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  • Day 1

    Lautoka, 24.02.2019

    February 24, 2019 in Fiji ⋅ 🌙 26 °C

    Bula Fiji! Bula bedeutet so viel wie Hallo oder Willkommen und genau so wurde ich von allen Seiten begrüßt, als ich nach meinem dreistündigen Flug von Auckland aus in Nadi auf der größten (Viti Levu) der über dreihundert Fidschi-Inseln gelandet bin. Die wunderschöne Aussicht vom Flugzeug auf Neuseeland konnte meine Vorfreude auf meine weitere Reise kaum trüben, vor allem weil ich in zweieinhalb Wochen wieder zurück sein werde in dem tollen Land sein werde.
    Stattdessen wurde ich erstmal von der Hitze (zwar etwa genauso heiß wie in Neuseeland, aber viel schwüler) erschlagen, zudem von der Freundlichkeit der Menschen dort. Ohne Probleme bin ich durch die Passkontrolle und den Sicherheitscheck gekommen, habe mein Geld gewechselt und habe dann nach meinem Bus zu einer fidschianischen Familie Ausschau gehalten. Sofort wurde ich von einer Frau angesprochen, wo ich denn hin möchte und ob ich Hilfe benötige. Sie hat mir dann direkt einen Arbeitskollegen von sich organisiert, der mit mir auf den Bus gewartet, mir den Koffer hineingetragen und mich auf der Busfahrt begeleitet hat.
    Nach einer etwa dreißig-minütigen Busfahrt bin ich dann in Lautoka angekommen, der Stadt, in der mich die Familie abholen wollte. Viel Zeit darüber nachzudenken, wie ich nun die Familie finden werde, hatte ich nicht, denn kaum war ich ausgestiegen, kam schon eine strahlende Frau auf mich zu und meinte: "Du musst Luisa sein, ich habe dich sofort erkannt, denn du bist das einzige weiße Mädchen hier." Tatsächlich sind die Menschen auf Fidschi eher dunkelhäutig und die Stadt scheinte touristisch nicht so sehr besiedelt zu sein. Auch mit meiner Jeans und meinem T-Shirt bin ich sehr aufgefallen, ich habe bisher nur Frauen in Stoffkleidern und Männern in T-Shirt und Shorts oder Wickelröcke entdeckt. Übrigens wird hier Fischi gesprochen, das in etwa China-ähnlichen Schriftzeichen geschrieben wird, die meisten Menschen sprechen aber auch gutes Englisch.
    Mit einem Taxi sind wir den restlichen Weg in das kleine Dorf Tukuvici gefahren. Anscheinend fahren Sonntags keine Busse hier her, auf jeden Fall sind uns einige weitere Taxis auf dem Weg begegnet.
    Kaum war ich ausgestiegen, wurde sofort ein Junge beauftragt, mir den Koffer ins Haus zu tragen. Dort erwartete mich schon eine (angekündigte) Überraschung: eine Geburtstagsfeier für zwei der Kinder. In dem sehr einfach gebauten und spärlich bemöbelten Haus standen in einem großen Raum massenhaft Teller mit verschiedenen Speisen, die ich teilweise nicht indentifizieren konnte, auf einem langen Tuch auf dem Boden. Rings herum saßen etwa 25 Menschen und haben mich erwartungsvoll angeschaut. Sofort wurde ich mit Bula begrüßt und eingeladen mich zu den Anderen auf den Boden zu setzen. Die Frau, die mich vom Bus abgeholt hat - Imeri -, hat mich beraten, was ich denn als Vegetarier essen könnte, was gar nicht so einfach war. Trotzdem hat sie sich rührend um mich gekümmert, hat mir Massen von Essen auf den Teller geschaufelt, ist dann neben mir sitzen geblieben und hat mir sofort Nachschub aufgetan, sobald ich etwas aufgegessen hatt ("Hier in Fidschi essen wir viel, sag nicht 'danke', sondern 'mehr'."). Sie hat erst angefangen zu essen, als ich fertig war. Komplett gesättigt wurden mir zwei Becher Saft mitsamt zwei riesiger Stücke Geburtstagskuchen hingestellt, von denen ich nur noch eins geschafft habe. Daraufhin kam direkt der nächste Teller mit eingelegten Bananen. Es war zwar superlecker, aber viel zu viel - verhungern werde ich hier definitiv nicht.
    Etwas fremd in der Kultur habe ich mich dennoch gefühlt. Ich war die Einzige, die mit Gabel gegessen hat, alle Anderen haben sich eine Art Brotkartoffel genommen, diese mit den Fingern zermanscht, damit die anderen Speisen aufgewischt und sich so in den Mund gesteckt.
    Nach dem Essen wurde ich gleich gefagt, ob ich müde bin und schlafen gehen möchte. Erst habe ich abgelehnt, nach dem zweiten Mal habe ich dann schließlich zugestimmt und habe mich in mein Zimmer zurückgezogen. Anfangs dachte ich, sie wären vielleicht froh, mich eine Weile loszuhaben, um sich nicht um mich kümmern zu müssen, später habe ich jedoch herausgefunden, dass anscheinend alle sich nach dem Essen eine Weile hinlegen.
    Irgendwann wurde es mir jedoch zu langweilig in meinem Zimmer, zumal der Strom ausgefallen war, sodass ich mich auf eine Dorferkundungstour machen wollte. Mir wurde direkt Begleitung von Tia angeboten, einem verwandten Nachbarjungen.
    Ich hatte eine kurze Rundtour durch das Dorf erwartet, habe allerdings eine richtig ausführliche Erkundungstour bekommen. Er hat mir nicht nur ein bisschen das Dorf gezeigt, das aus sehr einfachen, schäbigen Hütten gesteht - ich habe mich um etwa hundert Jahre in die Vergangenheit versetzt gefühlt -, vor denen überall Menschen auf dem Boden saßen. Anscheinend kennt hier jeder jeden, überall sind wir auf einen kurzen Plausch eingeladen worden. Außerdem wurden mir die heimischen Pflanzen gezeigt - Bananenstauden und Anananspflanzen am Straßenrand, Kokosnuss-, Mango und Brotfruchtbäume überall, man kann die Früchte teilweise direkt vom Baum pflücken. Außerdem durfte ich meine erste Guave probieren. Mitsamt einem weiterem Cousin haben wir noch einige weitere Verwandte besucht und wurden überall herzlich empfangen. Mir wurde sogar das Nationalgetränk "Kava" angeboten, das aus Samen hergestellt wird und sehr bitter schmeckt. Anscheinend beinhaltet es Betäubungswirkstoffe, zumindest wurde meine Zunge total taub. Normalerweise trinkt man das wohl, bis sich der ganze Körper taub anfühlt und man tiefenentspannt wird, ich habe jedoch nur einen kleinen Schluck probiert. Zurück angekommen, wurde mir sofort ein Tee angeboten und Abendessen aufgetischt - schon wieder Massen von Essen, bei dem ich brav Nachschub gegessen habe.
    Was ich heute gelernt habe, ist auf jeden Fall, dass die Menschen hier extrem freundlich sind ("unser Brauch ist Teilen und Geben"), einen sehr entspannten Lebenstil führen ("wenn wir keine Lust auf Arbeiten haben, dann gehen wir eben nicht zur Arbeit"/"am Liebsten verbringen wir den Tag im Schatten unter einem Baum, wenn es so heiß ist") und eine komplett andere Kultur haben, die mich selbst nach mehreren Aufenthalten auf Farmen und in verschiedenen Familien sehr überrascht hat. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf diese Woche mit der Familie hier!
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