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  • Day 230

    La ultima semana

    March 26, 2020 in Nicaragua ⋅ ☀️ 33 °C

    100 Leute haben wir gefragt, nennen Sie uns, wie sich die Corona-Krise in Nicaragua entwickelt?!?

    Ungefähr so lief unsere letzte Woche ab. Permamente Beschäftigung mit dem Virus, permanente Verfolgung dieses Keims auf der ganzen Welt, vor allem aber in dieser kleinen Welt hier in Nicaragua.
    Permanentes Bangen, wie sich die Lage hier verschärft, wie sich die Stimmung ändert und was passiert. Permanentes Twitter- und Email-Checken, ob und wann das auswärtige Amt einen Evakuierungsflieger nach Nicaragua schickt. Das Fortssetzen unserer Reise war ja lange schon abgehakt, aber die Frage, wie lange wir im Land verbleiben werden, doch noch ungelöst.

    Gelöst hat sich das ganze dann doch recht lustig, wenns auch traurig ist:
    Am Sonntag, großer Ausflugstag in Nicaragua, vor allem auch der letzte, schwatzten uns zwei ältere, bayrische Herren in "unserer" Bar an. Aus small talk wurde real talk - der eine stellte sich als Uli vor und der andere als ein Mitarbeiter der dt Botschaft in Managua. Man sagte uns, dass die Planung der Abholflüge in vollem Gange sei und dass es wohl in einer Woche soweit sein würde. Dass es noch drei Wochen dauern würde, sei eher unwahrscheinlich. Der nette Herr von der Botschaft erklärte auch, dass man die Situation sehr ernst nehme und jedem tunlichst empfehle, in dieses Flugzeug zu steigen.
    Weg waren die beiden, aber am Montag kam der nächste Landsleute-Newsletter - shit got real really fast!
    Und by the way: Dieser Mitarbeiter der Botschaft war der Botschafter selbst.

    Und damit waren wir wieder bei den Fragen und den vielen unsicheren Variablen in dieser Rechnung.
    Warum von einer wunderschönen, verlassenen, quasi isolierten Strandbucht ins Epizentrum des Covid19-Virus flüchten?
    Warum Strand und Wellen und Luft gegen Quarantäne in einer Wohnung im deutschen Schmuddelwetter tauschen?
    Von 6 Monate purem Outdoor-Leben direkt ins abgeschlossene IndooorLeben?

    Weil es für uns eben so schwer zu greifen ist wie für euch und auch wir recht leidenschaftlich darüber diskutiert haben, hier die Infos auf deren Basis wir 1000 Euro pro Person bezahlen und am Donnerstag nach Frankfurt fliegen:

    - Nica ist eines der ärmeren Länder der Erde, völlig isoliert und diktatorisch regiert von einem pseudo-sozialistischem Präsidentenpaar namens Ortega.
    - Das Land kam nach 18 Monaten Protesten gegen eben jene beiden Herrschaften vorerst scheinbar zur Ruhe. Die gewaltsame Niederschlagung der Proteste und massenhafte Inhaftierung hat die Protestbewegung gebremst aber nicht gestoppt. Dafür liegt die Wirtschaft brach. Alles lebt vom Markt in den Mund.
    - Die Regierung rief die Bevölkerung an den letzten beiden Samstagen zu Demonstrationen der Liebe auf, außerdem müssen die Kinder weiter zur Schule und Uni-Studenten werden für 2 Jahre exmatrikuliert, wenn sie den Kursen fernbleiben
    - Dafür macht jeder, der klar denken kann, seinen Laden zu, kauft Reis,, Bohnen, Zigaretten und was man halt so braucht.
    - Janio, unser Gastgeber, hat das ähnlich gemacht. Auf Komission auch dieses Essen an seine Mitarbeiter samt Familien weitergegeben. Aber er muss halt trotzdem noch zweimal die woche nach Managua und hat nach einmonatelanger Abstinenz auch wieder zu trinken angefangen ;)
    - der internationale Flugverkehr liegt brach, egal wen du fragst, keiner weiß, wann man hier realistisch wieder wegkommen kann, vor allem wenn es die USA jetzt auch so hart erwischt wie es zu erwarten ist...

    Wenn ihr jetzt also schon soweit gelesen habt, dann kommen wir langsam zur Pointe:

    Also selbst wenn es keine Revolution gibt, selbst wenn unser Gastgeber, Chef und heimlicher Präsident vom Virus verschont bleibt, als auch seine Mitarbeiter und er uns weiter Nahrung zur Verfügung stellt, selbst wenn die Staatsbediensteten weiter ihren Sold kriegen und somit die Wasser- und Elektrizitätsversorgung (und Internet) aufrecht erhalten wird... kämen wir hier wahrscheinlich sehr lange nicht weg.

    Und in dieser Rechnung ist noch keiner von uns krank, verletzt oder sonst wie immobil.

    Ich weiß, der Text ist lang, aber wir hatten auch tagelang keinen Spass das zu entscheiden, da musstet ihr jetzt durch.

    Wir haben uns also entschieden, diese Pandemie nicht in Nica, sondern in Deutschland weiter zu begleiten. Im wahrscheinlich sichersten Land der Erde, mit dem wohl besten Gesundheitssystem, welches auch noch unser Zuhause ist.
    Wir haben akzeptiert, dass dieser Virus unsere Reise und auch das Urlaubsfeeling abrupt gestoppt hat. Und auch wenn wir beiden nicht nach Hause wollen und uns gar nicht vorstellen können, wie so ein Leben in der deutschen Isolation für uns funktionieren soll:

    Es wird passieren. Wir werden in diesen überteuerten Scheisfllieger steigen. Aber erst am Donnerstag! und nicht am Samstag.
    Unser heißer Draht in die deutsche Botschaft über unseren V-Mann Uli hat uns nämlich zumindest den späteren Flug beschert.
    Und so machen wir jetzt also noch ne knappe Woche Urlaub. Soweit möglich vor Corona, vor allem aber vor der Isolation in Deutschland und einer ziemlich unwirklichen Realität!

    Dass Mos Surfbrett von einem Local überfahren und zugerichtet wurde, konnte da noch gar nicht erwähnt werden!
    Aber morgen ist es zurück, vllt ja zusammen mit dem Urlaubsfeeling....

    Foto Credits gehen übrigens an die liebe Nessy: https://instagram.com/nesssquikkk?igshid=zs3sp2…
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