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  • Day 6

    Brisbane, 13. - 15.05.2019

    May 18, 2019 in Australia ⋅ ⛅ 20 °C

    Meine ersten beiden Tage in Australien? Ziemlich aufregend, aber definitiv anders als erwartet.
    Den ersten Eindruck von dem Kontinent habe ich vom Flugzeug aus bekommen: Es war schon dunkel, als ich am Montagabend die Ostküste Australiens erreicht habe, die Millionenstadt Brisbane strahlte mir jedoch mit tausenden hellen Lichtern entgegen. Hier wollte mich Jill, eine gute Freundin Kims aus Neuseeland, die ich dort während meiner Au Pair-Zeit kennengelernt habe und die mich damals zu sich nach Australien eingeladen hatte, abholen.
    Bevor ich sie jedoch treffen konnte, musste ich mich erstmal durch das australische Sicherheitssystem am Flughafen kämpfen. Dieses war zu meinem Erstaunen noch viel strenger als das neuseeländische. Hier wartete nicht nur ein ein Polizeihund zur Schnüffelkontrolle auf mich, sondern auch eine äußerst intensive Durchsuchung meines gesamten Gepäcks (sogar in jedes kleine Fach meines Geldbeutels wurde geschaut und ich wurde ausgefragt, was ich zum Mittagessen in meiner nun leeren Vesperdose hatte) mitsamt gründlichster Reinigung meiner Wander- und Reitschuhe, die ich eigentlich am Morgen extra noch geputzt hatte.
    Eine Stunde später konnte ich endlich den Flughafen verlassen. Die strahlende und winkende Jill holte mich ab und brachte mich zu einer kleinen Farm nur wenige Minuten außerhalb der Stadt, wo sie sich ein kleines Häuschen gemietet hatte. Die Fahrt dorthin fande ich total aufregend. Es gab nicht nur breite mehrspurige beleuchtete Highways, sondern auch Schilder mit Koalas und Kanguroos am Straßenrand!
    Auf der Farm, die am Ende der Stadt am Rande eines Nationalparks liegt, wohnen neben ein paar Hunden und Pferden ebenso Maree und Phil, die supernetten Eigentümer des Grundstücks. Jill hatte mir in ihrem Häuschen schon ein Zimmer hergerichtet, in das ich mich für die nächsten drei Wochen eingerichtet habe.
    Jill ist wohl die pferdeverrückteste Frau, die man sich vorstellen kann. So hatte sie mich am nächsten Morgen auch erstmal mit den fünf Pferden auf der Farm bekannt gemacht. Direkt neben den Koppeln hüpften zu meiner Begeisterung überall Kakadoos und Papageien in den Bäumen herum, die mit lautem Gezwitscher die Famhunde beschimpften, die in der Nähe lauerten.
    Da wir ein etwas Zeit hatten, hat Jill beschlossen mir ein wenig Natural Horsemanship beizubringen. Das Pferd, das sie dazu ausgewählt hatte - Woody -, war zwar schon eine ganze Weile nicht mehr geritten worden, hat aber dennoch gut mitgearbeitet, sodass Jill mich zum Schluss noch einige Runden auf ihm herumführen wollte.
    Ich saß nur einige Sekunden auf Woody, als dieser plötzlich explodierte, er stieg und buckelte - einer der Hunde hatte versucht, ihm in die Gelenke zu beißen.
    Nach ein paar Sekunden, in denen ich mich erstaunlicherweise auf dem Pferd halten konnte, rief Jill, dass ich abspringen sollte. Ich tat wie geheißen, landete sogar auf meinen Füßen und bin sofort außer Reichweite der Hufe gelaufen. Etwas durchgeschüttelt, aber erleichtert, dass nichts passiert war, stand ich nun am Rande des Paddocks, bis ich plötzlich einen stechenden Schmerz in meinem rechten Ringfinger verspürte. Als ich ihn anschaute, stöhnte ich entsetzt auf: Mein Finger war um etwa 45° verdreht, ich musste beim Abspringen am Sattel hängen geblieben sein und ihn gebrochen haben.
    So verbrachten wir die zwei darauffolgenden Tage weitgehend im Krankenhaus. Mein Finger war nicht nur aus dem Gelenk herausgesprungen, sondern auch doppelt gebrochen, sodass er operiert werden musste. Damit nicht genug hatte ich größte Probleme mich überhaupt behandeln lassen zu können, da australische Krankenhäuser anscheinend keinen deutschen Versicherungen trauen.
    So hatte ich anstatt Koalas und Kanguroos meine erste Operation und habe nun eine dicke Gipsbandage um meine Hand. Glücklicherweise haben Jill und die Nachbarn mich sehr lieb unterstützt, mich zu Arztterminen durch die halbe Stadt (Brisbane ist riesig!) gefahren und mich bekocht. Auch wenn das alles ziemlich dumm gelaufen ist und ich nun leider erstmal nicht mehr reiten kann, werde ich mir daran die Laune nicht verderben lassen und das Beste daraus machen!
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