Montevideo ziehen, um studieren zu können. Trotzdem gibt es einen geringerer Lebenstandard als in Deutschland. Der Mindestlohn beträgt ca. 1/4 von dem deutschen, trotzdem sind die Preise von Lebensmitteln und anderen Gütetn nicht dementsprechend günstig. Insbesondere Autos können sich viele Menschen dort nicht leisten. Gus hat auch erzählt, dass er sein Studium mehrfach unterbrechen musste, um mehr arbeiten zu können, damit er sich Miete und Lebensmittel leisten konnte. Das ist neben den tollen Plätzen hier in Neuseeland etwas, was ich total cool finde - man trifft Menschen aus aller Welt und kann sich mit ihnen austauschen.
    Zudem hatte ich dieses Wochenende sturmfrei - alle anderen sind das ganze Wochenende verreist und haben mich mit den Pferden, Kühen und Hunden alleine gelassen. Die Hunde waren natürlich nicht begeistert, dass ich den ganzen Samstag weg war - sie haben mich stürmisch empfangen und wollten erstmal Gassi gehen, ich war aber nach der großen Wanderung nicht mehr so motiviert dazu. Also habe ich mir einfach ein Pferd geschnappt und bin mit den Hunden in den Wald geritten - damit waren alle glücklich. Als sich ein Hund nachts alleine gefühlt hat, durfte er sogar in meinem Bett schlafen.
    Heute habe ich dann mal meine Haushaltsaufgaben nachgeholt, die ich die ganze Woche vernachlässigt habe, um abends immer noch mit den Pferden zu arbeiten; habe das Auto geputzt, mit dem ich durch diverse Matschpfützen gefahren bin; habe Muffins gebacken, habe die Nachbarn besucht und habe der Nachbarstochter geholfen, ihrem Pferd ebenfalls Tricks beizubringen, nachdem sie gesehen hatte, dass ich mit den Tieren hier gerne Tricktraining mache, bevor abends alle anderen wieder gekommen sind.
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