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  • Day 203

    Sauerstoffmasken am Lake Taupo

    February 28, 2020 in New Zealand ⋅ ⛅ 23 °C

    Von Picton ging es mit der Fähre also zurück auf die Nordinsel. Die Fährfahrt mal bei Tageslicht zu machen ist doch empfehlenswert, bei schönstem Sonnenschein tuckerten wir durch die sogenannten Marlborough Sounds aufs kurze Stück offenes Meer zwischen den beiden Inseln. Die Cookstraight führte uns zurück nach Wellington. Hier blieben wir aber nicht, sondern fuhren direkt weiter gen Norden. Immerhin hatten wir uns einen recht strikten Zeitplan auferlegt. Wir wollten im schlechtesten Falle 2 Wochen haben um unsern Strobo zu verkaufen. Damit war gesetzt das wir am Sonntag den 01. März auf der Car Fair in Auckland stehen sollten. Immerhin hatten wir Strobo dort gefunden und es ist der erste Anlaufpunkt für willige Käufer.
    Bis dahin waren es aber zwei Tage Fahrzeit. Wir schliefen an einem kleinen idyliischen Reservat mit tausend verrückten Vogelgeräuschen und waren uns fast sicher zwischendurch auch Dinosaurier hören zu können - oder waren es Drachen?
    Die gesamte Strecke ohne eine Highlight einzubauen konnten wir natürlich nicht eingehen. Selten sind verrückte Outdoor Abenteuer so easy zu buchen wie in Neuseeland und eins wollten wir definitv noch machen: AUS EINEM FLUGZEUG SPRINGEN. Der Lake Taupo hatte sich zu unserem Lieblingssee gemausert, also sollte es auch hier passieren. Wir buchten nicht 9.000 Fuß, nicht 12 und auch nicht 16 sondern direkt meisterliche 18.500 Fuß! Bei einer solchen Höhe soll der Moment des freien Falles eben ein besonders langer sein. Mo war bereits vor vielen Jahren in Australien Tandem gesprungen aber für Maren war es das erste Mal. Bei "Taupo Tandem Skydiving" wurden wir gewogen, zwecks Risiken aufgeklärt und kurz vor dem Sprung gut eingekleidet. In diesen Momenten, noch auf dem Boden der Tatsachen, hielt sich meine Aufregung noch in Grenzen aber als die Maschine kam und wir mit weiteren Springern einstiegen, ging es langsam los. Richtig verrückt wurde es allerdings als das erste mal die Klappe aufging und der Wind hereinfegte. Die anderen Springer sprangen mit Jodeln einfach so zu dieser Tür heraus! Seid ihr verrückt? Dort sitzen bleibend sah das einfach so surreal aus und mein Kopf wollte das nicht so ganz verstehen. Mo und ich blieben mit unseren erfahrenen TandemSpringerPartnern sitzen und die Tür schloss sich wieder...es ging weiter nach oben und umso höher es wurde umso enger wurde die Luft. Um dem vorzusorgen haben wir doch tatsächlich Sauerstoffmasken aufgesetzt bekommen.... tief ein und wieder ausatmen hieß die Anweisung... SAUERSTOFFMASKEN! Ich konnte es nicht ganz fassen und es fühlte sich noch ein wenig verrückter an. Mo und ich waren zu diesem Zeitpunkt übrigens die einzigen mit unserem Tandempartnern. Auf meinem Mund machte sich langsam aber sicher ein unnatürlich fast krampfhaftes Grinsen breit. Als der Pilot ein lustiges Hupen von sich gab war es soweit. Mein Partner zuckelte hinter mir sitzend an meinem Kleidung mit meinen Gurten rum, setzte mir so nen komischen Hut auf und eine Brille. Mo und sein Partner glitten langsam zur bereits offen stehenden Tür herüber und dann ...ein letzter Blick zu mir auf die Bank und weg waren sie. Mir ging der Puls und ich bemerkte die sehr kalte heftig strömenden Luftzug der Tür näher kommen. Dann baummelten meine Füße in der Tür sitzend in der Luft. Aus Reflex versuchte ich runter zu schauen da lag mein Springer seinen Hand auf meine Stirn, zog meinen Kopf zurück und stieß uns aus dieser Tür. Mein Inneres versammelte sich innerhalb einer Sekunde in meiner Mitte. Die ersten Sekunden war ich wie erstarrt bis mein Tandem mir das Zeichen gab die Hände von meinem Schultergurten zu lösen. Dann flog ich....abwärts...schnell! Ich spürte die Kälte aber weniger Druck als ich vermutet hatte. Ich wagte die erste Blicke in die Weite und wir drehten uns leicht um uns selber. Ich schaute in die Weite, began leichte Bewegungen mit meine Armen zu machen und atmente das erste mal tief durch. Da fühlte ich bereits den leichten Zug aufwärts- der Moment der Fallschirmöffnung. Gefühlt ging es noch einen Zug aufwärts bis ich einen gleichbleiben Zug in den Gurten spürte und auf einmal war es auch wieder deultich leiser. Ian begann mit mir zu sprechen und auch ich brachte die erste Wörter heraus. Was eine seelige Ruhe! Wir segelten hoch über den See Taupo in leichten Kreisen abwärts. Sobald Ian ( mein Tandempartner) eine etwas stärkere Kurve einschlug war es wie das Gefühl in einer Achterbahn. Und dann sah ich bereits den Flughafen, sollte meine Beine anziehen und wir landeten sanft auf unseren Hintern auf der rund angelegente Landefläche. Wow was ein Gefühl wieder mit zwei Beinen auf der Erde zu stehen. Das war also diese Erdanziehung! Mein ganzer Körper fühlte sich deutlich schwerer an und die erstern Schritte waren etwas beschwerlicher als sonst. Ich merkte mein Herz schlagen und mein erster Gedanke war: Das will ich nochmal machen! Mo war bereits vor mir heile angekommen und wir lagen uns sehr glücklich in den Armen.
    Die nächsten zwei Stunden verbrachten wir am See, denn ich war noch nicht ganz bereit die nächste Fahr-Etappe anzutreten. Ich hatten noch eine Stunde danach ein innerliches Hochgefühl welches schwer zu beschreiben ist. Das Adrenalin schien nur langsam zu weichen und mein ganzer Körper war noch sensibel gegenüber meiner Umwelt. Erst nach dem Sprung ins Wasser und nach einem ordentlichen Mittagsessen war ich wieder auf normal Null. Eine Wahnsinns-Erfahrung, die ich wirklich nicht missen möchte. Ich bin Mo so dankbar dass er uns dort hingebracht hat und werde das wohl nie vergessen! Zumindest nicht bis zum nächsten Sprung! ;)

    Am selben Tag noch die gesamte Strecke nach Auckland zu fahren hat dann auch nicht mehr geklappt. Stattdessen fanden wir am Waahi See einen beschauliches Plätzchen ganz für uns allein. Uns wurde langsam klar, dass die Wege mit Strobo sich ab jetzt bekannt vorkommen würde. Der Roadtrip war so gut wieder vorüber, etwas Neues würden wir ab jetzt wohl nicht mehr entdecken. Wir nahmen uns also einen letzten Abend Zeit unser Camper-Leben voll und ganz zu genießen. In Auckland wartete eine große Aufgabe auf uns.... ohne Verlust verkaufen und langsam einen Plan machen wohin es überhaupt bald gehen sollte...

    Leider war das Video vom Sprung selber zu teuer...aber dennoch https://gopro.com/v/WyNG1z2vNyLRZ
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